John Townsend’s Anlagemeinungen Juni 2017

Henry Ford hatte recht. Wenn eine Volkswirtschaft florieren soll, müssen die Arbeiter in der Lage sein, die Produkte, die sie produziert haben, zu kaufen. Das gilt sowohl für globale als auch nationale Volkswirtschaften. – John Sweeney

 

Trotz all der Geschehnisse auf der politischen Bühne ist gerade jetzt ein hervorragender Zeitpunkt, um in Aktien zu investieren. Die Finanzkrise ist 10 Jahre her und die Unternehmen werfen wieder Profit ab und investieren. Der internationale und inländische Handel läuft wieder und es gibt keinen Grund mehr – wirklich gar keinen – weiterhin in Märkte mit festverzinslichen Wertpapieren zu investieren oder sein Geld auf der Bank zu lassen, wo die Erträge negativ sind. Investitionen in Immobilien zum Vermieten, die sich in oder nahe großer Städte befinden, sind ungeheuer teuer geworden, unglaublich unflexibel und daher keine profitable Alternative mehr.

Der, der am Lautesten schreit, hat meist am Wenigsten zu sagen. Die Vereinigten Staaten von Amerika verlieren unter Präsident Trump rasch ihre Glaubwürdigkeit als Weltmacht. Die Russen, Chinesen und Saudi-Araber, die die Erfahrung gemacht hatten, dass man sich die Freundschaft und Aufmerksamkeit von Herrn Trump ausgesprochen erfolgreich durch Schmeichelei erwerben kann, stellten jedoch bald fest, dass der Nutzen aus solcher Schöntuerei nur sehr kurzlebig ist. Herr Trump scheint ohne Würde alt zu werden; die Geschichte der Herzkönigin aus Alice im Wunderland („Ab mit dem Kopf!“) oder des Kaisers neue Kleider von Hans Christian Anderson, wo die Höflinge zu viel Angst haben, dem Kaiser zu sagen, dass er nackt ist, passt hier gut. Und dann gibt da es noch die Tragödie von Julius Caesar (ein Stück von Shakespeare), wo der herrische und arrogante Caesar von seinen Höflingen ermordet wird. Jedes dieser Werke weist Parallelen mit dem aktuellen „Hofstaat“ von Trump auf. Die Auswirkungen davon auf die Außenwelt sind allerdings nur gering.

Herr Trumps Ankündigung, die Vereinigten Staaten von Amerika beabsichtigten aus dem Pariser Klimaabkommen auszusteigen, hat viel damit zu tun, dass diese Vereinbarung von seinem Vorgänger Obama verhandelt und unterzeichnet wurde. Es ergibt wirtschaftlich und sozial überhaupt keinen Sinn, aus dem Abkommen auszutreten; ganz im Gegenteil, dieser Schritt lässt zu, dass andere Länder die Lücke, die wirtschaftlich und führungstechnisch durch den US-amerikanischen Austritt entsteht, ausfüllen.

Der US-Präsident hat seine Wahl dem Populismus zu verdanken. Das Ergebnis ist enttäuschenderweise alles andere als populistisch; von den bisher vorgeschlagenen Maßnahmen profitiert ausschließlich die amerikanische Elite. Die nächste große Frage ist, wie die Wahlen in der Mitte seiner Amtszeit die Unterstützung für oder den Druck gegen diesen Präsidenten beeinflussen werden und ob die US-Politiker die Gelegenheit ergreifen und schon vorher auf einen Wechsel an der Spitze bestehen.

Innerhalb des mittelalterlichen Hofstaats des Präsidenten in Washington scheint es insofern Chaos zu geben, dass vom Präsidenten spontan per Twitter politische Aussagen getroffen werden, auch wenn diese den Aussagen und Anstrengungen seiner Minister genau widersprechen. Viele der höheren Regierungspositionen bleiben unbesetzt und es gibt zahlreiche Geschichten über Wutanfälle und Ausraster in den Führungsetagen. Die Politik wird nicht im Weißen Haus gemacht. Einzelne Mitglieder des Senats müssen einfach den richtigen Moment erwischen, um ihre Maßnahmen dem Präsidenten oder seinem Zirkel enger Berater zu präsentieren. Letztendlich passiert allerdings nur wenig oder gar nichts.

Präsident Trump hat in seiner Amtszeit noch keine einzige Erfolgsgeschichte vorzuweisen. Sein Ziel scheint in erster Linie zu sein, die Maßnahmen seines Vorgängers Präsident Obama rückgängig zu machen. Dafür braucht er allerdings die Unterstützung der gesamten Republikanischen Partei – und die hat er schlichtweg nicht. Im Ausland scheint der Höhepunkt gewesen zu sein, als Donald Trump nach seiner Ankunft in Saudi-Arabien vom saudischen König eine große glänzende Medaille verliehen wurde. Anschließend wurde im Prinzip eine Vereinbarung für einen 10-jährigen Waffenvertrag im Wert von 110 Milliarden Dollar unterzeichnet, der gegenwärtig vom Ausschuss für ausländische Beziehungen des Senats blockiert wird, der seine Zustimmung verweigert.

Letztendlich zählt für Investoren nur die Tatsache, dass die US-Wirtschaft gut dasteht und die US-Unternehmen Profit abwerfen. Es hat circa 10 Jahre gedauert, bis die Industrie und der Bankensektor sich von der Marktpanik von 2007 bis 2009 erholt hatten.

Die Niederlage des sogenannten Islamischen Staats oder Daesh in Syrien und dem Irak hat wenig wirtschaftliche Auswirkung, aber es sind mehr Emotionen im Spiel. Im Jahr 2013 wurde in Mossul von Abu Bakr al-Baghdadi – das ist das Pseudonym von Ibrahim Awad Ibrahim al-Badri – ein Kalifat (oder Territorium unter einem islamischen Verwalter) ausgerufen, mit sich selbst als Kalif. Vor seiner endgültigen Niederlage befahl Al-Baghdadi den Daesh-Anhängern, ihre eigenen Kalifate bestehend aus ein, zwei oder drei Personen zu gründen, wo immer sie sich auf der Welt auch befänden. Diesen wurde der Befehl erteilt, Gesellschaft dort, wo sie sich befinden, zu zerstören. Als Waffe ist alles erlaubt, was zur Hand ist. Speziell erwähnt wurden Fahrzeuge, Bomben und Messer. Es werden nur sehr wenige junge Männer und Frauen dem Aufruf folgen, aber manche haben es schon getan und andere werden es noch tun, und die Sicherheitskräfte werden alle Hände voll zu tun haben, besondere Ziele zu überwachen; im Übrigen ist das Hauptziel, die westliche Gesellschaft empfindlich zu treffen.

Der Mythos der arabischen Bruderschaft in der Golfregion wird in Katar offensichtlich, wo das Land von seinen konservativen sunnitischen Nachbarn unter Führung von Saudi-Arabien isoliert und unter Druck gesetzt wird. Ziel ist es, Katar dazu zu zwingen, die Kommunikation mit dem schiitischen Iran abzubrechen und die Freiheit der mehr oder weniger unabhängigen Presse einzuschränken. Die Saudis wurden ermutigt durch die Rückendeckung, die ihnen, wie sie glauben, vom US-Präsidenten mit Unterstützung seines Schwiegersohnes Jared Kushner versprochen wurde, wie kurzlebig diese auch sein mag.

Auch in Europa bietet die Wirtschaft ein positives Bild. Trotz Brexit weisen viele europäische und britische Unternehmen eine erhöhte Profitabilität auf, expandieren und schütten sogar Dividenden aus, was noch besser ist, um die Nachfrage der Investoren nach Risikoaktiva mit positiven Erträgen zu befriedigen. Es gibt wieder wirtschaftliches Wachstum, wenn auch nur teilweise in Deutschland, und in Frankreich ist es unter dem neuen Präsidenten Macron zu erwarten. Unternehmerische Effizienz verbessert sich, wobei die Kosten gering gehalten werden. Das gegenteilige Extrem ist in Italien und Griechenland zu beobachten: Der Druck nach oben bei Gehaltskosten verstärkt die schlechte Konkurrenzposition der Länder zusätzlich. Des Weiteren sind die Bankensysteme von Italien und Spanien in einem sehr prekären Zustand. Diese schwierige Situation kann nur durch eine zweigeteilte europäische Wirtschaft mit zwei separaten Währungen gelöst werden. Außerdem sorgt die anstehende italienische Wahl für Unsicherheit, wo eine populistische und anti-europäische Partei an Stärke gewinnt und nicht ignoriert werden kann.

Im Vereinigten Königreich steht die gegenwärtig regierende konservative Partei nach einer sinnlosen und unglaublich schlecht durchgeführten vorgezogenen Parlamentswahl mit einer Minderheitsregierung da, die im Moment von einer kleinen nordirischen Partei unterstützt wird. Die aktuelle Premierministerin Frau May hat sich gründlich ins eigene Bein geschossen und wird vermutlich nicht mehr viel länger als bis zur Parteiversammlung im Herbst im Amt sein, wo von ihr erwartet werden wird, „das Richtige zu tun“. Und das ist nicht alles: Die aktuelle Regierung ist voll von Charakteren, die man eigentlich im Kindergarten erwarten würde. Auf der anderen Seite wäre es eine Katastrophe, dem Anführer der linksgerichteten Labour Party zu erlauben, das Land mit populistischen Botschaften, die überhaupt keinen wirtschaftlichen Sinn ergeben und sich auf nicht existentes Geld zu gründen scheinen, zu lenken. Frau May hat das Land mit ihrer erstaunlichen Talentfreiheit ins Chaos gestürzt – und zwar zu einer Zeit, wo es sich darauf konzentrieren sollte, wenigstens einen halbherzigen Ausstieg aus der EU zu verhandeln.

Die konservative britische Regierung muss nun die britische Industrie und den Finanzsektor unterstützen – etwas, das sie bei ihren politischen Machenschaften bisher ignoriert hat. Die britische Wirtschaft ist noch immer überraschend stark, aber bei der bedauerlich schwachen Regierung besteht trotzdem Grund zur Sorge.

In China vollziehen sich kleine aber wichtige Veränderungen. Die chinesische Zentralbank geht rigoros dagegen vor, dass Kapital zum Zweck von Auslandsinvestitionen exportiert wird. Gleichzeitig übt sie Druck auf die inländischen sekundären Finanzmärkte aus. Es wird ein Wachstum des chinesischen BIP von zwischen 6,5 und 6,7 % im aktuellen Jahr erwartet.

In der chinesischen Politik gibt es zwei wichtige Entwicklungen. Die erste ist die „Belt and Road“-Initiative, eine Entwicklungsstrategie, die 2013 vom chinesischen Präsidenten Xi Jinping vorgeschlagen wurde. Der Wirtschaftsgürtel Seidenstraße und die maritime Seidenstraße konzentrieren sich auf die wirtschaftlichen Verbindungen zwischen Europa und Asien sowie die über die Ozeane führenden Lieferrouten, Chinas Quelle für notwendige Importe. „Belt and Road“ ist ein langfristiges Projekt und ist Dank der chinesischen Tradition des langfristigen Führungsstils möglich.

Die Infrastruktur-Initiative umfasst hauptsächlich Asien und Europa, aber auch Australasien und Ostafrika; es sollen bis zu 8 Billionen US-Dollar investiert werden und wird sicherstellen, dass China die notwendigen Rohstoffe für seinen Industriesektor importieren kann und die notwendigen Transportmöglichkeiten hat, seine Industrieprodukte zu exportieren. Politik beiseite, die chinesische Industrie hat eine positive Zukunft vor sich.

Die Wirtschaftskrise von 2007 bis 2009 ist vorbei, die globale Wirtschaft hat sich erholt und Unternehmen florieren aus gutem Grund. Es ist absolut nicht sinnvoll, in Regierungsanleihen zu investieren oder sein Geld bei den Banken zu lassen, die entweder negative oder nur sehr geringe Zinssätze zahlen, nicht kundenfreundlich sind und reformiert gehören. Die einzige wirkliche Alternative für private Anleger ist, in sehr sorgfältig ausgewählte Aktien zu investieren, mit der Hilfe von Fondsmanagern, die sich in den Bereichen Risikomanagement und sinnvoller Märktediversifizierung bewährt haben.

Die vergangene Performance ist keine Garantie für zukünftige Profitabilität.

John Townsend’s Anlagemeinungen Februar 2017

Zirkusdirektor: „Meine Damen und Herren! Jetzt präsentieren wir Ihnen das fantastischste, großartigste, megakolossalste Spektakel überhaupt! Auf diesem winzig kleinen, unscheinbaren Ball bauen wir für Sie eine Pyramide! Nicht aus Holz, nicht aus Stein, nein! Eine Pyramide aus pompösen, pulsierenden, preisverdächtigen Prachtkerlen! Manege frei für die Elefanten.“

Präsident Trump war während des Wahlkampfes im Vorfeld der Präsidentschaftswahl ganz in seinem Element und macht jetzt den Eindruck eines Zirkusdirektors mit Zylinder, knalligem Jackett und Krawatte, der noch immer die Menschenmengen unterhalten möchte. Es ist ungewöhnlich, dass eine westliche Demokratie per Dekret regiert wird. Und noch ungewöhnlicher ist es, dass da ein Land ist, wo die Politik teilweise in den Händen zweier nichtgewählter Personen liegt, in diesem Fall sind das Stephen Bannon und Stephen Miller, die beide einen Hang zur Verbreitung „alternativer Fakten“ haben. Bei dem dünnhäutigen und paranoiden Präsidenten mit dem Ruf, Einzelheiten zu verabscheuen, eine kurze Aufmerksamkeitsspanne zu haben und nur gute und – ja, wirklich! – falsche Nachrichten, die von seinen Helfern zu ihm durchgefiltert werden, zu glauben, verfügen Herr Trumps Berater über ein ungewöhnliches Ausmaß an Macht, da er als Sprachrohr ihrer Meinungen fungiert. Wenn Präsident Trump den Mund aufmacht, ist die Kampfeslust spürbar; mit Fakten ist es dabei allerdings nicht weit her. Seine Handlungen werden zum Großteil von den beiden in Amerika gewählten Kammern des Kongresses sanktioniert werden müssen. Die bisher vorgeschlagenen Kosten für seine angestrebten Projekte erinnern an einen Verschwender, der plötzlich Zugriff auf das Geld eines Anderen hat. Herr Trumps Vergangenheit in dieser Hinsicht mit seinen Projekten in Atlantic City, die auf geliehenem Geld basieren, ist kein Musterbeispiel.

Trotz allem sind Investitionen in amerikanische Aktien zurzeit durchaus eine Überlegung wert. Nicht wegen Präsident Trump und seiner Politik (oft als Trump-Anstieg bezeichnet), sondern weil es der Wirtschaft und den Unternehmen selbst gut geht. Es ist tatsächlich so, dass die US-Wirtschaft nach den schwierigen und manchmal verwirrenden Jahren 2015 und 2016 wieder sehr positiv dasteht. Die Trump-Wahl hat eine Markterholung in den amerikanischen Aktienmärkten mit sich gebracht, die allerdings wahrscheinlich verpuffen würde, wäre da nicht die zugrundeliegende wirtschaftliche Stärke.

Präsident Trump hat Steuerreformen einschließlich starker Verminderungen der Unternehmenszinssätze und wirtschaftliche Stimuli einschließlich größerer (und bitter nötiger) Investitionen in die Infrastruktur von bis zu 1 TRILLION US-Dollar versprochen (Zur Verdeutlichung: Das sind eine Million Million Dollar). Das kommt zu den 54 Billionen US-Dollar, die er in die US-Streitmacht stecken möchte, hinzu. Die zuletzt genannte Summe klingt beeindruckend, bis man sich erinnert, dass Präsident Obama bereits weitere 38 Billionen US-Dollar für den Verteidigungssektor beantragt hat. Die größere Summe scheint eine willkürliche Zahl zu sein, die einfach deshalb ausgewählt wurde, weil sie den Plan des Vorgängers übertrifft. Präsident Trump besteht außerdem auf dem Bau einer Mauer entlang der mexikanischen Grenze, die über 3000 Kilometer lang ist. Zum Vergleich: Die Berliner Mauer war grade mal 160 Kilometer lang. Laut aktuellen Schätzungen könnte Trumps Mauer über 21 Billionen US-Dollar kosten. Es ist unklar, ob diese Wahlversprechen erfüllt werden bzw. erfüllt werden können. Aber sollte das der Fall sein, werden besonders die großen Bauunternehmen davon profitieren.

Auf einer anderen Ebene hat die US-Notenbank bereits signalisiert, dass sie bis zu drei Zinserhöhungen für 2017 plant. Die US-Notenbank ist von Natur aus unabhängig von der US-Regierung und es ist durchaus wahrscheinlich, dass es zu diesen Erhöhungen kommt. Maßnahmen wie diese werden ein gewisses Maß an Inflation zurückbringen und der finanziellen Repression, die wir bisher in den USA und Europa haben, ein Ende setzen.

Niedrige Zinssätze weltweit, die keine oder sogar negative Erträge zur Folge haben, führten zu einer weitverbreiteten Ausschüttung von Unternehmensanleihen. Jetzt ist die Nachfrage da, um diese Anleihen in großen Mengen zu kaufen. Die ausstellenden Unternehmen müssen natürlich eine Risikomarge zusätzlich zu dem Basissatz für ihre neuen Anleihen zahlen, aber diese ist vergleichsweise gering. Internationale Einrichtungen haben ein Problem mit der Tatsache, dass die Anleihen der Regierung größtenteils einen negativen Ertrag bringen; die Treuhänder der Versicherungsunternehmen erlauben es ihnen nicht, in große Mengen von Aktien zu investieren; stattdessen müssen sie Anleihen finden, um ihren Investmentanforderungen gerecht zu werden. Interessanterweise sind die Margen zwischen AA- und BBB-Anleihen sehr zusammengeschmolzen. Eigentlich nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass die Säumnisbeträge im Investmentsektor im Allgemeinen sehr niedrig sind.

Der Ölpreis ist gestiegen, wenn auch langsam. Der Anstieg von einem sehr niedrigen Niveau hat sich eindeutig auf die berichtete Inflation ausgewirkt, aber es ist wichtig  zu erkennen, dass der Inflationsanstieg bis Ende 2017 verpuffen wird. Wenn jemand so lange warten möchte, deuten die Wirtschaftswissenschaftler von Flossbach von Storch an, dass der Preis von Öl pro Barrel in ca. 5 Jahren 80 US-Dollar erreichen könnte. Das ist natürlich für diejenigen Länder, die von Ölexporten abhängig sind, nicht gerade förderlich, aber für die Ölimporteure ist es tragbar.

In Europa sind die Märkte für paneuropäische Aktien momentan recht schwach. Tatsächlich gibt es gute und profitable Unternehmen in Europa, aber die wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten beunruhigen die Investoren. So geben eine Präsidentschaftswahl in Frankreich, deren Ergebnis ein Präsident sein könnte, der dem europäischen Traum gegenüber negativ eingestellt ist, eine Parlamentswahl in den Niederlanden, aus der ein ähnlich populistischer, anti-europäisch eingestellter Gewinner hervorgehen könnte, und die (quasi) sichere Tatsache, dass das Vereinigte Königreich gemäß Artikel 50 des Vertrags von Lissabon aus der Europäischen Union austreten wird (ein Brexit), Anlass zur Besorgnis. Griechenland ist noch immer ein großes Problem, aber die Bereitschaft europäischer Führungsgestalten und Bürokraten, Griechenland aus seiner wirtschaftlichen Strangulation und den einschränkenden Schulden zu befreien, bedeutet, dass noch mehr Geld, in genau dieses Fass ohne Boden fließen wird.

Die britische Wirtschaft steht gut da und verfügt insgesamt über ein höheres Wachstum als der Europa-Durchschnitt. Deutschland und die nordeuropäischen Länder blühen wirtschaftlich auf, Dank einer Eurowährung, die zu schwach für ihre jeweiligen Länder und gleichzeitig zu stark für die südlichen Länder ist. Seitens der herrschenden europäischen Mächte (nicht der Führung, derer mangelt es) ist keine Bereitschaft da, derartige Probleme zu diskutieren. Deshalb ist jetzt ein guter Moment, um in deutsche und damit verbundene Aktien zu investieren.

Japan leidet seit mehr als zwei Jahrzehnten unter den wirtschaftlichen Erschütterungen, die von einer geplatzten Vermögenspreisblase und fragwürdigen Krediten ausgehen, die auf einem Unternehmens- und Sozialsystem basiert, dem blind gefolgt wurde. Dieser Zusammenbruch führte auch zu einem starken Selbstvertrauensverlust bei Unternehmen, Banken und ihren Angestellten. Trotz hoher nationaler Schulden erlauben niedrige globale Zinssätze wieder Investitionen. Die drei Pfeile der Abenomics, die Japans chronisch niedrige Inflation reduzieren und die niedrige Arbeiterproduktivität bekämpfen sollen, wenn man sie mit Industrieländern und den Ausgaben einer alternden Population vergleicht, greifen jetzt langsam in einem Land, in dem Veränderungen mit tiefer Skepsis begegnet wird. Heute scheint wieder ein guter Zeitpunkt zu sein, um Investitionen in japanische Aktien zu erneuern.

In China hat sich das wirtschaftliche Wachstum auf ungefähr 6,8 % pro Jahr verlangsamt, besser als erwartet. Obwohl die chinesischen Nationalschulden hoch sind, werden die meisten davon vom privaten Sektor getragen. Das könnte dem sehr großen sekundären Finanzsektor Probleme bringen, aber die chinesische Industrie erscheint stark und bietet viele Möglichkeiten.

Ein recht neuer Sektor für Investoren liegt in den Neuen Grenzmärkten.  Das sind Länder, die kleiner sind als die Schwellenmärkte, aber über wirtschaftliches Potenzial verfügen. Die Risiken, sowohl politisch als auch wirtschaftlich, sind höher und es bedarf einer aufwendigen Analyse, um die daraus resultierenden Risiken zu verstehen und zu managen. Für gute Analysten sind die möglichen Belohnungen allerdings hoch. Es wird nicht lange dauern, bis schlechte Analysten von großen Fonds-Manager-Firmen den Sektor für sich entdecken und unannehmbare Risiken in Kauf nehmen. Daher sollten Investoren die ursprünglichen guten Analysten im Auge behalten und sich davor hüten, sich von neuer Konkurrenz, die sich noch nicht bewährt hat, zu waghalsigen Unternehmungen verführen zu lassen.

Abschließend kann man sagen, dass die Aktienmärkte stärker werden, besonders in den Vereinigten Staaten von Amerika und Nordeuropa, weil die wirtschaftliche Unterstützung für die großen US-Unternehmen wächst, die jetzt bereits an Profitabilität zulegen. Auch deutsche Unternehmen sind in einer starken Position. Die Aktienmärkte werden immer schwanken – die Natur kennt keine geraden Linien, mit Investorengefühl ist das nicht anders – aber der Trend ist ausschlaggebend. Die Märkte mit festverzinslichen Wertpapieren sollten außerhalb den Notwendigkeiten eines diversifizierten ausgeglichenen Portfolios so weit wie möglich gemieden werden, bis sie viel höhere Erträge erzielen.