Als die Welt etwas mehr in Ordnung war als jetzt

John Townsends Anlagemeinungen – Mitte Juni 2016

Darauf gibt es keine Antwort. Darauf wird es keine Antwort geben. Darauf hat es noch nie eine Antwort gegeben. Das ist die Antwort. Gertrude Stein, amerikanische Schriftstellerin 1874–1946

Die Panik, die die Aktienmärkte Ende 2015 ergriff, erreichte ihren Tiefpunkt am 11. Februar 2016. Keiner nahm Notiz davon, weil auf den Märkten die Angst noch immer so greifbar war, dass sie sowieso noch gelähmt waren. Die Panik entbehrte jeder Logik – es gab einfach eine Reihe scheinbar außergewöhnlicher Ereignisse, die ihren Teil dazu beitrugen, wie der niedrige Ölpreis (der eigentlich positiv zu sehen war), Chinas abflauende Wirtschaft, Terroranschläge, die EU-Flüchtlingskrise, die Unruhen in der Ukraine, die Tatsache, dass sich in Syrien plötzlich de facto Sunniten und Shiiten bekriegen und die sinkenden Beschäftigungszahlen in den USA. Der MSCI in Euro fiel um 12 %, der DAX um ungefähr 16 %. Die Griesgrame, die früher vielleicht geraten haben, dass die Märkte einbrechen werden, gelten jetzt als Profi-Propheten. Ich bin nicht der Meinung, dass die Märkte sich im Abschwung befinden, sondern dass sie empfindlich auf Schwankungen reagieren, insbesondere weil den niedriger werdenden Preisen keine wirkliche Logik zugrunde lag. Sie waren fast ausschließlich das Ergebnis von Emotionen und Angst. Außerdem darf man die nationalen Konjunkturen nicht mit Aktienmärkten und gut verwalteten Fonds durcheinanderbringen. Ein guter Fondsmanager findet auch bei einer etwas prekären Konjunkturlage gute Möglichkeiten.

China ließ seine Währung, den Renminbi Yuan (RMBY), letztes Jahr floaten. Zur gleichen Zeit verursachte die Entscheidung des chinesischen Zentralkommittees, die chinesische Wirtschaft von einer Wirtschaft, die von Investitionen in die Infrastruktur lebt, in eine Wirtschaft, deren Motor die Verbrauchernachfrage ist, zu ändern, unweigerlich eine Veränderung der Wirtschaftswachstumsrate. Aber da die chinesischen Wachstumszahlen sowieso zum Großteil künstlich waren, hätte der Effekt minimal sein und darauf hoffen lassen sollen, dass die Welt außerhalb Chinas eines Tages endlich mal echte Zahlen zu sehen bekommt. Es steht außer Frage, dass die chinesische Wirtschaft noch immer sehr groß ist und weiter wächst. Die Nachfrage nach Verbrauchsgütern aus dem In- wie auch Ausland steigt. Ein schwächerer RMBY verteuert außerdem Importe, was das Wachstum von inländischen Zulieferern begünstigt.

Europa taumelt von einer Krise in die nächste. Die Möglichkeit, dass Großbritannien die Europäische Union verlässt (der sogenannte Brexit) hat für Unruhe gesorgt – und tut es noch. Wieder sind es die Experten und Meinungsforscher, die die größte Freude daran haben, Vorhersagen bezüglich des Brexit zu machen. Manche dafür, manche dagegen. Die britische Regierung, deren herrschende konservative Partei tief gespalten ist, trägt nicht gerade zu einer Verbesserung der Situation bei. Die in der Opposition befindliche Labour-Partei ist zwar theoretisch für einen Verbleib in der europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, aber unter ihrer neuen und unfähigen Führung (Vorgabe einer konstanten Linie? Fehlanzeige!) orientierungslos. Buchmacher und Wettbüros sind (mit knapper Mehrheit) dafür, dass Großbritannien in der EU bleibt, aber am 23. Juni, dem Tag der Entscheidung, werden die Expertenmeinungen der Realität angepasst werden müssen. Es sind die älteren Generationen, die von ihren Sesseln aus den Brexit verlangen; die jüngere Generation ist viel pro-europäischer eingestellt und wird von Großbritanniens Verbleib in der EU am meisten profitieren, aber viele junge Menschen sind entweder noch nicht stimmberechtigt oder gehen aus unbekannten Gründen nicht zur Wahl. In der Zwischenzeit werden die Investmentmärkte weiterhin schwanken, aber nach der Wahl werden die Märkte sowohl im Vereinigten Königreich wie auch in einem stabileren Europa Möglichkeiten für Investments bieten.

Die EZB-Maßnahmen haben dazu geführt, dass Zinssätze und Erträge aus Anleihen in noch nie dagewesene Tiefen gestürzt sind. Deutsche Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit sind jetzt sehr begehrt, trotz der Tatsache, dass die Erträge gerade stetig im negativen Bereich liegen. Argumentiert wird damit, dass die Käufer der Anleihen sowieso nicht erwarten, die Anleihen bis zur Fälligkeit zu behalten, sondern nur einen sicheren Hafen brauchen, bis die allgegenwärtige Unsicherheit obsiegt. Anleihenfondsmanager nehmen jetzt höhere Risiken in Kauf, um höhere Erträge zu erzielen, arbeiten aber immer noch innerhalb des Investment-Grade-Bereichs BBB. Durch Investitionen in Unternehmensanleihen, von denen viele in jedem Fall höher bewertet sind als so manche europäische Regierung, und die Auswahl verschiedener Fälligkeiten innerhalb ihrer Portfolios können die Fondsmanager die Stabilität ihrer Erträge absichern.

In den USA hat die US-Notenbank begonnen, ihre Zinssätze zu heben. Zunächst war das nur eine symbolische Geste, lediglich eine signalisierte Absicht, und es kommt sicher noch mehr. Europa ist unweigerlich ein bisschen hinten dran im Vergleich zu den USA, indem es weiterhin sein Aufkaufprogramm von Investment-Grade-Anleihen von europäischen Banken ausweitet. Es scheint, dass hauptsächlich die Banken (und folglich die Regierungen) der schwächeren Länder in Südeuropa von den Liquiditätsmaßnahmen der EZB profitieren. Die nordeuropäischen Banken, auch wenn es ab und zu Ausbrecher gibt, brauchen diesen Stimulus nicht, noch brauchen ihn die nordeuropäischen Regierungen.

Die unheimlich niedrigen Zinssätze haben einige Anleger dazu ermutigt, in Häuser zu investieren, nicht als eigenen Wohnraum, sondern um sie als Geldanlage zu vermieten. Aber Vorsicht! Selbst Häuser in vernünftigem Zustand außerhalb der größten Städte können nicht – beim besten Willen nicht – einen Ertrag erbringen, der vergleichbar ist mit Erträgen auf den Märkten, selbst wenn sie wie bei den zehnjährigen Regierungsanleihen negativ sind. Man muss die Kosten für den Erwerb berücksichtigen (ca. 10 % des Einkaufspreises), die Tatsache, dass die Preise in den nächsten zehn Jahren wahrscheinlich nicht bemerkenswert steigen werden, die Tatsache, dass alle Gebäude auf Kosten des jeweiligen Eigentümers in Stand gehalten werden müssen, und auch, dass es unweigerlich Zeiten geben wird, in denen die Immobilie leer steht. Diese Faktoren schmälern die Erträge aus vermieteten Immobilien so sehr, dass ein sorgfältig ausgeglichenes Fondsportfolio einen viel höheren Ertrag bringt.

Wieder einmal wird rege über Gold diskutiert. Der Marktzusammenbruch der vergangenen Jahre hat zu neuer Disziplin geführt, wodurch unprofitable Minen und auch Minenunternehmen geschlossen wurden sowie weniger schlecht durchdachte Investitionen in neue Minen stattfinden. Eine gewisse, aber kleine Menge physischen Goldes – in veräußerbarer Form – könnte man als Absicherung gegen Katastrophen in Betracht ziehen, solange es irgendwo aufbewahrt wird, wo es einerseits vor Diebstahl sicher ist, aber andererseits Investoren darauf zugreifen können, wenn es zu einer echten Krise kommt. Banken als Aufbewahrungsort sind nicht ideal, weil anzunehmen ist, dass sie gut verschlossen sind, wenn es wirklich zur Katastrophe kommt.

Anleger sollten in erster Linie auf ein breitgefächertes Portfolio achten. Es gibt viele Fondsmanager, die geschickt vernünftige Aktienanlagen auftun, aber diese Investments sollten mit gut verwalteten Anleihefonds ausgeglichen werden. Anleger sollten außerdem Mixed-Strategy-Fonds in Erwägung ziehen, die die Aktien- und Anleihemärkte sowie Absolute-Return-Fonds umfassen, wo der Ertrag nicht notwendigerweise mit den Marktbewegungen zusammenhängt.

Seit die Märkte so schwanken, sind viele neue Fonds und Strategien aus dem Boden geschossen. Diese neuen Produkte sind nicht alle so gut durchdacht, dass sie es wert sind, in Erwägung gezogen zu werden – und viele werden nicht überleben. Wenn man Fonds für ein gut diversifiziertes Portfolio auswählt, sollte man sich daher nur von Fondsmanagern beraten lassen, die nachweisen können, dass sie seit mindestens drei Jahren erfolgreich Risiken managen, und zwar auch in schlechten Marktzeiten.

Es wird viel Wind um die bei einem Fonds anfallenden Kosten gemacht (die Gesamtkostenquote (Total Expense Ratio) oder TER) und der Tatsache, dass Fondsmanager die Frechheit besitzen könnten, sich selbst zu viel zu bezahlen, manchmal einschließlich Erfolgshonoraren. Das ist Unsinn. Fonds sollten ausschließlich auf Grundlage der Netto-Erträge für Investoren ausgewählt werden, über eine längere Zeit im Vergleich zu den Konkurrenten und der Fähigkeit des Managers mit Risiken umzugehen. Ein erfolgreicher Fondsmanager hat sich seinen Anteil redlich verdient, solange der Investor Nutzen aus dessen Arbeit zieht. Fonds, die in Bezug auf Ertrag und Risiko aus dem oberen Fünftel ihrer Wettbewerbergruppe herausfallen, sollten sowieso nicht als Investment ausgewählt werden, und falls sie Teil des Portfolios sind, sollte man über deren Austausch nachdenken.

Für Matz-Townsend Finanzplanung steht John Townsend Kunden bei der Planung ihrer Investmentportfolios beratend zur Seite.
Er ist ein Fellow (FCSI) des Chartered Institute of Securities and Investment in London.
(Townsend@insure-invest.de)

Aus dem Englischen von Magdalena Mandl

Die chinesische Grippe kann ansteckend sein

Hört auf, China die Schuld zu geben; wir haben es den Chinesen schließlich vorgemacht. – Tom Galey, Professor der Wirtschaftswissenschaften

Die chinesische Grippe kann ansteckend sein

An den Aktienmärkten spielt oft die Marktstimmung eine genauso große Rolle wie die Logik. Die Stimmung dort in den letzten Tagen war panisch – oder zumindest nahe daran. Das hat kaum oder gar nichts mit Griechenland oder der bevorstehenden Zinssatzerhöhung der US-Notenbank zu tun, sondern es ist eher so, dass die chinesische Regierung Emotionen ausgelöst hat, die vollkommen unerwartet und unbeabsichtigt waren.

Die chinesische Zentralbank hat – ermutigt durch den internationalen Währungsfonds und somit der US-Regierung – begonnen, die chinesische Währung, den Renmimbi Yuan bzw. RMBY frei floaten zu lassen. Das bedeutete unweigerlich, dass der RMBY-Wert zunächst gegenüber anderen internationalen Währungen fiel; das Ergebnis ist eine große Angst unter den Anlegern. Die Chinesen möchten, dass der RMBY eine Reservewährung wird, wie der US-Dollar, der Schweizer Franken und (teilweise) der Euro. Dieses Streben hat meiner Meinung nach mehr mit Prestige als Logik zu tun.

Gleichzeitig verzeichneten die Aktien, die auf den chinesischen Inlandsaktienmärkten in Shanghai und Shenzhen gehandelt werden (die „A“-Aktien), große Kurseinbrüche. Inländische chinesische Investoren – die einzigen, die in diese Aktien investieren durften – hatten Aktien häufig mit Margins gekauft, bei denen der Restbetrag des Kaufpreises als Darlehen aufgenommen wurde. In einem aufsteigenden Markt kann das positiv sein, bei absteigenden Märkten dagegen verheerend. Die chinesische Zentralbank ist dazu übergegangen, die extravagante Verleihpraxis an ihre Inlandskunden zu verringern, war allerdings jetzt gezwungen die Zinssätze zu senken als Zeichen dafür, dass sie die Binnenwirtschaft unterstützt. Außerdem diente diese Aktion dazu, die Neuigkeit zu verbreiten, dass die chinesische Wirtschaft 2015 vermutlich „nur“ um ca. 6 % wachsen wird.

Auch so reduziertes Wachstum würde unter anderen Umständen als gut empfunden werden; aber der wackelige Markt, den die Veränderungen innerhalb Chinas nicht im Geringsten verstehen, hat kalte Füße bekommen.

Infolgedessen hat der internationale chinesische Aktienmarkt (die „H“-Aktien), deren Aktien in Hongkong gehandelt werden, Verluste erlitten, allzu oft durch panische Investoren aus Übersee, die den Unterschied zwischen den beiden Märkten nicht verstehen.

China entwickelt sich bewusst von einer Wirtschaft, die durch Investitionen in die Infrastruktur angetrieben wird, in eine Wirtschaft, deren Motor die Verbrauchernachfrage ist. Das ist nachvollziehbar und richtig, aber die Veränderung an sich wird, bevor sie abgeschlossen ist, zu einem anderen Wachstumsmuster der Wirtschaft führen.

Die Belastungen, die von China ausgehen, haben auch die internationalen Aktienmärkte beeinträchtigt. Es besteht die Angst, dass die Exporteure aus dem Westen und aus den aufsteigenden Märkten, die große Vertriebe in China aufgebaut haben, leiden werden, wie auch deren Zulieferer. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass die Realität mittel- oder langfristig gesehen genau gegenteilig aussieht, weil chinesische Verbraucher noch mehr Gelegenheit bekommen werden, selbst zu wählen, welche internationalen oder inländischen Waren sie kaufen. Das gilt im Großen und Ganzen auch für Energie, industrielle Produkte und Agrarrohstoffe. Im Klartext heißt das, dass die Chinesen weiterhin Importe tätigen werden müssen.

Außerdem ist es so, dass die Zinssätze in den meisten westlichen Ländern fast auf Null gefallen sind. Das ist für diejenigen, die sich Geld leihen, wunderbar und sie werden so viel billiges Geld leihen wie nur möglich; doch vergessen sie dabei, dass solch hohe Schulden schwer zurückzuzahlen sind, wenn die Zinssätze wieder steigen.

Die US-Notenbank hat verlauten lassen, dass sie die Zinssätze im September 2015 wieder ein klein wenig anheben will – unter dem Vorbehalt, dass es keine zu Verzögerungen führenden Katastrophen gibt. Das Augenmerk lag zunächst auf den US-amerikanischen Arbeitsmärkten, aber diese scheinen stabil genug zu sein. Die Frage ist nun, ob die Unruhe in den internationalen Aktienmärkten eine Verzögerung zur Folge haben könnte. Der Erfahrung nach nicht, aber das Ruder befindet sich in neuer Hand.

Die Aufmerksamkeit gilt nicht länger Griechenland, was schade ist, weil dort noch nichts geregelt ist und noch viel schiefgehen kann. Die Tsipras-Regierung hat abgedankt und zu Neuwahlen aufgerufen in dem Versuch, mehr Unterstützung im griechischen Parlament zu bekommen. Dreißig Parlamentsmitglieder des linken Flügels verließen prompt die Partei, um ihre eigene separate Bewegung zu bilden. Wozu das schlussendlich führt, steht in den Sternen. Ich bin noch immer der Meinung, dass Griechenland versuchen wird, eine Reduzierung seiner schrecklich hohen Schulden zu erreichen, indem es den Euro aufgibt und eine Reduzierung der Schulden fordert (durch einen Schuldenschnitt von 50 % oder mehr). Das ist reine Spekulation, aber ein anderer Ausweg ist schwer vorstellbar.

Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um in die großen Aktienmärkte zu investieren, während die Kurse so künstlich niedrig gehalten werden. Vielleicht widerstrebt einem diese Aktion, sie ist aber nicht zwangsläufig über Gebühr riskant.

Die vergangene Leistung ist keine Garantie für zukünftige Profitabilität.

Für Matz-Townsend Finanzplanung steht John Townsend Kunden bei der Planung ihrer Investmentportfolios beratend zur Seite. Er ist ein Fellow (FCSI) des Chartered Institute of Securities and Investment in London (Townsend@insure-invest.de).

Aus dem Englischen von Magdalena Mandl

Die Griechische Tragödie (Teil eins)

Die griechische Tragödie scheint sich allmählich zuzuspitzen. Das Wort „Tragödie“ an sich hat verschiedene Quellen; Aristoteles zum Beispiel war der Meinung, dass es aus einer alten griechischen Hymne stammt, die zu Ehren des Weingottes Dionysos gesungen wurde, in der mit dem Lied der Ziegen Bezug auf den Chor der Satyrn genommen wird. Jane Ellen Harrison dagegen meinte, der Begriff stamme aus der Ode zur Vergärung von Gerste (oder Dinkel) in der Bierherstellung und wurde erst kürzlich im Zuge der Luxussanierung Griechenlands auf die Weinproduktion abgeändert. Wie auch immer, die Bedeutung scheint auf das, was sich in Athen abspielt, zu passen.

Gleichzeitig sehen wir ungeschickte Verhandlungsversuche, nämlich Politik ganz nach Manier der Mafia oder von Kindern nach dem Motto „Wenn du mir dein Geld nicht gibst, ist alles Schlimme, das ab jetzt passiert, deine Schuld!“. Das kann doch wohl nicht wahr sein!

Ich denke, dass wir – endlich – zur richtigen Entscheidung kommen – und zwar einer, die schon lange überfällig ist. Griechenland sollte die Eurozone verlassen, in die es von Anfang an nicht hineingehört hat. Das wird für das griechische Volk natürlich schwierig sein. Es hat eine unerfahrene politische Partei gewählt, die versprach, dass sie es von den Problemen, die aus der Inkompetenz der früheren Regierung und der Korruption entstanden, befreien würde. Trotz der Spieltheorie von Herr Varoufakis und dem Gepolter von Herr Tsipras konnte die neu gewählte Regierung nicht halten, was sie versprochen hatte, und hat die Lage nur weiter verschlimmert.

Dieses Wochenende soll das griechische Volk gefragt werden, ob es das europäische Angebot annehmen möchte, wobei die aktuelle Regierung sich klar für ein „Nein“ ausspricht. Tatsächlich wird der Ausgang des Referendums höchstwahrscheinlich zeigen, ob das griechische Volk innerhalb der Währungsunion bleiben möchte oder nicht. Man muss annehmen (oder hoffen), dass eine Entscheidung für Europa gleichzeitig die Abdankung der gegenwärtigen Regierung bedeutet. Eine negative Entscheidung hingegen wird keinen Platz für erneute Verhandlungen lassen; sie wird einfach den Ausstieg Griechenlands aus der Währungsunion zur Folge haben.

Die wohlhabenderen Griechen sind bereits ausgewandert und haben ihr Geld außer Landes geschafft; nur die Mittel- und Arbeiterschicht (soweit die Menschen überhaupt Arbeit haben) werden die volle Wucht der Steuererhöhungen und Kürzungen zu spüren bekommen.

Investmentmärkte mögen keine Unsicherheit. Wenn es also ungewöhnliche Veränderungen gibt, wird schnell und manchmal im großen Stil verkauft, wenn die unerfahrenen 16-jährigen Händler (oder vielleicht die computergenerierten Handelsprogramme) ihre Anlagepositionen dezimieren. Die Märkte außerhalb von Athen werden rasch zu alter Form zurückkehren; Teil der Varoufakis-Spieltheorie war wohl, dass solch eine Schwankung europäische Regierungen einschüchtern würde. Jetzt ist jedoch der richtige Zeitpunkt, mehr Investitionen in Aktien vorzunehmen. Es ist bereits eine Flucht von Anlegern hin zu Regierungsanleihen – besonders deutschen – zu beobachten. Vom Standpunkt der Qualität ist dieser Fluchtversuch vielleicht verständlich. Allerdings bringen Regierungsanleihen keine Rendite, ganz im Gegenteil: Ihre Erträge rutschen wahrscheinlich sehr bald in den negativen Bereich ab.

Die Zukunft für kurz-, mittel- und langfristige Anlagen liegt in Aktien. Die europäischen Märkte – außerhalb von Griechenland – verfügen über einige herausragende, profitable Unternehmen, die Aktionäre mit attraktiven Renditen belohnen. Auch in den Vereinigten Staaten von Amerika gibt es Wachstum, wenn auch nicht ganz so stark wie in Europa. Anleger, die Unternehmen selbst analysieren können, können das natürlich tun, der Rest von uns muss sich auf die Fähigkeiten der vielen, sehr effizienten Fondsmanager und ihre Unternehmen verlassen.

Empfehlungen:
1. Lassen Sie sich von der griechischen Regierung nicht verunsichern! Andere Märkte sind stark und sollten schnell zu alter Form zurückfinden.
2. Jetzt ist es an der Zeit, in Aktien zu investieren, besonders in Europa und (mit größerer Vorsicht) in den USA.
3. Meiden Sie die Märkte mit festverzinslichen Anleihen; sie werden genauso schnell verkauft, wie sie gestiegen sind. Bedenken Sie, dass eine 10-jährige deutsche Regierungsanleihe pro 1 % Ertragsanstieg 7 % ihres Kurswerts verliert.

Die vergangene Performance ist keine Garantie für zukünftige Profitabilität.
John Townsend steht Kunden von Matz-Townsend Finanzplanung bei der Investment-Portfolio-Planung beratend zur Seite.

Er ist Fellow des Chartered Institute for Securities and Investment in London.

(Townsend@insure-invest.de)


April – 2015

April – 2015

Natürlich sollte von allen Religionen das Christentum am allermeisten für Toleranz begeistern, aber bislang haben sich die Christen als die intolerantesten Menschen überhaupt erwiesen. – Voltaire

Im Jahr 2015 ist schon einiges von Bedeutung passiert. Die führenden Aktienmärkte konnten im ersten Quartal 2015 eine Wertsteigerung verzeichnen, mit der man in der Vergangenheit auf ein ganzes Jahr gesehen zufrieden gewesen wäre. Dafür gibt es viele reale, aber auch eingebildete Gründe.

Erstens die Tatsache, dass die Aktienmärkte 2014 schwächer als erwartet (oder notwendig) waren, bedeutete, dass einiges aufzuholen war. Das Pendel war zu weit ausgeschlagen und ist jetzt auf seinem Weg zurück. Die Frage ist nun: Wie weit geht es noch, bevor der aktuelle Schwung aufgebraucht ist und das Pendel zurückschwingt?

Zweitens sind die großen Zentralbanken der Situation bisher mit der Reduzierung offizieller Zinssätze auf Null oder nahezu Null begegnet. Die USA – die US-Notenbank jetzt mit neuem Management – hat beschlossen, dass die Zeit der Unterstützung vorbei ist, und hat nun das Ende der niedrigen Zinsraten angekündigt. Europa hat – und das ist nicht wirklich eine Überraschung – erst jetzt mit Anleihekäufen auf den Märkten begonnen, weil die Entscheidung sich aufgrund von Detailstreitigkeiten (wie wir das von den Europäern gewohnt sind) verzögert hat. Die rasche aber anhaltende Steigerung des US-Dollar-Werts gegenüber dem Euro ist plötzlich zu Ende. Daher ist es alles andere als ratsam, innerhalb eines Portfolios mit Währungswerten zu spekulieren. „Worldfirst“, ein britisches Unternehmen, das mit Devisen handelt, veröffentlichte eine interessante Statistik, die besagt, dass der Betrag, den der Apple-Konzern im letzten Quartal 2014 aufgrund von Währungswertfestsetzungen verloren hat, den Gesamtwert von Google überstieg.

Drittens gab es – zumindest vorübergehend – kein Inflationsrisiko; das führte bei den Investoren zu einer gewissen Bequemlichkeit. Aber nun kommt das Risiko in Form von zu viel Liquidität zurück, die vom Markt nicht ausgeschöpft wird.

Viertens hat sich der Rohölpreis seit Beginn des Jahres halbiert. Das kommt den Energiekonsumenten unter den Ländern zugute, aber für die kleineren Energieproduzenten ist das ein Schlag ins Gesicht.

Noch ein interessanter Punkt (Quelle: von der Fondsgesellschaft M&G veröffentlichte Zahlen) ist, dass die Verbraucher bei der Analyse der europäischen Inflationszahlen die Inflation über die letzten 10 Jahre rational so einschätzen, dass sie – nach ihrem Gefühl – höher war als die offiziellen Zahlen annehmen lassen. Preise von notwendigen Käufen, wie Lebensmitteln, Elektrizität, Transport und Wasser, sind in dieser Zeit stark gestiegen, während die Preise von nicht überlebensnotwendigen Dingen wie Handys, Haushaltsgeräten und Fernsehgeräten gefallen sind. Daraus folgt, dass die offizielle Reduzierung der Inflationsraten und Energiekosten möglicherweise nicht der Wachstumsmotor ist, auf den die Presse wartet.

Russland, oder das neue Machtzentrum im Sowjet-Stil in Moskau, reagiert auf niedrige Ölpreise weniger empfindlich als die Presse andeutet, auch wenn das Bargeld, das aus Öl- und Gaspreisen ins Land fließt, nun extrem abgenommen hat. Abgesehen davon hat Russland nur sehr wenige unabhängige Unternehmen und die Risiken des russischen Marktes sind – meiner Meinung nach – unannehmbar hoch. Die Energiepreise werden aller Wahrscheinlichkeit nicht mehr lange so niedrig bleiben, obwohl unklar ist, wo sie sich einpendeln werden. Vielleicht hat es auch sein Gutes, dass sich die Ölreserven der Briten in der Nordsee dem Ende zuneigen.

Noch heute zeigt die derzeitige russische Flotte in der Bucht von Sevastopol auf der Krim Anzeichen des Zerfalls. Die Schiffe stammen aus der Sowjet-Zeit und viele wären in jeder anderen Marine reif für den Schrotthaufen. Aber der Schein kann täuschen. Die Flotte, ihre Basis und die dazugehörige ausgedehnte militärische Infrastruktur sind für das Militär des russischen Präsidenten Vladimier Putin und die geopolitischen Bestrebungen essenziell und daher mit die Hauptgründe dafür, dass der Kreml sich die Krim unter den Nagel gerissen hat.

Außerdem wird die Flotte bald mit Schiffen im Wert von Milliarden von Dollar neu bestückt. Der IHS-Verlag „Jane’s Navy International“ berichtet, dass die Lieferung von sechs neuen U-Booten und sechs neuen Fregatten in naher Zukunft geplant ist. Russland scheint sie sich leisten zu können.

Nun zum letzten Punkt. Die griechischen Wahlen haben eine linksgerichtete Partei ins Spiel gebracht, die mit dem Versprechen warb, das Rettungspaket neu zu verhandeln. Dieses hat in den letzten zwei Jahren dem Land enorme Unannehmlichkeiten bereitet. Es ist keine Seltenheit, dass nach der Machtergreifung einer Partei die Parteiversprechen in Vergessenheit geraten. Ich gehe davon aus, dass die griechischen Forderungen verwässert werden, bevor der Rest von Europa das Land zurück zur Drachme und in die wirtschaftliche Isolation schickt.

In der Tat wäre solch eine Isolation vielleicht nicht so schlecht, wenn nicht die Angst kursieren würde, dass Italien und Spanien plötzlich ebenfalls ihre wirtschaftliche Position innerhalb der Eurozone neu verhandeln wollen. Außerdem ist Griechenland wirtschaftlich recht unbedeutend und die Aufregung der Presse gibt ihm mehr Gewicht als es in Wahrheit verdient.

Was bedeutet das für Anleger? Niedrige oder negative Zinsraten und Inflation bedeuten, dass Investitionen in Anleihen oder die Verwahrung von Geld in der Form von Einlagen negative Erträge zur Folge hat. Es gibt keine vernünftige Alternative zur Anlage in Aktien; dies allerdings nur mit Fondsmanagern, die sich über mehrere Jahre bewährt haben. Die Geldflut, die in die Anlagemärkte fließt, hat unweigerlich zu vielen betrügerischen Machenschaften geführt. Anleger sollten sich nicht von Werbeanzeigen mit Stars täuschen lassen, die – scheinbar – einzig und allein dazu gut sind, ihre Gage von PR-Agenturen einzustreichen.

Für diejenigen, deren Nerven für Aktien allein nicht stark genug sind, gibt es viele Mischfonds, die unterteilt werden können in defensiv, ausgewogen und dynamisch. Ich betone noch einmal, dass einige dieser Fonds über viele Jahre von denselben fähigen Managern verwaltet wurden und in einem gut diversifizierten und ausgeglichenen Portfolio durchaus eine Überlegung wert sind.

Keine Angst vor den Märkten! Sie bieten gerade jetzt Möglichkeiten, die zehn Jahre lang nicht da waren. Nun gilt es, diese Möglichkeiten am Schopf zu packen.

Schlussfolgerungen:

1. Der Anstieg der Aktienmarktpreise ist wahrscheinlich noch nicht vorüber und es gibt für diejenigen, die vor diesen Märkten nicht zurückschrecken, noch immer profitable Möglichkeiten.

2. Währungsbewegungen, ob gegenüber dem US-Dollar oder jeglicher anderer bedeutender (oder unbedeutender) Währung, machen solch ein Spiel gefährlich. Sollte ein Anleger es nicht explizit darauf abgesehen haben, in solchen Märkten zu spekulieren, sollte um solche Investitionen ein Bogen gemacht werden.

3. Investieren Sie immer mithilfe einer bunten Gruppe aus Fondsmanagern, von denen jeder seine eigenen, bewährten Strategien hat. Anleger sollten sichergehen, dass sich ihre Berater der Risiken bewusst sind, die sie vorschlagen einzugehen, und dass sie bestrebt sind, diese bestmöglich zu einzudämmen.

Die vergangene Performance ist keine Garantie für zukünftige Profitabilität.
John Townsend steht Kunden von Matz-Townsend Finanzplanung bei der Investment-Portfolio-Planung beratend zur Seite.

Er ist Fellow des Chartered Institute for Securities and Investment in London.

(Townsend@insure-invest.de)

Aus dem Englischen von Magdalena Adam

Anlagemeinungen- Oktober 2013

John Townsend’s Anlagemeinungen – Oktober 2013

Der Grund, warum es uns solches Vergnügen bereitet, andere Leute zu enträtseln, ist der, daß dadurch die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit von dem unsrigen abgelenkt wird. – Oscar Wilde 1854-1900, britischer Dramatiker und Dichter

Letzten Monat sorgte die Tatsache, dass die amerikanische NSA elektronische Kommunikation anderer Länder untereinander aufzeichnet, für viel Aufregung. Selbst diejenigen, die sich selbst zu den Freunden der Amerikaner zählen, blieben davon nicht verschont.

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass diese Beschwerden nichts als Heuchelei sind. Jedes Land muss wissen, was die Staatsoberhäupter – und somit Entscheider – anderer Länder denken. Früher wurden solche Informationen mithilfe von Gesprächen gesammelt, die Diplomaten mit Einzelpersonen innerhalb der Regierung und Branche oder mit ihren Pendants innerhalb der ausländischen Abteilungen führten. Die Budgetkürzungen, die die CIA unter Clinton hinnehmen musste, führten zu einer Verschiebung des Schwerpunkts bei der Informationsbeschaffung hin zur elektronischen Informationsbeschaffung und weg von Human Intelligence („HUMINT“), die Gewinnung von geheimen Informationen mit menschlichen Quellen), was folglich die Interpretation der gesammelten Informationen erschwerte. Die elektronische Datensammlung, einmal begonnen, wurde raffinierter und weitläufiger, so dass sich heute jeder Spitzenpolitiker und erfolgreiche Unternehmer genau überlegen muss, wie er kommuniziert. Sehr problematisch ist, ob die Wissenschaftler, die diese elektronischen Abhörsysteme entwickeln und einsetzen, ihrerseits in irgendeiner Form überwacht werden.

Man mag vorsichtig sein, wenn es darum geht, von den Russen oder den Chinesen abgehört zu werden, aber wenige Menschen geben zu, Bedenken hinsichtlich der Informationssammlung seitens Amerika in den Bereichen Militär, Politik, Wirtschaft oder Industrie zu haben, besonders da die Briten und Franzosen so bewandert darin sind, genau dasselbe zu tun. Das elfte Gebot „Du sollst dich nicht erwischen lassen“ kommt einem in den Sinn. Die meisten europäischen Länder, und auch diejenigen außerhalb Europas, sammeln Informationen über ihre Verbündeten und Konkurrenten und sehr häufig teilen sie diese miteinander, entweder innerhalb ihrer jeweiligen Branche oder möglicherweise sogar mit Nord- und Südamerika.

In der Eurozone erholt sich die Wirtschaft nur qualvoll langsam und schwankend, besonders in den südlichen Ländern. In Deutschland schreitet die Wirtschaft von einer starken Entwicklung zur nächsten und es ist offensichtlich, dass die Polarisierung innerhalb Europas immer schlechter zu verbergen ist. Niedrige Zinssätze und ein schwacher Euro helfen dem deutschen Exportgeschäft außerhalb der Eurozone, sogar wenn die Exporte in die konjunkturschwachen Mittelmeerländer zurückgehen sollten.

Die Europäische Kommission prognostiziert nach zwei Jahren des Rückgangs in Europa für 2014 Wachstum. Aber die Zahlen sind schwach. Bedenken Sie, dass diese Prognose für Europa als Ganzes gilt. Das deutsche Wachstum wird stärker sein als der Durchschnitt, aber das bedeutet gleichzeitig, dass andere Länder unweigerlich darunter fallen werden.

Es gibt auch ein paar trübe Prognosen für den Arbeitsmarkt, und zwar dass die durchschnittliche Arbeitslosenquote 2014 ungefähr auf dem gleichen Stand sein wird wie jetzt (ca. 12 %). Diese Arbeitslosenvorhersagen – sollten sie sich als wahr erweisen (und das ist reine Spekulation) – zeigen in ein paar Krisenländern etwas Verbesserung, besonders Griechenland, Irland und Spanien. Allerdings werden die Arbeitslosenzahlen hoch bleiben und es gibt wenig oder gar keine positiven Prognosen im Hinblick auf Italien oder Frankreich.

In China wird die Kommunistische Partei Mitte November ihr drittes Plenum des 18. Zentralkomitees abhalten. Dritte Plenen zogen in der Vergangenheit immer große politische Veränderungen nach sich. In diesem Fall ist es wahrscheinlich, dass die chinesische Führung weitreichende Reformen vorschlagen wird, die auf dem „Plan 383“ basieren, der vor einiger Zeit von der Regierung verbreitet wurde und eine Reform der chinesischen Wirtschaft bis 2020 vorsieht. In einem kürzlichen „Data Flash“ gab die Deutsche Bank an, dass China seine Investmentbeschränkungen für private Anleger in Schlüsselbranchen lockern wird. China wird sich außerdem noch offener zeigen, indem es ausländischen Anlegern Zugang zu den meisten Dienstleistungsbranchen gewährt. Zusätzlich werden die staatlichen Unternehmen und Gemeinden direkten Zugriff auf die Aktien- und Anleihemärkte haben. Die Wirtschaft hat bereits begonnen, sich von einer Wirtschaft, die durch Investitionen in die Infrastruktur angetrieben wird, zu einer Wirtschaft, die von der Verbrauchernachfrage angetrieben wird, zu wandeln. Die Zukunftsaussichten dafür sind trotz der momentanen Schwäche viel besser – und das Zentralkomitee wird diese Entwicklung wohl unterstützen. Auf der anderen Seite ist es wahrscheinlich, dass viel mehr Privatbanken auf den Zug aufspringen werden, um die Gunst der Stunde zu nutzen. Corporate Governance hat in China noch nicht das Niveau erreicht, das man in anderen Ländern erhoffen oder erwarten würde, und diese Banken könnten leicht zu einer großen Verlustquelle werden. Daher sollte man sie tunlichst meiden.

In den Vereinigten Staaten von Amerika führen die Profit-Kundgebungen vieler großer Unternehmen zu positiven Überraschungen für Investoren. Folglich sind die Aktienpreise auf dem Markt insgesamt stark angestiegen. Aber nicht jedes Unternehmen kann mit höheren Gewinnen aufwarten; tatsächlich bleiben ein paar vollends auf der Strecke. Daher ist es weise, mit erfahrenen Fondsmanagern, die auf die Unterstützung kompetenter Forschungsabteilungen zählen können, zusammenzuarbeiten, um in die Unternehmen zu investieren, die das größte Gewinnpotenzial haben.

Der US-Aktienmarkt ist in den vergangenen 4 Jahren deutlich gewachsen, weshalb manche Kommentatoren zu bedenken geben, dass das Ende der Fahnenstange bald erreicht sein muss. In Wirklichkeit gibt es auf dem Markt durchaus noch Wachstumspotenzial, da die Profitabilität und das Wachstum von Unternehmen, kombiniert mit stark reduziertem Verschuldungsgrad und Inventar, zu höheren Aktienpreisen führt.

Viele konservative Investoren, sowohl institutionelle als auch private, sind der Meinung, dass ihr Geld als Einlage bei ihren Banken sicher ist. In Wirklichkeit aber schmelzen ihre Investitionen, da die Erlöse aus Regierungsschulden unter den Inflationssatz fallen. Die Frage ist nun, was, wenn keine Regierungsanleihen? Auf dem Markt mit festverzinslichen Papieren haben Unternehmensschulden von Unternehmen mit hohen Kreditratings so an Beliebtheit gewonnen, dass ihre Erträge ganz nah an das Niveau ihrer eigenen Regierungen herankommen. Hoch eingestufte Schwellenländer-Anleihen, obwohl keine Schulden in Lokalwährung, bringen höhere Erträge, gleichwohl es dort ein immerwährendes Kredit- und tatsächlich Marktrisiko gibt, wo es sich für Investoren schwierig gestalten könnte, die Wertpapiere bei umgekehrten Marktbedingungen zu verkaufen. Die besten Erträge erzielt man noch immer mit qualitativ guten Unternehmensaktien, während Gold, Kunst und Immobilien zu spekulativ, momentan sehr teuer und möglicherweise illiquide sind.

Sich wandelnde Märkte erfordern einen Wandel der traditionellen Denkweise und Investmentphilosophie. Die Investmententscheidungen, die getroffen werden, wenn man sich für eine Investition in Unternehmensaktien entscheidet, sind im Prinzip dieselben, wie wenn man in die Unternehmensschulden der gleichen Firma investiert. Allerdings sind die Erträge höher und ein Fondsmanager, der sein Handwerk versteht, kann die Erträge maximieren und gleichzeitig das Risiko minimieren.

Die Zeiten ändern sich, und damit auch die Methoden. Strategien, die früher funktionierten, führen jetzt möglicherweise zu Verlusten und das wird sich auch in den kommenden Jahren nicht ändern.

Die vergangene Performance ist keine Garantie für zukünftige Profitabilität.
John Townsend steht Kunden von Matz-Townsend Finanzplanung bei der Investment-Portfolio-Planung beratend zur Seite.
Er ist Fellow des Chartered Institute for Securities and Investment in London.
(Townsend@insure-invest.de)
Aus dem Englischen von Magdalena Adam

Investment-Ansichten September 2013

Oh je! Gibt‘s auch eine Welt außerhalb von Washington D.C.?

Mit dem Ausgleichen des Haushalts verhält es sich genauso wie mit dem In-den-Himmel-Kommen. Jeder möchte es, aber keiner möchte tun, was dafür nötig ist. – Phil Gramm, Wirtschaftswissenschaftler und Politiker, als Vorsitzender des US-amerikanischen Senate Banking Committee in einem Fernsehinterview 1990

Die 20 führenden Wirtschaftsmächte der Welt und ein paar Vertreter anderer Länder versammelten sich vor ungefähr einer Woche in St. Petersburg zum alljährlichen G20-Treffen.

G20-Treffen sind gewöhnlich relativ nutzlose Zusammenkünfte, bei denen eine Partei versucht, in irgendeiner Form etwas ratifiziert zu bekommen, während die anderen Mitglieder scheinbar damit zufrieden sind, miteinander zu plaudern. Das beherrschende Thema in St. Petersburg war die Situation in Syrien. Wie groß der Druck auf Öl- und Goldpreise wird, hängt davon ab, wie aggressiv die USA, Russland und China über die Möglichkeit einer Intervention sprechen.

In den USA wird die Regierung ihre Schuldengrenze erreichen und am 1. Oktober beginnen, alle nicht unbedingt erforderlichen staatlichen Einrichtungen zu schließen. Die republikanische Partei, die mit ihrer heftigen Ablehnung gegenüber Präsident Obama nicht hinter dem Berg hält, versucht, die demokratische Regierung zu erpressen, indem sie ein 12-monatiges Moratorium für die im Rahmen der Gesundheitsreform geplanten Ausgaben für arme US-Bürger fordert. Diese Ausgaben waren 2010 beschlossen worden und sind Teil von Obamas Wahlversprechen. Die Auswirkungen auf die US-amerikanischen Aktienmärkte werden wahrscheinlich verschwindend gering sein, da US-Unternehmen noch immer hohe Gewinne erzielen und die Aktienpreise derjenigen, die abhängig vom Profit Dividenden ausschütten, weiter steigen werden. Sie stellen also eine durchweg seriöse Investionsmöglichkeit dar. In der Zwischenzeit wird der aktuelle Kongress bis zur nächsten Zwischenwahl lediglich weiter seine Unfähigkeit zur Schau stellen. Alles hängt davon ab, wie lange der Zwangsurlaub der US-Beamten anhält.

Die Republikaner im Kongress haben aus der Haushaltskrise Ende 2012 nichts gelernt und ihre fanatische Bereitwilligkeit, die Vereinigten Staaten von der Fiskalklippe stürzen zu sehen, kann man nicht anders als suizidal beschreiben. Es ist wirklich nicht verwunderlich, dass die Republikaner bei kürzlichen Gallup-Meinungsumfragen weniger als 10 % Zustimmung erhalten haben. Das ist weniger als die potenzielle Zustimmung für ein kommunistisches Regime an der Spitze der USA, ja liegt sogar unterhalb der Popularitätswerte für ekelhafte Insekten wie Kopfläuse und Kakerlaken.

Ihre Einwände gegen die politische Linie haben nichts mit dem Wohl des Landes zu tun, sondern vielmehr damit, dass alle Vorschläge aus Prinzip abgelehnt werden. Die Tea-Party-Fraktion der Republikaner machte nach außen noch nie wirklich den Eindruck, dass sie eine Erfolgsstrategie hat. Es gibt beunruhigende Anzeichen dafür, dass die Fiskalklippe, also die vom Kongress für die US-Regierung festgesetzte Schuldengrenze, spätestens Ende Oktober oder Anfang November schlimme Folgen haben wird.

Das angedrohte Tapering, sprich die Reduzierung der monatlichen Anleihekäufe im Wert von 85 Milliarden US-Dollar, fand nicht statt. Dr. Bernanke deutete an, dass die Verbesserung der Arbeitslosenzahlen solch eine Maßnahme erlauben würden, allerdings wurde die wirkliche Schwäche der Wirtschaft anhand der Zahlen für Käufe von neuen Häusern deutlich, die schlechter als erwartet ausfielen, und so wurden alle Pläne zur Beendigung des Programms erst einmal auf Eis gelegt.

Betrachtet man die Welt als Ganzes, ist zwar viel passiert, aber nur wenig, das eine dramatische Wirkung auf die Investmentmärkte haben wird.
1. Angela Merkels CDU gewann die Bundestagswahl in Deutschland mit einem besseren Ergebnis als beim letzten Mal. Jedoch fehlten der CDU 5 Stimmen zur absoluten Mehrheit, weshalb nun ein Koalitionspartner gefunden werden muss. Der Preis dafür, regieren zu dürfen, werden also unvermeidliche politische Kompromisse sein. Die Auswirkungen auf Anleger sind nicht der Rede wert, da die meisten Parteien letzten Endes den Weg der Stabilität vorziehen werden und momentan niemand eine Koalition mit der Linken oder den ehemaligen Kommunisten möchte.
2. In den Schwellenländern, besonders China, ist die Situation unsicher. Dem bloßen Anschein nach verlangsamt sich das Wachstum in China von 8,0 auf 7,5 %. Diese Zahlen lassen aber nicht erkennen, dass die chinesische Wirtschaft sich von einer Wirtschaft, die von Investionen in die Infrastruktur getrieben wird, in eine viel stabilere verwandelt, nämlich eine, die auf der steigenden Verbrauchernachfrage basiert. Indien hat nach wie vor mit Korruption zu kämpfen und in Indonesien ist die Spekulationsblase geplatzt. Solange die US-Notenbank profitable Anlagemöglichkeiten bietet und somit kostengünstige Liquidität zur Verfügung stellt, kann das finanziert werden – aber das wird nicht ewig der Fall sein.
3. Andere asiatische Länder wie Indonesien und sogar die Türkei machen im Moment mit großen Handelsdefiziten einen beängstigend schwachen Eindruck. Falls die USA tatsächlich anfangen, ihre Anleihekäufe herunterzuschrauben, könnten sich diese Länder nicht mehr so günstig refinanzieren, wodurch die wirtschaftlichen Aussichten stark getrübt würden und das Risiko bestünde, dass Investoren einen Bogen um ihre Anleihen machen.
4. Der Einsatz chemischer Waffen gegen Zivilisten in Syrien und die Antwort des Westens darauf haben dazu geführt, dass Anleger mit ihren Investitionen in den Schwellenländern insgesamt weniger Risiko eingehen. Es ist unklar, welches Lager in Syrien die chemischen Waffen tatsächlich eingesetzt hat. Das Regierungslager hat einige mächtige Männer, die nur dem Namen nach der Kontrolle des Präsidenten Assad unterstehen. Er kann daher abstreiten, diese Waffen eingesetzt zu haben, während er zu erwähnen vergisst, dass andere in seinem Lager ihren Einsatz mit Leichtigkeit veranlasst haben könnten. Es scheint unwahrscheinlich, dass die USA Syrien allein angreifen müssen (was für Präsident Obama eine große Erleichterung sein dürfte). Die „rote Linie“ ist durch vage Drohungen und Genuschel ersetzt worden, ohne dass die amerikanische Würde dabei zu Schaden gekommen wäre.

Wieder bekommen es die Anleger mit der Angst zu tun. Es ist unangenehm, aber wenn man nicht sicher ist, was man als Nächstes tun soll, und keine Alternative in Sicht ist, erscheint es vernünftig, einfach in Angststarre zu verfallen.

Japan scheint aus 25 Jahren politischen Herumeierns zu erwachen. Früher war Japan ein stolzes wirtschaftliches Machtzentrum und jetzt versucht das Land nun endlich mit Hr. Abe und einer stabilen und mutigen Regierung an der Spitze kleine Wachstumsraten und Deflation zurückzulassen. An Potenzial mangelt es Japan nicht, aber trotzdem sollten Anleger zunächst am Besten erst einmal abwarten und sehen, wie sich die Situation entwickelt. Denn Erster in diesem speziellen Bereich zu sein, könnte seinen Preis haben.

In Europa ist klar, dass jetzt, wo Kapital wieder aus den Schwellenländern abgezogen wird und negative Stimmung die Oberhand hat, viele Investoren die Gelegenheit ergreifen, ihre Beteiligung in den Schwellenmärkten, insbesondere Asien, zu überdenken.

Als europäischer Anleger bin ich aber der Meinung, dass Investoren Verluste auf die gleiche Weise handhaben sollten wie das in der Chefetage vieler der erfolgreichsten europäischen Unternehmen der Fall ist; und zwar sollten sie die Gelegenheit nutzen, ihre aktuellen Anlagen unter die Lupe zu nehmen und sicherzustellen, dass sie in die wachstumsstärksten Bereiche des asiatischen Marktes investiert sind. Je länger und tiefgehender der Abwärtstrend, desto attraktiver die Gelegenheit, da sich in vielen Märkten gute Anlagemöglichkeiten eröffnen. Auch wenn die Herausforderungen im Moment größer geworden sein mögen, hat Asien doch die Fähigkeit, gute längerfristige Renditen abzuwerfen, wenn die „Taper Tantrums“ (die Munkeleien über die Reduzierung der US-amerikanischen Anleihekäufe) verstummen und der Kurs der Politik weltweit gegen Ende des Jahres klarer wird.

Erpressung scheint im Moment im Trend zu sein. Der ehemalige Ministerpräsident Italiens, Silvio Berlusconi, versucht sich den Konsequenzen einer Verurteilung wegen Steuerhinterziehung zu entziehen und damit der Tatsache, als verurteilter Straftäter aus dem italienischen Senat geworfen zu werden. Zunächst drohte er der bestehenden Regierung mit einem Sturz, falls sie es ihm nicht irgendwie ermögliche, seinen Sitz zu behalten. (Unserer Erfahrung nach ist Hr. Berlusconi davon überzeugt, dass all die Regeln, die für Normalsterbliche gelten, nicht auf ihn zutreffen.)

Die europäischen Volkswirtschaften scheinen sich zu erholen – wenn auch unsicher und ungleichmäßig. Ungleichmäßig, weil die nördlichen Staaten wie Deutschland gut dastehen, die Olivenöl-Staaten aber viel schwächer sind, obwohl zum Beispiel Griechenland vor Kurzem mit deutlich gestiegenen Touristenzahlen in diesem Sommer aufwarten konnte.

Fazit
Ist nicht Ziel eines jeden Anlegers, Profit zu machen? Dann ist für emotionale Spekulationen kein Platz und eine kontinuierliche Zusammenarbeit mit Vermögensverwaltern, die erwiesenermaßen mit Risiken umgehen können, unerlässlich.

Aktien haben großes Potenzial, und auch Anleihen können in ein Portfolio aufgenommen werden, allerdings nur, wenn sie eine effiziente Mischung aus Risiko und Ertrag darstellen.

Jeder Markt hat Potenzial, aber es braucht einen Experten, um Gold zu finden, wo andere nur Schlamm sehen.

Die vergangene Performance ist keine Garantie für zukünftige Profitabilität.

John Townsend steht Kunden von Matz-Townsend Finanzplanung bei der Investment-Portfolio-Planung beratend zur Seite.
Er ist Fellow des Chartered Institute for Securities and Investment in London.
(Townsend@insure-invest.de)

Aus dem Englischen von Magdalena Adam

August 2013 Nach dem (finanziellen) Wirbelsturm

Selbst wenn Sie auf die Schnauze fallen, bewegen Sie sich immerhin vorwärts.
Victor Kiam (1926-2001), US-amerikanischer Unternehmer

Im Mai und Juni diesen Jahres sah es auf den Investmentmärkten weltweit gar nicht gut aus. Alle vier Hauptinvestitionsbereiche – Aktien, Anleihen, Handelswaren und Währungen – fielen stark ab, so dass Investmentmanager die Situation nicht retten konnten, indem sie ihren Schwerpunkt vom einen auf einen anderen Sektor verlegten. Außerdem hatten die Einbrüche direkten Einfluss auf die geografischen Investmentzentren, was dazu führte, dass kein einziger Sektor imstande war, die Verluste eines anderen zu kompensieren.

Zum Beispiel gab es bei Schwellenländer-Aktien Verluste von bis zu 10 %, was im Aktiensektor leider viel zu oft an der Tagesordnung ist. Die bisherigen Einbrüche in diesem Jahr beruhten zu einem Großteil auf der Angst, dass das chinesische Wirschaftswachstum nachlassen könnte. Im Nachhinein widerlegen das die chinesischen Konjunkturdaten des Monats Juli eindeutig, aber der Markt, nervös wie er ist, schenkte dem Gerücht Glauben, ohne auf so etwas Banales wie Fakten zu warten.

In Lokalwährungen geführte Aktien und Anleihen litten ebenfalls, da hektische Investoren aus Angst vor dem Währungsrisiko ihr Heil im US-Dollar suchten.

Einen handfesten Grund für diesen Rückgang gibt es auch hier nicht; wieder ist er allein auf die Nervosität der Händler in einem ansonsten ereignislosen Markt zurückzuführen. Interessant ist, dass die erfahrenen Manager auf das Ende der Einbrüche warteten, bevor sie die Wertpapiere zu niedrigen Kursen aufkauften. Daraufhin konnte man im Juli sofort eine Verbesserung beobachten. Auch weiterhin wird der Wert von Kapitalanlagen wahrscheinlich stark zunehmen, so dass Anleger weltweit im September von der Sommerpause erholt durchstarten können.

Sowohl die europäische Zentralbank als auch die Bank of England lassen keinen Zweifel daran, dass sie nicht gedenken, ihre Zinssätze in der nächsten Zeit zu erhöhen. Auch die US amerikanische Federal Reserve (US-Notenbank) wird vermutlich aus Angst vor einer rückläufigen Inflation noch monatelang unverändert ihre Anleihenaufkaufstrategie, die sich auf 85 Milliarden Dollar pro Monat beläuft, verfolgen.

Eigentlich sollten die negativen Realzinssätze in Deutschland für Beschwerden sorgen, aber die Deutschen geben ihr Geld aus, ohne mit der Wimper zu zucken. Die Statistiken der deutschen Bundesbank zeigen keine merkliche Neuverteilung von Investitionen von Regierungsanleihen weg. Deutsche Institutionen und Privatinvestoren scheinen besonders duldsam zu sein trotz der realen Verluste, die sie schlucken müssen. Vielleicht weil sie nicht gefragt werden. Wie kann man unter solchen Umständen denn auch „Nein“ sagen? Deutsche Sparer sind an ein System gewöhnt, das zu ‚sicherem‘ Sparen in Form von Regierungsanleihen ermutigt. Jetzt sind diese Ersparnisse plötzlich nicht mehr sicher, oder zumindest nicht mehr naturgemäß sicher, und trotzdem sträuben sich die Sparer – ob institutionell oder privat – davor, in Aktien zu investieren. Das erklärt wahrscheinlich, weshalb die Mehrheit der DAX-Aktien in der Tat Ausländern gehört.

In der Welt der Anleger hat schnell eine neuer Begriff die Runde gemacht: finanzielle Repression. Das ist eine Maßnahme (oder auch mehrere), die Regierungen ergreifen, um sicherzustellen, dass Geld aus den Investmentmärkten in die nationalen Kassen fließt. Finanzielle Repression ist besonders dann nützlich, wenn die Regierungsverschuldung mittels Inflation und Abwertung reduziert werden soll. Man kann zum Beispiel die Zinssätze niedrig halten, einschließlich derjenigen auf Staatsschulden und Bankeinlagen.

Anschließend regulieren die Regierungen die Banken innerhalb ihres Einflussbereiches sehr stark und sorgen dafür, dass sie nicht miteinander konkurrieren. Banken müssen gute Kapitalreserven haben, weshalb sie nicht so gerne Kredite vergeben. Gleichzeitig hagelt es Kritik, weil sie Unternehmen und Verbrauchern keine Kredite gewähren – aber solche Beschwerden sind hauptsächlich Show. Das Niedrighalten von Zinssätzen würde unter normalen Umständen helfen, den Wert einer Währung im Vergleich zu Währungen anderer Länder, die höhere Zinssätze haben, zu reduzieren, wodurch sich wiederum der Wert der nationalen Schulden reduziert, die zurückgezahlt werden müssen. Die Vereinigten Staaten praktizierten das nach dem Zweiten Weltkrieg viele Jahre lang sehr erfolgreich, aber jetzt haben die meisten größeren Länder niedrige Zinssätze, wodurch die Vorteile größtenteils dahin sind. Daher gilt es nun, andere Mittel und Wege zur finanziellen Repression zu finden.

Sowohl die Vereinigten Staaten als auch China zeigen ermutigende Anzeichen wirtschaftlichen Wachstums. Wo vor nicht allzu langer Zeit Kommentatoren noch durch das Vorhersagen von Verderben und Verzweiflung um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit gerungen haben, zieht das wirtschaftliche Wachstum jetzt an. Voraussichtlich werden diejenigen Wirtschaften, die mit den großen Wirtschaftsmächten Handel treiben, davon profitieren.

In einer Zeit der Restrukturierung, besonders in China, und einer Zeit, in der Japan gerade anfängt, wirtschaftlich wieder Fuß zu fassen, sind Rohmaterialpreise (Bergbauaktien eingeschlossen) gesunken. US-amerikanische Banken (besonders die, deren Stabilität von den US-Behörden offiziell bestätigt worden ist) weisen nun wieder Anzeichen von Profitabilität auf, so dass ihre Aktien wieder in konservative Investment-Portfolios aufgenommen werden können. Leider kann man über die europäischen Banken nicht dasselbe sagen, da dort noch viel getan werden muss – besonders seitens der Regulierer.

Der frühere Liebling der Investmentmärkte, der BRIC-Sektor (Brasilien, Russland, Indien und China), scheint nicht mehr das zu sein, was er einmal war. Brasiliens Wirtschaft bekommt die hohe Inflation nicht in den Griff; Russland hat noch immer nur einen Produktsektor, nämlich Öl und Gas – ach ja, und die russische Eisenbahn, – aber man muss sich fragen, wie unabhängig all das von der zentralen Regierung ist; Indien ist noch immer geprägt von Korruption und Unentschlossenheit; was China als zentral verwalteten, aber möglicherweise sehr profitablen Investmentbereich übrig lässt.

Auf den Investmentmärkten geht es wieder bergauf und es ist an der Zeit, mit einer guten Basis aus Mischfonds, in Aktien zu investieren. Auf den Anleihemärkten kann man gutes Geld verlieren, besonders jetzt, wo Risiken bei risikoreichen Anleihen nicht ausreichend belohnt werden. Sogenannte Alternativ-Investitionen in exotische Sektoren wie Holz und Weinsammlungen erscheinen vielleicht kurzfristig als eine attraktive Lösung. Aber Vorsicht! Fast genauso schnell wie das Geld angelegt ist, kann es auch schon weg sein!

Die vergangene Performance ist keine Garantie für zukünftige Profitabilität.

John Townsend steht Kunden von Matz-Townsend Finanzplanung bei der Investment-Portfolio-Planung beratend zur Seite.
Er ist Fellow des Chartered Institute for Securities and Investment in London.
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„Taper Tantrums“ – Alles Ende ist schwer

Selbst Tage nach dem Tod wachsen die Haare und Fingernägel noch; Anrufe jedoch werden schnell zu „Tapering“-Opfern, d. h. ihre Anzahl nimmt ab. – Johnny Carson

Das Vokabular von Investoren ist um einen Begriff reicher: Tapering.

Gemeint ist damit das Auslaufen des Anleiheaufkaufprogramms seitens der US-Regierung.

Ben Bernanke, der Vorstandsvorsitzende der Federal Reserve in den Vereinigten Staaten (auch US-Notenbank genannt), gab in einer Rede am 19. Juni 2013 an, dass Amerika bald beginnen würde, die Anzahl der Anleihen zu reduzieren, die es im Rahmen von QE 3, dem jüngsten Quantitative Easing-Programm (zu Deutsch: „Programm zur quantitativen Lockerung“), kauft, bevor es diese Käufe möglicherweise Ende 2014 ganz einstellt.

Die Investmentmärkte reagierten panisch, dachten nicht lange nach, und veranlassten über das Internet den Verkauf vieler festverzinslicher Anleihen, ohne die Warnungen, die in Dr. Bernankes Stellungnahme mitschwangen, auch nur entfernt wahrzunehmen. Genau das war zu erwarten gewesen, aber niemand wusste, wann es so weit sein würde. Michael Hasenstab von der amerikanischen Fondsgesellschaft Franklin Templeton hat den Begriff „Taper Tantrum“ dafür geprägt. Dabei handelt es sich um ein Wortspiel mit „Temper Tantrum“, das den Wutanfall von Kindern bezeichnet, wenn sie nicht bekommen, was sie wollen. Es sei aber betont, dass dem „Taper Tantrum“ nicht Wut, sondern viel mehr Ignoranz zugrunde liegt. Warum eine gute Geschichte mit Fakten verderben?

Gleichzeitig konnte man den Wirtschaftsdaten in China eine relative Abschwächung des Wachstums der chinesischen Wirtschaft in Verbindung mit einer Verschärfung der Regeln in Bezug auf den unregulierten Kreditsektor entnehmen. All das war keine Überraschung, aber trotzdem verursachte es Unruhe – und das, obwohl in China der allmähliche Übergang von einer Wirtschaft, die von Investitionen in die Infrastruktur getrieben wird, zu einer Wirtschaft, deren Motor die Verbrauchernachfrage ist, bereits seit einiger Zeit offensichtlich war.

Da er die Panik ausgelöst hatte (in Wahrheit aber hatte Dr. Bernanke seine Rede erst gehalten, nachdem die asiatischen Märkte den Abschwung bereits angetreten hatten), gab sich Dr. Bernankes Team einige Mühe zu erklären, dass er eigentlich Folgendes gemeint hatte: Sollten die Arbeitslosenzahlen in den USA es erlauben, werde die Fed ihre Anleihekäufe langsam zurückschrauben. Und das ist noch nicht alles. Es sei außerdem eindeutig zu früh, ähnliche Programme in Europa wie auch im Vereinigten Königreich auslaufen zu lassen. Es spielt keine Rolle, dass die jüngsten Wirtschaftsdaten aus Deutschland und dem Vereinigten Königreich weitgehend positiv sind, denn Südeuropa ist noch immer bestenfalls sehr wackelig auf den Beinen.

Wirtschaftsexperten sehen den Grund für das Chaos darin, dass sich auf den Märkten die Änderung der US-Geldpolitik jetzt schon deutlich auf die Preise auswirkt, obwohl sie faktisch noch überhaupt nicht umgesetzt wurde. In den USA erwartet man steigende Zinssätze, die die Kapitalflüsse in die Schwellenländer, und zwar insbesondere in die ertragsstarken Anleihemärkte, umkehren werden.

Dem müssen wir entgegenwirken!

Die Volkswirtschaften, die am ehesten darunter leiden werden, sind die, die große Leistungsbilanzdefizite aufweisen und somit am meisten von Investitionen im Ausland aus sogenannten „Hot Money“-Quellen abhängig sind. So hat es zum Beispiel die Ukraine, die Türkei, Südafrika und Indien schwer getroffen. Außerdem leiden Unternehmen eher unter Liquiditätseinschränkungen als Regierungen. Laut dem Forschungsinstitut Economist Intelligence Unit refinanzieren Kreditnehmer aus der Industrie ihre Schulden häufiger als Regierungen.

Eine eingeschränkte Liquidität hat viel höhere Kosten zur Folge und Unternehmen, die sich ans Geldausgeben und Kreditaufnehmen gewöhnt haben, werden sich wieder wie in alten Tagen zurückhalten müssen. Dazu kommt noch, dass das verfügbare Geld viel kürzere Laufzeiten haben wird als in der Vergangenheit. Regierungen, die mit sozialen Unruhen zu kämpfen haben, werden auch feststellen, dass es immer schwieriger wird, neue Schulden zu machen. All das ist Zukunftsmusik, aber das ist (in den Augen eines panischen Marktes) keine Rechtfertigung dafür, jetzt nicht in Panik zu verfallen.

Die Schwellenmärkte – sowohl Regierungen als auch Unternehmen – haben sehr hohes Investitionspotenzial und sollten in allen Portfolios – die konservativsten ausgenommen – enthalten sein. Es ist jedoch unbedingt notwendig, sich Unterstützung von den besten Managern mit professionellen Rechercheteams zu holen, um die Risiken am vorteilhaftesten zu nutzen.

In China (so Professor Xiaozu Wang in der South China Morning Post) sollte die Angst vor einer Einschränkung von Bankkrediten im Grunde als eine Knappheit von Eigenkapital durch Aktien zur Befriedigung der Kapitalnachfrage angesehen werden.
Letzte Woche ging den chinesischen Banken das Geld aus. Sie hatten Schwierigkeiten die nötigen Mittel zu finden, um ihre ordnungspolitischen Liquiditätsvorschriften zu erfüllen und die Kreditzinssätze für Tagesgeld stiegen kurzzeitig auf über 30 %. Die ganze Welt hielt den Atem an und sorgte sich um die Stabilität der chinesischen Banken. Es wurden Rufe nach einer Erhöhung der Eigenkapitalquote chinesischer Banken laut.

Die Wahrheit ist schlicht und einfach, dass die chinesischen Banken ihre Liquidität schlecht verwaltet hatten und sie der Zentralbank die Überwachung der Kreditgeschäfte nicht zutrauten. Genauso wie im Westen begannen Banken, dynamische Kredite zu vergeben, weil es toleriert wurde. Chinesische Unternehmen sind schneller gewachsen als ihre Kapitalbasis. Deshalb blieb ihnen nichts anderes übrig, als schlicht und einfach Schulden zu machen. Das funktioniert gut, solange die Banken Kredite vergeben können und somit kontinuierlich die Mittel für ihre Kredite refinanzieren. Auch wenn man in China nicht von einer Kreditkrise spricht, so haben Banken doch eine zunehmende Anzahl von notleidenden Kreditpositionen in ihren Bilanzen. Das ist im Augenblick vertretbar, aber gesetzt den Fall, dass Kredite plötzlich nicht mehr so leicht verfügbar sind, würden Investitionen in produktive Unternehmen sofort beeinträchtigt – und das wäre für das zukünftige Wachstum fatal.

Die chinesische Regierung hat Aktienkapital noch nicht zu einer Priorität gemacht. Mit zunehmendem Unternehmenswachstum und immer teureren Schulden wird irgendwann kein Weg mehr daran vorbeiführen.

In der Zwischenzeit haben der amerikanische und der europäische Markt beschlossen, dass der Boom in China vorüber ist, und zwar basierend auf der Tatsache, dass das chinesische Wirtschaftswachstum einen leichten Rückgang auf 7,5 % pro Jahr verzeichnet hatte. Es ist einfach, solche Mutmaßungen anzustellen, wenn man in den Finanzzentren von London und New York sitzt. Die Wahrheit aber ist, dass die chinesische Wirtschaft langsam immer weniger von großen Investitionen in die Infrastruktur angetrieben wird, sondern immer mehr zu einem System wird, das auf der inländischen Verbrauchernachfrage basiert (und damit stabiler ist).

China hat noch immer großes Wachstumspotenzial und wird noch viele Gelegenheiten für Investitionen bieten; die Quellen werden sich immer mehr von denen der Vergangenheit unterscheiden. Das ist etwas, mit dem sich Börsenhändler (die vielleicht nicht einmal genau wissen, wo China überhaupt ist) abfinden werden müssen, wenn die Zeit gekommen ist.

Letztendlich befinden wir uns in einer neuen Ära der Unbeständigkeit, die unweigerlich zu Unsicherheit führt – ein Graus für jeden Investor! Die Investmentmärkte haben auf diese Unsicherheit überreagiert und den Kopf in den Sand gesteckt. Aber der Trend wird, wie ein Pendel, zu der Stelle zurückkehren, an der er begonnen hat.

Unternehmensanleihen, besonders die von führenden profitablen Unternehmen, die in den internationalen Märkten aktiv sind, stellen nach wie vor eine gute Investition dar. So ziemlich das Gleiche kann man über das Eigenkapital dieser Firmen sagen. Diese beiden Investitionsmöglichkeiten hängen sehr eng zusammen, wobei der Eigenkapitalertrag normalerweise höher ausfällt.
Wer vor der aktuellen Marktlage keine Angst hat und an die Zukunft glaubt, wird von der aktuellen Unsicherheit profitieren.

Die vergangene Performance ist keine Garantie für zukünftige Profitabilität.

John Townsend steht Kunden von Matz-Townsend Finanzplanung bei der Investment-Portfolio-Planung beratend zur Seite.
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Völkerbund 2.0 Mai 2013

Der Völkerbund ist sehr gut, wenn die Spatzen schreien, aber sinnlos, wenn Adler sich entzweien. – Benito Mussolini, italienischer Diktator

Der erste Völkerbund entstand nach dem Ersten Weltkrieg mit dem Ziel, durch kollektive Sicherheit den Weltfrieden zu gewährleisten und internationale Streitigkeiten durch Verhandlungen und Schiedsverfahren beizulegen. Obwohl er auf seinem Höhepunkt 58 Mitglieder hatte, versagte er auf ganzer Linie. Er war nämlich nicht imstande mehr zu tun, als Konferenzen abzuhalten, und weigerte sich, Sanktionen zu verhängen, die seinen führenden Mitgliedsstaaten missfielen. Letztlich konnte er den Zweiten Weltkrieg nicht verhindern.

Die Europäische Union wächst zwar stetig, ist aber gleichzeitig unfähig, verbindliche Entscheidungen zu treffen. Die Bedürfnisse und Interessen ihrer Mitgliedsstaaten sind zu vielfältig; was mit Deutschland und seinen Überzeugungen – ob wirtschaftlich, finanziell oder diplomatisch – übereinstimmt, stimmt allzu oft nicht mit den Vorstellungen der Mitglieder des südlichen Blocks überein. Daher werden keine Entscheidungen getroffen, die Wirtschaft wächst nicht und es kann keine Richtung beschlossen, geschweige denn eingehalten, werden.

Europa bietet in Bezug auf europaweite wirtschaftliche und soziale Statistiken ein klägliches Bild. In der Tat geht es dem nördlichen Block nicht schlecht. Dafür befindet sich aber der südliche Block in einer viel schlimmeren Lage, als selbst die größten pessimistischen Berichte vermuten lassen. Die Arbeitslosigkeit in Spanien und Griechenland ist katastrophal hoch, und wird immer schlimmer, und die italienische Wirtschaft ist ein einziges Durcheinander.

Was bedeutet das?

Ehrlich gesagt, wahrscheinlich überhaupt nichts. Es ist eine altbekannte Gewohnheit, kurzfristigen Daten zu viel Bedeutung beizumessen, als ob sie der Beginn des nächsten doppelten, dreifachen oder auch vierfachen Dips wären. Panik-Maßnahmen, die ergriffen werden, bleiben in der Regel ohne Wirkung.

Europäische Regierungen haben jetzt den zweifelhaften Ruf, absolut unfähig zu sein, nennenswerte Entscheidungen zu treffen. Sie fordern eine stärkere Regulierung der Kapitalmärkte, vergessen dabei aber, dass diese Märkte bereits stark reguliert sind. Die Politiker fordern, hauptsächlich um ihrer Beliebtheit willen, dass Banken und Finanzinstitute noch stärker reguliert werden sollten als sie es jetzt schon sind.

Tatsache ist, dass der ‚Schatten-Finanzsektor‘ fast völlig unreguliert ist. Um es klar zu sagen, umfasst dieser Sektor Investmentbanken, Hedgefonds, Geldmarktfonds und ‚Structured Investment Vehicles‘ (SIV), die Gelder in großen Mengen von den internationalen Geldmärkten zu sich holen, um sie in längerfristige Wertpapiere zu investieren, die plötzlich alles andere als sicher sein können.
Die Probleme, denen diese SIVs im Jahr 2008 gegenüber standen, und die Verluste, die der Bankensektor aufgrund der damit verbundenen Darlehen erlitt, waren entscheidend an der Auslösung der wirtschaftlichen Katastrophe im Jahr 2008 beteiligt.

In Europa brauchen wir keine ‚Special Investment Vehicles‘, um Albträume zu bekommen; die kommen ganz von selbst durch politische Lethargie, Untätigkeit und Inkompetenz.

Dr. John Hulsman, einem ehemaligen CIA-Berater, zufolge gibt es vier Faktoren, die zu dem geführt haben, was er einen „terminalen Rückgang“ in der europäischen Geschichte nennt.

1. Gebermüdigkeit seitens der deutschen Öffentlichkeit. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel will im Hinblick auf die Bundestagswahl im September nicht offen über die Entscheidungen, vor denen das Land steht, sprechen. Entweder wird Deutschland, das bereits im Besitz eines großen Teils der Schulden der ärmeren Länder ist, weiterhin für die Defizite anderer Länder unbegrenzt zahlen und dafür eine höhere Inflation in Kauf nehmen, oder es sollte das Projekt Europa beenden.

2. Italienische Politikmüdigkeit. Die jetzige Koalitionsregierung von links und rechts blickt auf eine rückläufige Binnenkonjunktur. Das spiegelt die Überzeugung der italienischen Öffentlichkeit wider, dass alle etablierten Politiker Teil derselben eigennützigen Elite sind. Trotzdem finden langweilige Technokraten aufgrund mangelnder Persönlichkeit wenig oder gar keine Unterstützung beim Volk.

3. EU-Müdigkeit im Vereinigten Königreich. David Cameron, der Premierminister, hat wenig Unterstützung von seiner eigenen Partei, wenn es um Europa geht, und ebenso wenig Unterstützung seitens der Europäer, wenn es um die Neuverhandlung von Großbritanniens Rolle in der EU geht. Die britische Öffentlichkeit hat den Glauben an die Kompetenz der europäischen Politiker verloren und die britische Opposition ist, wenn überhaupt, noch mehr gegen die EU-Mitgliedschaft als die Regierung selbst.

4. Realitätsmüdigkeit in Frankreich. Präsident Hollande ist nun zutiefst unbeliebt, weil das Volk während seines Wahlkampfs, das damals augenscheinlich unbedingt in die Irre geführt werden wollte, tatsächlich in die Irre geführt wurde, und die französische politische Elite auch nur die leiseste Andeutung einer Strukturreform fürchtet. Nichts kann in Frankreich geändert werden, weil immer noch die weitverbreitete Überzeugung herrscht, dass Sparmaßnahmen, und zwar in jeglicher volkswirtschaftlicher Form, nicht das Problem der Franzosen sind. Die Franzosen wollen die Wahrheit nicht hören und ihre Politiker haben zu viel Angst, sie ihnen ins Gesicht zu sagen.

Es steht fest, dass Investitionen in die Staatsanleihen europäischer Regierungen potenziell katastrophal enden können. Es gibt Investoren, die glauben, dass die kleine zusätzliche Marge, die sie auf Investitionen in spanische oder italienische Anleihen erhalten, es wert ist, an diese zu glauben. Die griechischen Schulden sind bereits vollständig auf die EZB übergegangen. In Wirklichkeit wurden diese zusätzlichen Margen künstlich niedrig gehalten. Sie sollten in Wirklichkeit sehr viel höher sein. Gesetzt den Fall die Politik ändert sich und der nördliche Block ist nicht mehr bereit, die Olivenöl-Staaten zu unterstützen, und die EZB kann sich daher nicht mehr auf die politische und finanzielle Unterstützung Deutschlands verlassen, werden die Preise für die südländischen Staatsschulden, die nicht bereits im Besitz der EZB sind, zusammenbrechen.

Jedoch gibt es immer noch hervorragende exportgetriebene Unternehmen unter anderem in Europa, deren Aktien die Märkte dynamisch antreiben.

Ich kann gar nicht genug betonen, dass qualitativ hochwertige Aktien, die von erfahrenen Fondsmanagern mit erfolgreichem mehrjährigen Track Record ausgewählt wurden, die neuen sicheren Häfen für Investoren sind.

Aus dem Englischen von Magdalena Adam