Die Präsidentschaftswahl in den USA im November 2016 und ihre Auswirkungen auf die Zukunft

 

Zu viel von was Gutem kann wundervoll sein – Mae West

Die Vereinigten Staaten von Amerika haben ihren Präsidenten gewählt und der Gewinner, entgegen den Hoffnungen und Erwartungen der meisten, ist Donald Trump.

Als ordentlich gewählter Präsident einer großen Nation muss Herr Trump mit dem Respekt, der dem Inhaber eines solchen Amtes gebührt, behandelt werden. Deshalb gehört es sich, dass wir zumindest versuchen, den Nebel des politischen Schlachtfeldes und des übertriebenen Geredes zu durchdringen, um zu sehen, wo der neue Präsident Trump und sein mutmaßliches Team möglicherweise etwas bewirken werden und was das dann wiederum für den Rest der Welt bedeutet. Der Wettkampf-Slogan „Make America great again“ (zu Deutsch in etwa: „Mach Amerika wieder großartig“) hat Amerika definitiv einen Bärendienst erwiesen. Denn Amerika ist seit jeher großartig und läuft im Moment Gefahr, diesen Status aufgrund politischer Inkompetenz zu verlieren.

Allem voran wird in Wahlkämpfen grundsätzlich maßlos übertrieben. Herr Trump selbst hatte schon immer mehr Interesse an der Jagd und Eroberung (ob in Bezug auf Frauen oder geschäftlich) als am Management. Man muss zwischen abgedroschenen Wahlkampfphrasen bzw. ‑reden und dem tatsächlichen Regieren klar unterscheiden. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass Trumps Interesse rasch nachlässt – jetzt, wo es ans Eingemachte geht. Es ist zum Beispiel unwahrscheinlich, dass tatsächlich eine Mauer zwischen den USA und Mexiko errichtet wird. Es gibt bereits einen Zaun über die gesamte Strecke. Es ist genauso unwahrscheinlich, dass einige oder die meisten Mexikaner, legal oder illegal, nach Mexiko zurückgeschickt werden; wer würde dann das Obst und Gemüse in Kalifornien und Florida ernten? Die Landbesitzer sind sowieso hauptsächlich Republikaner, wie George W. Bush feststellte, als er ähnliche aufmerksamkeitserregende Gedanken äußerte. Des Weiteren ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass NAFTA oder andere Handelsabkommen im großen Stil neu verhandelt werden. Es ist möglich, dass kleinere Änderungen vorgenommen werden, um das Gesicht zu wahren, aber der angedrohte kategorische Rücktritt aus NAFTA würde US-amerikanische Unternehmen mit Betrieben in Mexiko, wie Ford und Wal-Mart, empfindlich treffen.

Ein weiteres Lieblingsthema während des Wahlkampfes war China; bedenken Sie aber, dass chinesische Verbraucher für US-amerikanische Unternehmen wie Apple einen sehr großen Absatzmarkt darstellen. Jegliche Sanktionen würden die USA vermutlich mehr treffen als China, das bereits begonnen hat, sein Interessengebiet über die USA hinaus auf die ganze Welt auszuweiten. Es gibt den Vorschlag, dass die neue US-Regierung den chinesischen Stahl mit Sanktionen belegen soll, dessen Überproduktion darauf zurückzuführen ist, dass das Wachstum der chinesischen Wirtschaft nicht länger auf Industrie-Investitionen sondern jetzt auf Verbraucherausgaben beruht; jedenfalls bieten die Chinesen nun Stahl von niedriger Qualität auf den Weltmärkten an.

Der künftige Präsident Trump wird zuhause vor weiteren Problemen stehen, aber auch hier werden sich sein übertriebenes Gerede und seine Unwahrheiten wahrscheinlich nicht in der verwässerten Realität widerspiegeln. Die versprochene Rückkehr zur Beschäftigung im „Rust Belt“ der USA kann kaum in der Form eintreten, wie die Wähler sich das erhofft haben. Es ist gut möglich, dass mehr technologische Aktivitäten unterstützt werden, aber es ist unwahrscheinlich, dass die Minen- und Metallarbeiter ohne Ausbildung oder moderne Fertigkeiten davon profitieren werden. Es gibt außerhalb der USA wahrscheinlich weniger kostspielige Optionen für die technische Herstellung als innerhalb.

Herr Trump wird seinen Kampf mit den großen amerikanischen Unternehmen fortführen, deren führende Kräfte ihn nie als einen von sich gesehen haben und obwohl die Hedgefonds-Manager ihn bei jeder Kursänderung vor der Wahl kritisiert haben, werden sie sich vor dem Trump Tower wahrscheinlich zum Deppen machen, in der Hoffnung dadurch einen Vorteil zu bekommen. Herr Trump hat Steuerkürzungen für die Industrie und grundlegende Infrastrukturausgaben versprochen. Das soll anscheinend der US-amerikanischen Industrie sehr entgegenkommen.

 

BBC berichtet, dass in Washington unter den ca. 4,000 Mitarbeitern Beerdigungsstimmung herrscht. Alle sehen sich damit konfrontiert, wahrscheinlich ihren Job zu verlieren und sich einer erneuten Auswahl stellen zu müssen. Die Konsequenz ist, dass viele der Fähigkeiten, die diese Mitarbeiter über Jahrzehnte erworben haben, verloren gehen könnten, und es wird einige Zeit dauern, ein neues funktionierendes Verwaltungssystem aufzubauen. Das Trump-Versprechen, in Washington den „Sumpf trocken zu legen“, könnte gut und gern ein führungsloses Land zur Folge haben.

Herr Trumps oft berichteter Mangel an Detailinteresse (anders als vielleicht an seinem Privatjet) bedeutet, dass er viele Entscheidungen delegieren muss. Momentan erscheint die Situation etwas chaotisch, aber falls ein kompetentes Team zusammengestellt wird, mag sich das ändern.

Außenpolitik wird wahrscheinlich, entgegen den Wahlkampfreden, eine viel weniger wichtige Rolle in der künftigen Regierung einnehmen. Viele der Wahlversprechen, wie die Überarbeitung der Verteidigungsabkommen mit Japan und Südkorea, können schlicht und einfach nicht erfüllt werden. Damals hat sich das gut angehört. Israel hofft, dass die neue Regierung einen stärkeren jüdischen Staat unterstützen wird. Die politische Realität allerdings wird vermutlich so aussehen, dass dieser Traum platzt und die jüdischen Wähler innerhalb der Vereinigten Staaten enttäuscht sein werden. Trotzdem wurde Herr Trump gewählt und die nächste Wahl ist gefühlt eine Ewigkeit entfernt.

Was bedeutet das alles für Investoren? Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich die US-amerikanische Industrie, besonders die vielen modernen Technologie- und Pharmaunternehmen, gut entwickelt. Wahrscheinlich wird diesen Unternehmen untersagt, an chinesische Investoren verkauft zu werden, aber ihre Geschäfte werden trotzdem florieren.

Die Zinssätze waren ungeachtet des Wahlergebnisses am Steigen, die Anleihemärkte werden vermutlich einen Trend in Richtung höhere Inflation mit höheren Erträgen verzeichnen und neue Probleme werden preislich wahrscheinlich weniger aggressiv abgestraft als in den vergangenen Monaten.

Jetzt ist es an der Zeit, US-amerikanische Aktien sehr genau unter die Lupe zu nehmen, Unternehmen werden in absehbarer Zukunft florieren und es gibt einige sehr gute Unternehmen, die disziplinierte Analysten in Betracht ziehen sollten.

Ein mit Bedacht zusammengestelltes gemischtes Portfolio aus US-amerikanischen Vermögenswerten wird ein gutes Ertragspotenzial haben – ohne die nachteiligen Schwankungen reiner Aktien. Jetzt, wo die Unsicherheit ein Ende hat, sollten Anleger zumindest in Betracht ziehen, ihre Portfolios insofern zu diversifizieren, dass sie nicht ausschließlich europäische Aktien enthalten, und die US-amerikanischen Aktienmärkte (besonders Large- und Mid-Cap-Fonds) mit wachsamem Auge verfolgen, um die Diversität ihrer Portfolios zu vergrößern.

Für Matz-Townsend Finanzplanung steht John Townsend Kunden bei der Planung ihrer Investmentportfolios beratend zur Seite.

Er ist ein Fellow (FCSI) des Chartered Institute of Securities and Investment in London.

(Townsend@insure-invest.de)

 

Aus dem Englischen von Magdalena Mandl