Völkerbund 2.0 Mai 2013

Der Völkerbund ist sehr gut, wenn die Spatzen schreien, aber sinnlos, wenn Adler sich entzweien. – Benito Mussolini, italienischer Diktator

Der erste Völkerbund entstand nach dem Ersten Weltkrieg mit dem Ziel, durch kollektive Sicherheit den Weltfrieden zu gewährleisten und internationale Streitigkeiten durch Verhandlungen und Schiedsverfahren beizulegen. Obwohl er auf seinem Höhepunkt 58 Mitglieder hatte, versagte er auf ganzer Linie. Er war nämlich nicht imstande mehr zu tun, als Konferenzen abzuhalten, und weigerte sich, Sanktionen zu verhängen, die seinen führenden Mitgliedsstaaten missfielen. Letztlich konnte er den Zweiten Weltkrieg nicht verhindern.

Die Europäische Union wächst zwar stetig, ist aber gleichzeitig unfähig, verbindliche Entscheidungen zu treffen. Die Bedürfnisse und Interessen ihrer Mitgliedsstaaten sind zu vielfältig; was mit Deutschland und seinen Überzeugungen – ob wirtschaftlich, finanziell oder diplomatisch – übereinstimmt, stimmt allzu oft nicht mit den Vorstellungen der Mitglieder des südlichen Blocks überein. Daher werden keine Entscheidungen getroffen, die Wirtschaft wächst nicht und es kann keine Richtung beschlossen, geschweige denn eingehalten, werden.

Europa bietet in Bezug auf europaweite wirtschaftliche und soziale Statistiken ein klägliches Bild. In der Tat geht es dem nördlichen Block nicht schlecht. Dafür befindet sich aber der südliche Block in einer viel schlimmeren Lage, als selbst die größten pessimistischen Berichte vermuten lassen. Die Arbeitslosigkeit in Spanien und Griechenland ist katastrophal hoch, und wird immer schlimmer, und die italienische Wirtschaft ist ein einziges Durcheinander.

Was bedeutet das?

Ehrlich gesagt, wahrscheinlich überhaupt nichts. Es ist eine altbekannte Gewohnheit, kurzfristigen Daten zu viel Bedeutung beizumessen, als ob sie der Beginn des nächsten doppelten, dreifachen oder auch vierfachen Dips wären. Panik-Maßnahmen, die ergriffen werden, bleiben in der Regel ohne Wirkung.

Europäische Regierungen haben jetzt den zweifelhaften Ruf, absolut unfähig zu sein, nennenswerte Entscheidungen zu treffen. Sie fordern eine stärkere Regulierung der Kapitalmärkte, vergessen dabei aber, dass diese Märkte bereits stark reguliert sind. Die Politiker fordern, hauptsächlich um ihrer Beliebtheit willen, dass Banken und Finanzinstitute noch stärker reguliert werden sollten als sie es jetzt schon sind.

Tatsache ist, dass der ‚Schatten-Finanzsektor‘ fast völlig unreguliert ist. Um es klar zu sagen, umfasst dieser Sektor Investmentbanken, Hedgefonds, Geldmarktfonds und ‚Structured Investment Vehicles‘ (SIV), die Gelder in großen Mengen von den internationalen Geldmärkten zu sich holen, um sie in längerfristige Wertpapiere zu investieren, die plötzlich alles andere als sicher sein können.
Die Probleme, denen diese SIVs im Jahr 2008 gegenüber standen, und die Verluste, die der Bankensektor aufgrund der damit verbundenen Darlehen erlitt, waren entscheidend an der Auslösung der wirtschaftlichen Katastrophe im Jahr 2008 beteiligt.

In Europa brauchen wir keine ‚Special Investment Vehicles‘, um Albträume zu bekommen; die kommen ganz von selbst durch politische Lethargie, Untätigkeit und Inkompetenz.

Dr. John Hulsman, einem ehemaligen CIA-Berater, zufolge gibt es vier Faktoren, die zu dem geführt haben, was er einen „terminalen Rückgang“ in der europäischen Geschichte nennt.

1. Gebermüdigkeit seitens der deutschen Öffentlichkeit. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel will im Hinblick auf die Bundestagswahl im September nicht offen über die Entscheidungen, vor denen das Land steht, sprechen. Entweder wird Deutschland, das bereits im Besitz eines großen Teils der Schulden der ärmeren Länder ist, weiterhin für die Defizite anderer Länder unbegrenzt zahlen und dafür eine höhere Inflation in Kauf nehmen, oder es sollte das Projekt Europa beenden.

2. Italienische Politikmüdigkeit. Die jetzige Koalitionsregierung von links und rechts blickt auf eine rückläufige Binnenkonjunktur. Das spiegelt die Überzeugung der italienischen Öffentlichkeit wider, dass alle etablierten Politiker Teil derselben eigennützigen Elite sind. Trotzdem finden langweilige Technokraten aufgrund mangelnder Persönlichkeit wenig oder gar keine Unterstützung beim Volk.

3. EU-Müdigkeit im Vereinigten Königreich. David Cameron, der Premierminister, hat wenig Unterstützung von seiner eigenen Partei, wenn es um Europa geht, und ebenso wenig Unterstützung seitens der Europäer, wenn es um die Neuverhandlung von Großbritanniens Rolle in der EU geht. Die britische Öffentlichkeit hat den Glauben an die Kompetenz der europäischen Politiker verloren und die britische Opposition ist, wenn überhaupt, noch mehr gegen die EU-Mitgliedschaft als die Regierung selbst.

4. Realitätsmüdigkeit in Frankreich. Präsident Hollande ist nun zutiefst unbeliebt, weil das Volk während seines Wahlkampfs, das damals augenscheinlich unbedingt in die Irre geführt werden wollte, tatsächlich in die Irre geführt wurde, und die französische politische Elite auch nur die leiseste Andeutung einer Strukturreform fürchtet. Nichts kann in Frankreich geändert werden, weil immer noch die weitverbreitete Überzeugung herrscht, dass Sparmaßnahmen, und zwar in jeglicher volkswirtschaftlicher Form, nicht das Problem der Franzosen sind. Die Franzosen wollen die Wahrheit nicht hören und ihre Politiker haben zu viel Angst, sie ihnen ins Gesicht zu sagen.

Es steht fest, dass Investitionen in die Staatsanleihen europäischer Regierungen potenziell katastrophal enden können. Es gibt Investoren, die glauben, dass die kleine zusätzliche Marge, die sie auf Investitionen in spanische oder italienische Anleihen erhalten, es wert ist, an diese zu glauben. Die griechischen Schulden sind bereits vollständig auf die EZB übergegangen. In Wirklichkeit wurden diese zusätzlichen Margen künstlich niedrig gehalten. Sie sollten in Wirklichkeit sehr viel höher sein. Gesetzt den Fall die Politik ändert sich und der nördliche Block ist nicht mehr bereit, die Olivenöl-Staaten zu unterstützen, und die EZB kann sich daher nicht mehr auf die politische und finanzielle Unterstützung Deutschlands verlassen, werden die Preise für die südländischen Staatsschulden, die nicht bereits im Besitz der EZB sind, zusammenbrechen.

Jedoch gibt es immer noch hervorragende exportgetriebene Unternehmen unter anderem in Europa, deren Aktien die Märkte dynamisch antreiben.

Ich kann gar nicht genug betonen, dass qualitativ hochwertige Aktien, die von erfahrenen Fondsmanagern mit erfolgreichem mehrjährigen Track Record ausgewählt wurden, die neuen sicheren Häfen für Investoren sind.

Aus dem Englischen von Magdalena Adam