John Townsend’s Anlagemeinungen Januar 2020

Es gibt nur Gut, das Wissen, und  Böses, die Unwissenheit. – Sokrates

Ein sehr frohes neues Jahr und ein glückliches neues Jahrzehnt für uns alle.

Im letzten Jahrzehnt gab es viele Veränderungen. Jeder hat seine eigene Liste von Ereignissen, einige gute, und einige schlechte. Die eine Gewissheit ist, dass die nächsten 10 Jahre noch viele Veränderungen mit sich bringen werden und es gibt keine Gewissheit darüber, was diese Veränderungen sein werden.

Die Investmentmärkte werden durch das Handeln der Politik in ihrer Rendite beeinflusst. Einige Handlungen sind offensichtlich, wie z.B. die in den USA, andere sind weniger eindeutig, wie in Deutschland, aber sie werden wahrscheinlich eine langfristige Wirkung haben.

Cleon war ein General aus Athen, der 422 v. Chr. starb. Zu Lebzeiten erwarb er sich unter seinesgleichen den Ruf, ein großmäuliger, skrupelloser und kriegslüsterner Demagoge zu sein. Er beschuldigte seine Kollegen, insbesondere Pericles, der Misswirtschaft bei der Verwaltung öffentlicher Gelder, obwohl letzterer seinen Namen reinwaschen konnte. Cleon dominierte die Athener Politik und missbrauchte die dort angewandte Demokratie. Er war grob und ungeschliffen, aber er wusste, wie er die Emotionen der armen Athener wecken konnte, die ihn wiederum dabei unterstützten, falsche Anschuldigungen gegen seine politischen Gegner zu erheben, um  diese aus der Macht zu entfernen. Er kritisierte die athenischen Generäle, war aber selbst ein Versager, als es schließlich darum ging die athenische Armee anzuführen. Die Aktionen von Cleon führten unweigerlich zum Untergang des Goldenen Zeitalters von Athen.

Obwohl er ein Aristokrat war, fand er es staatsbürgerlich alle Verbindungen mit seinem eigenen adeligen Hintergrund abzubrechen. Sein Einfluss lag in einem forschen und tyrannischen Politikstil sowie einem antiintellektuellen und antiaristokratischen Ton. In seiner Abhandlung „Geschichte des Peloponnesischen Krieges“ beschrieb Thukydides Cleon als Friedensgegner, denn sollte jemals wieder   Ruhe hergestellt werden, würden seine Verbrechen leichter aufgedeckt und seine Verleumdungen weniger gutgeheißen werden. Aus  Geschichte kann man Lehren ziehen, auch aus der Zeit vor 2.500 Jahren.

Sorgfältiges Investieren bedeutet, über die unmittelbaren und vergangenen Bewegungen an den Märkten hinauszuschauen. Während die großen US-Konzerne und deren Aktien in den vergangenen Jahren zu einem Großteil der Gewinne beigetragen haben, könnte einigen nun die Luft ausgehen. Viele Unternehmen in den USA und in Europa haben sich bei niedrigen Zinsen stark verschuldet (und sind es auch), teilweise um eigene Aktien zurückzukaufen, was wiederum zu steigenden Aktienkursen geführt hat. Diese erhöhte Verschuldung wurde auch zur Deckung von Ineffizienzen genutzt. Das Problem ist, dass ein Großteil dieser zusätzlichen Schulden zurückkommen wird, um die Kreditgeber bedrängen, wenn die Zinsen wieder steigen, wie dies eines Tages geschehen wird und  die betroffenen Unternehmen infolgedessen scheitern. Eine große Veränderung im letzten Jahrzehnt war, dass nicht mehr die Banken, sondern die Investmentfonds an Unternehmen und ausländische Regierungen Kredite vergaben. Wenn die Krise kommt, werden die Banken ihre Gebühren als Arrangeure verdient haben, aber die Fonds , die das Risiko getragen haben, werden die Hauptlast jeder Abwärtsdrehung tragen. Es ist an der Zeit, die Investitionen in festverzinsliche Produkte stark einzuschränken.

Investoren müssen in der Lage sein, die Risiken, die ihre Fonds eingehen, zu verstehen. ETFs sind die archetypischen „Scheinanlagen“. Ein ETF führt keine Analyse durch, sondern folgt blind einem Markt; wenn ein Index seine Zusammensetzung ändert, ändert sich auch ein ETF.  Die Differenz zwischen dem Verkaufspreis der alten Anlage und dem Kaufpreis der neuen Anlage wird dann durch  nicht genannte Kosten verschleiert. In einem starken und steigenden Markt, zeigt sich ein  Mangel an entscheidungsfindender Analyse nicht . Wenn eine Wirtschaft schwächelt, wird eine kritische Analyse unerlässlich um die Risiken zu verstehen und diese zu vermeiden oder zumindest zu mindern. Ein ETF investiert mit geliehenem Geld, das durch die scheinbare Kostenlosigkeit angezogen wird. Analyse und Risikomanagement kosten Geld. Analysten mildern Verluste; ohne dieses Wissen gibt es kein Verständnis und damit keinen Schutz vor plötzlichen Marktbewegungen.

Zu den Anlagesektoren des kommenden Jahrzehnts müssen Aktienfonds gehören, um die Dividenden von den Unternehmen, in die sie investieren,  zu erhalten. Diese Unternehmen müssen Dividenden aus den Gewinnen und nicht aus der Erhöhung ihrer Verschuldung zahlen. Nur eine sorgfältige Analyse kann diese identifizieren.

Es gibt einen wachsenden Markt für nachhaltige Anlagen. Dieser Markt wird weiterhin schnell wachsen, und die Kurse von Aktien von Unternehmen, deren Aktivitäten eindeutig nachhaltig sind, sind gestiegen und werden aufgrund der Nachfrage nach solchen Vermögenswerten weiter steigen. Natürlich hat sich der Mitnahmeeffekt durchgesetzt und viele Fondsgesellschaften haben ihre Fonds als nachhaltig bezeichnet, auch wenn ihr Vermögen nicht nachhaltig ist. Das nennt man ‚Greenwashing‘. Es gibt zwangsläufig viele Agenturen, die Nachhaltigkeitsratings anbieten. Einige davon sind glaubwürdig, andere wiederum nicht. Die Vereinten Nationen haben eine Liste mit 17 Zielen für eine nachhaltige Entwicklung herausgegeben, an die sich Investoren bei der Auswahl ihrer Investitionen halten sollten. Viele dieser Ziele sind widersprüchlich und professionelle Fondsmanager mussten diese Kriterien in fünf breitere Gruppen unterteilen, um eine gewissenhafte Investition zu ermöglichen.

Auch die Wirtschaftsmärkte haben ihre Probleme. Die Anleger haben stark von der steigenden Nachfrage nach amerikanischen und europäischen Aktien profitiert, aber die US-Wirtschaft scheint ein Plateau erreicht zu haben, auf dem Europa noch nicht angekommen ist. Die Warnzeichen sind da und Vorsicht ist geboten. Die Investitionen der Dritten Welt, insbesondere in Asien, darunter China, sind derzeit sehr vielversprechend.

Japanische Unternehmen sind in aller Stille wieder profitabel geworden. Japanische Institute investieren im In- und Ausland und die Aktienmärkte, die sich zu lange auf einem niedrigen Niveau befanden, beginnen zu steigen, zumal Alternativen zu den US-Märkten gesucht werden. Die übliche Aufteilung in Wert- und Wachstumswerte ist hier nicht besonders relevant. Gute Unternehmen werden durch die steigende Nachfrage unterstützt. Fondsanleger sollten sich darauf konzentrieren, kompetente und erfahrene Fondsmanager für den Zugang zu diesem Markt zu finden.

Chinesische Unternehmen sind wegen der Beteiligung des chinesischen Staates an vielen Aspekten ihrer Aktivitäten verunglimpft worden. In Wahrheit haben die Unternehmen, die groß genug sind, um Investitionen im Ausland zu rechtfertigen, wahrscheinlich eine staatliche Aufsicht, aber viele sind von Natur aus dynamisch und profitabel. Es wird argumentiert, dass größere Unternehmen selbst mit staatlicher Aufsicht noch immer einen unternehmerischen Geist haben, aber in Zeiten der Krise kaum unter der wirtschaftlichen Volatilität leiden dürften, insbesondere wegen der staatlichen Unterstützung. Die Banken sind jedoch eine andere Sache. Nachdem die chinesische Regierung die übermäßige Kreditvergabe von Sekundärbanken, insbesondere für Investitionen außerhalb Chinas, eingeschränkt hat, ermutigt sie nun die lokalen Banken, kleinere und mittlere Unternehmen zu unterstützen, die stark beunruhigt  wegen des Handelsstreits mit den USA sind. Es gibt derzeit einen Versuch, den sogenannten Handelskrieg abzukühlen, den Präsident Trump begonnen hat, als er  sein hinterwäldlerisches US-Publikum aufhetzte. Er hätte vielleicht mehr Erfolg gehabt, wenn er die anderen globalen Wirtschaftsakteure zusammengebracht hätte, aber Teamarbeit war scheinbar nie seine Stärke. Letztendlich sind es die US-Landwirte und  Industrie, die mehr als jeder andere chinesische Sektor gelitten haben. Viele US-Firmen haben jetzt Angst, dass die Märkte für ihre Produkte (der größte Markt für Apples iPhones ist in China) austrocknen werden. Es wird eine Art Vertrag geben, und Herr Trump wird den üblichen durchschlagenden Sieg in diesem, einem Wahljahr, einfordern. In Wirklichkeit haben die USA ihr Ziel verfehlt und nur Verachtung und zunehmendes Misstrauen von China sowie von den traditionellen US-Verbündeten und einem Großteil der übrigen industrialisierten Welt erhalten.

Die Investitionsmärkte werden ihren steilen Aufwärtstrend im Jahr 2020 und darüber hinaus nicht fortsetzen. Die Volatilität wird zunehmen, und die Anlageportfolios müssen an diese Herausforderungen angepasst werden. Das bedeutet, dass der Aktienanteil auch in den dynamischsten Portfolios reduziert werden muss. Die Portfolios müssen vor allem innerhalb der Anlagesektoren und zwischen diesen breit gefächert werden. Zu einer breiten Diversifizierung kann es keine Alternative geben. Der Hype um preiswerte ETFs sollte zugunsten sicherer Renditen der  besten Managern mit realer Analyse, hohen Renditen gegenüber ihren Indizes (Alpha) und einer nachgewiesenen Erfolgsbilanz ignoriert werden.

Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist keine Garantie für die zukünftige Rentabilität.

John Townsend’s Anlagemeinungen Juli 2019

Die Wahrheit ist immer seltsam, Seltsamer als die Fiktion – Lord Byron

Verdorbene Politik nimmt einen unangemessenen Platz auf den Finanzmärkten ein: Die Ein-Mann und die teamlose US-Regierung von Präsident Trump (mit Unterstützung einiger weniger treuer, ehrgeiziger, aber nicht besonders fähiger Handlanger) und Boris Johnsons richtungsloser Aufstieg in die Position des Premierministers im Vereinigten Königreich tragen beide die Merkmale eines inkohärenten, disruptiven und anarchistischen Stils. Dabei laufen beide Länder Gefahr, in ein wirtschaftliches und politisches Chaos ohne klare Richtung und ohne die Fähigkeit, sich im Falle einer kohärenten Bedrohung, sei sie wirtschaftlicher oder politischer Natur, zu schützen. Herr Johnson, der einst an einer Karriere im Journalismus scheiterte, die hauptsächlich darauf abzielte, Geschichten zu erfinden, wurde von seinen früheren Herausgebern unschön beschrieben. Er hat nach allem, was man hört, nicht mehr als die moralische Richtung eines Windsacks.

Der US-Präsident, ein selbsternannter Dealmaker, führt Zölle auf seine eigenen internationalen Verbündeten mit Europa und insbesondere Japan ein, die die Hauptlast seiner neu verhängten Strafen tragen. Es gibt keine Logik für diese Tarife, außer dem Versuch von Herrn Trump, seine Muskeln im Vorfeld der nächsten US-Präsidentschaftswahlen spielen zu lassen. Die größte Gefahr seines Handelns besteht darin, dass sich die gegnerischen Länder gezwungen sehen könnten, ihre Währungen abzuwerten. Auf jeden Fall scheinen auch die Vereinigten Staaten eine Abwertung des US-Dollars zu planen, um die Wettbewerbsfähigkeit der US-Exporte zu erhöhen. Dieser Abwertungswettbewerb wäre für den gesamten westlichen Handel destruktiv.

Der vom US-Präsidenten begonnene drohende Handelskrieg mit China (weil Handelskriege scheinbar leicht zu gewinnen sind) scheint wenig Einfluss auf China gehabt zu haben. Hier ist die jährliche Wachstumsrate von 6,5% auf 6,2% gesunken, was wahrscheinlich ebenso auf interne wirtschaftspolitische Veränderungen durch die chinesische Regierung zurückzuführen ist wie auf die Auswirkungen der US-Zölle. Das Niveau von 6,2 % liegt weiterhin innerhalb der von der chinesischen Regierung vorgegebenen Grenzen von 6,0 % bis 6,5 %. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass der US-Präsident den Cashflow aus der Einführung von Zöllen missverstanden zu haben scheint, was für den US-Verbraucher zusätzliche Kosten bedeutet, nicht aber für die chinesischen Anbieter.

Die US-Wirtschaft ist derzeit florierend und die Zinsen dürften nach einem ähnlich starken Anstieg im September 2018 wieder um 0,25% sinken. Allerdings zeichnen sich konjunkturelle Wolken ab, die zu einer Schwäche der US-Wirtschaft führen könnten. Da Geld so billig zu leihen ist, gibt es viele US-Unternehmen, die durch Investitionen expandieren, aber ebenso gibt es auch viele, die sich durch hohe Kreditaufnahme über Wasser halten. Dies ist potenziell beunruhigend für die hochverzinslichen (und damit risikoreicheren) Investmentfonds, die eine zusätzliche Performance durch Investitionen in nicht Investment-Grade-Unternehmen anstreben. Sie werden stark darunter leiden, wenn die Zinsen wieder steigen und die US-Wirtschaft nachlässt. Ich habe mich entschieden, diese Fonds in meinen Kundenportfolios zu vermeiden.

Die Inflationsraten sowohl in den USA als auch in der Eurozone sind mit 1,8% bzw. 1,1% auf einem sehr niedrigen Niveau. Ebenso gering ist das Wachstum mit rund 1% pro Jahr. Angesichts der Tatsache, wieviel Geld derzeit zur Verfügung gestellt wird, ist es schwer zu erkennen, dass die Inflation deutlich oder gar nicht steigen wird. Die Zinssätze in Europa wurden ebenfalls so gestaltet, dass sie niedrig bleiben, auch nachdem Herr Draghi seine Rolle als Leiter der Europäischen Zentralbank niedergelegt hat.  Frau Lagarde wird wenig Freiheit haben, die Euro-Zinsen zu erhöhen, wenn sie die Geschäfte übernimmt. Die EU hat jedoch jetzt zwei Problemmitglieder, Italien und Polen, was die politische Stabilität beeinträchtigen könnte. Beide haben lautstarke Anti-EU-Stimmen. Niedrige Zinssätze werden Italien zweifellos helfen, sich über Wasser zu halten, ohne dass dieses Land schwierige interne wirtschaftliche Anpassungen vornehmen muss. Polen, der größte Nettoempfänger von Bargeld in der EU, zahlt keine Zinsen auf seine EU-Unterstützung und wird daher weniger von einem künftigen Anstieg der Zinssätze betroffen sein. In Wahrheit kann es sich weder der eine noch der andere leisten, die abschirmenden Flügel Europas zu verlassen, aber sie können und werden unnötige Kontroversen mit ihren Forderungen schüren, die sich an ihre lokalen Wähler richten.

Die irrationale Entscheidung des US-Präsidenten, den gemeinsamen umfassenden Aktionsplan (JCPOA), ein multilaterales Abkommen zur Begrenzung der Produktion von iranischem Kernmaterial, einseitig aufzuheben, war in Wahrheit als Aufhebung einer weiteren von Präsident Obama unterzeichneten Maßnahme gedacht, den Trump abscheulich findet. Es ist nicht klar, warum der ehemalige Präsident Obama von Herrn Trump so sehr abgelehnt wird, aber die von ihm eingeführten Maßnahmen wurden im großen Stil und ersatzlos gestrichen.

Der Iran hat ein hartnäckiges Problem, da er verschiedene interne Fraktionen hat, die um die Macht kämpfen und oft nicht miteinander reden. Es gibt die offiziell anerkannte Regierung, mit der die ausländischen Regierungen interagieren, aber es gibt auch die iranische Revolutionsgarde (IRGC) , mit dem Ausländer nicht kommunizieren, welches das Rückgrat der derzeitigen politischen Struktur ist und ein wichtiger Akteur in der iranischen Wirtschaft ist. Das IRGC hat seine eigenen gewalttätigen Schritte gegen Öltanker im Arabischen Golf und die Entführung eines britischen Schiffes in internationalen Gewässern aus Rache für die Beschlagnahme eines iranischen Schiffes voller Öl für Syrien unternommen. Die Revolutionsgarde steht nicht unter staatlicher Kontrolle, und es hat wenig Wirkung, wenn westliche Außenminister streng mit ihren iranischen Gegenparteien sprechen. Die restlichen Parteien sind hauptsächlich religiös wenn sie das iranische Volk betreffen, sind aber im internationalen Bereich relativ bedeutungslos. Es wäre viel klüger gewesen, den Vertrag unberührt zu lassen.

Saudi-Arabien und seine Verbündeten im Golf sind die unerbittlichen Feinde der Iraner. Dies hat viel mit dem sunnitischen (Saudi et al.) versus schiitischen (Iran und nordarabische Staaten) Konflikt im Islam zu tun. Die Saudis haben die Unterstützung von US-Präsident Trump und seinem Schwiegersohn erhalten und fühlen sich stark genug, um militärische und wirtschaftliche Maßnahmen ohne Rücksicht auf andere internationale Meinungen zu ergreifen. Dies trägt viele der Merkmale des Völkerbundes zwischen den beiden Weltkriegen.

Es gibt jedoch gute Nachrichten aus dem Sektor Emerging Markets, insbesondere aus dem asiatischen Raum, wo gute Fondsmanager mit leistungsfähigen Analysten inzwischen gute nachhaltige Renditen erzielen. In einem immer komplexer werdenden Investmentmarkt ist es unerlässlich, nur solche Fondsmanager einzusetzen, die über angemessene Unternehmensanalyseteams verfügen und Entscheidungen nach Bottom-up- und Top-down-Kriterien treffen können. Es gibt viele ausgezeichnete Unternehmen, in die man investieren kann. Die großen US-amerikanischen und europäischen Unternehmen werden von mehreren Analystenteams begleitet und können keinen Schritt machen, ohne eine Reaktion hervorzurufen. Kleinere, nicht-amerikanische und europäische Unternehmen haben weitaus weniger Analysten, die sie beobachten und lassen daher mehr Raum für wertvolle Research Ergebnisse.

Die japanische Wirtschaft schreitet leise auf ihrem eigenen Weg voran. Die westlichen Wirtschaftsmächte beklagen die zunehmende „Japanisierung“ ihrer Volkswirtschaften. Die japanische Zentralbank unterstützt ihre Binnenwirtschaft jedoch seit vielen Jahren mit niedrigen Zinsen und ausreichender finanzieller Liquidität. Dazu gehörten der Kauf von japanischen Staatsschulden und die Aktien vieler großer japanischer Unternehmen. Der zweitgrößte Inhaber der japanischen Staatsverschuldung ist die allgegenwärtige Hausfrau Frau Watanabe, es ist unwahrscheinlich, dass diese Investoren jemals ihre Investitionen abladen wollen, und Japanpapier wird daher, obwohl relativ wenig aufregend, eine stetige Rendite erzielen. Diese Maßnahmen haben zwar nicht zu einer hohen Wachstumsrate geführt, aber sie haben die Rentabilität der Unternehmen gefördert und die japanischen Unternehmen sind inzwischen gesund.

Die chinesische Wachstumsrate hat sich leicht auf 6,2% reduziert. Aber die chinesische Regierung arbeitet daran, die Richtung der Wirtschaft zu ändern, die Inlandsverschuldung zu reduzieren und die inländische Abhängigkeit von Krediten aus dem einregulierten Bankensektor zu verringern. Die US-Zölle haben nur eine begrenzte Wirkung, da die meisten Waren, wie z.B. Agrarrohstoffe, die die Chinesen früher in den USA gekauft haben und die jetzt Gegenstand von Rachezöllen sind, aus anderen Ländern gekauft werden. Ausländische Autokonzerne, insbesondere solche mit Fabriken in China und solchen, die billigere Modelle verkaufen, leiden jedoch stark unter der abschwächenden Nachfrage nach ihren Fahrzeugen. Ich vermute, dass dies wahrscheinlich vorübergehend sein wird, da sich die Wirtschaft an die neue Kreditpolitik des Staates gewöhnt. Auch hier liegt der Schwerpunkt auf der Investition in chinesische Unternehmensrisiken, da die Analysten sehr gut ausgebildet und erfahren sind.

Es gibt noch immer wichtige Diskussionen über den Unterschied zwischen passiven Anlagen wie ETFs, die aktiv einem realen oder künstlichen Index folgen, und aktiven Anlagen wie verwalteten Fonds. Passive Fonds haben theoretisch niedrigere Kosten, da sie keine Front-End-Gebühren und keine Managementgebühren haben, sie haben jedoch die Kosten für den Wechsel ihrer Anlagen, wenn sich die Indizes ändern, obwohl diese Kosten selten, wenn überhaupt, veröffentlicht werden. Aktiv verwaltete Fonds, insbesondere bei sorgfältiger Analyse und gutem Management, haben den Vorteil, dass sie eine positive Marge gegenüber einem Index, bekannt als Alpha, erzielen. In der Regel werden sie nach allen Gebühren und Abgaben netto verglichen. Ein kundenorientiertes Portfolio von aktiv verwalteten Fonds dürfte sich daher besser entwickeln als ein Portfolio von Supermarkt-Indexfonds. Ich glaube fest daran, mittelfristig „Alpha“ zu suchen und unkorrelierte Strategien in Portfolios mit überdurchschnittlichen Renditen zu kombinieren.

Der Schlüssel zu erfolgreichen und profitablen Investitionen auf den Fondsmärkten liegt in der vorausschauenden Planung, der Bewältigung von Finanzstürmen und der Verwendung der besten Qualitätsmanager, die konsistentes Alpha liefern und nicht alle, so weit wie möglich, in dieselben Aktien und Strategien investieren, um so eine „Bündelung“ von Risiken zu vermeiden.

Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist keine Garantie für die zukünftige Rentabilität.

John Townsend berät Kunden bei ihren Anlageportfolios für Matz-Townsend Finanzplanung. Er ist Fellow des Chartered Institute for Securities and Investment in London.

(Townsend@insure-invest.de)

Anlagemeinungen Dezember 2017

„Ich habe eiserne Prinzipien. Wenn sie Ihnen nicht gefallen, habe ich auch noch andere.“ Groucho Marx

 

Präsident Trump hat endlich die erste Maßnahme seiner Präsidentschaft auf den Weg gebracht, das Steuerreformgesetz. In seiner Welt der Superlative handelt es sich dabei selbstredend um die größte und beste Steuersenkung schlechthin. Die Wirklichkeit sieht anders aus; es hat andere größere Steuersenkungen gegeben, aber das ist jetzt auch egal. Die aktuelle Steuerkürzung, die auf geliehenem Geld basiert, ist gefährlich und ein Beweis dafür, dass weder der Präsident noch seine ihn umgebenden Kriecher Ahnung von der wirtschaftlichen Realität haben. Die neue Maßnahme wird als Weihnachtsgeschenk für alle Amerikaner bezeichnet; vielleicht sollte noch etwas in Klammern hinzugefügt werden, und zwar “Amerikaner wie Herr Trump”. Bedauerlicherweise haben die meisten Mittelschicht-Amerikaner keine Ahnung, ob sie 2018 besser wegkommen werden, da die Kürzungen ihrer Steuerabgaben alles andere als transparent sind. Die anderen Erfolge von Herrn Trump lagen darin, grundsätzlich alles rückgängig zu machen, was mit dem Namen Obama verbunden ist, gleichgültig ob es den Bürgern der Vereinigten Staaten zugute kam oder nicht. Wir müssen uns ständig daran erinnern, dass er der gesetzlich gewählte Präsident des Landes ist, und bis sich das ändert, ist das der Preis, den wir für die Demokratie bezahlen müssen. Der Einfluss Amerikas auf globaler Ebene hat sowohl im wirtschaftlichen wie auch im diplomatischen Bereich schwer gelitten.

Für Anleger war 2017 ein profitables Jahr, wenn auch kaum vorhersehbar und mit sehr hohem Schwankungsgrad. Die niedrigen, eigentlich nahezu bei Null befindlichen Zinssätze in den Vereinigten Staaten von Amerika und Europa haben Aktiengesellschaften dazu verleitet, sich und jegliche Erträge ihrer Investitionen durch Kredite zu finanzieren. Solch eine Nachfrage führt bei den Investoren dazu, dass sie bei der Qualität viel größere Abstriche machen als früher, was wiederum zu einer Reihe irrationaler Finanzblasen (besonders mit Ramschanleihen und ertragsstarken Anleihen) führt. Die vielleicht offensichtlichste Blasen-Investition ist Bitcoin, dessen Preis von 1.000 US-Dollar im Januar auf etwa 19.000 US-Dollar im November stieg und jetzt bei ca. 11.000 US-Dollar liegt. Dieser massive Preisanstieg des Bitcoin ist seltsam, da es sich beim Bitcoin-Markt um einen gänzlich unregulierten Markt ohne Substanz und ohne Aufsichtsorgan, das darauf achtet, dass kein Missbrauch betrieben wird, handelt. Das erinnert an die Londoner Südseeblase oder den Amsterdamer Tulpen- und Blumenzwiebel-Boom. Ursprünglich war der Bitcoin als alternative Währung gedacht, was in der Panik aber untergegangen ist. Die wichtigsten Bitcoin-Produzenten (genannt “Miner”, zu deutsch: “Bergarbeiter”) sitzen in Russland und der Ukraine. Bei der Produktion von Bitcoins handelt es sich um ein teures und hochgradig technisches System. Kontrolle gibt es trotz vieler Bemühungen keine. Es gibt in den USA jetzt einen neuen Terminmarkt für Bitcoins, was in der Vergangenheit in der Regel der Vorbote für Marktkatastrophen war. Die Investoren beglückwünschen sich im Moment vielleicht gerade gegenseitig zu den hohen Preisen ihrer Bitcoins, aber wenn der Markt schwächer wird, werden sie keine Käufer dafür finden, so dass ihre Investition rasch wertlos wird. Die älteren Semester unter Ihnen erinnern sich sicher noch an die Dotcom-Zeit. Der einzig richtige Ratschlag ist wirklich, die Finger davon zu lassen, außer man legt es darauf an, sein Geld in Märkten anzulegen, die riskanter sind als chinesische Pferderennen.

Andere seltsame Bereiche sind ETFs. Darüber habe ich schon geschrieben. Der Markt für börsennotierte Fonds (engl.: exchange traded funds) begann, den Kapitalanlegern zu erlauben, nach Belieben Aktieninvestitionen schnell zu erhöhen oder zu verkaufen. Seither ist der Markt explodiert und sogar Privatanleger wurden in Produkte hineingezogen, die sie nicht verstehen und auch nicht verstehen können und von denen sie vage vernommen haben, dass wenig Kosten auf sie zukommen werden. In Wirklichkeit hinken ETFs den Märkten, denen sie eigentlich folgen sollten, hinterher und da ihre Investitionen im Grunde nicht zielgerichtet sind, verfügen sie weder über eine Unternehmensanalyse oder -führung, noch über einen erfahrenen Manager, der eine Risikoverteilung vornimmt. Dieser Markt, auch wenn er nicht ganz so schlecht ist wie der Bitcoin-Markt, ist ein Himmelfahrtskommando für private Investoren, wenn sie sich nicht gut beraten lassen.

Wir können die Blaseninvestitionen im Technologie-Sektor sehen. Unternehmen wie Tesla stellen vielleicht sehr interessante Produkte her, aber zu einem Preis, der viel höher ist, als der, zu dem sie ihre Autos verkaufen können. Gerade haben sie wieder einen Rekordverlust bekanntgegeben und eingestanden, dass sie mit der Produktion ordentlich hinterherhinken. Dabei handelt es sich noch immer um ein gutes Unternehmen im Vergleich zu anderen, die gerade großen Anklang bei den Anlegern finden. Tatsächlich gibt es gute und profitable Technologie-Unternehmen im FANG-Sektor (FANG = Facebook, Amazon, Netflix und Google), aber es gibt auch eine ganze Menge Unrat, welcher seine Anleger recht sicher im Regen stehen lässt, sobald die Begeisterung nachlässt.

Die Zinssätze weltweit werden wohl nicht mehr viel weiter fallen. Das Ende des Quantitative-Easing-Programms (QE-Programm) wird in den Vereinigten Staaten und Europa spürbar. Die amerikanischen Zinssätze haben etwas zu steigen begonnen und das QE-Programm wird langsam zurückgefahren, aber die amerikanische Unternehmensprofitabilität und -effizienz sollte das in ihrer aktuellen Form gut wegstecken können, so dass nicht davon auszugehen ist, dass die Aktienpreise davon beeinträchtigt werden. In Europa hat der Chef der Europäischen Zentralbank Herr Draghi allerdings ein Problem. Er weiß, dass das QE-Programm zurückgeschraubt werden muss, um die Bilanz der Zentralbank zu verringern, und dass die Zinssätze anfangen müssen zu steigen. Allerdings weiß Herr Draghi – als guter Italiener – auch, dass die leistungsschwache italienische Wirtschaft und die ineffizienten italienischen Banken in Kombination mit den massiven Staatsschulden keine höheren Zinssätze verkraften können. Diese müssen also so gut wie möglich niedrig gehalten werden. Jedoch sieht es nicht danach aus, dass Italien effizienter oder disziplinierter wird und seine Schulden zurückzahlt, so dass in naher Zukunft die nächste Krise bereits vorprogrammiert ist.

Der Anstieg an den Aktienmärkten basiert hauptsächlich auf der Tatsache, dass die meisten dieser Märkte vor zehn Jahren starke Rückgänge sehen ließen. Die meisten gewinnbringenden Unternehmen blieben profitabel und bei den gegenwärtig künstlich niedrigen Zinssätzen warten die Investoren vergeblich auf positive Erträge.

Die amerikanischen Aktienmärkte sind im Moment stark, da sie die notwendigen Schritte zur Verbesserung ihrer Effizienz unternommen haben. Die Trump-Maßnahmen zur Steuerminderung haben natürlich ihren Teil dazu beigetragen, aber diese wurden im Allgemeinen abgezogen. Der amerikanische Technologie-Sektor boomt und der Hausbau hat erneut das Vertrauen dahingehend gestärkt, dass mit einem Lohnzuwachs in allen Bereichen von den niedrigeren bis zu den höheren Einkommen zu rechnen ist. Dazu kommt, dass amerikanische Aktien schon immer an sich hoch im Kurs standen verglichen mit Aktien anderswo auf der Welt; ihren aktuellen Niveaus sollte nicht zu viel Bedeutung beigemessen werden, besonders da viele amerikanische Rentenfonds und Institutionen ausschließlich in ihre heimischen Märkte investieren.

Europa boomt auch, besonders Nordeuropa. Hier kann man von einem Goldlöckchen-Zustand sprechen, in dem sich alles “gerade richtig” anfühlt, und viele Unternehmen sind profitabel und wachsen. Die Wirtschaftssysteme von Frankreich und Spanien verfügen auch über Anzeichen von Stärke, obwohl Südosteuropa noch immer deutlich von der Großzügigkeit seiner nördlicheren Nachbarn abhängig ist. Solange Investoren sich auf Fondsmanager verlassen, die profitable Unternehmen aus den nordeuropäischen Staaten herauspicken können, ist Europa nach wie vor ein solider Platz für Investitionen.

Ein Jahrzehnt voller Anreize hat den asiatischen Märkten geholfen, schließlich ihren Schwung wiederzufinden, hat aber auch zu Spekulationen geführt. Japan hat jetzt begonnen, neues Vertrauen in sowohl die Computer- als auch die kleinen Unternehmenssektoren zu fassen, die ausländische Investoren nur zögerlich für sich genutzt haben. Das hat sich jetzt geändert, besonders weil genau diese ausländischen Anleger einen Gewinn aus dem Geld generieren müssen, das sich in ihrer Kontrolle befindet. Der japanische Markt sieht sehr vielversprechend aus. Indien entwickelt sich auch immer mehr zu einer profitablen Investition. Von den ursprünglichen BRIC-Ländern (BRIC = Brasilien, Russland, Indien und China) sehen Indien und China am besten aus, Indien vielleicht ein wenig besser als China. Von den anderen beiden sollte man besser die Finger lassen, bedenkt man wie gebeutelt sie von Korruption und versagender Unternehmensführung sind.

Manche Immobilienmärkte befinden sich mehr oder weniger im Aufschwung, die australischen Hauspreise sind auf sehr niedrige Zinssätze zurückzuführen, wobei im Laufe der letzten fünf Jahre Sydneys Hauspreise um fast 70 Prozent und Melbournes um 57 Prozent gestiegen sind. Es gibt alle Anzeichen für eine Blase, die spätestens dann platzt, wenn die Zinssätze zu steigen beginnen und die Nachfrage durch chinesische Anleger wegfällt. Das Gleiche gilt für die Immobilienmärkte in Hongkong, wo die Preise für Wohnungen seit 2008 um über 180 Prozent gestiegen sind. Die chinesische Zentralbank geht resolut gegen übermäßige Kreditvergabe durch Banken aus der zweiten Reihe vor und die Fähigkeit der normalen chinesischen Investoren, in der Monopolwelt von Hongkong mitzumischen, wird drastisch verringert, etwas, das noch verschlimmert wird, wenn die US-Dollar-Zinssätze wieder steigen.

Der fast verzweifelte Kampf, Erlöse aus Investitionen zu erzielen, hat dazu geführt, dass viele Banken, Institutionen und Fonds höhere Risiken eingegangen sind und in Schulden von Unternehmen und Ländern investiert haben, die sie andernfalls niemals in Betracht gezogen hätten. Reichlich Liquidität ist die einzige Antwort; dieser Meinung sind nicht nur die traditionellen Märkte, sondern auch der chinesische Finanzsektor. Vernünftige Kreditvergabe und wahrscheinlich wohlüberlegte Reserve-Positionen werden ignoriert, so dass die Anleger ihre Fondsmanager wieder genau beobachten müssen, um zu sehen, welche von ihnen risikoarme Strategien verfolgen und welche lediglich auf Erträge auf Kosten von Qualität aus sind. Es sollte erwähnt werden, dass die Zunahme an ertragsstarken Anleihen (in den 1980ern als Schrottanleihen bekannt) recht wahrscheinlich zu den ersten Opfern eines neuen Realismus gehören wird.

Der Markt für Multi-Vermögenswert-Investitionen hat begonnen, sich zu bewähren, besonders zu einer Zeit, in der Aktienschwankungen und dadurch die enthaltenen Risiken gestiegen sind. Die zunehmende Inflation und die steigenden Zinssätze, wenngleich nur langsam steigend, machen es für Investoren notwendig, neue Möglichkeiten zur Diversifikation aufzutun. Fonds, die in Aktien investieren, aber auch in Schulden mit festem oder schwankendem Zinssatz, Rohstoffe und Währungen, gehören alle in diese Kategorie, solange Fondsmanager in der Vergangenheit bewiesen haben, dass sie mit solchen Strategien umgehen können. Manche Ansätze, besonders solche, die nicht transparent sind, haben bedauerlicherweise komplett versagt – und genau deshalb ist es so wichtig, seinen Fondsmanager genau unter die Lupe zu nehmen.

2018 wird es in Deutschland Steueränderungen geben, die sich ein klein wenig auf Privatanleger auswirken werden, aber welche zusammen mit den neuen MiFID-II-Regelungen die Menge und Klarheit der Informationen, die von Zwischenhändlern und Fondsmanagern herausgegeben werden müssen, steigern werden. Das ist nichts, was einem Sorgen machen müsste, und wird hoffentlich die Gefahren von Fehl-Verkäufen an unguten Investitionen etwas abmildern. Die Tage von Fehl-Verkäufen an die alten und doofen (‘A&D’) Kunden durch deutsche Banken im Besonderen sind glücklicherweise gezählt.

Die globalen Aktienmärkte bergen noch immer ordentlich Potential, solange Investitionen vorsichtig und mit der angebrachten Bedacht und Analyse erfolgen. Diese Märkte werden zunehmend Schwankungen unterliegen, da die Institutionen nervös werden. Man kann einen plötzlichen Atomkrieg oder eine andere heftige Unstimmigkeit, zum Beispiel zwischen den USA und Nordkorea nicht aus der Rechnung herausnehmen, der unter den unerfahrenen “16-jährigen institutionellen Händlern” finanzielle Unstimmigkeiten hervorrufen würde, aber Krisen bei Bitcoin, Blockchain und den Technologie-Aktien werden eher nicht für einen folgenschweren Überraschungsmoment sorgen und eine totale Panik wie in 2007/2008 auslösen. Es zahlt sich aus, achtsam und vorsichtig zu sein.

Die vergangene Performance ist keine Garantie für zukünftige Profitabilität.

 Für Matz-Townsend Finanzplanung steht John Townsend Kunden bei der Planung ihrer Investmentportfolios beratend zur Seite.

Er ist ein Fellow (FCSI) des Chartered Institute of Securities and Investment in London.

(Townsend@insure-invest.de)

Aus dem Englischen von Magdalena Mandl

John Townsend’s Anlagemeinungen Juni 2017

Henry Ford hatte recht. Wenn eine Volkswirtschaft florieren soll, müssen die Arbeiter in der Lage sein, die Produkte, die sie produziert haben, zu kaufen. Das gilt sowohl für globale als auch nationale Volkswirtschaften. – John Sweeney

 

Trotz all der Geschehnisse auf der politischen Bühne ist gerade jetzt ein hervorragender Zeitpunkt, um in Aktien zu investieren. Die Finanzkrise ist 10 Jahre her und die Unternehmen werfen wieder Profit ab und investieren. Der internationale und inländische Handel läuft wieder und es gibt keinen Grund mehr – wirklich gar keinen – weiterhin in Märkte mit festverzinslichen Wertpapieren zu investieren oder sein Geld auf der Bank zu lassen, wo die Erträge negativ sind. Investitionen in Immobilien zum Vermieten, die sich in oder nahe großer Städte befinden, sind ungeheuer teuer geworden, unglaublich unflexibel und daher keine profitable Alternative mehr.

Der, der am Lautesten schreit, hat meist am Wenigsten zu sagen. Die Vereinigten Staaten von Amerika verlieren unter Präsident Trump rasch ihre Glaubwürdigkeit als Weltmacht. Die Russen, Chinesen und Saudi-Araber, die die Erfahrung gemacht hatten, dass man sich die Freundschaft und Aufmerksamkeit von Herrn Trump ausgesprochen erfolgreich durch Schmeichelei erwerben kann, stellten jedoch bald fest, dass der Nutzen aus solcher Schöntuerei nur sehr kurzlebig ist. Herr Trump scheint ohne Würde alt zu werden; die Geschichte der Herzkönigin aus Alice im Wunderland („Ab mit dem Kopf!“) oder des Kaisers neue Kleider von Hans Christian Anderson, wo die Höflinge zu viel Angst haben, dem Kaiser zu sagen, dass er nackt ist, passt hier gut. Und dann gibt da es noch die Tragödie von Julius Caesar (ein Stück von Shakespeare), wo der herrische und arrogante Caesar von seinen Höflingen ermordet wird. Jedes dieser Werke weist Parallelen mit dem aktuellen „Hofstaat“ von Trump auf. Die Auswirkungen davon auf die Außenwelt sind allerdings nur gering.

Herr Trumps Ankündigung, die Vereinigten Staaten von Amerika beabsichtigten aus dem Pariser Klimaabkommen auszusteigen, hat viel damit zu tun, dass diese Vereinbarung von seinem Vorgänger Obama verhandelt und unterzeichnet wurde. Es ergibt wirtschaftlich und sozial überhaupt keinen Sinn, aus dem Abkommen auszutreten; ganz im Gegenteil, dieser Schritt lässt zu, dass andere Länder die Lücke, die wirtschaftlich und führungstechnisch durch den US-amerikanischen Austritt entsteht, ausfüllen.

Der US-Präsident hat seine Wahl dem Populismus zu verdanken. Das Ergebnis ist enttäuschenderweise alles andere als populistisch; von den bisher vorgeschlagenen Maßnahmen profitiert ausschließlich die amerikanische Elite. Die nächste große Frage ist, wie die Wahlen in der Mitte seiner Amtszeit die Unterstützung für oder den Druck gegen diesen Präsidenten beeinflussen werden und ob die US-Politiker die Gelegenheit ergreifen und schon vorher auf einen Wechsel an der Spitze bestehen.

Innerhalb des mittelalterlichen Hofstaats des Präsidenten in Washington scheint es insofern Chaos zu geben, dass vom Präsidenten spontan per Twitter politische Aussagen getroffen werden, auch wenn diese den Aussagen und Anstrengungen seiner Minister genau widersprechen. Viele der höheren Regierungspositionen bleiben unbesetzt und es gibt zahlreiche Geschichten über Wutanfälle und Ausraster in den Führungsetagen. Die Politik wird nicht im Weißen Haus gemacht. Einzelne Mitglieder des Senats müssen einfach den richtigen Moment erwischen, um ihre Maßnahmen dem Präsidenten oder seinem Zirkel enger Berater zu präsentieren. Letztendlich passiert allerdings nur wenig oder gar nichts.

Präsident Trump hat in seiner Amtszeit noch keine einzige Erfolgsgeschichte vorzuweisen. Sein Ziel scheint in erster Linie zu sein, die Maßnahmen seines Vorgängers Präsident Obama rückgängig zu machen. Dafür braucht er allerdings die Unterstützung der gesamten Republikanischen Partei – und die hat er schlichtweg nicht. Im Ausland scheint der Höhepunkt gewesen zu sein, als Donald Trump nach seiner Ankunft in Saudi-Arabien vom saudischen König eine große glänzende Medaille verliehen wurde. Anschließend wurde im Prinzip eine Vereinbarung für einen 10-jährigen Waffenvertrag im Wert von 110 Milliarden Dollar unterzeichnet, der gegenwärtig vom Ausschuss für ausländische Beziehungen des Senats blockiert wird, der seine Zustimmung verweigert.

Letztendlich zählt für Investoren nur die Tatsache, dass die US-Wirtschaft gut dasteht und die US-Unternehmen Profit abwerfen. Es hat circa 10 Jahre gedauert, bis die Industrie und der Bankensektor sich von der Marktpanik von 2007 bis 2009 erholt hatten.

Die Niederlage des sogenannten Islamischen Staats oder Daesh in Syrien und dem Irak hat wenig wirtschaftliche Auswirkung, aber es sind mehr Emotionen im Spiel. Im Jahr 2013 wurde in Mossul von Abu Bakr al-Baghdadi – das ist das Pseudonym von Ibrahim Awad Ibrahim al-Badri – ein Kalifat (oder Territorium unter einem islamischen Verwalter) ausgerufen, mit sich selbst als Kalif. Vor seiner endgültigen Niederlage befahl Al-Baghdadi den Daesh-Anhängern, ihre eigenen Kalifate bestehend aus ein, zwei oder drei Personen zu gründen, wo immer sie sich auf der Welt auch befänden. Diesen wurde der Befehl erteilt, Gesellschaft dort, wo sie sich befinden, zu zerstören. Als Waffe ist alles erlaubt, was zur Hand ist. Speziell erwähnt wurden Fahrzeuge, Bomben und Messer. Es werden nur sehr wenige junge Männer und Frauen dem Aufruf folgen, aber manche haben es schon getan und andere werden es noch tun, und die Sicherheitskräfte werden alle Hände voll zu tun haben, besondere Ziele zu überwachen; im Übrigen ist das Hauptziel, die westliche Gesellschaft empfindlich zu treffen.

Der Mythos der arabischen Bruderschaft in der Golfregion wird in Katar offensichtlich, wo das Land von seinen konservativen sunnitischen Nachbarn unter Führung von Saudi-Arabien isoliert und unter Druck gesetzt wird. Ziel ist es, Katar dazu zu zwingen, die Kommunikation mit dem schiitischen Iran abzubrechen und die Freiheit der mehr oder weniger unabhängigen Presse einzuschränken. Die Saudis wurden ermutigt durch die Rückendeckung, die ihnen, wie sie glauben, vom US-Präsidenten mit Unterstützung seines Schwiegersohnes Jared Kushner versprochen wurde, wie kurzlebig diese auch sein mag.

Auch in Europa bietet die Wirtschaft ein positives Bild. Trotz Brexit weisen viele europäische und britische Unternehmen eine erhöhte Profitabilität auf, expandieren und schütten sogar Dividenden aus, was noch besser ist, um die Nachfrage der Investoren nach Risikoaktiva mit positiven Erträgen zu befriedigen. Es gibt wieder wirtschaftliches Wachstum, wenn auch nur teilweise in Deutschland, und in Frankreich ist es unter dem neuen Präsidenten Macron zu erwarten. Unternehmerische Effizienz verbessert sich, wobei die Kosten gering gehalten werden. Das gegenteilige Extrem ist in Italien und Griechenland zu beobachten: Der Druck nach oben bei Gehaltskosten verstärkt die schlechte Konkurrenzposition der Länder zusätzlich. Des Weiteren sind die Bankensysteme von Italien und Spanien in einem sehr prekären Zustand. Diese schwierige Situation kann nur durch eine zweigeteilte europäische Wirtschaft mit zwei separaten Währungen gelöst werden. Außerdem sorgt die anstehende italienische Wahl für Unsicherheit, wo eine populistische und anti-europäische Partei an Stärke gewinnt und nicht ignoriert werden kann.

Im Vereinigten Königreich steht die gegenwärtig regierende konservative Partei nach einer sinnlosen und unglaublich schlecht durchgeführten vorgezogenen Parlamentswahl mit einer Minderheitsregierung da, die im Moment von einer kleinen nordirischen Partei unterstützt wird. Die aktuelle Premierministerin Frau May hat sich gründlich ins eigene Bein geschossen und wird vermutlich nicht mehr viel länger als bis zur Parteiversammlung im Herbst im Amt sein, wo von ihr erwartet werden wird, „das Richtige zu tun“. Und das ist nicht alles: Die aktuelle Regierung ist voll von Charakteren, die man eigentlich im Kindergarten erwarten würde. Auf der anderen Seite wäre es eine Katastrophe, dem Anführer der linksgerichteten Labour Party zu erlauben, das Land mit populistischen Botschaften, die überhaupt keinen wirtschaftlichen Sinn ergeben und sich auf nicht existentes Geld zu gründen scheinen, zu lenken. Frau May hat das Land mit ihrer erstaunlichen Talentfreiheit ins Chaos gestürzt – und zwar zu einer Zeit, wo es sich darauf konzentrieren sollte, wenigstens einen halbherzigen Ausstieg aus der EU zu verhandeln.

Die konservative britische Regierung muss nun die britische Industrie und den Finanzsektor unterstützen – etwas, das sie bei ihren politischen Machenschaften bisher ignoriert hat. Die britische Wirtschaft ist noch immer überraschend stark, aber bei der bedauerlich schwachen Regierung besteht trotzdem Grund zur Sorge.

In China vollziehen sich kleine aber wichtige Veränderungen. Die chinesische Zentralbank geht rigoros dagegen vor, dass Kapital zum Zweck von Auslandsinvestitionen exportiert wird. Gleichzeitig übt sie Druck auf die inländischen sekundären Finanzmärkte aus. Es wird ein Wachstum des chinesischen BIP von zwischen 6,5 und 6,7 % im aktuellen Jahr erwartet.

In der chinesischen Politik gibt es zwei wichtige Entwicklungen. Die erste ist die „Belt and Road“-Initiative, eine Entwicklungsstrategie, die 2013 vom chinesischen Präsidenten Xi Jinping vorgeschlagen wurde. Der Wirtschaftsgürtel Seidenstraße und die maritime Seidenstraße konzentrieren sich auf die wirtschaftlichen Verbindungen zwischen Europa und Asien sowie die über die Ozeane führenden Lieferrouten, Chinas Quelle für notwendige Importe. „Belt and Road“ ist ein langfristiges Projekt und ist Dank der chinesischen Tradition des langfristigen Führungsstils möglich.

Die Infrastruktur-Initiative umfasst hauptsächlich Asien und Europa, aber auch Australasien und Ostafrika; es sollen bis zu 8 Billionen US-Dollar investiert werden und wird sicherstellen, dass China die notwendigen Rohstoffe für seinen Industriesektor importieren kann und die notwendigen Transportmöglichkeiten hat, seine Industrieprodukte zu exportieren. Politik beiseite, die chinesische Industrie hat eine positive Zukunft vor sich.

Die Wirtschaftskrise von 2007 bis 2009 ist vorbei, die globale Wirtschaft hat sich erholt und Unternehmen florieren aus gutem Grund. Es ist absolut nicht sinnvoll, in Regierungsanleihen zu investieren oder sein Geld bei den Banken zu lassen, die entweder negative oder nur sehr geringe Zinssätze zahlen, nicht kundenfreundlich sind und reformiert gehören. Die einzige wirkliche Alternative für private Anleger ist, in sehr sorgfältig ausgewählte Aktien zu investieren, mit der Hilfe von Fondsmanagern, die sich in den Bereichen Risikomanagement und sinnvoller Märktediversifizierung bewährt haben.

Die vergangene Performance ist keine Garantie für zukünftige Profitabilität.