John Townsend’s Anlagemeinungen September 2022

Der Tag ist kurz, aber es gibt viel Arbeit und die Arbeiter sind faul, aber die Belohnung ist großartig und der Meister drängt. Es besteht keine Pflicht, das Werk zu beenden, doch steht es dir nicht frei, es liegen zu lassen.

Rabbi Tarphon in der Mischna. Pirkei Avot Kapitel 2 (Ethik der Väter)

Die russische Invasion in der Ukraine, die auf die Covid-Pandemie folgt und die Preisinflation weiter anheizt, hat zu einer tiefen Verunsicherung auf den Anlagemärkten geführt. In Zeiten großer Unsicherheit besteht die instinktive Reaktion unerfahrener Anleger darin, so viele ihrer Anlagen in den betroffenen Bereichen wie möglich zu verkaufen, insbesondere die Positionen, die mit geliehenem Geld gekauft wurden. Gegenwärtig suchen institutionelle Anleger den sicheren Hafen der US-Märkte auf, um in Staatsanleihen und Aktien großer Unternehmen zu investieren.

Die Politiker im Westen haben versucht, bei der Verteidigung der Ukraine zusammenzuhalten, obwohl einige Stimmen, insbesondere in Italien und bei einigen großen deutschen Unternehmen, versucht haben, auf eine friedliche Lösung zu drängen, bei der die Ukraine ihr Territorium aufgeben sollte, wodurch die Russen eine Belohnung für ihre Aggression erhielten und das Kriegsrisiko für den Rest Europas zumindest vorübergehend verringert würde.

Die russische Wirtschaft ist schwach und wurde durch die Invasion weiter geschwächt. Die Drohungen aus Moskau werden immer blutiger und spiegeln die zunehmende Schwäche ihrer Position wider, bis hin zum Einsatz taktischer (d. h. kleiner) Atomwaffen gegen die Ukraine selbst, auch wenn sie wahrscheinlich bluffen. Die Drohungen richten sich eher an ein inländisches Publikum, das keine alternativen Informationsquellen hat, aber die Opfer unter seinen Söhnen bemerkt, die in den Schmelzofen eines Krieges geworfen worden sind. Derzeit gibt es in Russland keine lebensfähige Opposition, die nicht bereits eingesperrt ist, so dass alternative Nachrichten schwer und gefährlich zu bekommen sind. Die Propaganda aus Moskau mag offensichtlich falsch sein, ja sie mag sogar das genaue Gegenteil der Realität sein, aber sie ist übertrieben und soll das heimische Publikum ermutigen und die Schwachen im Rest der Welt entmutigen.

Russland profitiert von den hohen Preisen, die es für seine Energieexporte auf den Märkten erzielen kann, die noch bereit sind, sein Öl und Gas zu kaufen, z. B. Indien, anstelle seiner Exporte nach Europa. Russland versucht auch, sich durchzusetzen, indem es die Gaslieferungen, die normalerweise über die Ostseepipeline Nord Stream 1 erfolgen, abstellt und so die europäischen Regierungen und ihre Volkswirtschaften unter Druck setzt. Westeuropa, das sich mit der mangelnden Diversifizierung der Gaslieferungen abgefunden hat, wurde durch diesen Schritt, der die Gaspreise bis zum Zehnfachen des vorherigen Niveaus ansteigen ließ, plötzlich erschüttert. Diese Entwicklung wird nicht von langer Dauer sein, aber sie gibt Anlass zur Sorge. Die daraus resultierende Panik und die Suche nach alternativen Energiequellen, um das Problem zu umgehen, wird zu mehr Rivalität und weniger Konzentration auf die wirklichen Probleme führen. In einigen politischen Kreisen wird Druck ausgeübt, die Ukraine aufzugeben und dankbar wieder russisches Gas zu beziehen. Es wäre sicher besser, einigen europäischen Ländern die Versuchung zu nehmen, zu kapitulieren und dem Druck nachzugeben, und stattdessen einfach große Löcher in die Nord Stream 1-Pipeline und das bereits fertig gestellte, aber noch nicht in Betrieb genommene Schwesterprojekt Nord Stream 2 zu sprengen, das ohnehin ein Eitelkeitsprojekt eines früheren deutschen Bundeskanzlers war, das seine Nachfolger nicht den Mut hatten, abzubrechen, wodurch sie als Hindernis bei der Suche nach einer logischeren und längerfristigen Lösung für ein diversifiziertes Energieversorgungsproblem wegfallen.

Der Höhepunkt der Aktienmarktinvestitionen wurde im Dezember 2021 erreicht, nach einer Phase erhöhter Volatilität. Die kleineren europäischen Unternehmen (mit einer Marktkapitalisierung zwischen 300 Millionen und 2 Milliarden Euro) litten stark unter der Suche nach Qualität und der Deckung von Short-Positionen. Meiner Meinung nach wurde der Tiefpunkt des Marktes wahrscheinlich im September 2022 erreicht, aber im Gegensatz zur raschen Erholung nach der Covid-Angst im März 2020 gibt es immer noch viel Raum für Panik und Abwärtsschübe, und die Erholung wird dieses Mal wahrscheinlich viel langsamer verlaufen.

Steigende Energiekosten tragen dazu bei, die Inflation in den Haushalten und in der Industrie anzuheizen, die ihrerseits unter Kontrolle gebracht werden muss. Nachdem die westlichen Zentralbanken die Märkte während der Covid-Krise mit zusätzlicher Liquidität und quantitativer Lockerung gestützt haben, kehren sie nun ihre Maßnahmen um, indem sie die Zinssätze anheben und die Anleihekäufe, mit denen sie die Märkte mit Liquidität versorgt haben, langsam abbauen. Es besteht immer die Gefahr, dass die schwierigen Zeiten, die jetzt auf den verschiedenen Märkten herrschen, gefühlsmäßig in die Zukunft extrapoliert werden, obwohl sie wahrscheinlich nicht von Dauer sind.

Eine Rezession in den USA hat wahrscheinlich bereits begonnen, und eine Rezession in Europa wird wahrscheinlich bis Ende 2022 folgen. Die Beschäftigungszahlen in den USA sind jedoch ermutigend und deuten auf einen kurzfristigen Anstieg der Nachfrage hin. Die starken Boomjahre, die wir gerade erlebt haben, haben die Lager mit Beständen gefüllt, die verkauft werden müssen, um Platz zu schaffen.  Die wirtschaftliche Erholung nach dem Covid-Shutdown wird jedoch bedeuten, dass die Rezession recht mild ausfallen wird. Dies ist der richtige Zeitpunkt, um auf den Märkten nach Werten zu suchen, anstatt sich auf die Unternehmen zu konzentrieren, die so lange ein Gewinnwachstum erzielt haben. In der Tat können einige Unternehmen in beide Lager fallen. Es braucht einen kompetenten Fondsmanager mit einem guten Analyseteam, um die richtigen Qualitätsinvestitionen zu finden.

Eine Rezession, selbst eine kurzfristige, wirkt sich auf das tägliche Leben eines jeden aus. Aktien können ihren Wert verlieren oder einfach stagnieren, bis eine Erholung einsetzt. In der Zwischenzeit werden die Immobilienpreise von ihrem bereits sehr hohen Niveau fallen, da es schwieriger wird, Geld für den Kauf von Immobilien zu leihen, und die Verbraucher beginnen, sich Sorgen über ihre Fähigkeit zu machen, ihre Schulden zu bedienen. Es wird sich jedoch wahrscheinlich um eine milde Rezession handeln, und die Unannehmlichkeiten werden wahrscheinlich nur von kurzer Dauer sein.

In China hat sich der Versuch einer „Null-Covid-Politik“ durch die Abriegelung ganzer Städte negativ auf das geplante Wirtschaftswachstum ausgewirkt. Im Jahr 2021 wuchs die chinesische Wirtschaft um 8,08 %, was weit über das zentral geplante Ziel hinausging. Im Jahr 2022 wird diese Wachstumsrate nach Angaben des IWF mit 3,3 % den niedrigsten Wert seit mehr als 40 Jahren erreichen und im Jahr 2023 voraussichtlich auf 4,6 % steigen. Die Binnen- und Industrienachfrage in China wird weiterhin auf einem niedrigeren Niveau als in der Vergangenheit liegen, aber die Wirtschaft ist riesig und liegt nur hinter der der USA. China ist nach wie vor eine Investitionschance und bringt Investitionen in anderen südostasiatischen Volkswirtschaften mit sich.

Die fünf Phasen der Trauer sind Verleugnung, Wut, Verhandeln, Depression und Akzeptanz. Dies lässt sich auch auf dem aktuellen Anlagemarkt beobachten. Das Feilschen war im Sommer 2022 zu beobachten, als die Anleger darauf hofften, dass die Zentralbanken mit den ohnehin unvermeidlichen Leitzinserhöhungen nachsichtig sein würden. Das war nicht der Fall, und so befinden sich die Anleger nun irgendwo zwischen Depression und Akzeptanz. Die Zentralbanken der Industrieländer haben offenbar konzertierte Programme zur Straffung der Geldpolitik durchgeführt, wobei die Leitzinsen in Schritten von 0,75 % statt der üblichen sanften 0,25 % angehoben wurden. Die Federal Reserve hat deutlich gemacht, dass sie bereit ist, die Zinssätze erforderlichenfalls noch weiter anzuheben, was sich auch auf die Aktienanleger dämpfend auswirkt. Die Technologiewerte, die Anfang 2022 so schnell wuchsen und die Hauptstütze des MSCI World Index bildeten, profitierten von fremdfinanzierten Anlegern, die nun die Hauptlast der abnehmenden Kreditverfügbarkeit tragen und unter Zwangsliquidationen leiden.

Die sagenumwobenen FAANG-Aktien, die wichtige Bestandteile des MSCI World Index sind und zusammen ein Akronym bilden, das nach den US-Technologieunternehmen Facebook, Amazon, Apple, Netflix und Google benannt wurde, sind jetzt MANTA-Aktien, also Microsoft, Amazon, Nvidia, Tesla und Alphabet. Facebook, jetzt Meta, wurde in seiner Bedeutung zurückgestuft, ebenso wie Apple. Diese Aktien fanden bei den Anlegern Anklang und wurden eifrig gekauft. Der unvermeidliche übermäßige Enthusiasmus konnte nicht in die Zukunft extrapoliert werden, und wie die holländische Tulpenmanie des 17. Jahrhunderts implodierte sie, als der gesunde Menschenverstand die Oberhand gewann. Diese Unternehmen haben natürlich ihren Wert und ihre Logik, nur nicht zu den überhöhten Preisen, die sie während der Begeisterung erreichten.

Die Anleger sollten nicht in Panik verfallen und vor allem in dieser Zeit investiert bleiben. Die Anlagemärkte haben die kommende wirtschaftliche Rezession zumindest teilweise bereits eingepreist. Wenn die Anleger investiert bleiben, werden sie in die letzte Phase des Trauerprozesses eintreten und akzeptieren, dass sich die Boom-Märkte des letzten Jahres in naher Zukunft nicht wiederholen werden. Die Nachricht ist unangenehm, aber kein Grund zur Panik. Kompetente Fondsmanager, die über langjährige Erfahrungen mit dem Auf und Ab wirtschaftlicher und politischer Umwälzungen verfügen, werden ihre Portfolios wieder stabilisieren und wieder rentabel investieren, wenn auch auf einem niedrigeren Niveau als in der jüngsten Vergangenheit. Eine breite Risikostreuung wird auch für stabile Renditen in den Portfolios sorgen.

Anleger sollten auch der Versuchung widerstehen, in schnell reich werdende Sektoren wie Kryptowährungen und andere ähnliche Produkte zu investieren. Die jüngste Geschichte hat gezeigt, dass es durchaus möglich ist, einen Großteil oder die gesamte Investition bei diesem Glücksspiel zu verlieren. In den kommenden Jahren wird es zwar immer noch Gewinnmöglichkeiten geben, aber nicht mehr in dem extravaganten Ausmaß wie in der Vergangenheit.

Die Devise lautet nach wie vor: Bleiben Sie investiert, aber streuen Sie das Risiko sorgfältig und vermeiden Sie eine übermäßige Konzentration auf einen bestimmten Sektor.

Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Hinweis auf die künftige Rentabilität und kann diese nicht garantieren. Der Wert von Anlagen und die damit erzielten Erträge können sowohl steigen als auch fallen, und die Anleger erhalten möglicherweise nicht die ursprünglich investierten Beträge zurück. Alle Anlagen sind mit Risiken verbunden, einschließlich des Risikos eines möglichen Kapitalverlusts.

John Townsend berät die Kunden von Matz-Townsend Finanzplanung bei ihren Anlageportfolios. Er ist ein Mitglied des Chartered Institute for Securities and Investment in London. (Townsend@insure-invest.de)

John Townsend’s Anlagemeinungen April 2021

Alles, was ich sagen kann, ist, dass es auf dieser Erde Pestilenzen gibt und es gibt Opfer – und man muss sich so weit wie möglich weigern, auf der Seite der Pestilenz zu stehen. – Albert Camus, Die Pest

Im Jahr 2020/21 haben bisher eine Reihe wichtiger Faktoren auf die Anleger eingewirkt. Diese werden langanhaltende Auswirkungen haben. Die COVID19-Pandemie, bei der inkompetente populistische Politiker mit totaler politischer Lähmung viele ihrer Landsleute leichtfertig zu unnötigem Leid verdammen, ist der Druck, der derzeit am meisten in den Nachrichten ist. In den USA ist die Ära der Inkompetenz, der Verantwortungsscheu und der Beschimpfungen zu Ende gegangen und der neue Präsident schlägt ernsthafte Gesetze vor, die dem Volk und der US-Infrastruktur helfen sollen und nicht nur einigen wenigen Parteispendern. Eine aggressive Strategie in der Politik und der Fiskalpolitik werden dem Land zu einer führenden Position in Sachen Wirtschaftswachstum verhelfen.

Die Welt geht trotz der Pandemie weiter. Menschen erkranken und sterben an anderen Krankheiten oder Unfällen, Volkswirtschaften florieren oder wanken und Investoren versuchen, eine Rendite auf ihr Kapital zu erzielen und gehen weiterhin Risiken ein, die sie nicht erkennen können.

In Großbritannien hat die Ernennung eines kompetenten Verwalters, der die Leitung des Impfprogramms übernommen hat, zu bemerkenswerten Ergebnissen geführt, mit einem schnellen Impfprogramm, dass eine lebensrettende Abdeckung bietet. Dies hat jedoch dazu geführt, dass führungs- und richtungslose Politiker ihre Gewohnheit fortsetzen, sich gegenseitig in den Rücken zu fallen, ihr Wort gegenüber ihren eigenen Landsleuten und gegenüber Ausländern zu brechen und die private Geschäftemacherei mit Verträgen und Verbindungen auf eine deprimierend undifferenzierte Weise fortzusetzen. Das ist ein weiteres Zeichen für eine Malaise, die letztlich Investitionen und Arbeitsplätze aus dem Land treiben wird.

Europäische Länder, die weltbeste Ingenieure, Wissenschaftler und Philosophen hervorgebracht haben, sind in einem bürokratischen Sumpf versunken, der zu einem völligen Mangel an Syllogismus führt, und waren daher nicht in der Lage, dynamische Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie zu entwickeln, was zu unzähligen unnötigen Todesfällen geführt hat. Zu viele Kommentatoren versuchen nun halbwegs durchdachtes politisches Kapital zu schlagen, indem sie sich gegen den Rat von Wissenschaftlern und Ärzten aussprechen und eine sofortige Lockerung der lebensrettenden Abschottungsmaßnahmen fordern. Wenn man genau hinschaut, findet man immer irgendeinen so genannten Experten oder Professor, normalerweise von einer weniger bekannten Institution, der zitiert werden kann und der versucht, jede beliebige Meinungsrichtung zu belegen. Solche Idiotismen sind schwer zu vermeiden.

Lassen Sie uns klarstellen, dass es keine Freiheit von der Pandemie geben wird, zumindest nicht in ihrer jetzigen Form, bis jeder in der Welt und auch in unseren eigenen Ländern gegen die Pandemie geimpft worden ist. Der Einzelne sollte nicht die Freiheit haben, sich gegen eine Impfung zu entscheiden, nur weil er aufgrund der Tatsache, dass andere sie haben, nicht geimpft werden muss. Die langfristige Erholung und die Wiedereröffnung von Geschäften, Konzerthallen, Sportveranstaltungen und Märkten hängen davon ab, dass die Impfungen jetzt und, falls erforderlich, auch in Zukunft wiederholt durchgeführt werden. Jegliche Beschwerden über eine Verzögerung der Wiedereröffnung sollten den inkompetenten Bürokraten und den Politikern, die sich hinter ihnen verstecken, angelastet werden, nicht den Gemeindeleitern, die versuchen, ihre Bürger zu schützen.

Die anfängliche finanzielle Rezession im März 2020, die eine Reaktion auf die Pandemie war, konnte dank der konzertierten Aktionen der internationalen Zentralbanken, die die Zinssätze senkten und Unternehmen sowie privaten Verbrauchern finanzielle Liquidität zur Verfügung stellten, um einen Einbruch der Nachfrage sowie des industriellen Angebots zu begrenzen, schnell überwunden werden.

Die Zentralbanken haben die Tatsache akzeptiert, dass die Überschwemmung ihrer heimischen Märkte mit Liquidität zu Inflation führen wird. Das Niveau, auf das die Inflation steigen wird, kann derzeit nicht gemessen werden. Im Allgemeinen werden 2 % in einem normalen Umfeld als gesund angesehen, obwohl die Zentralbanken unaufrichtig sind, wenn sie behaupten, dass dieses Niveau als langfristiger Durchschnitt angesehen werden sollte. Kurzfristig ist mit einem Anstieg der Inflation auf über 5 % zu rechnen, bevor sie wieder zurückgeht. Das unvermeidliche Ergebnis sehr niedriger oder negativer Zinssätze wird die Bildung von Finanzblasen sein. Wir sehen bereits einen sprunghaften Anstieg der Hauspreise, da die Käufer davon ausgehen, dass sie mit großen, aber niedrig verzinsten Hypothekenkrediten zurechtkommen. Die Gefahr, wenn nicht gar die Gewissheit, ist, dass Käufe, die in diesem Umfeld getätigt wurden, stark an Wert verlieren werden, wenn die normale Wirtschaft und die normalen Zinssätze wieder einsetzen.

Während sich die westlichen Volkswirtschaften auf die Pandemie und ihre Auswirkungen konzentrierten und konzentrieren, geht es in China, wo die ersten Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie ergriffen wurden, mit einer starken Wirtschaft weiter. Die Chinesen konzentrieren sich wieder auf die Deckung der internen Nachfrage nach Investitionen in langlebige Gebrauchsgüter und diskretionäre Konsumausgaben, während sie gleichzeitig immer mehr Waren für den Export in den Rest der Welt produzieren.

Ökonomen sind sich unschlüssig, ob das chinesische Binnenwachstum, das zu einem großen Teil aus dem Produktionswachstum und den Lohnausgaben stammt, im Jahr 2021 6 %, 8 % oder sogar 10 % betragen und 2022 auf einem ähnlichen Niveau bleiben wird. Einig sind sich jedoch alle in der Tatsache, dass die chinesische Wirtschaft boomt und auch die Volkswirtschaften in den Nachbarländern belebt und stützt, ähnlich wie es die USA vor einigen Jahrzehnten taten. Wir treten wirklich in eine chinesisch dominierte asiatische Ära ein.

In der westlichen Populärkultur führt diese chinesische Wirtschaftskraft zu Wahrnehmungsproblemen. China wird nun als Bedrohung für seine Nachbarn gesehen. Die chinesische Behandlung der eigenen Minderheiten sorgt für Unzufriedenheit im Westen. Man ist der Ansicht, dass China sich so verhalten sollte, wie es die westlichen Länder jetzt tun, und vergisst dabei, dass das chinesische Handeln heute die Art und Weise widerspiegelt, wie die Kolonialmächte, einschließlich der USA, ihre Minderheiten noch vor wenigen Jahrzehnten behandelt haben, als das westliche Wirtschaftswachstum stattfand. Es mag uns nicht gefallen, aber wir können nicht leugnen, dass auch wir in der Vergangenheit ähnliche Maßnahmen zum Aufbau unserer Volkswirtschaften ergriffen haben.

Ein neuer globaler Wirtschaftszyklus hat begonnen. Er ist radikal anders und potenziell anfälliger als jeder Zyklus, den wir bisher erlebt haben. Er wurde durch die Schwere der Pandemie ausgelöst, ist aber auch anfällig für ein erneutes Auftreten des Virus in einer anderen und unerwarteten Form, für die wir derzeit keine Lösung haben.

Die Bremsen für das internationale Wirtschaftssystem kommen aus verschiedenen Quellen. Zum einen gibt es einen Fachkräftemangel, bei dem zu viele Menschen ungelernt oder falsch ausgebildet sind. Die produzierenden und dienstleistenden Unternehmen können die neuen Anforderungen an sie nicht erfüllen. China hat auch einen Mangel an hochwertigem Stahl. Es wird viel über den Export von chinesischem Stahl zu Dumpingpreisen geredet, doch die Realität ist, dass China dringend Qualitätsstahl benötigt, den es derzeit nicht in ausreichender Menge selbst produzieren kann, und dass das Land nicht den gesamten minderwertigen Stahl verwenden kann, den es produziert.

Auch Rohstoffe haben ihre Engpässe. Ich habe oft argumentiert, dass Kupfer ein Glockenrohstoff ist, der zeigt, wie es um die industrielle Produktion in fast jeder Form bestellt ist. Auch Energie, einschließlich der Verwendung von Holz und Biomethan als Brennstoff für Kraftwerke und Häuser, steht im Fokus. Man muss sich auch der Transportkosten bewusst sein, wie man an den Preisen für die Containerschifffahrt sieht. Der gerade angekündigte Green Deal der Europäischen Union zielt darauf ab, die Kohlendioxidproduktion bis 2050 auf Null zu reduzieren. 73 % der Kohlendioxid-Produktion sind auf die derzeitige Energieerzeugung zurückzuführen, aber auch hier sind politische Aspekte im Spiel. Vor allem in Deutschland gibt es eine emotionale Gegenreaktion auf die Stromerzeugung mit Atomkraftwerken. Dies ist nach wie vor eine ökologisch effiziente Energiequelle und ihre Nutzung wird von einigen Ländern akzeptiert und von anderen abgelehnt.

Auch die Europäische Union hat sich eine Reihe von Nachhaltigkeitsvorschriften für die Geldanlage auferlegt, insbesondere unter den Paragraphen 6, 8 und 9 der Europäischen Öko-Initiative. Das politische Ziel ist es, die Investmentbranche zu mehr ökologischem Bewusstsein zu zwingen. Wenn es gelingt, die Fondsgesellschaften selbst am „Greenwashing“ und an der Falschetikettierung ihrer Fonds zu hindern, wird dies zweifellos eine größere Wirkung haben. Im Moment sieht es nach einem Triumph der Hoffnung über die Realität aus.

Es gibt keine Alternative zu Investitionen in die asiatischen und US-amerikanischen Aktienmärkte, mit einigen ausgezeichneten europäischen Vermögenswerten für eine gute Mischung beigefügt. Dennoch ist es absolut notwendig, eine sehr breite Streuung der Vermögenswerte zu haben, für den Fall, dass eine neue Version der Pandemie zuschlägt. Mit festverzinslichen Anlagen ist wenig zu gewinnen, außer dass sie eine Quelle der Stabilität für ein Portfolio darstellen; sie werfen nur sehr wenig ab, ohne dass der Anleger unnötige Risiken eingehen muss. Fonds, die in Wandelanleihen investieren, können eine wertvolle Quelle der Risikoverteilung sein. Kryptowährungen sind ein Desaster, das nach einem Ort sucht, an dem es passieren kann, und obwohl sie derzeit in Mode sind, sollten sie am besten ehrgeizigen Studenten überlassen werden, die noch lernen müssen, was es bedeutet, unnötige und unerwartete Verluste zu erleiden.

Die Performance der Vergangenheit ist keine Garantie für die zukünftige Rentabilität.

John Townsend berät für Matz-Townsend Finanzplanung Kunden bei deren Anlageportfolios. Er ist ein Fellow der Chartered Institute for Securities and Investment in London. (Townsend@insure-invest.de)

Coronavirus oder Covid-19: Keine Panik!

Ein scheinbar neues Virus ist in der chinesischen Stadt Wuhan in der Provinz Hubei aufgetaucht und hat sich dann auf Teile des restlichen Chinas und über die Reisenden auch auf andere Gebiete Südostasiens und hat sich teilweise in der restliche Welt ausgebreitet. Die WHO hat ihre Besorgnis über die Ausbreitung des Virus in den Iran, nach Italien und zuletzt Frankreich, Deutschland und Teneriffa zum Ausdruck gebracht.

Die sozialen Netzwerke sind voller Gerüchte und „Fake News“-Panikmeldungen und haben daher im weiteren Sinne dazu geführt, dass die „16-jährigen“ Händler an den Finanzmärkten sofort jeden Alarmknopf drücken, den sie finden können und Aktienpanikverkäufe ausgelöst haben. Die WHO weist darauf hin, dass die Welt nicht nur mit einer Epidemie, sondern auch mit einer alarmierenden „Infodemie“ konfrontiert ist.

Die Realität sieht so aus, dass einige Zulieferer von Komponenten in China vorübergehend nicht produzieren, um zu verhindern, dass der Virus ihre Mitarbeiter befällt, und daher sind einige globale Hersteller, insbesondere diejenigen, die eine „just in time“-Politik verfolgen und keine oder nur wenige Komponentenlager haben, von fehlenden Teilen betroffen sind. Diese Hersteller können im Automobilsektor oder in der Elektronikbranche tätig sein. In der Tat ist jeder Bereich betroffen, in dem Teile oder Waren in China billiger hergestellt werden können als anderswo. Die chinesische Regierung hat auch Produktionsstätten geschlossen, die Medikamente und ähnliche Produkte wie Schmerzmittel dort billig herstellen. Der Mangel an diesen Produkten wird in weiten Teilen der übrigen Welt zu spüren sein. Auch Fluggesellschaften und Fremdenverkehrsorte haben darunter gelitten, da die Menschen im Allgemeinen vermeiden, sich in Gebiete zu wagen, die möglicherweise betroffen sind.

Der Rückgang der Aktienkurse, insbesondere auf dem Markt von Hongkong, der nur ein Zehntel der Größe der Märkte von Schanghai/Shenzhen ausmacht und deshalb volatiler ist, ist ein vorübergehendes Phänomen und wird, wie schon bei ähnlichen Krisen (wie SARS) in der Vergangenheit, bald vorbei sein. Für diejenigen Anleger, die gerne weniger konservative Risiken eingehen, ist dies wahrscheinlich ein guter Zeitpunkt, um erneut in asiatische – auch chinesische – Aktien zu investieren.

Für diejenigen mit einer nüchternem Lebenseinstellung und einer längerfristigen Sicht auf ihre Anlagen verbunden mit einer Erinnerung an vergangene Krisen ist das, was wir jetzt sehen, eine weitere typische Überreaktion der Börsen, die durch die Auswirkungen fallender Indizes auf die Anlagen der passiven ETFs vervielfacht wird. Gute aktive Manager werden ihre Portfolios so diversifiziert haben, dass sie nicht anfällig für Schocks in einer kleinen Gruppe von Sektoren sind. Einige, vor allem diejenigen, die auf die Aktienmärkte in Hongkong spezialisiert sind, werden eine größere Bewegung erleben, die aber nur von kurzer Dauer sein wird.

Die Hauptbotschaft ist, die Nerven zu behalten und nicht in einen vorübergehenden Sturz zu verkaufen. Meine Kunden mit ausgewogenen Portfolios werden auch nach diesem panischen Einbruch der Märkte seit Anfang 2020 immer noch ein Wachstum von rund 2% in ihren Portfolios haben. Das ist weniger als vor der Krise, aber das Jahr ist immer noch weniger als zwei Monate alt und es wird noch viel Zeit geben, um zusätzliche Gewinne zu erzielen, wenn die Panik nachlässt.

John Townsend berät Kunden bei ihren Anlageportfolios für Matz-Townsend Finanzplanung.

Er ist Fellow des Chartered Institute for Securities and Investment in London.

(Townsend@insure-invest.de)

Vergangene Leistung ist keine Garantie für die zukünftige Rentabilität

John Townsend’s Anlagemeinungen Januar 2020

Es gibt nur Gut, das Wissen, und  Böses, die Unwissenheit. – Sokrates

Ein sehr frohes neues Jahr und ein glückliches neues Jahrzehnt für uns alle.

Im letzten Jahrzehnt gab es viele Veränderungen. Jeder hat seine eigene Liste von Ereignissen, einige gute, und einige schlechte. Die eine Gewissheit ist, dass die nächsten 10 Jahre noch viele Veränderungen mit sich bringen werden und es gibt keine Gewissheit darüber, was diese Veränderungen sein werden.

Die Investmentmärkte werden durch das Handeln der Politik in ihrer Rendite beeinflusst. Einige Handlungen sind offensichtlich, wie z.B. die in den USA, andere sind weniger eindeutig, wie in Deutschland, aber sie werden wahrscheinlich eine langfristige Wirkung haben.

Cleon war ein General aus Athen, der 422 v. Chr. starb. Zu Lebzeiten erwarb er sich unter seinesgleichen den Ruf, ein großmäuliger, skrupelloser und kriegslüsterner Demagoge zu sein. Er beschuldigte seine Kollegen, insbesondere Pericles, der Misswirtschaft bei der Verwaltung öffentlicher Gelder, obwohl letzterer seinen Namen reinwaschen konnte. Cleon dominierte die Athener Politik und missbrauchte die dort angewandte Demokratie. Er war grob und ungeschliffen, aber er wusste, wie er die Emotionen der armen Athener wecken konnte, die ihn wiederum dabei unterstützten, falsche Anschuldigungen gegen seine politischen Gegner zu erheben, um  diese aus der Macht zu entfernen. Er kritisierte die athenischen Generäle, war aber selbst ein Versager, als es schließlich darum ging die athenische Armee anzuführen. Die Aktionen von Cleon führten unweigerlich zum Untergang des Goldenen Zeitalters von Athen.

Obwohl er ein Aristokrat war, fand er es staatsbürgerlich alle Verbindungen mit seinem eigenen adeligen Hintergrund abzubrechen. Sein Einfluss lag in einem forschen und tyrannischen Politikstil sowie einem antiintellektuellen und antiaristokratischen Ton. In seiner Abhandlung „Geschichte des Peloponnesischen Krieges“ beschrieb Thukydides Cleon als Friedensgegner, denn sollte jemals wieder   Ruhe hergestellt werden, würden seine Verbrechen leichter aufgedeckt und seine Verleumdungen weniger gutgeheißen werden. Aus  Geschichte kann man Lehren ziehen, auch aus der Zeit vor 2.500 Jahren.

Sorgfältiges Investieren bedeutet, über die unmittelbaren und vergangenen Bewegungen an den Märkten hinauszuschauen. Während die großen US-Konzerne und deren Aktien in den vergangenen Jahren zu einem Großteil der Gewinne beigetragen haben, könnte einigen nun die Luft ausgehen. Viele Unternehmen in den USA und in Europa haben sich bei niedrigen Zinsen stark verschuldet (und sind es auch), teilweise um eigene Aktien zurückzukaufen, was wiederum zu steigenden Aktienkursen geführt hat. Diese erhöhte Verschuldung wurde auch zur Deckung von Ineffizienzen genutzt. Das Problem ist, dass ein Großteil dieser zusätzlichen Schulden zurückkommen wird, um die Kreditgeber bedrängen, wenn die Zinsen wieder steigen, wie dies eines Tages geschehen wird und  die betroffenen Unternehmen infolgedessen scheitern. Eine große Veränderung im letzten Jahrzehnt war, dass nicht mehr die Banken, sondern die Investmentfonds an Unternehmen und ausländische Regierungen Kredite vergaben. Wenn die Krise kommt, werden die Banken ihre Gebühren als Arrangeure verdient haben, aber die Fonds , die das Risiko getragen haben, werden die Hauptlast jeder Abwärtsdrehung tragen. Es ist an der Zeit, die Investitionen in festverzinsliche Produkte stark einzuschränken.

Investoren müssen in der Lage sein, die Risiken, die ihre Fonds eingehen, zu verstehen. ETFs sind die archetypischen „Scheinanlagen“. Ein ETF führt keine Analyse durch, sondern folgt blind einem Markt; wenn ein Index seine Zusammensetzung ändert, ändert sich auch ein ETF.  Die Differenz zwischen dem Verkaufspreis der alten Anlage und dem Kaufpreis der neuen Anlage wird dann durch  nicht genannte Kosten verschleiert. In einem starken und steigenden Markt, zeigt sich ein  Mangel an entscheidungsfindender Analyse nicht . Wenn eine Wirtschaft schwächelt, wird eine kritische Analyse unerlässlich um die Risiken zu verstehen und diese zu vermeiden oder zumindest zu mindern. Ein ETF investiert mit geliehenem Geld, das durch die scheinbare Kostenlosigkeit angezogen wird. Analyse und Risikomanagement kosten Geld. Analysten mildern Verluste; ohne dieses Wissen gibt es kein Verständnis und damit keinen Schutz vor plötzlichen Marktbewegungen.

Zu den Anlagesektoren des kommenden Jahrzehnts müssen Aktienfonds gehören, um die Dividenden von den Unternehmen, in die sie investieren,  zu erhalten. Diese Unternehmen müssen Dividenden aus den Gewinnen und nicht aus der Erhöhung ihrer Verschuldung zahlen. Nur eine sorgfältige Analyse kann diese identifizieren.

Es gibt einen wachsenden Markt für nachhaltige Anlagen. Dieser Markt wird weiterhin schnell wachsen, und die Kurse von Aktien von Unternehmen, deren Aktivitäten eindeutig nachhaltig sind, sind gestiegen und werden aufgrund der Nachfrage nach solchen Vermögenswerten weiter steigen. Natürlich hat sich der Mitnahmeeffekt durchgesetzt und viele Fondsgesellschaften haben ihre Fonds als nachhaltig bezeichnet, auch wenn ihr Vermögen nicht nachhaltig ist. Das nennt man ‚Greenwashing‘. Es gibt zwangsläufig viele Agenturen, die Nachhaltigkeitsratings anbieten. Einige davon sind glaubwürdig, andere wiederum nicht. Die Vereinten Nationen haben eine Liste mit 17 Zielen für eine nachhaltige Entwicklung herausgegeben, an die sich Investoren bei der Auswahl ihrer Investitionen halten sollten. Viele dieser Ziele sind widersprüchlich und professionelle Fondsmanager mussten diese Kriterien in fünf breitere Gruppen unterteilen, um eine gewissenhafte Investition zu ermöglichen.

Auch die Wirtschaftsmärkte haben ihre Probleme. Die Anleger haben stark von der steigenden Nachfrage nach amerikanischen und europäischen Aktien profitiert, aber die US-Wirtschaft scheint ein Plateau erreicht zu haben, auf dem Europa noch nicht angekommen ist. Die Warnzeichen sind da und Vorsicht ist geboten. Die Investitionen der Dritten Welt, insbesondere in Asien, darunter China, sind derzeit sehr vielversprechend.

Japanische Unternehmen sind in aller Stille wieder profitabel geworden. Japanische Institute investieren im In- und Ausland und die Aktienmärkte, die sich zu lange auf einem niedrigen Niveau befanden, beginnen zu steigen, zumal Alternativen zu den US-Märkten gesucht werden. Die übliche Aufteilung in Wert- und Wachstumswerte ist hier nicht besonders relevant. Gute Unternehmen werden durch die steigende Nachfrage unterstützt. Fondsanleger sollten sich darauf konzentrieren, kompetente und erfahrene Fondsmanager für den Zugang zu diesem Markt zu finden.

Chinesische Unternehmen sind wegen der Beteiligung des chinesischen Staates an vielen Aspekten ihrer Aktivitäten verunglimpft worden. In Wahrheit haben die Unternehmen, die groß genug sind, um Investitionen im Ausland zu rechtfertigen, wahrscheinlich eine staatliche Aufsicht, aber viele sind von Natur aus dynamisch und profitabel. Es wird argumentiert, dass größere Unternehmen selbst mit staatlicher Aufsicht noch immer einen unternehmerischen Geist haben, aber in Zeiten der Krise kaum unter der wirtschaftlichen Volatilität leiden dürften, insbesondere wegen der staatlichen Unterstützung. Die Banken sind jedoch eine andere Sache. Nachdem die chinesische Regierung die übermäßige Kreditvergabe von Sekundärbanken, insbesondere für Investitionen außerhalb Chinas, eingeschränkt hat, ermutigt sie nun die lokalen Banken, kleinere und mittlere Unternehmen zu unterstützen, die stark beunruhigt  wegen des Handelsstreits mit den USA sind. Es gibt derzeit einen Versuch, den sogenannten Handelskrieg abzukühlen, den Präsident Trump begonnen hat, als er  sein hinterwäldlerisches US-Publikum aufhetzte. Er hätte vielleicht mehr Erfolg gehabt, wenn er die anderen globalen Wirtschaftsakteure zusammengebracht hätte, aber Teamarbeit war scheinbar nie seine Stärke. Letztendlich sind es die US-Landwirte und  Industrie, die mehr als jeder andere chinesische Sektor gelitten haben. Viele US-Firmen haben jetzt Angst, dass die Märkte für ihre Produkte (der größte Markt für Apples iPhones ist in China) austrocknen werden. Es wird eine Art Vertrag geben, und Herr Trump wird den üblichen durchschlagenden Sieg in diesem, einem Wahljahr, einfordern. In Wirklichkeit haben die USA ihr Ziel verfehlt und nur Verachtung und zunehmendes Misstrauen von China sowie von den traditionellen US-Verbündeten und einem Großteil der übrigen industrialisierten Welt erhalten.

Die Investitionsmärkte werden ihren steilen Aufwärtstrend im Jahr 2020 und darüber hinaus nicht fortsetzen. Die Volatilität wird zunehmen, und die Anlageportfolios müssen an diese Herausforderungen angepasst werden. Das bedeutet, dass der Aktienanteil auch in den dynamischsten Portfolios reduziert werden muss. Die Portfolios müssen vor allem innerhalb der Anlagesektoren und zwischen diesen breit gefächert werden. Zu einer breiten Diversifizierung kann es keine Alternative geben. Der Hype um preiswerte ETFs sollte zugunsten sicherer Renditen der  besten Managern mit realer Analyse, hohen Renditen gegenüber ihren Indizes (Alpha) und einer nachgewiesenen Erfolgsbilanz ignoriert werden.

Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist keine Garantie für die zukünftige Rentabilität.

John Townsend’s Anlagemeinungen Juli 2019

Die Wahrheit ist immer seltsam, Seltsamer als die Fiktion – Lord Byron

Verdorbene Politik nimmt einen unangemessenen Platz auf den Finanzmärkten ein: Die Ein-Mann und die teamlose US-Regierung von Präsident Trump (mit Unterstützung einiger weniger treuer, ehrgeiziger, aber nicht besonders fähiger Handlanger) und Boris Johnsons richtungsloser Aufstieg in die Position des Premierministers im Vereinigten Königreich tragen beide die Merkmale eines inkohärenten, disruptiven und anarchistischen Stils. Dabei laufen beide Länder Gefahr, in ein wirtschaftliches und politisches Chaos ohne klare Richtung und ohne die Fähigkeit, sich im Falle einer kohärenten Bedrohung, sei sie wirtschaftlicher oder politischer Natur, zu schützen. Herr Johnson, der einst an einer Karriere im Journalismus scheiterte, die hauptsächlich darauf abzielte, Geschichten zu erfinden, wurde von seinen früheren Herausgebern unschön beschrieben. Er hat nach allem, was man hört, nicht mehr als die moralische Richtung eines Windsacks.

Der US-Präsident, ein selbsternannter Dealmaker, führt Zölle auf seine eigenen internationalen Verbündeten mit Europa und insbesondere Japan ein, die die Hauptlast seiner neu verhängten Strafen tragen. Es gibt keine Logik für diese Tarife, außer dem Versuch von Herrn Trump, seine Muskeln im Vorfeld der nächsten US-Präsidentschaftswahlen spielen zu lassen. Die größte Gefahr seines Handelns besteht darin, dass sich die gegnerischen Länder gezwungen sehen könnten, ihre Währungen abzuwerten. Auf jeden Fall scheinen auch die Vereinigten Staaten eine Abwertung des US-Dollars zu planen, um die Wettbewerbsfähigkeit der US-Exporte zu erhöhen. Dieser Abwertungswettbewerb wäre für den gesamten westlichen Handel destruktiv.

Der vom US-Präsidenten begonnene drohende Handelskrieg mit China (weil Handelskriege scheinbar leicht zu gewinnen sind) scheint wenig Einfluss auf China gehabt zu haben. Hier ist die jährliche Wachstumsrate von 6,5% auf 6,2% gesunken, was wahrscheinlich ebenso auf interne wirtschaftspolitische Veränderungen durch die chinesische Regierung zurückzuführen ist wie auf die Auswirkungen der US-Zölle. Das Niveau von 6,2 % liegt weiterhin innerhalb der von der chinesischen Regierung vorgegebenen Grenzen von 6,0 % bis 6,5 %. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass der US-Präsident den Cashflow aus der Einführung von Zöllen missverstanden zu haben scheint, was für den US-Verbraucher zusätzliche Kosten bedeutet, nicht aber für die chinesischen Anbieter.

Die US-Wirtschaft ist derzeit florierend und die Zinsen dürften nach einem ähnlich starken Anstieg im September 2018 wieder um 0,25% sinken. Allerdings zeichnen sich konjunkturelle Wolken ab, die zu einer Schwäche der US-Wirtschaft führen könnten. Da Geld so billig zu leihen ist, gibt es viele US-Unternehmen, die durch Investitionen expandieren, aber ebenso gibt es auch viele, die sich durch hohe Kreditaufnahme über Wasser halten. Dies ist potenziell beunruhigend für die hochverzinslichen (und damit risikoreicheren) Investmentfonds, die eine zusätzliche Performance durch Investitionen in nicht Investment-Grade-Unternehmen anstreben. Sie werden stark darunter leiden, wenn die Zinsen wieder steigen und die US-Wirtschaft nachlässt. Ich habe mich entschieden, diese Fonds in meinen Kundenportfolios zu vermeiden.

Die Inflationsraten sowohl in den USA als auch in der Eurozone sind mit 1,8% bzw. 1,1% auf einem sehr niedrigen Niveau. Ebenso gering ist das Wachstum mit rund 1% pro Jahr. Angesichts der Tatsache, wieviel Geld derzeit zur Verfügung gestellt wird, ist es schwer zu erkennen, dass die Inflation deutlich oder gar nicht steigen wird. Die Zinssätze in Europa wurden ebenfalls so gestaltet, dass sie niedrig bleiben, auch nachdem Herr Draghi seine Rolle als Leiter der Europäischen Zentralbank niedergelegt hat.  Frau Lagarde wird wenig Freiheit haben, die Euro-Zinsen zu erhöhen, wenn sie die Geschäfte übernimmt. Die EU hat jedoch jetzt zwei Problemmitglieder, Italien und Polen, was die politische Stabilität beeinträchtigen könnte. Beide haben lautstarke Anti-EU-Stimmen. Niedrige Zinssätze werden Italien zweifellos helfen, sich über Wasser zu halten, ohne dass dieses Land schwierige interne wirtschaftliche Anpassungen vornehmen muss. Polen, der größte Nettoempfänger von Bargeld in der EU, zahlt keine Zinsen auf seine EU-Unterstützung und wird daher weniger von einem künftigen Anstieg der Zinssätze betroffen sein. In Wahrheit kann es sich weder der eine noch der andere leisten, die abschirmenden Flügel Europas zu verlassen, aber sie können und werden unnötige Kontroversen mit ihren Forderungen schüren, die sich an ihre lokalen Wähler richten.

Die irrationale Entscheidung des US-Präsidenten, den gemeinsamen umfassenden Aktionsplan (JCPOA), ein multilaterales Abkommen zur Begrenzung der Produktion von iranischem Kernmaterial, einseitig aufzuheben, war in Wahrheit als Aufhebung einer weiteren von Präsident Obama unterzeichneten Maßnahme gedacht, den Trump abscheulich findet. Es ist nicht klar, warum der ehemalige Präsident Obama von Herrn Trump so sehr abgelehnt wird, aber die von ihm eingeführten Maßnahmen wurden im großen Stil und ersatzlos gestrichen.

Der Iran hat ein hartnäckiges Problem, da er verschiedene interne Fraktionen hat, die um die Macht kämpfen und oft nicht miteinander reden. Es gibt die offiziell anerkannte Regierung, mit der die ausländischen Regierungen interagieren, aber es gibt auch die iranische Revolutionsgarde (IRGC) , mit dem Ausländer nicht kommunizieren, welches das Rückgrat der derzeitigen politischen Struktur ist und ein wichtiger Akteur in der iranischen Wirtschaft ist. Das IRGC hat seine eigenen gewalttätigen Schritte gegen Öltanker im Arabischen Golf und die Entführung eines britischen Schiffes in internationalen Gewässern aus Rache für die Beschlagnahme eines iranischen Schiffes voller Öl für Syrien unternommen. Die Revolutionsgarde steht nicht unter staatlicher Kontrolle, und es hat wenig Wirkung, wenn westliche Außenminister streng mit ihren iranischen Gegenparteien sprechen. Die restlichen Parteien sind hauptsächlich religiös wenn sie das iranische Volk betreffen, sind aber im internationalen Bereich relativ bedeutungslos. Es wäre viel klüger gewesen, den Vertrag unberührt zu lassen.

Saudi-Arabien und seine Verbündeten im Golf sind die unerbittlichen Feinde der Iraner. Dies hat viel mit dem sunnitischen (Saudi et al.) versus schiitischen (Iran und nordarabische Staaten) Konflikt im Islam zu tun. Die Saudis haben die Unterstützung von US-Präsident Trump und seinem Schwiegersohn erhalten und fühlen sich stark genug, um militärische und wirtschaftliche Maßnahmen ohne Rücksicht auf andere internationale Meinungen zu ergreifen. Dies trägt viele der Merkmale des Völkerbundes zwischen den beiden Weltkriegen.

Es gibt jedoch gute Nachrichten aus dem Sektor Emerging Markets, insbesondere aus dem asiatischen Raum, wo gute Fondsmanager mit leistungsfähigen Analysten inzwischen gute nachhaltige Renditen erzielen. In einem immer komplexer werdenden Investmentmarkt ist es unerlässlich, nur solche Fondsmanager einzusetzen, die über angemessene Unternehmensanalyseteams verfügen und Entscheidungen nach Bottom-up- und Top-down-Kriterien treffen können. Es gibt viele ausgezeichnete Unternehmen, in die man investieren kann. Die großen US-amerikanischen und europäischen Unternehmen werden von mehreren Analystenteams begleitet und können keinen Schritt machen, ohne eine Reaktion hervorzurufen. Kleinere, nicht-amerikanische und europäische Unternehmen haben weitaus weniger Analysten, die sie beobachten und lassen daher mehr Raum für wertvolle Research Ergebnisse.

Die japanische Wirtschaft schreitet leise auf ihrem eigenen Weg voran. Die westlichen Wirtschaftsmächte beklagen die zunehmende „Japanisierung“ ihrer Volkswirtschaften. Die japanische Zentralbank unterstützt ihre Binnenwirtschaft jedoch seit vielen Jahren mit niedrigen Zinsen und ausreichender finanzieller Liquidität. Dazu gehörten der Kauf von japanischen Staatsschulden und die Aktien vieler großer japanischer Unternehmen. Der zweitgrößte Inhaber der japanischen Staatsverschuldung ist die allgegenwärtige Hausfrau Frau Watanabe, es ist unwahrscheinlich, dass diese Investoren jemals ihre Investitionen abladen wollen, und Japanpapier wird daher, obwohl relativ wenig aufregend, eine stetige Rendite erzielen. Diese Maßnahmen haben zwar nicht zu einer hohen Wachstumsrate geführt, aber sie haben die Rentabilität der Unternehmen gefördert und die japanischen Unternehmen sind inzwischen gesund.

Die chinesische Wachstumsrate hat sich leicht auf 6,2% reduziert. Aber die chinesische Regierung arbeitet daran, die Richtung der Wirtschaft zu ändern, die Inlandsverschuldung zu reduzieren und die inländische Abhängigkeit von Krediten aus dem einregulierten Bankensektor zu verringern. Die US-Zölle haben nur eine begrenzte Wirkung, da die meisten Waren, wie z.B. Agrarrohstoffe, die die Chinesen früher in den USA gekauft haben und die jetzt Gegenstand von Rachezöllen sind, aus anderen Ländern gekauft werden. Ausländische Autokonzerne, insbesondere solche mit Fabriken in China und solchen, die billigere Modelle verkaufen, leiden jedoch stark unter der abschwächenden Nachfrage nach ihren Fahrzeugen. Ich vermute, dass dies wahrscheinlich vorübergehend sein wird, da sich die Wirtschaft an die neue Kreditpolitik des Staates gewöhnt. Auch hier liegt der Schwerpunkt auf der Investition in chinesische Unternehmensrisiken, da die Analysten sehr gut ausgebildet und erfahren sind.

Es gibt noch immer wichtige Diskussionen über den Unterschied zwischen passiven Anlagen wie ETFs, die aktiv einem realen oder künstlichen Index folgen, und aktiven Anlagen wie verwalteten Fonds. Passive Fonds haben theoretisch niedrigere Kosten, da sie keine Front-End-Gebühren und keine Managementgebühren haben, sie haben jedoch die Kosten für den Wechsel ihrer Anlagen, wenn sich die Indizes ändern, obwohl diese Kosten selten, wenn überhaupt, veröffentlicht werden. Aktiv verwaltete Fonds, insbesondere bei sorgfältiger Analyse und gutem Management, haben den Vorteil, dass sie eine positive Marge gegenüber einem Index, bekannt als Alpha, erzielen. In der Regel werden sie nach allen Gebühren und Abgaben netto verglichen. Ein kundenorientiertes Portfolio von aktiv verwalteten Fonds dürfte sich daher besser entwickeln als ein Portfolio von Supermarkt-Indexfonds. Ich glaube fest daran, mittelfristig „Alpha“ zu suchen und unkorrelierte Strategien in Portfolios mit überdurchschnittlichen Renditen zu kombinieren.

Der Schlüssel zu erfolgreichen und profitablen Investitionen auf den Fondsmärkten liegt in der vorausschauenden Planung, der Bewältigung von Finanzstürmen und der Verwendung der besten Qualitätsmanager, die konsistentes Alpha liefern und nicht alle, so weit wie möglich, in dieselben Aktien und Strategien investieren, um so eine „Bündelung“ von Risiken zu vermeiden.

Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist keine Garantie für die zukünftige Rentabilität.

John Townsend berät Kunden bei ihren Anlageportfolios für Matz-Townsend Finanzplanung. Er ist Fellow des Chartered Institute for Securities and Investment in London.

(Townsend@insure-invest.de)

John Townsend’s Anlagemeinungen 03 Januar 2019

„Wall Street Indizes prognostizierten neun der letzten fünf Rezessionen“

der verstorbene Nobelpreisträger Paul Samuelson

In den letzten drei Monaten des Jahres 2018 erlebten wir eine deutliche Korrektur an den globalen Aktien- und Anleihenmärkten. Es liegt in der Natur eines in Panik geratenen Marktes, vor allem eines, der durch das Handeln von böswilligen Politikern angeheizt wird, dass es zu schweren Überreaktionen kommen wird. Ende 2018 kam es zu einer solchen Panik, verbunden mit einem vermeidbaren Handelskrieg mit China, von dem die USA wahrscheinlich nicht profitieren werden, einer erwarteten Verlangsamung des chinesischen Wachstums von 6,6% auf „nur“ 6%, einem britischen Austritt aus der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, ohne triftigen Grund außer Fremdenfeindlichkeit und einer vagen, wenn auch möglicherweise unbegründeten Hoffnung, dass andere außereuropäische Länder eingreifen werden, um die unvermeidliche Handelslücke zu schließen. Dies führt zum langsamen Selbstmord einer einst stolzen Wirtschaft und eines politischen Systems und zu ihrem Abstieg  in relative Vergessenheit.

All dies führte trotz einer globalen Wachstumsrate von rund 3,7% im Jahr 2018 dazu, dass umkämpfte Händler, die vor allem darauf warteten, ihre Handelspositionen zu Weihnachten und zum Jahreswechsel abzuschneiden, stark überreagierten. Etwas, das 2019 zu einer Erholung führen wird.

Es wurde eine Korrektur zum Jahresende erwartet. Die entwickelten Volkswirtschaften hatten rund 10 Jahre Wachstum erlebt und ein tiefer Atemzug war angesagt. Ebenso befinden sich die Weltwirtschaften in ihren Konjunkturzyklen in einem späten Stadium, wenn auch noch nicht am Ende, basierend auf den Erfahrungen der Geschichte. Die Marktstimmung ist nicht vorhersehbar, und wenn ein unkluger US-Präsident seinem Bauchgefühl folgt, das auf den Berichten von Fox-News und nicht auf dem Rat seiner eigenen Berater beruht, führen die Aussagen, die durch unüberlegte Twitter-Ankündigungen verursacht werden, zwangsläufig zu negativen Ergebnissen.

Doch die Wirtschaft der USA und Chinas ist stark und wächst, eine Rezession ist dort vielleicht noch nicht in Sicht. In den USA trug eine umfangreiche Steuererleichterung dazu bei, die Unternehmensgewinne vorerst zu steigern, was sich jedoch nicht wiederholen dürfte. Präsident Trump macht die Erhöhung der US-Zinsen um 0,25% für eine zukünftige Wachstumsschwäche verantwortlich.  In China hat die Regierung erkannt, dass eine Entspannung der Kreditverfügbarkeit in der Vergangenheit zum Wachstum beigetragen hat  aber in Gefahr läuft, zu weit zu gehen. Es findet deshalb ein hartes Durchgreifen der Kreditvergabe im Privatsektor und durch die Sekundärbanken statt, was zu Unsicherheit auf Seiten des verarbeitenden Gewerbes führt, das sich Sorgen um die Finanzierung künftiger Handels- und Investitionstätigkeiten macht. Auch hier wird 2019 eine neue Balance gefunden.

In Europa wird die Unsicherheit nicht nur durch den Brexit verursacht. Woher künftig  die Milliarden nehmen, die das Vereinigte Königreich in der Vergangenheit an Europa gezahlt hat, um verschiedene Programme und die immer bedürftigen südlichen „Olivenöl“-Länder zu unterstützen? Auch Italien und Frankreich beginnen Anzeichen einer Konjunkturabschwächung zu zeigen. Die französische Regierung versucht, Gegenmaßnahmen zu ergreifen, wird aber mit vorhersehbaren gewalttätigen Demonstrationen konfrontiert. In Italien will eine neue populistische Regierung nicht einmal über finanzielle haushaltspolitische Geradlinigkeit diskutieren, und die italienische Wirtschaft dürfte im kommenden Jahr Anlass zur Sorge geben.

Die Schwellenländer sind in hohem Maße von der Nachfrage nach ihren Gütern aus den entwickelten Ländern abhängig. Sie arbeiten hart daran, eine gewisse Interdependenz aufzubauen, obwohl ein Rückgang der entwickelten Märkte zweifellos zu einer wirtschaftlichen Verlangsamung führen wird.

Die globalen Investmentmärkte werden sich von der aktuellen Panik erholen, weil leitende Börsenhändler  ihre Arbeit zu Beginn des Jahres wieder aufnehmen. Es wird eine Zeit der Ruhe geben, aber die Gefahr einer Rezession ist nicht mehr fern, und die Portfolios sollten durch zusätzliche Vielfalt stabilisiert werden, um den bevorstehenden Turbulenzen zu begegnen.

Deutschland ist seit einigen Jahren das Kraftpaket der europäischen Investmentmärkte, wobei sich die deutschen Aktienmärkte  jedoch weitgehend auf Maschinenbau- und Technologieunternehmen konzentriert haben. Diese beiden Sektoren haben stark gelitten, da das Vertrauen der institutionellen Anleger nachgelassen hat. Der Dieselskandal, von dem viele, wenn nicht die meisten Automobilhersteller betroffen sind  und die abnehmende Unterstützung durch die lokalen Politiker geben Anlass zur Sorge um die Rentabilität, wenn auch nicht um das tatsächliches Überleben. Technologieaktien waren aufgrund der allgemeinen Besorgnis über diesen Sektor in einem globalen Sektor betroffen. Lassen Sie mich klarstellen: Sowohl im deutschen Maschinen- als auch im Technologiesektor liegt eine sehr gute Zukunftschance  und die Investoren täten gut daran, auch hier auf ihren Händen zu sitzen, bis das Unwohlsein vorbei ist.

Fonds mit gemischten Strategien waren traditionell ein sicherer Hafen zur Risikominderung, aber gerade dieser Sektor mit gemischten Strategien hat in der vergangenen Krise auch einen unerwarteten Schlag erlitten. 2019 sollte der Anteil eines Portfolios, das auf Aktien entfällt  reduziert werden. Frühere akademische Studien haben jedoch gezeigt, dass es in einem durchschnittlichen Jahr nur etwa acht bis zehn Tage gibt, die den Investoren ein starkes Wachstum bieten. Wenn diese Tage verpasst werden, wird ein Portfolio nur minimale, aber positive Renditen aufweisen. Im gleichen Durchschnittsjahr gibt es in der Regel nur etwa fünf oder sechs Tage, an denen schwerere Schäden auftreten. Niemand kann im Voraus sagen, welche die profitablen oder verlorenen Tage sind. Die Botschaft ist, dass die Anleger investiert bleiben und Geduld haben müssen.

Auch eine Anlage in Barmittel ist langfristig nicht ratsam. Die Inflationsraten steigen und eine Investition muss mehr verdienen als die Inflationsrate, derzeit 1,8% in Deutschland, damit Anleger und Sparer die Kaufkraft ihres Geldes behalten können.

Die letzte wirtschaftliche Rezession vor Beginn des nächsten Zyklus ist nun voraussichtlich im Jahr 2020 zu erwarten, nachdem sie durch die Turbulenzen der aktuellen Marktverwerfung aufgeschoben wurde. Der Zeitpunkt ist nicht genau vorhersehbar, da das Ereignis ausführlich diskutiert wurde, was möglicherweise zu einem Schritt in Erwartung der Realität führen könnte. Einige der „Experten“, die den schweren Crash 2007/9 vorhergesagt haben, treffen auch jetzt ihre Vorhersagen, die jedoch teilweise dadurch relativiert werden sollten.  Viele Experten werden nach dem einen Ereignis beurteilt, dass sie möglicherweise vorhergesehen haben, und nicht nach dem, was sie nicht vorhergesehen haben.

Zu den Sektoren, denen man in 2019 folgen sollte, gehören diejenigen, in denen sich die Stimmung im Jahr 2018 gegen sie gewendet hat. Das sind Deutschland, China, Japan und die Technologie. Die US-Aktienmärkte sind überbewertet, was vor allem darauf zurückzuführen ist, dass sie von großen lokalen Finanzinstituten unterstützt werden. Dies bietet ihnen ein unzureichendes Preis-Leistungs-Verhältnis und eine Pufferung bei einem Abwärtstrend.

Die Schwellenländer sind darauf angewiesen, dass effiziente Unternehmen an starke Volkswirtschaften verkaufen, solange die chinesischen, europäischen und US-amerikanischen Märkte weiterhin prosperieren und auch angemessene Renditen bieten. Die New Frontier Märkte, diejenigen, in denen die Länder zu klein sind, um selbst als Schwellenländer zu gelten, können Zufalls-Renditen erzielen, aber in einem  sehr volatilen Umfeld wo die Risiken und die  geringe Liquidität ihrer Investitionen jedoch immer gefährlicher werden.

Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist keine Garantie für die zukünftige Rentabilität.

John Townsend berät Kunden bei ihren Anlageportfolios für Matz-Townsend Finanzplanung. Er ist Fellow des Chartered Institute for Securities and Investment in London.

(Townsend@insure-invest.de)

 

Anlagemeinungen Dezember 2017

„Ich habe eiserne Prinzipien. Wenn sie Ihnen nicht gefallen, habe ich auch noch andere.“ Groucho Marx

 

Präsident Trump hat endlich die erste Maßnahme seiner Präsidentschaft auf den Weg gebracht, das Steuerreformgesetz. In seiner Welt der Superlative handelt es sich dabei selbstredend um die größte und beste Steuersenkung schlechthin. Die Wirklichkeit sieht anders aus; es hat andere größere Steuersenkungen gegeben, aber das ist jetzt auch egal. Die aktuelle Steuerkürzung, die auf geliehenem Geld basiert, ist gefährlich und ein Beweis dafür, dass weder der Präsident noch seine ihn umgebenden Kriecher Ahnung von der wirtschaftlichen Realität haben. Die neue Maßnahme wird als Weihnachtsgeschenk für alle Amerikaner bezeichnet; vielleicht sollte noch etwas in Klammern hinzugefügt werden, und zwar “Amerikaner wie Herr Trump”. Bedauerlicherweise haben die meisten Mittelschicht-Amerikaner keine Ahnung, ob sie 2018 besser wegkommen werden, da die Kürzungen ihrer Steuerabgaben alles andere als transparent sind. Die anderen Erfolge von Herrn Trump lagen darin, grundsätzlich alles rückgängig zu machen, was mit dem Namen Obama verbunden ist, gleichgültig ob es den Bürgern der Vereinigten Staaten zugute kam oder nicht. Wir müssen uns ständig daran erinnern, dass er der gesetzlich gewählte Präsident des Landes ist, und bis sich das ändert, ist das der Preis, den wir für die Demokratie bezahlen müssen. Der Einfluss Amerikas auf globaler Ebene hat sowohl im wirtschaftlichen wie auch im diplomatischen Bereich schwer gelitten.

Für Anleger war 2017 ein profitables Jahr, wenn auch kaum vorhersehbar und mit sehr hohem Schwankungsgrad. Die niedrigen, eigentlich nahezu bei Null befindlichen Zinssätze in den Vereinigten Staaten von Amerika und Europa haben Aktiengesellschaften dazu verleitet, sich und jegliche Erträge ihrer Investitionen durch Kredite zu finanzieren. Solch eine Nachfrage führt bei den Investoren dazu, dass sie bei der Qualität viel größere Abstriche machen als früher, was wiederum zu einer Reihe irrationaler Finanzblasen (besonders mit Ramschanleihen und ertragsstarken Anleihen) führt. Die vielleicht offensichtlichste Blasen-Investition ist Bitcoin, dessen Preis von 1.000 US-Dollar im Januar auf etwa 19.000 US-Dollar im November stieg und jetzt bei ca. 11.000 US-Dollar liegt. Dieser massive Preisanstieg des Bitcoin ist seltsam, da es sich beim Bitcoin-Markt um einen gänzlich unregulierten Markt ohne Substanz und ohne Aufsichtsorgan, das darauf achtet, dass kein Missbrauch betrieben wird, handelt. Das erinnert an die Londoner Südseeblase oder den Amsterdamer Tulpen- und Blumenzwiebel-Boom. Ursprünglich war der Bitcoin als alternative Währung gedacht, was in der Panik aber untergegangen ist. Die wichtigsten Bitcoin-Produzenten (genannt “Miner”, zu deutsch: “Bergarbeiter”) sitzen in Russland und der Ukraine. Bei der Produktion von Bitcoins handelt es sich um ein teures und hochgradig technisches System. Kontrolle gibt es trotz vieler Bemühungen keine. Es gibt in den USA jetzt einen neuen Terminmarkt für Bitcoins, was in der Vergangenheit in der Regel der Vorbote für Marktkatastrophen war. Die Investoren beglückwünschen sich im Moment vielleicht gerade gegenseitig zu den hohen Preisen ihrer Bitcoins, aber wenn der Markt schwächer wird, werden sie keine Käufer dafür finden, so dass ihre Investition rasch wertlos wird. Die älteren Semester unter Ihnen erinnern sich sicher noch an die Dotcom-Zeit. Der einzig richtige Ratschlag ist wirklich, die Finger davon zu lassen, außer man legt es darauf an, sein Geld in Märkten anzulegen, die riskanter sind als chinesische Pferderennen.

Andere seltsame Bereiche sind ETFs. Darüber habe ich schon geschrieben. Der Markt für börsennotierte Fonds (engl.: exchange traded funds) begann, den Kapitalanlegern zu erlauben, nach Belieben Aktieninvestitionen schnell zu erhöhen oder zu verkaufen. Seither ist der Markt explodiert und sogar Privatanleger wurden in Produkte hineingezogen, die sie nicht verstehen und auch nicht verstehen können und von denen sie vage vernommen haben, dass wenig Kosten auf sie zukommen werden. In Wirklichkeit hinken ETFs den Märkten, denen sie eigentlich folgen sollten, hinterher und da ihre Investitionen im Grunde nicht zielgerichtet sind, verfügen sie weder über eine Unternehmensanalyse oder -führung, noch über einen erfahrenen Manager, der eine Risikoverteilung vornimmt. Dieser Markt, auch wenn er nicht ganz so schlecht ist wie der Bitcoin-Markt, ist ein Himmelfahrtskommando für private Investoren, wenn sie sich nicht gut beraten lassen.

Wir können die Blaseninvestitionen im Technologie-Sektor sehen. Unternehmen wie Tesla stellen vielleicht sehr interessante Produkte her, aber zu einem Preis, der viel höher ist, als der, zu dem sie ihre Autos verkaufen können. Gerade haben sie wieder einen Rekordverlust bekanntgegeben und eingestanden, dass sie mit der Produktion ordentlich hinterherhinken. Dabei handelt es sich noch immer um ein gutes Unternehmen im Vergleich zu anderen, die gerade großen Anklang bei den Anlegern finden. Tatsächlich gibt es gute und profitable Technologie-Unternehmen im FANG-Sektor (FANG = Facebook, Amazon, Netflix und Google), aber es gibt auch eine ganze Menge Unrat, welcher seine Anleger recht sicher im Regen stehen lässt, sobald die Begeisterung nachlässt.

Die Zinssätze weltweit werden wohl nicht mehr viel weiter fallen. Das Ende des Quantitative-Easing-Programms (QE-Programm) wird in den Vereinigten Staaten und Europa spürbar. Die amerikanischen Zinssätze haben etwas zu steigen begonnen und das QE-Programm wird langsam zurückgefahren, aber die amerikanische Unternehmensprofitabilität und -effizienz sollte das in ihrer aktuellen Form gut wegstecken können, so dass nicht davon auszugehen ist, dass die Aktienpreise davon beeinträchtigt werden. In Europa hat der Chef der Europäischen Zentralbank Herr Draghi allerdings ein Problem. Er weiß, dass das QE-Programm zurückgeschraubt werden muss, um die Bilanz der Zentralbank zu verringern, und dass die Zinssätze anfangen müssen zu steigen. Allerdings weiß Herr Draghi – als guter Italiener – auch, dass die leistungsschwache italienische Wirtschaft und die ineffizienten italienischen Banken in Kombination mit den massiven Staatsschulden keine höheren Zinssätze verkraften können. Diese müssen also so gut wie möglich niedrig gehalten werden. Jedoch sieht es nicht danach aus, dass Italien effizienter oder disziplinierter wird und seine Schulden zurückzahlt, so dass in naher Zukunft die nächste Krise bereits vorprogrammiert ist.

Der Anstieg an den Aktienmärkten basiert hauptsächlich auf der Tatsache, dass die meisten dieser Märkte vor zehn Jahren starke Rückgänge sehen ließen. Die meisten gewinnbringenden Unternehmen blieben profitabel und bei den gegenwärtig künstlich niedrigen Zinssätzen warten die Investoren vergeblich auf positive Erträge.

Die amerikanischen Aktienmärkte sind im Moment stark, da sie die notwendigen Schritte zur Verbesserung ihrer Effizienz unternommen haben. Die Trump-Maßnahmen zur Steuerminderung haben natürlich ihren Teil dazu beigetragen, aber diese wurden im Allgemeinen abgezogen. Der amerikanische Technologie-Sektor boomt und der Hausbau hat erneut das Vertrauen dahingehend gestärkt, dass mit einem Lohnzuwachs in allen Bereichen von den niedrigeren bis zu den höheren Einkommen zu rechnen ist. Dazu kommt, dass amerikanische Aktien schon immer an sich hoch im Kurs standen verglichen mit Aktien anderswo auf der Welt; ihren aktuellen Niveaus sollte nicht zu viel Bedeutung beigemessen werden, besonders da viele amerikanische Rentenfonds und Institutionen ausschließlich in ihre heimischen Märkte investieren.

Europa boomt auch, besonders Nordeuropa. Hier kann man von einem Goldlöckchen-Zustand sprechen, in dem sich alles “gerade richtig” anfühlt, und viele Unternehmen sind profitabel und wachsen. Die Wirtschaftssysteme von Frankreich und Spanien verfügen auch über Anzeichen von Stärke, obwohl Südosteuropa noch immer deutlich von der Großzügigkeit seiner nördlicheren Nachbarn abhängig ist. Solange Investoren sich auf Fondsmanager verlassen, die profitable Unternehmen aus den nordeuropäischen Staaten herauspicken können, ist Europa nach wie vor ein solider Platz für Investitionen.

Ein Jahrzehnt voller Anreize hat den asiatischen Märkten geholfen, schließlich ihren Schwung wiederzufinden, hat aber auch zu Spekulationen geführt. Japan hat jetzt begonnen, neues Vertrauen in sowohl die Computer- als auch die kleinen Unternehmenssektoren zu fassen, die ausländische Investoren nur zögerlich für sich genutzt haben. Das hat sich jetzt geändert, besonders weil genau diese ausländischen Anleger einen Gewinn aus dem Geld generieren müssen, das sich in ihrer Kontrolle befindet. Der japanische Markt sieht sehr vielversprechend aus. Indien entwickelt sich auch immer mehr zu einer profitablen Investition. Von den ursprünglichen BRIC-Ländern (BRIC = Brasilien, Russland, Indien und China) sehen Indien und China am besten aus, Indien vielleicht ein wenig besser als China. Von den anderen beiden sollte man besser die Finger lassen, bedenkt man wie gebeutelt sie von Korruption und versagender Unternehmensführung sind.

Manche Immobilienmärkte befinden sich mehr oder weniger im Aufschwung, die australischen Hauspreise sind auf sehr niedrige Zinssätze zurückzuführen, wobei im Laufe der letzten fünf Jahre Sydneys Hauspreise um fast 70 Prozent und Melbournes um 57 Prozent gestiegen sind. Es gibt alle Anzeichen für eine Blase, die spätestens dann platzt, wenn die Zinssätze zu steigen beginnen und die Nachfrage durch chinesische Anleger wegfällt. Das Gleiche gilt für die Immobilienmärkte in Hongkong, wo die Preise für Wohnungen seit 2008 um über 180 Prozent gestiegen sind. Die chinesische Zentralbank geht resolut gegen übermäßige Kreditvergabe durch Banken aus der zweiten Reihe vor und die Fähigkeit der normalen chinesischen Investoren, in der Monopolwelt von Hongkong mitzumischen, wird drastisch verringert, etwas, das noch verschlimmert wird, wenn die US-Dollar-Zinssätze wieder steigen.

Der fast verzweifelte Kampf, Erlöse aus Investitionen zu erzielen, hat dazu geführt, dass viele Banken, Institutionen und Fonds höhere Risiken eingegangen sind und in Schulden von Unternehmen und Ländern investiert haben, die sie andernfalls niemals in Betracht gezogen hätten. Reichlich Liquidität ist die einzige Antwort; dieser Meinung sind nicht nur die traditionellen Märkte, sondern auch der chinesische Finanzsektor. Vernünftige Kreditvergabe und wahrscheinlich wohlüberlegte Reserve-Positionen werden ignoriert, so dass die Anleger ihre Fondsmanager wieder genau beobachten müssen, um zu sehen, welche von ihnen risikoarme Strategien verfolgen und welche lediglich auf Erträge auf Kosten von Qualität aus sind. Es sollte erwähnt werden, dass die Zunahme an ertragsstarken Anleihen (in den 1980ern als Schrottanleihen bekannt) recht wahrscheinlich zu den ersten Opfern eines neuen Realismus gehören wird.

Der Markt für Multi-Vermögenswert-Investitionen hat begonnen, sich zu bewähren, besonders zu einer Zeit, in der Aktienschwankungen und dadurch die enthaltenen Risiken gestiegen sind. Die zunehmende Inflation und die steigenden Zinssätze, wenngleich nur langsam steigend, machen es für Investoren notwendig, neue Möglichkeiten zur Diversifikation aufzutun. Fonds, die in Aktien investieren, aber auch in Schulden mit festem oder schwankendem Zinssatz, Rohstoffe und Währungen, gehören alle in diese Kategorie, solange Fondsmanager in der Vergangenheit bewiesen haben, dass sie mit solchen Strategien umgehen können. Manche Ansätze, besonders solche, die nicht transparent sind, haben bedauerlicherweise komplett versagt – und genau deshalb ist es so wichtig, seinen Fondsmanager genau unter die Lupe zu nehmen.

2018 wird es in Deutschland Steueränderungen geben, die sich ein klein wenig auf Privatanleger auswirken werden, aber welche zusammen mit den neuen MiFID-II-Regelungen die Menge und Klarheit der Informationen, die von Zwischenhändlern und Fondsmanagern herausgegeben werden müssen, steigern werden. Das ist nichts, was einem Sorgen machen müsste, und wird hoffentlich die Gefahren von Fehl-Verkäufen an unguten Investitionen etwas abmildern. Die Tage von Fehl-Verkäufen an die alten und doofen (‘A&D’) Kunden durch deutsche Banken im Besonderen sind glücklicherweise gezählt.

Die globalen Aktienmärkte bergen noch immer ordentlich Potential, solange Investitionen vorsichtig und mit der angebrachten Bedacht und Analyse erfolgen. Diese Märkte werden zunehmend Schwankungen unterliegen, da die Institutionen nervös werden. Man kann einen plötzlichen Atomkrieg oder eine andere heftige Unstimmigkeit, zum Beispiel zwischen den USA und Nordkorea nicht aus der Rechnung herausnehmen, der unter den unerfahrenen “16-jährigen institutionellen Händlern” finanzielle Unstimmigkeiten hervorrufen würde, aber Krisen bei Bitcoin, Blockchain und den Technologie-Aktien werden eher nicht für einen folgenschweren Überraschungsmoment sorgen und eine totale Panik wie in 2007/2008 auslösen. Es zahlt sich aus, achtsam und vorsichtig zu sein.

Die vergangene Performance ist keine Garantie für zukünftige Profitabilität.

 Für Matz-Townsend Finanzplanung steht John Townsend Kunden bei der Planung ihrer Investmentportfolios beratend zur Seite.

Er ist ein Fellow (FCSI) des Chartered Institute of Securities and Investment in London.

(Townsend@insure-invest.de)

Aus dem Englischen von Magdalena Mandl

Anlagemeinungen Dezember 2017

„Ich habe eiserne Prinzipien. Wenn sie Ihnen nicht gefallen, habe ich auch noch andere.“ Groucho Marx

Präsident Trump hat endlich die erste Maßnahme seiner Präsidentschaft auf den Weg gebracht, das Steuerreformgesetz. In seiner Welt der Superlative handelt es sich dabei selbstredend um die größte und beste Steuersenkung schlechthin. Die Wirklichkeit sieht anders aus; es hat andere größere Steuersenkungen gegeben, aber das ist jetzt auch egal. Die aktuelle Steuerkürzung, die auf geliehenem Geld basiert, ist gefährlich und ein Beweis dafür, dass weder der Präsident noch seine ihn umgebenden Kriecher Ahnung von der wirtschaftlichen Realität haben. Die neue Maßnahme wird als Weihnachtsgeschenk für alle Amerikaner bezeichnet; vielleicht sollte noch etwas in Klammern hinzugefügt werden, und zwar “Amerikaner wie Herr Trump”. Bedauerlicherweise haben die meisten Mittelschicht-Amerikaner keine Ahnung, ob sie 2018 besser wegkommen werden, da die Kürzungen ihrer Steuerabgaben alles andere als transparent sind. Die anderen Erfolge von Herrn Trump lagen darin, grundsätzlich alles rückgängig zu machen, was mit dem Namen Obama verbunden ist, gleichgültig ob es den Bürgern der Vereinigten Staaten zugute kam oder nicht. Wir müssen uns ständig daran erinnern, dass er der gesetzlich gewählte Präsident des Landes ist, und bis sich das ändert, ist das der Preis, den wir für die Demokratie bezahlen müssen. Der Einfluss Amerikas auf globaler Ebene hat sowohl im wirtschaftlichen wie auch im diplomatischen Bereich schwer gelitten.

Für Anleger war 2017 ein profitables Jahr, wenn auch kaum vorhersehbar und mit sehr hohem Schwankungsgrad. Die niedrigen, eigentlich nahezu bei Null befindlichen Zinssätze in den Vereinigten Staaten von Amerika und Europa haben Aktiengesellschaften dazu verleitet, sich und jegliche Erträge ihrer Investitionen durch Kredite zu finanzieren. Solch eine Nachfrage führt bei den Investoren dazu, dass sie bei der Qualität viel größere Abstriche machen als früher, was wiederum zu einer Reihe irrationaler Finanzblasen (besonders mit Ramschanleihen und ertragsstarken Anleihen) führt. Die vielleicht offensichtlichste Blasen-Investition ist Bitcoin, dessen Preis von 1.000 US-Dollar im Januar auf etwa 19.000 US-Dollar im November stieg und jetzt bei ca. 11.000 US-Dollar liegt. Dieser massive Preisanstieg des Bitcoin ist seltsam, da es sich beim Bitcoin-Markt um einen gänzlich unregulierten Markt ohne Substanz und ohne Aufsichtsorgan, das darauf achtet, dass kein Missbrauch betrieben wird, handelt. Das erinnert an die Londoner Südseeblase oder den Amsterdamer Tulpen- und Blumenzwiebel-Boom. Ursprünglich war der Bitcoin als alternative Währung gedacht, was in der Panik aber untergegangen ist. Die wichtigsten Bitcoin-Produzenten (genannt “Miner”, zu deutsch: “Bergarbeiter”) sitzen in Russland und der Ukraine. Bei der Produktion von Bitcoins handelt es sich um ein teures und hochgradig technisches System. Kontrolle gibt es trotz vieler Bemühungen keine. Es gibt in den USA jetzt einen neuen Terminmarkt für Bitcoins, was in der Vergangenheit in der Regel der Vorbote für Marktkatastrophen war. Die Investoren beglückwünschen sich im Moment vielleicht gerade gegenseitig zu den hohen Preisen ihrer Bitcoins, aber wenn der Markt schwächer wird, werden sie keine Käufer dafür finden, so dass ihre Investition rasch wertlos wird. Die älteren Semester unter Ihnen erinnern sich sicher noch an die Dotcom-Zeit. Der einzig richtige Ratschlag ist wirklich, die Finger davon zu lassen, außer man legt es darauf an, sein Geld in Märkten anzulegen, die riskanter sind als chinesische Pferderennen.

Andere seltsame Bereiche sind ETFs. Darüber habe ich schon geschrieben. Der Markt für börsennotierte Fonds (engl.: exchange traded funds) begann, den Kapitalanlegern zu erlauben, nach Belieben Aktieninvestitionen schnell zu erhöhen oder zu verkaufen. Seither ist der Markt explodiert und sogar Privatanleger wurden in Produkte hineingezogen, die sie nicht verstehen und auch nicht verstehen können und von denen sie vage vernommen haben, dass wenig Kosten auf sie zukommen werden. In Wirklichkeit hinken ETFs den Märkten, denen sie eigentlich folgen sollten, hinterher und da ihre Investitionen im Grunde nicht zielgerichtet sind, verfügen sie weder über eine Unternehmensanalyse oder -führung, noch über einen erfahrenen Manager, der eine Risikoverteilung vornimmt. Dieser Markt, auch wenn er nicht ganz so schlecht ist wie der Bitcoin-Markt, ist ein Himmelfahrtskommando für private Investoren, wenn sie sich nicht gut beraten lassen.

Wir können die Blaseninvestitionen im Technologie-Sektor sehen. Unternehmen wie Tesla stellen vielleicht sehr interessante Produkte her, aber zu einem Preis, der viel höher ist, als der, zu dem sie ihre Autos verkaufen können. Gerade haben sie wieder einen Rekordverlust bekanntgegeben und eingestanden, dass sie mit der Produktion ordentlich hinterherhinken. Dabei handelt es sich noch immer um ein gutes Unternehmen im Vergleich zu anderen, die gerade großen Anklang bei den Anlegern finden. Tatsächlich gibt es gute und profitable Technologie-Unternehmen im FANG-Sektor (FANG = Facebook, Amazon, Netflix und Google), aber es gibt auch eine ganze Menge Unrat, welcher seine Anleger recht sicher im Regen stehen lässt, sobald die Begeisterung nachlässt.

Die Zinssätze weltweit werden wohl nicht mehr viel weiter fallen. Das Ende des Quantitative-Easing-Programms (QE-Programm) wird in den Vereinigten Staaten und Europa spürbar. Die amerikanischen Zinssätze haben etwas zu steigen begonnen und das QE-Programm wird langsam zurückgefahren, aber die amerikanische Unternehmensprofitabilität und -effizienz sollte das in ihrer aktuellen Form gut wegstecken können, so dass nicht davon auszugehen ist, dass die Aktienpreise davon beeinträchtigt werden. In Europa hat der Chef der Europäischen Zentralbank Herr Draghi allerdings ein Problem. Er weiß, dass das QE-Programm zurückgeschraubt werden muss, um die Bilanz der Zentralbank zu verringern, und dass die Zinssätze anfangen müssen zu steigen. Allerdings weiß Herr Draghi – als guter Italiener – auch, dass die leistungsschwache italienische Wirtschaft und die ineffizienten italienischen Banken in Kombination mit den massiven Staatsschulden keine höheren Zinssätze verkraften können. Diese müssen also so gut wie möglich niedrig gehalten werden. Jedoch sieht es nicht danach aus, dass Italien effizienter oder disziplinierter wird und seine Schulden zurückzahlt, so dass in naher Zukunft die nächste Krise bereits vorprogrammiert ist.

Der Anstieg an den Aktienmärkten basiert hauptsächlich auf der Tatsache, dass die meisten dieser Märkte vor zehn Jahren starke Rückgänge sehen ließen. Die meisten gewinnbringenden Unternehmen blieben profitabel und bei den gegenwärtig künstlich niedrigen Zinssätzen warten die Investoren vergeblich auf positive Erträge.

Die amerikanischen Aktienmärkte sind im Moment stark, da sie die notwendigen Schritte zur Verbesserung ihrer Effizienz unternommen haben. Die Trump-Maßnahmen zur Steuerminderung haben natürlich ihren Teil dazu beigetragen, aber diese wurden im Allgemeinen abgezogen. Der amerikanische Technologie-Sektor boomt und der Hausbau hat erneut das Vertrauen dahingehend gestärkt, dass mit einem Lohnzuwachs in allen Bereichen von den niedrigeren bis zu den höheren Einkommen zu rechnen ist. Dazu kommt, dass amerikanische Aktien schon immer an sich hoch im Kurs standen verglichen mit Aktien anderswo auf der Welt; ihren aktuellen Niveaus sollte nicht zu viel Bedeutung beigemessen werden, besonders da viele amerikanische Rentenfonds und Institutionen ausschließlich in ihre heimischen Märkte investieren.

Europa boomt auch, besonders Nordeuropa. Hier kann man von einem Goldlöckchen-Zustand sprechen, in dem sich alles “gerade richtig” anfühlt, und viele Unternehmen sind profitabel und wachsen. Die Wirtschaftssysteme von Frankreich und Spanien verfügen auch über Anzeichen von Stärke, obwohl Südosteuropa noch immer deutlich von der Großzügigkeit seiner nördlicheren Nachbarn abhängig ist. Solange Investoren sich auf Fondsmanager verlassen, die profitable Unternehmen aus den nordeuropäischen Staaten herauspicken können, ist Europa nach wie vor ein solider Platz für Investitionen.

Ein Jahrzehnt voller Anreize hat den asiatischen Märkten geholfen, schließlich ihren Schwung wiederzufinden, hat aber auch zu Spekulationen geführt. Japan hat jetzt begonnen, neues Vertrauen in sowohl die Computer- als auch die kleinen Unternehmenssektoren zu fassen, die ausländische Investoren nur zögerlich für sich genutzt haben. Das hat sich jetzt geändert, besonders weil genau diese ausländischen Anleger einen Gewinn aus dem Geld generieren müssen, das sich in ihrer Kontrolle befindet. Der japanische Markt sieht sehr vielversprechend aus. Indien entwickelt sich auch immer mehr zu einer profitablen Investition. Von den ursprünglichen BRIC-Ländern (BRIC = Brasilien, Russland, Indien und China) sehen Indien und China am besten aus, Indien vielleicht ein wenig besser als China. Von den anderen beiden sollte man besser die Finger lassen, bedenkt man wie gebeutelt sie von Korruption und versagender Unternehmensführung sind.

Manche Immobilienmärkte befinden sich mehr oder weniger im Aufschwung, die australischen Hauspreise sind auf sehr niedrige Zinssätze zurückzuführen, wobei im Laufe der letzten fünf Jahre Sydneys Hauspreise um fast 70 Prozent und Melbournes um 57 Prozent gestiegen sind. Es gibt alle Anzeichen für eine Blase, die spätestens dann platzt, wenn die Zinssätze zu steigen beginnen und die Nachfrage durch chinesische Anleger wegfällt. Das Gleiche gilt für die Immobilienmärkte in Hongkong, wo die Preise für Wohnungen seit 2008 um über 180 Prozent gestiegen sind. Die chinesische Zentralbank geht resolut gegen übermäßige Kreditvergabe durch Banken aus der zweiten Reihe vor und die Fähigkeit der normalen chinesischen Investoren, in der Monopolwelt von Hongkong mitzumischen, wird drastisch verringert, etwas, das noch verschlimmert wird, wenn die US-Dollar-Zinssätze wieder steigen.

Der fast verzweifelte Kampf, Erlöse aus Investitionen zu erzielen, hat dazu geführt, dass viele Banken, Institutionen und Fonds höhere Risiken eingegangen sind und in Schulden von Unternehmen und Ländern investiert haben, die sie andernfalls niemals in Betracht gezogen hätten. Reichlich Liquidität ist die einzige Antwort; dieser Meinung sind nicht nur die traditionellen Märkte, sondern auch der chinesische Finanzsektor. Vernünftige Kreditvergabe und wahrscheinlich wohlüberlegte Reserve-Positionen werden ignoriert, so dass die Anleger ihre Fondsmanager wieder genau beobachten müssen, um zu sehen, welche von ihnen risikoarme Strategien verfolgen und welche lediglich auf Erträge auf Kosten von Qualität aus sind. Es sollte erwähnt werden, dass die Zunahme an ertragsstarken Anleihen (in den 1980ern als Schrottanleihen bekannt) recht wahrscheinlich zu den ersten Opfern eines neuen Realismus gehören wird.

Der Markt für Multi-Vermögenswert-Investitionen hat begonnen, sich zu bewähren, besonders zu einer Zeit, in der Aktienschwankungen und dadurch die enthaltenen Risiken gestiegen sind. Die zunehmende Inflation und die steigenden Zinssätze, wenngleich nur langsam steigend, machen es für Investoren notwendig, neue Möglichkeiten zur Diversifikation aufzutun. Fonds, die in Aktien investieren, aber auch in Schulden mit festem oder schwankendem Zinssatz, Rohstoffe und Währungen, gehören alle in diese Kategorie, solange Fondsmanager in der Vergangenheit bewiesen haben, dass sie mit solchen Strategien umgehen können. Manche Ansätze, besonders solche, die nicht transparent sind, haben bedauerlicherweise komplett versagt – und genau deshalb ist es so wichtig, seinen Fondsmanager genau unter die Lupe zu nehmen.

2018 wird es in Deutschland Steueränderungen geben, die sich ein klein wenig auf Privatanleger auswirken werden, aber welche zusammen mit den neuen MiFID-II-Regelungen die Menge und Klarheit der Informationen, die von Zwischenhändlern und Fondsmanagern herausgegeben werden müssen, steigern werden. Das ist nichts, was einem Sorgen machen müsste, und wird hoffentlich die Gefahren von Fehl-Verkäufen an unguten Investitionen etwas abmildern. Die Tage von Fehl-Verkäufen an die alten und doofen (‘A&D’) Kunden durch deutsche Banken im Besonderen sind glücklicherweise gezählt.

Die globalen Aktienmärkte bergen noch immer ordentlich Potential, solange Investitionen vorsichtig und mit der angebrachten Bedacht und Analyse erfolgen. Diese Märkte werden zunehmend Schwankungen unterliegen, da die Institutionen nervös werden. Man kann einen plötzlichen Atomkrieg oder eine andere heftige Unstimmigkeit, zum Beispiel zwischen den USA und Nordkorea nicht aus der Rechnung herausnehmen, der unter den unerfahrenen “16-jährigen institutionellen Händlern” finanzielle Unstimmigkeiten hervorrufen würde, aber Krisen bei Bitcoin, Blockchain und den Technologie-Aktien werden eher nicht für einen folgenschweren Überraschungsmoment sorgen und eine totale Panik wie in 2007/2008 auslösen. Es zahlt sich aus, achtsam und vorsichtig zu sein.

Die vergangene Performance ist keine Garantie für zukünftige Profitabilität.

Für Matz-Townsend Finanzplanung steht John Townsend Kunden bei der Planung ihrer Investmentportfolios beratend zur Seite.

Er ist ein Fellow (FCSI) des Chartered Institute of Securities and Investment in London.

(Townsend@insure-invest.de)

 Aus dem Englischen von Magdalena Mandl

John Townsend’s Anlagemeinungen Juni 2017

Henry Ford hatte recht. Wenn eine Volkswirtschaft florieren soll, müssen die Arbeiter in der Lage sein, die Produkte, die sie produziert haben, zu kaufen. Das gilt sowohl für globale als auch nationale Volkswirtschaften. – John Sweeney

 

Trotz all der Geschehnisse auf der politischen Bühne ist gerade jetzt ein hervorragender Zeitpunkt, um in Aktien zu investieren. Die Finanzkrise ist 10 Jahre her und die Unternehmen werfen wieder Profit ab und investieren. Der internationale und inländische Handel läuft wieder und es gibt keinen Grund mehr – wirklich gar keinen – weiterhin in Märkte mit festverzinslichen Wertpapieren zu investieren oder sein Geld auf der Bank zu lassen, wo die Erträge negativ sind. Investitionen in Immobilien zum Vermieten, die sich in oder nahe großer Städte befinden, sind ungeheuer teuer geworden, unglaublich unflexibel und daher keine profitable Alternative mehr.

Der, der am Lautesten schreit, hat meist am Wenigsten zu sagen. Die Vereinigten Staaten von Amerika verlieren unter Präsident Trump rasch ihre Glaubwürdigkeit als Weltmacht. Die Russen, Chinesen und Saudi-Araber, die die Erfahrung gemacht hatten, dass man sich die Freundschaft und Aufmerksamkeit von Herrn Trump ausgesprochen erfolgreich durch Schmeichelei erwerben kann, stellten jedoch bald fest, dass der Nutzen aus solcher Schöntuerei nur sehr kurzlebig ist. Herr Trump scheint ohne Würde alt zu werden; die Geschichte der Herzkönigin aus Alice im Wunderland („Ab mit dem Kopf!“) oder des Kaisers neue Kleider von Hans Christian Anderson, wo die Höflinge zu viel Angst haben, dem Kaiser zu sagen, dass er nackt ist, passt hier gut. Und dann gibt da es noch die Tragödie von Julius Caesar (ein Stück von Shakespeare), wo der herrische und arrogante Caesar von seinen Höflingen ermordet wird. Jedes dieser Werke weist Parallelen mit dem aktuellen „Hofstaat“ von Trump auf. Die Auswirkungen davon auf die Außenwelt sind allerdings nur gering.

Herr Trumps Ankündigung, die Vereinigten Staaten von Amerika beabsichtigten aus dem Pariser Klimaabkommen auszusteigen, hat viel damit zu tun, dass diese Vereinbarung von seinem Vorgänger Obama verhandelt und unterzeichnet wurde. Es ergibt wirtschaftlich und sozial überhaupt keinen Sinn, aus dem Abkommen auszutreten; ganz im Gegenteil, dieser Schritt lässt zu, dass andere Länder die Lücke, die wirtschaftlich und führungstechnisch durch den US-amerikanischen Austritt entsteht, ausfüllen.

Der US-Präsident hat seine Wahl dem Populismus zu verdanken. Das Ergebnis ist enttäuschenderweise alles andere als populistisch; von den bisher vorgeschlagenen Maßnahmen profitiert ausschließlich die amerikanische Elite. Die nächste große Frage ist, wie die Wahlen in der Mitte seiner Amtszeit die Unterstützung für oder den Druck gegen diesen Präsidenten beeinflussen werden und ob die US-Politiker die Gelegenheit ergreifen und schon vorher auf einen Wechsel an der Spitze bestehen.

Innerhalb des mittelalterlichen Hofstaats des Präsidenten in Washington scheint es insofern Chaos zu geben, dass vom Präsidenten spontan per Twitter politische Aussagen getroffen werden, auch wenn diese den Aussagen und Anstrengungen seiner Minister genau widersprechen. Viele der höheren Regierungspositionen bleiben unbesetzt und es gibt zahlreiche Geschichten über Wutanfälle und Ausraster in den Führungsetagen. Die Politik wird nicht im Weißen Haus gemacht. Einzelne Mitglieder des Senats müssen einfach den richtigen Moment erwischen, um ihre Maßnahmen dem Präsidenten oder seinem Zirkel enger Berater zu präsentieren. Letztendlich passiert allerdings nur wenig oder gar nichts.

Präsident Trump hat in seiner Amtszeit noch keine einzige Erfolgsgeschichte vorzuweisen. Sein Ziel scheint in erster Linie zu sein, die Maßnahmen seines Vorgängers Präsident Obama rückgängig zu machen. Dafür braucht er allerdings die Unterstützung der gesamten Republikanischen Partei – und die hat er schlichtweg nicht. Im Ausland scheint der Höhepunkt gewesen zu sein, als Donald Trump nach seiner Ankunft in Saudi-Arabien vom saudischen König eine große glänzende Medaille verliehen wurde. Anschließend wurde im Prinzip eine Vereinbarung für einen 10-jährigen Waffenvertrag im Wert von 110 Milliarden Dollar unterzeichnet, der gegenwärtig vom Ausschuss für ausländische Beziehungen des Senats blockiert wird, der seine Zustimmung verweigert.

Letztendlich zählt für Investoren nur die Tatsache, dass die US-Wirtschaft gut dasteht und die US-Unternehmen Profit abwerfen. Es hat circa 10 Jahre gedauert, bis die Industrie und der Bankensektor sich von der Marktpanik von 2007 bis 2009 erholt hatten.

Die Niederlage des sogenannten Islamischen Staats oder Daesh in Syrien und dem Irak hat wenig wirtschaftliche Auswirkung, aber es sind mehr Emotionen im Spiel. Im Jahr 2013 wurde in Mossul von Abu Bakr al-Baghdadi – das ist das Pseudonym von Ibrahim Awad Ibrahim al-Badri – ein Kalifat (oder Territorium unter einem islamischen Verwalter) ausgerufen, mit sich selbst als Kalif. Vor seiner endgültigen Niederlage befahl Al-Baghdadi den Daesh-Anhängern, ihre eigenen Kalifate bestehend aus ein, zwei oder drei Personen zu gründen, wo immer sie sich auf der Welt auch befänden. Diesen wurde der Befehl erteilt, Gesellschaft dort, wo sie sich befinden, zu zerstören. Als Waffe ist alles erlaubt, was zur Hand ist. Speziell erwähnt wurden Fahrzeuge, Bomben und Messer. Es werden nur sehr wenige junge Männer und Frauen dem Aufruf folgen, aber manche haben es schon getan und andere werden es noch tun, und die Sicherheitskräfte werden alle Hände voll zu tun haben, besondere Ziele zu überwachen; im Übrigen ist das Hauptziel, die westliche Gesellschaft empfindlich zu treffen.

Der Mythos der arabischen Bruderschaft in der Golfregion wird in Katar offensichtlich, wo das Land von seinen konservativen sunnitischen Nachbarn unter Führung von Saudi-Arabien isoliert und unter Druck gesetzt wird. Ziel ist es, Katar dazu zu zwingen, die Kommunikation mit dem schiitischen Iran abzubrechen und die Freiheit der mehr oder weniger unabhängigen Presse einzuschränken. Die Saudis wurden ermutigt durch die Rückendeckung, die ihnen, wie sie glauben, vom US-Präsidenten mit Unterstützung seines Schwiegersohnes Jared Kushner versprochen wurde, wie kurzlebig diese auch sein mag.

Auch in Europa bietet die Wirtschaft ein positives Bild. Trotz Brexit weisen viele europäische und britische Unternehmen eine erhöhte Profitabilität auf, expandieren und schütten sogar Dividenden aus, was noch besser ist, um die Nachfrage der Investoren nach Risikoaktiva mit positiven Erträgen zu befriedigen. Es gibt wieder wirtschaftliches Wachstum, wenn auch nur teilweise in Deutschland, und in Frankreich ist es unter dem neuen Präsidenten Macron zu erwarten. Unternehmerische Effizienz verbessert sich, wobei die Kosten gering gehalten werden. Das gegenteilige Extrem ist in Italien und Griechenland zu beobachten: Der Druck nach oben bei Gehaltskosten verstärkt die schlechte Konkurrenzposition der Länder zusätzlich. Des Weiteren sind die Bankensysteme von Italien und Spanien in einem sehr prekären Zustand. Diese schwierige Situation kann nur durch eine zweigeteilte europäische Wirtschaft mit zwei separaten Währungen gelöst werden. Außerdem sorgt die anstehende italienische Wahl für Unsicherheit, wo eine populistische und anti-europäische Partei an Stärke gewinnt und nicht ignoriert werden kann.

Im Vereinigten Königreich steht die gegenwärtig regierende konservative Partei nach einer sinnlosen und unglaublich schlecht durchgeführten vorgezogenen Parlamentswahl mit einer Minderheitsregierung da, die im Moment von einer kleinen nordirischen Partei unterstützt wird. Die aktuelle Premierministerin Frau May hat sich gründlich ins eigene Bein geschossen und wird vermutlich nicht mehr viel länger als bis zur Parteiversammlung im Herbst im Amt sein, wo von ihr erwartet werden wird, „das Richtige zu tun“. Und das ist nicht alles: Die aktuelle Regierung ist voll von Charakteren, die man eigentlich im Kindergarten erwarten würde. Auf der anderen Seite wäre es eine Katastrophe, dem Anführer der linksgerichteten Labour Party zu erlauben, das Land mit populistischen Botschaften, die überhaupt keinen wirtschaftlichen Sinn ergeben und sich auf nicht existentes Geld zu gründen scheinen, zu lenken. Frau May hat das Land mit ihrer erstaunlichen Talentfreiheit ins Chaos gestürzt – und zwar zu einer Zeit, wo es sich darauf konzentrieren sollte, wenigstens einen halbherzigen Ausstieg aus der EU zu verhandeln.

Die konservative britische Regierung muss nun die britische Industrie und den Finanzsektor unterstützen – etwas, das sie bei ihren politischen Machenschaften bisher ignoriert hat. Die britische Wirtschaft ist noch immer überraschend stark, aber bei der bedauerlich schwachen Regierung besteht trotzdem Grund zur Sorge.

In China vollziehen sich kleine aber wichtige Veränderungen. Die chinesische Zentralbank geht rigoros dagegen vor, dass Kapital zum Zweck von Auslandsinvestitionen exportiert wird. Gleichzeitig übt sie Druck auf die inländischen sekundären Finanzmärkte aus. Es wird ein Wachstum des chinesischen BIP von zwischen 6,5 und 6,7 % im aktuellen Jahr erwartet.

In der chinesischen Politik gibt es zwei wichtige Entwicklungen. Die erste ist die „Belt and Road“-Initiative, eine Entwicklungsstrategie, die 2013 vom chinesischen Präsidenten Xi Jinping vorgeschlagen wurde. Der Wirtschaftsgürtel Seidenstraße und die maritime Seidenstraße konzentrieren sich auf die wirtschaftlichen Verbindungen zwischen Europa und Asien sowie die über die Ozeane führenden Lieferrouten, Chinas Quelle für notwendige Importe. „Belt and Road“ ist ein langfristiges Projekt und ist Dank der chinesischen Tradition des langfristigen Führungsstils möglich.

Die Infrastruktur-Initiative umfasst hauptsächlich Asien und Europa, aber auch Australasien und Ostafrika; es sollen bis zu 8 Billionen US-Dollar investiert werden und wird sicherstellen, dass China die notwendigen Rohstoffe für seinen Industriesektor importieren kann und die notwendigen Transportmöglichkeiten hat, seine Industrieprodukte zu exportieren. Politik beiseite, die chinesische Industrie hat eine positive Zukunft vor sich.

Die Wirtschaftskrise von 2007 bis 2009 ist vorbei, die globale Wirtschaft hat sich erholt und Unternehmen florieren aus gutem Grund. Es ist absolut nicht sinnvoll, in Regierungsanleihen zu investieren oder sein Geld bei den Banken zu lassen, die entweder negative oder nur sehr geringe Zinssätze zahlen, nicht kundenfreundlich sind und reformiert gehören. Die einzige wirkliche Alternative für private Anleger ist, in sehr sorgfältig ausgewählte Aktien zu investieren, mit der Hilfe von Fondsmanagern, die sich in den Bereichen Risikomanagement und sinnvoller Märktediversifizierung bewährt haben.

Die vergangene Performance ist keine Garantie für zukünftige Profitabilität.

John Townsends Anlagemeinungen September 2016

Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens – Friedrich Schiller, deutscher Dramatiker (1759 – 1805)

Im globalen Wirtschaftsmarkt ist allerhand los. Vieles ist von Bedeutung, aber nur wenig wirkt sich unmittelbar auf die Art und Weise aus, wie institutionelle Händler denken und handeln.

In China entwickelt sich die Wirtschaft von einer durch Investitionen in die Infrastruktur getriebenen in eine verbraucherbasierte Wirtschaft. Die wirtschaftliche Wachstumsrate geht zurück und Kredite von regulären und kleineren Banken sind sehr gefragt. Dass das ehemals unglaublich hohe Wirtschaftswachstum sinkt, ist nichts Neues. Viele halten die Daten für unglaubwürdig, da die Zahlen von der Regierung vorgegeben werden. Allerdings gibt es auch mit einem realen Wachstum von 3 % anstelle der offiziellen 6 % noch immer viele Investmentmöglichkeiten im Inland außerhalb des Regierungssektors mit guter Unternehmensführung. Ein guter Fondsmanager macht diese ausfindig und meidet die Banken, von denen sich viele durch ungeschickte Kreditvergaben auf dem Weg der Selbstzerstörung zu befinden scheinen, weil sie fälschlicherweise davon ausgegangen sind, dass der Staat ihnen aus der Patsche helfen würde. Chinas Importverhalten verändert sich auch, da die Importe verbraucherabhängig erfolgen und nicht mehr hauptsächlich Baumaterial und Rohstoffe eingeführt werden. Es ist nicht so, dass die Nachfrage nach Stahl, Energie und Rohstoffen versiegen wird, sondern eher so, dass die Nachfrage danach zugunsten anderer Importe zurückgeht.

Nachdem der Brexit zwei Tage lang zu Unsicherheit an den Anlagenmärkten geführt hatte, waren seine Auswirkungen bald nicht mehr spürbar. Die Lage beruhigte sich schnell wieder. Die Botschaft der Wortführer der schwächeren Länder und der Bürokraten, die faktisch das Heft der Europäischen Union in der Hand halten, Großbritannien solle schnell und leise austreten – und sich damit ins eigene Fleisch schneiden – wurde ignoriert. Europa hat jetzt die Gelegenheit, Veränderungen innerhalb der Union durchzusetzen, allerdings immer die Tatsache vor Augen, dass es unwahrscheinlich ist, zu einer Entscheidung zu kommen. Dass das passiert, ist unwahrscheinlich. Bei dem kürzlich stattgefundenen Treffen in Bratislava, wo die Zukunft Europas diskutiert wurde, wurden einige Vorschläge gemacht. Einer überstrahlt alles als erschreckend opportunistisches und deprimierend unrealistisches Beispiel. Frankreich schlägt vor, ein vereintes europäisches Hauptquartier zu haben (vermutlich in Frankreich), das eine europäische Militärstreitmacht befehligt, die die europäische Regierung unterstützen würde. Das ist natürlich ein interessanter Vorschlag von dem einzigen europäischen Land, das ein modernes Heer aufstellen kann, und nach dem Austritt des Vereinigten Königreichs (neben Griechenland und Polen) einem der drei verbleibenden Länder, das den Mindestausgaben von 2 % des BIP für die Verteidigung entsprochen hat. Das Hauptproblem bei dieser Idee ist, dass jegliche gesamteuropäische Entscheidung, einschließlich eines Militäreinsatzes, so viel Zeit beanspruchen würde, dass jeder Krieg längst verloren wäre, bevor überhaupt erst einmal die Entscheidung zum Kampf gefallen wäre. Solch eine Kraft verliert ihre Bedeutung, weil ihre politischen Anführer, jeder seine eigenen politischen Interessen im Blick, niemals freiwillig einer schlüssigen Entscheidung zustimmen würden. Die Reformvorschläge, die in Gliederungsform in Bratislava vorgebracht wurden, sind dafür ein wunderbares Beispiel. Es ist unwahrscheinlich, dass sich alle Länder diesbezüglich einigen werden, daher sind sie faktisch sinnlos.

Unter den europäischen Staaten herrscht noch immer ein deutliches Ungleichgewicht. Da sind die nördlichen Staaten mit Deutschland an der Spitze, für die der Euro als Währung zu schwach ist, und die südlichen Staaten mit Frankreich an der Spitze, für die der aktuelle Euro gegenüber den Weltwährungen wegen der jeweiligen internen Probleme und der daraus resultierenden wirtschaftlichen Schwäche zu stark ist. Das kann langfristig nicht weiter so durchgewurstelt werden und das Ergebnis wird ein zweigeteiltes Europa mit unterschiedlichen Währungen und unterschiedlichen wirtschaftlichen Strategien sein. Wenn man eine schnelle Maßnahme möchte, und nicht nur einen schnellen Brexit, sollte man einen klaren und schnellen Nord-Süd-Schnitt in Struktur und Politik der Wirtschaftsunion vornehmen. Eine Entfernung sich überschneidender Bürokratieangelegenheiten könnte einen zusätzlichen Vorteil bringen.

Auch in Deutschland ist die Bürokratie spürbar. Die ehemalige deutsche Gesundheitsministerin Andrea Fischer stellte fest, dass sie ein Problem mit den vier permanenten Ministerialräten bzw. -rätinnen ihres Ministeriums hatte, als sie 1998 ihr Amt antrat. Sie entließ schnell drei von ihnen, aber in einer kürzlichen Rede gab sie an, dass die verbliebene Person ihr Tun genauso bestimmte, wie es die anderen drei getan hätten. Sie legte ihr Amt 2001 nieder. Es ist klar, dass die Marotten einer ungewählten Bürokratie, ohne Bezug zu den politischen Entscheidern, die Ausführung der deutschen Politik prägen. Dies zieht sich kreuz und quer durch die deutsche Gesellschaft und es liegt dann bei den deutschen Gerichten zu entscheiden, welche Politik beabsichtigt war und was die Gesetze tatsächlich bedeuten.

In den USA steht die Präsidentenwahl an. Beide Kandidaten sind sehr unbeliebt bei der Bevölkerung; das macht diese Wahl besonders interessant. Wahrscheinlich wird der weniger unbeliebte Kandidat gewinnen. Es gibt die Vermutung, dass es gegenüber beiden Kandidaten so viel Abneigung gibt, dass viel mehr unentschiedene Wähler als üblich zum Wählen gehen werden.

Unter der demokratischen Kandidatin wird es wahrscheinlich nur sehr wenige Veränderungen der aktuellen Politik geben. Der republikanische Kandidat dagegen hat weitreichende Veränderungen versprochen, wobei nicht alle ehrlich, logisch oder machbar sind. Man muss sich klar sein, dass in Amerika die Bürokratie, genauso wie in Deutschland, die Umsetzung der Politik verwässern oder verändern kann.

Die US-Wirtschaft erholt sich und amerikanische Unternehmen legen an Profitabilität zu. Jetzt scheint ein sehr guter Zeitpunkt zu sein, um von europäischen Aktien in die US-Märkte zu wechseln. Bis allerdings der Ausgang der US-Wahl feststeht, sollte man sich im Moment besser noch gedulden.

Risiko und der richtige Umgang damit ist jetzt absolut essentiell. Dort, wo die traditionellen Märkte mit festverzinslichen Papieren negative Renditen hervorbringen, ist es verlockend, in bisher unbekannte Bereiche wie die Schwellenmärkte und Unternehmensanleihen mit viel niedrigeren Risiko-Ratings zu diversifizieren, als die meisten Anleger vorher erlebt bzw. in Erwägung gezogen hatten. Tatsächlich können viele Unternehmen Anleihen unterm Strich ohne Kosten ausgeben und machen das in aller Seelenruhe. Diejenigen, die in solche Anleihen investieren, werden aber nicht für das Risiko, das sie eingehen, belohnt. Es besteht die Gefahr zu glauben, dass die Situation immer so bleibt, und dass daher entsprechend gehandelt bzw. nicht gehandelt wird. Das wird nicht der Fall sein. Das alte Sprichwort „Die Zeit bleibt nicht stehen“ wird sich definitiv irgendwann bewahrheiten. Fondsmanager mit Analysten, die geringere Risiken einschätzen können und entsprechende Entscheidungen treffen, können die unausweichlichen künftigen Probleme mit Anleihen von Unternehmen, die auf der Strecke bleiben, umschiffen.

Es spricht allerdings viel dafür, in die Aktien derselben hochkarätigen Unternehmen zu investieren, wo die Erträge, zusammengesetzt aus Preissteigerungen und Dividenden am Aktienmarkt, zumindest eine annehmbare Rendite liefern. Auch hier sind das Können des Management-Teams und eine breite Risikoverteilung immens wichtig.

Blickt man in die Zukunft, sieht man Branchen, die nach einem langen weltweiten wirtschaftlichen Rückgang wieder aufblühen. Denken Sie nur zum Beispiel an die effizienten Förderer von Öl und Rohstoffen. Ein gesteigertes Verbrauchervertrauen zieht eine gesteigerte Nachfrage nach sogenannten Ressourcen der nächsten Generation nach sich, wie Lithium, Akkuherstellung, erneuerbare Energie sowie Beschichtungs- und Verpackungsunternehmen. Das sind hochspezialisierte Betriebe und bedürfen einer gründlichen kompetenten Analyse. Aber sie bergen großes Potenzial.

Die Hauptopfer der wirtschaftlichen Veränderungen und der Null- oder Negativzinssätze sind die Banken, die mit ihrer Kreditvergabe keinen Profit erwirtschaften können, wenn die Konkurrenz aus anderen Kreditgebern die Zinsraten auf effektiv Null drückt. Viele Fonds der größeren Fondsmanagementunternehmen hatten und haben noch immer einen Puffer aus Bankaktien. Sie leiden gerade sehr und der gesamte Sektor lechzt nach einer Generalüberholung. Es wird bereits ein Rettungsplan für mindestens eine italienische Bank entwickelt, auch wenn das den europäischen Regelungen widerspricht. In Italien werden Regelungen, denen in den nördlichen Ländern normalerweise strikt entsprochen wird, (fast ungestraft) so hingebogen, wie es gerade nötig ist, um die jeweiligen politischen und wirtschaftlichen Bedürfnisse zu erfüllen.

Japanische und westliche Zentralbanken halten an ihren Zinssätzen (dem Satz, zu dem die Zentralbank kommerziellen Banken Geld leiht) von Null Prozent seit beträchtlicher Zeit fest. Diese Maßnahme begann in Japan 1992 und wurde dann 2008 auch von der amerikanischen Zentralbank ergriffen, um den wirtschaftlichen Kollaps abzuwenden. In Europa zog die EZB im März 2016 nach. Der Null-Zinssatz sollte ursprünglich als Notfallmaßnahme zur Erhaltung der Liquidität der Banken dienen. Wie das so oft der Fall ist mit Notfallmaßnahmen, klammert man sich sehr fest an sie, auch wenn sie ihre Schuldigkeit getan haben. Gleichzeitig gibt es von der US-Notenbank, der EZB, der Schweiz, Schweden und der Bank of England Maßnahmen zur quantitativen Lockerung (Quantitative Easing Programs), im Zuge derer Anleihen hoher Qualität von den kommerziellen Banken gekauft werden, um mehr Geld in die jeweiligen Konjunkturen zu pumpen. Solche Cash-Spritzen sollten die Investitions-Nachfrage in die Höhe treiben und die Inflationsraten von gegenwärtig fast Null auf gesündere zwei Prozent anheben. Dieser Effekt blieb aus und hat bei den Zentralbanken zu aufgeblasenen Bilanzen und häufig fragwürdigen Vermögenswerten geführt. Die Hoffnung, die Konjunkturen damit in die richtige Richtung zu lenken, wurde enttäuscht. Was bleibt, ist die Furcht vor der Unsicherheit unter den Anlegern. Die Notmaßnahmen wurden fortgesetzt und werden unvermindert fortgesetzt werden, bis jemand irgendwo mit einer besseren Idee aufwarten kann.

Das Ergebnis ist, dass Investitionen in festverzinsliche Wertpapiere, die von so vielen Einrichtungen gebraucht werden, um ihre Verpflichtungen in Zukunft erfüllen zu können, jetzt einen Ertrag von Null oder sogar im Negativbereich haben. Versicherungsunternehmen müssen dafür zahlen, ihren Verpflichtungen nachzukommen und können das bei dem aktuellen Tiefstand und den faktisch negativen Erträgen bei ihren Investitionen nicht. Investoren, sowohl institutionelle als auch im Einzelhandelsbereich, müssen bei ihren Investitionen mehr Risiko eingehen, um höhere Erträge zu erzielen. Die Befürchtung ist wieder einmal, dass viele Anleger nicht wirklich verstehen, was es bedeutet, höhere Risiken einzugehen. Ihre nervöse Reaktion auf schlechte Nachrichten an den Märkten bedeutet, dass Anleihen und, zu einem geringeren Ausmaß, Aktien plötzlich in großen Mengen abgestoßen werden, fast egal zu welchem Preis, wenn Computer, die nicht dazu programmiert sind, Risiken zu verstehen, eine Verkaufsaufforderung anzeigen.

Was bedeutet das für den privaten Investor? Die sicheren Anlage-Häfen von einst gibt es nicht mehr. Nicht nur werden einige Lebensversicherungsunternehmen ihre garantierten Zahlungen nicht mehr leisten können und vielleicht werden sie auch Zahlungen gemäß den Policen mit garantierten Zinsraten nicht nachkommen können; die um sich greifende Massenflucht in bislang unbekannte Anlagemärkte, wie die Schwellenmärkte, in dem Versuch, die Erträge zu verbessern, hat außerdem zu weit verbreitet niedrigen Anleihepreisen in diesem Sektor geführt. Einige gut verwaltete Fonds, wie die von Nordea, haben einen massiven Zufluss aus institutionellen und andere Geldern in Form von Fondsgeld gesehen und mussten weiteren Investitionen einen Riegel vorschieben. Die Tatsache, dass es sich dabei um „Hot Money“ handelt und schnell wieder verschwinden könnte, wie das mit den Immobilienfonds in Deutschland 2011 passiert ist, sollte klar sein.

Es gibt keine realistische Alternative zur Investition in Aktien (entweder durch Kapitalfonds oder als Teil von Mischfonds). Das Ziel muss der Aufbau eines sorgfältig diversifizierten Portfolios aus gut verwalteten Fonds sein, um für die vielen Veränderungen, die unweigerlich in der nahen und mittelfristigen Zukunft eintreten werden, gewappnet zu sein.

Für Matz-Townsend Finanzplanung steht John Townsend Kunden bei der Planung ihrer Investmentportfolios beratend zur Seite.

Er ist ein Fellow (FCSI) des Chartered Institute of Securities and Investment in London.

(Townsend@insure-invest.de)

 

Aus dem Englischen von Magdalena Mandl