Die Präsidentschaftswahl in den USA im November 2016 und ihre Auswirkungen auf die Zukunft

 

Zu viel von was Gutem kann wundervoll sein – Mae West

Die Vereinigten Staaten von Amerika haben ihren Präsidenten gewählt und der Gewinner, entgegen den Hoffnungen und Erwartungen der meisten, ist Donald Trump.

Als ordentlich gewählter Präsident einer großen Nation muss Herr Trump mit dem Respekt, der dem Inhaber eines solchen Amtes gebührt, behandelt werden. Deshalb gehört es sich, dass wir zumindest versuchen, den Nebel des politischen Schlachtfeldes und des übertriebenen Geredes zu durchdringen, um zu sehen, wo der neue Präsident Trump und sein mutmaßliches Team möglicherweise etwas bewirken werden und was das dann wiederum für den Rest der Welt bedeutet. Der Wettkampf-Slogan „Make America great again“ (zu Deutsch in etwa: „Mach Amerika wieder großartig“) hat Amerika definitiv einen Bärendienst erwiesen. Denn Amerika ist seit jeher großartig und läuft im Moment Gefahr, diesen Status aufgrund politischer Inkompetenz zu verlieren.

Allem voran wird in Wahlkämpfen grundsätzlich maßlos übertrieben. Herr Trump selbst hatte schon immer mehr Interesse an der Jagd und Eroberung (ob in Bezug auf Frauen oder geschäftlich) als am Management. Man muss zwischen abgedroschenen Wahlkampfphrasen bzw. ‑reden und dem tatsächlichen Regieren klar unterscheiden. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass Trumps Interesse rasch nachlässt – jetzt, wo es ans Eingemachte geht. Es ist zum Beispiel unwahrscheinlich, dass tatsächlich eine Mauer zwischen den USA und Mexiko errichtet wird. Es gibt bereits einen Zaun über die gesamte Strecke. Es ist genauso unwahrscheinlich, dass einige oder die meisten Mexikaner, legal oder illegal, nach Mexiko zurückgeschickt werden; wer würde dann das Obst und Gemüse in Kalifornien und Florida ernten? Die Landbesitzer sind sowieso hauptsächlich Republikaner, wie George W. Bush feststellte, als er ähnliche aufmerksamkeitserregende Gedanken äußerte. Des Weiteren ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass NAFTA oder andere Handelsabkommen im großen Stil neu verhandelt werden. Es ist möglich, dass kleinere Änderungen vorgenommen werden, um das Gesicht zu wahren, aber der angedrohte kategorische Rücktritt aus NAFTA würde US-amerikanische Unternehmen mit Betrieben in Mexiko, wie Ford und Wal-Mart, empfindlich treffen.

Ein weiteres Lieblingsthema während des Wahlkampfes war China; bedenken Sie aber, dass chinesische Verbraucher für US-amerikanische Unternehmen wie Apple einen sehr großen Absatzmarkt darstellen. Jegliche Sanktionen würden die USA vermutlich mehr treffen als China, das bereits begonnen hat, sein Interessengebiet über die USA hinaus auf die ganze Welt auszuweiten. Es gibt den Vorschlag, dass die neue US-Regierung den chinesischen Stahl mit Sanktionen belegen soll, dessen Überproduktion darauf zurückzuführen ist, dass das Wachstum der chinesischen Wirtschaft nicht länger auf Industrie-Investitionen sondern jetzt auf Verbraucherausgaben beruht; jedenfalls bieten die Chinesen nun Stahl von niedriger Qualität auf den Weltmärkten an.

Der künftige Präsident Trump wird zuhause vor weiteren Problemen stehen, aber auch hier werden sich sein übertriebenes Gerede und seine Unwahrheiten wahrscheinlich nicht in der verwässerten Realität widerspiegeln. Die versprochene Rückkehr zur Beschäftigung im „Rust Belt“ der USA kann kaum in der Form eintreten, wie die Wähler sich das erhofft haben. Es ist gut möglich, dass mehr technologische Aktivitäten unterstützt werden, aber es ist unwahrscheinlich, dass die Minen- und Metallarbeiter ohne Ausbildung oder moderne Fertigkeiten davon profitieren werden. Es gibt außerhalb der USA wahrscheinlich weniger kostspielige Optionen für die technische Herstellung als innerhalb.

Herr Trump wird seinen Kampf mit den großen amerikanischen Unternehmen fortführen, deren führende Kräfte ihn nie als einen von sich gesehen haben und obwohl die Hedgefonds-Manager ihn bei jeder Kursänderung vor der Wahl kritisiert haben, werden sie sich vor dem Trump Tower wahrscheinlich zum Deppen machen, in der Hoffnung dadurch einen Vorteil zu bekommen. Herr Trump hat Steuerkürzungen für die Industrie und grundlegende Infrastrukturausgaben versprochen. Das soll anscheinend der US-amerikanischen Industrie sehr entgegenkommen.

 

BBC berichtet, dass in Washington unter den ca. 4,000 Mitarbeitern Beerdigungsstimmung herrscht. Alle sehen sich damit konfrontiert, wahrscheinlich ihren Job zu verlieren und sich einer erneuten Auswahl stellen zu müssen. Die Konsequenz ist, dass viele der Fähigkeiten, die diese Mitarbeiter über Jahrzehnte erworben haben, verloren gehen könnten, und es wird einige Zeit dauern, ein neues funktionierendes Verwaltungssystem aufzubauen. Das Trump-Versprechen, in Washington den „Sumpf trocken zu legen“, könnte gut und gern ein führungsloses Land zur Folge haben.

Herr Trumps oft berichteter Mangel an Detailinteresse (anders als vielleicht an seinem Privatjet) bedeutet, dass er viele Entscheidungen delegieren muss. Momentan erscheint die Situation etwas chaotisch, aber falls ein kompetentes Team zusammengestellt wird, mag sich das ändern.

Außenpolitik wird wahrscheinlich, entgegen den Wahlkampfreden, eine viel weniger wichtige Rolle in der künftigen Regierung einnehmen. Viele der Wahlversprechen, wie die Überarbeitung der Verteidigungsabkommen mit Japan und Südkorea, können schlicht und einfach nicht erfüllt werden. Damals hat sich das gut angehört. Israel hofft, dass die neue Regierung einen stärkeren jüdischen Staat unterstützen wird. Die politische Realität allerdings wird vermutlich so aussehen, dass dieser Traum platzt und die jüdischen Wähler innerhalb der Vereinigten Staaten enttäuscht sein werden. Trotzdem wurde Herr Trump gewählt und die nächste Wahl ist gefühlt eine Ewigkeit entfernt.

Was bedeutet das alles für Investoren? Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich die US-amerikanische Industrie, besonders die vielen modernen Technologie- und Pharmaunternehmen, gut entwickelt. Wahrscheinlich wird diesen Unternehmen untersagt, an chinesische Investoren verkauft zu werden, aber ihre Geschäfte werden trotzdem florieren.

Die Zinssätze waren ungeachtet des Wahlergebnisses am Steigen, die Anleihemärkte werden vermutlich einen Trend in Richtung höhere Inflation mit höheren Erträgen verzeichnen und neue Probleme werden preislich wahrscheinlich weniger aggressiv abgestraft als in den vergangenen Monaten.

Jetzt ist es an der Zeit, US-amerikanische Aktien sehr genau unter die Lupe zu nehmen, Unternehmen werden in absehbarer Zukunft florieren und es gibt einige sehr gute Unternehmen, die disziplinierte Analysten in Betracht ziehen sollten.

Ein mit Bedacht zusammengestelltes gemischtes Portfolio aus US-amerikanischen Vermögenswerten wird ein gutes Ertragspotenzial haben – ohne die nachteiligen Schwankungen reiner Aktien. Jetzt, wo die Unsicherheit ein Ende hat, sollten Anleger zumindest in Betracht ziehen, ihre Portfolios insofern zu diversifizieren, dass sie nicht ausschließlich europäische Aktien enthalten, und die US-amerikanischen Aktienmärkte (besonders Large- und Mid-Cap-Fonds) mit wachsamem Auge verfolgen, um die Diversität ihrer Portfolios zu vergrößern.

Für Matz-Townsend Finanzplanung steht John Townsend Kunden bei der Planung ihrer Investmentportfolios beratend zur Seite.

Er ist ein Fellow (FCSI) des Chartered Institute of Securities and Investment in London.

(Townsend@insure-invest.de)

 

Aus dem Englischen von Magdalena Mandl

John Townsends Anlagemeinungen September 2016

Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens – Friedrich Schiller, deutscher Dramatiker (1759 – 1805)

Im globalen Wirtschaftsmarkt ist allerhand los. Vieles ist von Bedeutung, aber nur wenig wirkt sich unmittelbar auf die Art und Weise aus, wie institutionelle Händler denken und handeln.

In China entwickelt sich die Wirtschaft von einer durch Investitionen in die Infrastruktur getriebenen in eine verbraucherbasierte Wirtschaft. Die wirtschaftliche Wachstumsrate geht zurück und Kredite von regulären und kleineren Banken sind sehr gefragt. Dass das ehemals unglaublich hohe Wirtschaftswachstum sinkt, ist nichts Neues. Viele halten die Daten für unglaubwürdig, da die Zahlen von der Regierung vorgegeben werden. Allerdings gibt es auch mit einem realen Wachstum von 3 % anstelle der offiziellen 6 % noch immer viele Investmentmöglichkeiten im Inland außerhalb des Regierungssektors mit guter Unternehmensführung. Ein guter Fondsmanager macht diese ausfindig und meidet die Banken, von denen sich viele durch ungeschickte Kreditvergaben auf dem Weg der Selbstzerstörung zu befinden scheinen, weil sie fälschlicherweise davon ausgegangen sind, dass der Staat ihnen aus der Patsche helfen würde. Chinas Importverhalten verändert sich auch, da die Importe verbraucherabhängig erfolgen und nicht mehr hauptsächlich Baumaterial und Rohstoffe eingeführt werden. Es ist nicht so, dass die Nachfrage nach Stahl, Energie und Rohstoffen versiegen wird, sondern eher so, dass die Nachfrage danach zugunsten anderer Importe zurückgeht.

Nachdem der Brexit zwei Tage lang zu Unsicherheit an den Anlagenmärkten geführt hatte, waren seine Auswirkungen bald nicht mehr spürbar. Die Lage beruhigte sich schnell wieder. Die Botschaft der Wortführer der schwächeren Länder und der Bürokraten, die faktisch das Heft der Europäischen Union in der Hand halten, Großbritannien solle schnell und leise austreten – und sich damit ins eigene Fleisch schneiden – wurde ignoriert. Europa hat jetzt die Gelegenheit, Veränderungen innerhalb der Union durchzusetzen, allerdings immer die Tatsache vor Augen, dass es unwahrscheinlich ist, zu einer Entscheidung zu kommen. Dass das passiert, ist unwahrscheinlich. Bei dem kürzlich stattgefundenen Treffen in Bratislava, wo die Zukunft Europas diskutiert wurde, wurden einige Vorschläge gemacht. Einer überstrahlt alles als erschreckend opportunistisches und deprimierend unrealistisches Beispiel. Frankreich schlägt vor, ein vereintes europäisches Hauptquartier zu haben (vermutlich in Frankreich), das eine europäische Militärstreitmacht befehligt, die die europäische Regierung unterstützen würde. Das ist natürlich ein interessanter Vorschlag von dem einzigen europäischen Land, das ein modernes Heer aufstellen kann, und nach dem Austritt des Vereinigten Königreichs (neben Griechenland und Polen) einem der drei verbleibenden Länder, das den Mindestausgaben von 2 % des BIP für die Verteidigung entsprochen hat. Das Hauptproblem bei dieser Idee ist, dass jegliche gesamteuropäische Entscheidung, einschließlich eines Militäreinsatzes, so viel Zeit beanspruchen würde, dass jeder Krieg längst verloren wäre, bevor überhaupt erst einmal die Entscheidung zum Kampf gefallen wäre. Solch eine Kraft verliert ihre Bedeutung, weil ihre politischen Anführer, jeder seine eigenen politischen Interessen im Blick, niemals freiwillig einer schlüssigen Entscheidung zustimmen würden. Die Reformvorschläge, die in Gliederungsform in Bratislava vorgebracht wurden, sind dafür ein wunderbares Beispiel. Es ist unwahrscheinlich, dass sich alle Länder diesbezüglich einigen werden, daher sind sie faktisch sinnlos.

Unter den europäischen Staaten herrscht noch immer ein deutliches Ungleichgewicht. Da sind die nördlichen Staaten mit Deutschland an der Spitze, für die der Euro als Währung zu schwach ist, und die südlichen Staaten mit Frankreich an der Spitze, für die der aktuelle Euro gegenüber den Weltwährungen wegen der jeweiligen internen Probleme und der daraus resultierenden wirtschaftlichen Schwäche zu stark ist. Das kann langfristig nicht weiter so durchgewurstelt werden und das Ergebnis wird ein zweigeteiltes Europa mit unterschiedlichen Währungen und unterschiedlichen wirtschaftlichen Strategien sein. Wenn man eine schnelle Maßnahme möchte, und nicht nur einen schnellen Brexit, sollte man einen klaren und schnellen Nord-Süd-Schnitt in Struktur und Politik der Wirtschaftsunion vornehmen. Eine Entfernung sich überschneidender Bürokratieangelegenheiten könnte einen zusätzlichen Vorteil bringen.

Auch in Deutschland ist die Bürokratie spürbar. Die ehemalige deutsche Gesundheitsministerin Andrea Fischer stellte fest, dass sie ein Problem mit den vier permanenten Ministerialräten bzw. -rätinnen ihres Ministeriums hatte, als sie 1998 ihr Amt antrat. Sie entließ schnell drei von ihnen, aber in einer kürzlichen Rede gab sie an, dass die verbliebene Person ihr Tun genauso bestimmte, wie es die anderen drei getan hätten. Sie legte ihr Amt 2001 nieder. Es ist klar, dass die Marotten einer ungewählten Bürokratie, ohne Bezug zu den politischen Entscheidern, die Ausführung der deutschen Politik prägen. Dies zieht sich kreuz und quer durch die deutsche Gesellschaft und es liegt dann bei den deutschen Gerichten zu entscheiden, welche Politik beabsichtigt war und was die Gesetze tatsächlich bedeuten.

In den USA steht die Präsidentenwahl an. Beide Kandidaten sind sehr unbeliebt bei der Bevölkerung; das macht diese Wahl besonders interessant. Wahrscheinlich wird der weniger unbeliebte Kandidat gewinnen. Es gibt die Vermutung, dass es gegenüber beiden Kandidaten so viel Abneigung gibt, dass viel mehr unentschiedene Wähler als üblich zum Wählen gehen werden.

Unter der demokratischen Kandidatin wird es wahrscheinlich nur sehr wenige Veränderungen der aktuellen Politik geben. Der republikanische Kandidat dagegen hat weitreichende Veränderungen versprochen, wobei nicht alle ehrlich, logisch oder machbar sind. Man muss sich klar sein, dass in Amerika die Bürokratie, genauso wie in Deutschland, die Umsetzung der Politik verwässern oder verändern kann.

Die US-Wirtschaft erholt sich und amerikanische Unternehmen legen an Profitabilität zu. Jetzt scheint ein sehr guter Zeitpunkt zu sein, um von europäischen Aktien in die US-Märkte zu wechseln. Bis allerdings der Ausgang der US-Wahl feststeht, sollte man sich im Moment besser noch gedulden.

Risiko und der richtige Umgang damit ist jetzt absolut essentiell. Dort, wo die traditionellen Märkte mit festverzinslichen Papieren negative Renditen hervorbringen, ist es verlockend, in bisher unbekannte Bereiche wie die Schwellenmärkte und Unternehmensanleihen mit viel niedrigeren Risiko-Ratings zu diversifizieren, als die meisten Anleger vorher erlebt bzw. in Erwägung gezogen hatten. Tatsächlich können viele Unternehmen Anleihen unterm Strich ohne Kosten ausgeben und machen das in aller Seelenruhe. Diejenigen, die in solche Anleihen investieren, werden aber nicht für das Risiko, das sie eingehen, belohnt. Es besteht die Gefahr zu glauben, dass die Situation immer so bleibt, und dass daher entsprechend gehandelt bzw. nicht gehandelt wird. Das wird nicht der Fall sein. Das alte Sprichwort „Die Zeit bleibt nicht stehen“ wird sich definitiv irgendwann bewahrheiten. Fondsmanager mit Analysten, die geringere Risiken einschätzen können und entsprechende Entscheidungen treffen, können die unausweichlichen künftigen Probleme mit Anleihen von Unternehmen, die auf der Strecke bleiben, umschiffen.

Es spricht allerdings viel dafür, in die Aktien derselben hochkarätigen Unternehmen zu investieren, wo die Erträge, zusammengesetzt aus Preissteigerungen und Dividenden am Aktienmarkt, zumindest eine annehmbare Rendite liefern. Auch hier sind das Können des Management-Teams und eine breite Risikoverteilung immens wichtig.

Blickt man in die Zukunft, sieht man Branchen, die nach einem langen weltweiten wirtschaftlichen Rückgang wieder aufblühen. Denken Sie nur zum Beispiel an die effizienten Förderer von Öl und Rohstoffen. Ein gesteigertes Verbrauchervertrauen zieht eine gesteigerte Nachfrage nach sogenannten Ressourcen der nächsten Generation nach sich, wie Lithium, Akkuherstellung, erneuerbare Energie sowie Beschichtungs- und Verpackungsunternehmen. Das sind hochspezialisierte Betriebe und bedürfen einer gründlichen kompetenten Analyse. Aber sie bergen großes Potenzial.

Die Hauptopfer der wirtschaftlichen Veränderungen und der Null- oder Negativzinssätze sind die Banken, die mit ihrer Kreditvergabe keinen Profit erwirtschaften können, wenn die Konkurrenz aus anderen Kreditgebern die Zinsraten auf effektiv Null drückt. Viele Fonds der größeren Fondsmanagementunternehmen hatten und haben noch immer einen Puffer aus Bankaktien. Sie leiden gerade sehr und der gesamte Sektor lechzt nach einer Generalüberholung. Es wird bereits ein Rettungsplan für mindestens eine italienische Bank entwickelt, auch wenn das den europäischen Regelungen widerspricht. In Italien werden Regelungen, denen in den nördlichen Ländern normalerweise strikt entsprochen wird, (fast ungestraft) so hingebogen, wie es gerade nötig ist, um die jeweiligen politischen und wirtschaftlichen Bedürfnisse zu erfüllen.

Japanische und westliche Zentralbanken halten an ihren Zinssätzen (dem Satz, zu dem die Zentralbank kommerziellen Banken Geld leiht) von Null Prozent seit beträchtlicher Zeit fest. Diese Maßnahme begann in Japan 1992 und wurde dann 2008 auch von der amerikanischen Zentralbank ergriffen, um den wirtschaftlichen Kollaps abzuwenden. In Europa zog die EZB im März 2016 nach. Der Null-Zinssatz sollte ursprünglich als Notfallmaßnahme zur Erhaltung der Liquidität der Banken dienen. Wie das so oft der Fall ist mit Notfallmaßnahmen, klammert man sich sehr fest an sie, auch wenn sie ihre Schuldigkeit getan haben. Gleichzeitig gibt es von der US-Notenbank, der EZB, der Schweiz, Schweden und der Bank of England Maßnahmen zur quantitativen Lockerung (Quantitative Easing Programs), im Zuge derer Anleihen hoher Qualität von den kommerziellen Banken gekauft werden, um mehr Geld in die jeweiligen Konjunkturen zu pumpen. Solche Cash-Spritzen sollten die Investitions-Nachfrage in die Höhe treiben und die Inflationsraten von gegenwärtig fast Null auf gesündere zwei Prozent anheben. Dieser Effekt blieb aus und hat bei den Zentralbanken zu aufgeblasenen Bilanzen und häufig fragwürdigen Vermögenswerten geführt. Die Hoffnung, die Konjunkturen damit in die richtige Richtung zu lenken, wurde enttäuscht. Was bleibt, ist die Furcht vor der Unsicherheit unter den Anlegern. Die Notmaßnahmen wurden fortgesetzt und werden unvermindert fortgesetzt werden, bis jemand irgendwo mit einer besseren Idee aufwarten kann.

Das Ergebnis ist, dass Investitionen in festverzinsliche Wertpapiere, die von so vielen Einrichtungen gebraucht werden, um ihre Verpflichtungen in Zukunft erfüllen zu können, jetzt einen Ertrag von Null oder sogar im Negativbereich haben. Versicherungsunternehmen müssen dafür zahlen, ihren Verpflichtungen nachzukommen und können das bei dem aktuellen Tiefstand und den faktisch negativen Erträgen bei ihren Investitionen nicht. Investoren, sowohl institutionelle als auch im Einzelhandelsbereich, müssen bei ihren Investitionen mehr Risiko eingehen, um höhere Erträge zu erzielen. Die Befürchtung ist wieder einmal, dass viele Anleger nicht wirklich verstehen, was es bedeutet, höhere Risiken einzugehen. Ihre nervöse Reaktion auf schlechte Nachrichten an den Märkten bedeutet, dass Anleihen und, zu einem geringeren Ausmaß, Aktien plötzlich in großen Mengen abgestoßen werden, fast egal zu welchem Preis, wenn Computer, die nicht dazu programmiert sind, Risiken zu verstehen, eine Verkaufsaufforderung anzeigen.

Was bedeutet das für den privaten Investor? Die sicheren Anlage-Häfen von einst gibt es nicht mehr. Nicht nur werden einige Lebensversicherungsunternehmen ihre garantierten Zahlungen nicht mehr leisten können und vielleicht werden sie auch Zahlungen gemäß den Policen mit garantierten Zinsraten nicht nachkommen können; die um sich greifende Massenflucht in bislang unbekannte Anlagemärkte, wie die Schwellenmärkte, in dem Versuch, die Erträge zu verbessern, hat außerdem zu weit verbreitet niedrigen Anleihepreisen in diesem Sektor geführt. Einige gut verwaltete Fonds, wie die von Nordea, haben einen massiven Zufluss aus institutionellen und andere Geldern in Form von Fondsgeld gesehen und mussten weiteren Investitionen einen Riegel vorschieben. Die Tatsache, dass es sich dabei um „Hot Money“ handelt und schnell wieder verschwinden könnte, wie das mit den Immobilienfonds in Deutschland 2011 passiert ist, sollte klar sein.

Es gibt keine realistische Alternative zur Investition in Aktien (entweder durch Kapitalfonds oder als Teil von Mischfonds). Das Ziel muss der Aufbau eines sorgfältig diversifizierten Portfolios aus gut verwalteten Fonds sein, um für die vielen Veränderungen, die unweigerlich in der nahen und mittelfristigen Zukunft eintreten werden, gewappnet zu sein.

Für Matz-Townsend Finanzplanung steht John Townsend Kunden bei der Planung ihrer Investmentportfolios beratend zur Seite.

Er ist ein Fellow (FCSI) des Chartered Institute of Securities and Investment in London.

(Townsend@insure-invest.de)

 

Aus dem Englischen von Magdalena Mandl

BREXIT meine Reaktion

Brexit: Reaktion auf den unerwarteten Ausgang des Referendums am 24. Juni 2016 im Vereinigten Königreich

Die Fremdenfeindlichkeit der älteren Mitglieder der britischen Bevölkerung hat sich durchgesetzt. Es waren einfach nicht genügend gebildete jüngere Wähler da, um sich gegen diese geballte Ignoranz zu behaupten.

Das Vereinigte Königreich hat mit knapper Mehrheit für den Austritt aus der Europäischen Union gestimmt, wobei eine Abneigung gegen Brüssels Bürokraten im Allgemeinen und Jean-Claude Juncker im Besonderen angeführt wird, außerdem die europäische Ineffizienz, weil man offensichtlich unfähig sei, Entscheidungen zu treffen, die südeuropäische Korruption und die Einwanderung (obwohl nicht aus Nordafrika, sondern vielmehr aus Osteuropa). Das Ergebnis des britischen Referendums war nicht eindeutig, aber angesichts des im Vereinigten Königreich geltenden Mehrheitswahlrechts, reichte es aus, um eine Entscheidung herbeizuführen. Die Clowns, die die „Leave“-Kampagne angeführt haben, zermartern sich offensichtlich jetzt den Kopf, wie es weitergehen soll, da sie nicht weiter als bis zum Referendum gedacht haben und vielleicht überhaupt nicht damit gerechnet haben, zu gewinnen; inzwischen scheinen sie in Deckung gegangen zu sein. Es gibt Stimmen, die den Exit aus dem Brexit verlangen.

Die Investment- und Währungsmärkte haben, wie erwartet, sofort auf das Ergebnis reagiert, indem es eine ganze Reihe grausamer Ausreißer nach unten gab und in der Folge das Pfund im Vergleich zum Euro stark gefallen ist und der Euro seinerseits im Vergleich zum US-Dollar und dem Yen große Einbußen verzeichnen musste. Die Aktienmärkte fielen stark und die institutionelle Flucht in Richtung Qualität führte zu zahlreichen Käufen von US-Dollar- und japanischen Regierungsanleihen.

Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass der Handel zwischen dem Vereinigten Königreich und dem Rest Europas auf kurze Sicht überhaupt beeinträchtigt wird und wahrscheinlich noch nicht einmal mittelfristig. Londons Position als globaler Finanzdrehpunkt könnte leiden, jedoch wohl hauptsächlich zu Gunsten von Dublin, wo die Finanzbelegschaft wenigstens keine andere Sprache lernen müsste. Die Hoffnung, dass Paris und Frankfurt davon profitieren könnten, wird wahrscheinlich zunichte gemacht werden. Die europäischen Regierungen verlangen einen schnellen Brexit. Dabei scheinen sie aber zu vergessen, dass es dann das erste Mal in der modernen europäischen Geschichte wäre, dass irgendeine Maßnahme schnell umgesetzt würde.

Was bedeutet das für den privaten Investor?

Es wird sich mindestens die nächsten zwei Jahre nicht viel ändern. Während die Investmentmärkte im Moment der Unsicherheit wegen vor Angst zittern, werden – nüchtern betrachtet – gute europäische Fondsmanager noch immer viele hervorragende Unternehmen finden, in die man investieren kann, sowohl auf dem europäischen Festland als auch im Vereinigten Königreich. Der Sektor, der am meisten leiden wird, sind die Banken, aber nur wenige Fondsmanager haben Anlagen in Bankaktien, und Bankemissionen können nur an Ertrag hinzugewinnen.

So mancher mag überrascht sein, aber es gibt eine große Welt außerhalb von Europa und dem Vereinigten Königreich.

Die US-Märkte werden jetzt in Portfolios von Anlegern eine größere Rolle spielen, sowohl in Form von US-Aktien als auch Darlehensfonds. Gute Fondsmanager werden viele Möglichkeiten finden, mithilfe von seriösen Unternehmen Gewinne zu machen. Die Kunst wird sein, diese guten, ja fürwahr hervorragenden, Fondsmanager zu finden.

Die Energiemärkte sind wieder einmal in Mode, mit neuer Disziplin im Bereich der produzierenden Unternehmen. Im selben Zug sehen aufsteigende Märkte, die aufgrund ihrer eigenen politischen Probleme unattraktiv geworden waren, jetzt teilweise wieder profitabler aus. Manche Märkte, wie Russland, bleiben uninteressant und mit hohem Risiko behaftet, aber China ist, wie immer, eine Überlegung wert. Trotz der aktuellen Flucht in den Yen, sollten Anleger vorsichtig sein. Die Probleme, die durch Premierminister Abes Drei-Pfeile-Politik verursacht wurden, wo der dritte Pfeil sein Ziel verfehlt hat, bleiben bestehen und beeinträchtigen die Unternehmensprofitabilität.

Jetzt ist genau die richtige Zeit für Investitionen, während die Märkte unsicher und die Preise so wunderbar niedrig sind.

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Er ist ein Fellow (FCSI) des Chartered Institute of Securities and Investment in London.
(Townsend@insure-invest.de)

Aus dem Englischen von Magdalena Mandl

Als die Welt etwas mehr in Ordnung war als jetzt

John Townsends Anlagemeinungen – Mitte Juni 2016

Darauf gibt es keine Antwort. Darauf wird es keine Antwort geben. Darauf hat es noch nie eine Antwort gegeben. Das ist die Antwort. Gertrude Stein, amerikanische Schriftstellerin 1874–1946

Die Panik, die die Aktienmärkte Ende 2015 ergriff, erreichte ihren Tiefpunkt am 11. Februar 2016. Keiner nahm Notiz davon, weil auf den Märkten die Angst noch immer so greifbar war, dass sie sowieso noch gelähmt waren. Die Panik entbehrte jeder Logik – es gab einfach eine Reihe scheinbar außergewöhnlicher Ereignisse, die ihren Teil dazu beitrugen, wie der niedrige Ölpreis (der eigentlich positiv zu sehen war), Chinas abflauende Wirtschaft, Terroranschläge, die EU-Flüchtlingskrise, die Unruhen in der Ukraine, die Tatsache, dass sich in Syrien plötzlich de facto Sunniten und Shiiten bekriegen und die sinkenden Beschäftigungszahlen in den USA. Der MSCI in Euro fiel um 12 %, der DAX um ungefähr 16 %. Die Griesgrame, die früher vielleicht geraten haben, dass die Märkte einbrechen werden, gelten jetzt als Profi-Propheten. Ich bin nicht der Meinung, dass die Märkte sich im Abschwung befinden, sondern dass sie empfindlich auf Schwankungen reagieren, insbesondere weil den niedriger werdenden Preisen keine wirkliche Logik zugrunde lag. Sie waren fast ausschließlich das Ergebnis von Emotionen und Angst. Außerdem darf man die nationalen Konjunkturen nicht mit Aktienmärkten und gut verwalteten Fonds durcheinanderbringen. Ein guter Fondsmanager findet auch bei einer etwas prekären Konjunkturlage gute Möglichkeiten.

China ließ seine Währung, den Renminbi Yuan (RMBY), letztes Jahr floaten. Zur gleichen Zeit verursachte die Entscheidung des chinesischen Zentralkommittees, die chinesische Wirtschaft von einer Wirtschaft, die von Investitionen in die Infrastruktur lebt, in eine Wirtschaft, deren Motor die Verbrauchernachfrage ist, zu ändern, unweigerlich eine Veränderung der Wirtschaftswachstumsrate. Aber da die chinesischen Wachstumszahlen sowieso zum Großteil künstlich waren, hätte der Effekt minimal sein und darauf hoffen lassen sollen, dass die Welt außerhalb Chinas eines Tages endlich mal echte Zahlen zu sehen bekommt. Es steht außer Frage, dass die chinesische Wirtschaft noch immer sehr groß ist und weiter wächst. Die Nachfrage nach Verbrauchsgütern aus dem In- wie auch Ausland steigt. Ein schwächerer RMBY verteuert außerdem Importe, was das Wachstum von inländischen Zulieferern begünstigt.

Europa taumelt von einer Krise in die nächste. Die Möglichkeit, dass Großbritannien die Europäische Union verlässt (der sogenannte Brexit) hat für Unruhe gesorgt – und tut es noch. Wieder sind es die Experten und Meinungsforscher, die die größte Freude daran haben, Vorhersagen bezüglich des Brexit zu machen. Manche dafür, manche dagegen. Die britische Regierung, deren herrschende konservative Partei tief gespalten ist, trägt nicht gerade zu einer Verbesserung der Situation bei. Die in der Opposition befindliche Labour-Partei ist zwar theoretisch für einen Verbleib in der europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, aber unter ihrer neuen und unfähigen Führung (Vorgabe einer konstanten Linie? Fehlanzeige!) orientierungslos. Buchmacher und Wettbüros sind (mit knapper Mehrheit) dafür, dass Großbritannien in der EU bleibt, aber am 23. Juni, dem Tag der Entscheidung, werden die Expertenmeinungen der Realität angepasst werden müssen. Es sind die älteren Generationen, die von ihren Sesseln aus den Brexit verlangen; die jüngere Generation ist viel pro-europäischer eingestellt und wird von Großbritanniens Verbleib in der EU am meisten profitieren, aber viele junge Menschen sind entweder noch nicht stimmberechtigt oder gehen aus unbekannten Gründen nicht zur Wahl. In der Zwischenzeit werden die Investmentmärkte weiterhin schwanken, aber nach der Wahl werden die Märkte sowohl im Vereinigten Königreich wie auch in einem stabileren Europa Möglichkeiten für Investments bieten.

Die EZB-Maßnahmen haben dazu geführt, dass Zinssätze und Erträge aus Anleihen in noch nie dagewesene Tiefen gestürzt sind. Deutsche Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit sind jetzt sehr begehrt, trotz der Tatsache, dass die Erträge gerade stetig im negativen Bereich liegen. Argumentiert wird damit, dass die Käufer der Anleihen sowieso nicht erwarten, die Anleihen bis zur Fälligkeit zu behalten, sondern nur einen sicheren Hafen brauchen, bis die allgegenwärtige Unsicherheit obsiegt. Anleihenfondsmanager nehmen jetzt höhere Risiken in Kauf, um höhere Erträge zu erzielen, arbeiten aber immer noch innerhalb des Investment-Grade-Bereichs BBB. Durch Investitionen in Unternehmensanleihen, von denen viele in jedem Fall höher bewertet sind als so manche europäische Regierung, und die Auswahl verschiedener Fälligkeiten innerhalb ihrer Portfolios können die Fondsmanager die Stabilität ihrer Erträge absichern.

In den USA hat die US-Notenbank begonnen, ihre Zinssätze zu heben. Zunächst war das nur eine symbolische Geste, lediglich eine signalisierte Absicht, und es kommt sicher noch mehr. Europa ist unweigerlich ein bisschen hinten dran im Vergleich zu den USA, indem es weiterhin sein Aufkaufprogramm von Investment-Grade-Anleihen von europäischen Banken ausweitet. Es scheint, dass hauptsächlich die Banken (und folglich die Regierungen) der schwächeren Länder in Südeuropa von den Liquiditätsmaßnahmen der EZB profitieren. Die nordeuropäischen Banken, auch wenn es ab und zu Ausbrecher gibt, brauchen diesen Stimulus nicht, noch brauchen ihn die nordeuropäischen Regierungen.

Die unheimlich niedrigen Zinssätze haben einige Anleger dazu ermutigt, in Häuser zu investieren, nicht als eigenen Wohnraum, sondern um sie als Geldanlage zu vermieten. Aber Vorsicht! Selbst Häuser in vernünftigem Zustand außerhalb der größten Städte können nicht – beim besten Willen nicht – einen Ertrag erbringen, der vergleichbar ist mit Erträgen auf den Märkten, selbst wenn sie wie bei den zehnjährigen Regierungsanleihen negativ sind. Man muss die Kosten für den Erwerb berücksichtigen (ca. 10 % des Einkaufspreises), die Tatsache, dass die Preise in den nächsten zehn Jahren wahrscheinlich nicht bemerkenswert steigen werden, die Tatsache, dass alle Gebäude auf Kosten des jeweiligen Eigentümers in Stand gehalten werden müssen, und auch, dass es unweigerlich Zeiten geben wird, in denen die Immobilie leer steht. Diese Faktoren schmälern die Erträge aus vermieteten Immobilien so sehr, dass ein sorgfältig ausgeglichenes Fondsportfolio einen viel höheren Ertrag bringt.

Wieder einmal wird rege über Gold diskutiert. Der Marktzusammenbruch der vergangenen Jahre hat zu neuer Disziplin geführt, wodurch unprofitable Minen und auch Minenunternehmen geschlossen wurden sowie weniger schlecht durchdachte Investitionen in neue Minen stattfinden. Eine gewisse, aber kleine Menge physischen Goldes – in veräußerbarer Form – könnte man als Absicherung gegen Katastrophen in Betracht ziehen, solange es irgendwo aufbewahrt wird, wo es einerseits vor Diebstahl sicher ist, aber andererseits Investoren darauf zugreifen können, wenn es zu einer echten Krise kommt. Banken als Aufbewahrungsort sind nicht ideal, weil anzunehmen ist, dass sie gut verschlossen sind, wenn es wirklich zur Katastrophe kommt.

Anleger sollten in erster Linie auf ein breitgefächertes Portfolio achten. Es gibt viele Fondsmanager, die geschickt vernünftige Aktienanlagen auftun, aber diese Investments sollten mit gut verwalteten Anleihefonds ausgeglichen werden. Anleger sollten außerdem Mixed-Strategy-Fonds in Erwägung ziehen, die die Aktien- und Anleihemärkte sowie Absolute-Return-Fonds umfassen, wo der Ertrag nicht notwendigerweise mit den Marktbewegungen zusammenhängt.

Seit die Märkte so schwanken, sind viele neue Fonds und Strategien aus dem Boden geschossen. Diese neuen Produkte sind nicht alle so gut durchdacht, dass sie es wert sind, in Erwägung gezogen zu werden – und viele werden nicht überleben. Wenn man Fonds für ein gut diversifiziertes Portfolio auswählt, sollte man sich daher nur von Fondsmanagern beraten lassen, die nachweisen können, dass sie seit mindestens drei Jahren erfolgreich Risiken managen, und zwar auch in schlechten Marktzeiten.

Es wird viel Wind um die bei einem Fonds anfallenden Kosten gemacht (die Gesamtkostenquote (Total Expense Ratio) oder TER) und der Tatsache, dass Fondsmanager die Frechheit besitzen könnten, sich selbst zu viel zu bezahlen, manchmal einschließlich Erfolgshonoraren. Das ist Unsinn. Fonds sollten ausschließlich auf Grundlage der Netto-Erträge für Investoren ausgewählt werden, über eine längere Zeit im Vergleich zu den Konkurrenten und der Fähigkeit des Managers mit Risiken umzugehen. Ein erfolgreicher Fondsmanager hat sich seinen Anteil redlich verdient, solange der Investor Nutzen aus dessen Arbeit zieht. Fonds, die in Bezug auf Ertrag und Risiko aus dem oberen Fünftel ihrer Wettbewerbergruppe herausfallen, sollten sowieso nicht als Investment ausgewählt werden, und falls sie Teil des Portfolios sind, sollte man über deren Austausch nachdenken.

Für Matz-Townsend Finanzplanung steht John Townsend Kunden bei der Planung ihrer Investmentportfolios beratend zur Seite.
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Aus dem Englischen von Magdalena Mandl

Die chinesische Grippe kann ansteckend sein

Hört auf, China die Schuld zu geben; wir haben es den Chinesen schließlich vorgemacht. – Tom Galey, Professor der Wirtschaftswissenschaften

Die chinesische Grippe kann ansteckend sein

An den Aktienmärkten spielt oft die Marktstimmung eine genauso große Rolle wie die Logik. Die Stimmung dort in den letzten Tagen war panisch – oder zumindest nahe daran. Das hat kaum oder gar nichts mit Griechenland oder der bevorstehenden Zinssatzerhöhung der US-Notenbank zu tun, sondern es ist eher so, dass die chinesische Regierung Emotionen ausgelöst hat, die vollkommen unerwartet und unbeabsichtigt waren.

Die chinesische Zentralbank hat – ermutigt durch den internationalen Währungsfonds und somit der US-Regierung – begonnen, die chinesische Währung, den Renmimbi Yuan bzw. RMBY frei floaten zu lassen. Das bedeutete unweigerlich, dass der RMBY-Wert zunächst gegenüber anderen internationalen Währungen fiel; das Ergebnis ist eine große Angst unter den Anlegern. Die Chinesen möchten, dass der RMBY eine Reservewährung wird, wie der US-Dollar, der Schweizer Franken und (teilweise) der Euro. Dieses Streben hat meiner Meinung nach mehr mit Prestige als Logik zu tun.

Gleichzeitig verzeichneten die Aktien, die auf den chinesischen Inlandsaktienmärkten in Shanghai und Shenzhen gehandelt werden (die „A“-Aktien), große Kurseinbrüche. Inländische chinesische Investoren – die einzigen, die in diese Aktien investieren durften – hatten Aktien häufig mit Margins gekauft, bei denen der Restbetrag des Kaufpreises als Darlehen aufgenommen wurde. In einem aufsteigenden Markt kann das positiv sein, bei absteigenden Märkten dagegen verheerend. Die chinesische Zentralbank ist dazu übergegangen, die extravagante Verleihpraxis an ihre Inlandskunden zu verringern, war allerdings jetzt gezwungen die Zinssätze zu senken als Zeichen dafür, dass sie die Binnenwirtschaft unterstützt. Außerdem diente diese Aktion dazu, die Neuigkeit zu verbreiten, dass die chinesische Wirtschaft 2015 vermutlich „nur“ um ca. 6 % wachsen wird.

Auch so reduziertes Wachstum würde unter anderen Umständen als gut empfunden werden; aber der wackelige Markt, den die Veränderungen innerhalb Chinas nicht im Geringsten verstehen, hat kalte Füße bekommen.

Infolgedessen hat der internationale chinesische Aktienmarkt (die „H“-Aktien), deren Aktien in Hongkong gehandelt werden, Verluste erlitten, allzu oft durch panische Investoren aus Übersee, die den Unterschied zwischen den beiden Märkten nicht verstehen.

China entwickelt sich bewusst von einer Wirtschaft, die durch Investitionen in die Infrastruktur angetrieben wird, in eine Wirtschaft, deren Motor die Verbrauchernachfrage ist. Das ist nachvollziehbar und richtig, aber die Veränderung an sich wird, bevor sie abgeschlossen ist, zu einem anderen Wachstumsmuster der Wirtschaft führen.

Die Belastungen, die von China ausgehen, haben auch die internationalen Aktienmärkte beeinträchtigt. Es besteht die Angst, dass die Exporteure aus dem Westen und aus den aufsteigenden Märkten, die große Vertriebe in China aufgebaut haben, leiden werden, wie auch deren Zulieferer. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass die Realität mittel- oder langfristig gesehen genau gegenteilig aussieht, weil chinesische Verbraucher noch mehr Gelegenheit bekommen werden, selbst zu wählen, welche internationalen oder inländischen Waren sie kaufen. Das gilt im Großen und Ganzen auch für Energie, industrielle Produkte und Agrarrohstoffe. Im Klartext heißt das, dass die Chinesen weiterhin Importe tätigen werden müssen.

Außerdem ist es so, dass die Zinssätze in den meisten westlichen Ländern fast auf Null gefallen sind. Das ist für diejenigen, die sich Geld leihen, wunderbar und sie werden so viel billiges Geld leihen wie nur möglich; doch vergessen sie dabei, dass solch hohe Schulden schwer zurückzuzahlen sind, wenn die Zinssätze wieder steigen.

Die US-Notenbank hat verlauten lassen, dass sie die Zinssätze im September 2015 wieder ein klein wenig anheben will – unter dem Vorbehalt, dass es keine zu Verzögerungen führenden Katastrophen gibt. Das Augenmerk lag zunächst auf den US-amerikanischen Arbeitsmärkten, aber diese scheinen stabil genug zu sein. Die Frage ist nun, ob die Unruhe in den internationalen Aktienmärkten eine Verzögerung zur Folge haben könnte. Der Erfahrung nach nicht, aber das Ruder befindet sich in neuer Hand.

Die Aufmerksamkeit gilt nicht länger Griechenland, was schade ist, weil dort noch nichts geregelt ist und noch viel schiefgehen kann. Die Tsipras-Regierung hat abgedankt und zu Neuwahlen aufgerufen in dem Versuch, mehr Unterstützung im griechischen Parlament zu bekommen. Dreißig Parlamentsmitglieder des linken Flügels verließen prompt die Partei, um ihre eigene separate Bewegung zu bilden. Wozu das schlussendlich führt, steht in den Sternen. Ich bin noch immer der Meinung, dass Griechenland versuchen wird, eine Reduzierung seiner schrecklich hohen Schulden zu erreichen, indem es den Euro aufgibt und eine Reduzierung der Schulden fordert (durch einen Schuldenschnitt von 50 % oder mehr). Das ist reine Spekulation, aber ein anderer Ausweg ist schwer vorstellbar.

Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um in die großen Aktienmärkte zu investieren, während die Kurse so künstlich niedrig gehalten werden. Vielleicht widerstrebt einem diese Aktion, sie ist aber nicht zwangsläufig über Gebühr riskant.

Die vergangene Leistung ist keine Garantie für zukünftige Profitabilität.

Für Matz-Townsend Finanzplanung steht John Townsend Kunden bei der Planung ihrer Investmentportfolios beratend zur Seite. Er ist ein Fellow (FCSI) des Chartered Institute of Securities and Investment in London (Townsend@insure-invest.de).

Aus dem Englischen von Magdalena Mandl

Anlagemeinungen- Oktober 2013

John Townsend’s Anlagemeinungen – Oktober 2013

Der Grund, warum es uns solches Vergnügen bereitet, andere Leute zu enträtseln, ist der, daß dadurch die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit von dem unsrigen abgelenkt wird. – Oscar Wilde 1854-1900, britischer Dramatiker und Dichter

Letzten Monat sorgte die Tatsache, dass die amerikanische NSA elektronische Kommunikation anderer Länder untereinander aufzeichnet, für viel Aufregung. Selbst diejenigen, die sich selbst zu den Freunden der Amerikaner zählen, blieben davon nicht verschont.

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass diese Beschwerden nichts als Heuchelei sind. Jedes Land muss wissen, was die Staatsoberhäupter – und somit Entscheider – anderer Länder denken. Früher wurden solche Informationen mithilfe von Gesprächen gesammelt, die Diplomaten mit Einzelpersonen innerhalb der Regierung und Branche oder mit ihren Pendants innerhalb der ausländischen Abteilungen führten. Die Budgetkürzungen, die die CIA unter Clinton hinnehmen musste, führten zu einer Verschiebung des Schwerpunkts bei der Informationsbeschaffung hin zur elektronischen Informationsbeschaffung und weg von Human Intelligence („HUMINT“), die Gewinnung von geheimen Informationen mit menschlichen Quellen), was folglich die Interpretation der gesammelten Informationen erschwerte. Die elektronische Datensammlung, einmal begonnen, wurde raffinierter und weitläufiger, so dass sich heute jeder Spitzenpolitiker und erfolgreiche Unternehmer genau überlegen muss, wie er kommuniziert. Sehr problematisch ist, ob die Wissenschaftler, die diese elektronischen Abhörsysteme entwickeln und einsetzen, ihrerseits in irgendeiner Form überwacht werden.

Man mag vorsichtig sein, wenn es darum geht, von den Russen oder den Chinesen abgehört zu werden, aber wenige Menschen geben zu, Bedenken hinsichtlich der Informationssammlung seitens Amerika in den Bereichen Militär, Politik, Wirtschaft oder Industrie zu haben, besonders da die Briten und Franzosen so bewandert darin sind, genau dasselbe zu tun. Das elfte Gebot „Du sollst dich nicht erwischen lassen“ kommt einem in den Sinn. Die meisten europäischen Länder, und auch diejenigen außerhalb Europas, sammeln Informationen über ihre Verbündeten und Konkurrenten und sehr häufig teilen sie diese miteinander, entweder innerhalb ihrer jeweiligen Branche oder möglicherweise sogar mit Nord- und Südamerika.

In der Eurozone erholt sich die Wirtschaft nur qualvoll langsam und schwankend, besonders in den südlichen Ländern. In Deutschland schreitet die Wirtschaft von einer starken Entwicklung zur nächsten und es ist offensichtlich, dass die Polarisierung innerhalb Europas immer schlechter zu verbergen ist. Niedrige Zinssätze und ein schwacher Euro helfen dem deutschen Exportgeschäft außerhalb der Eurozone, sogar wenn die Exporte in die konjunkturschwachen Mittelmeerländer zurückgehen sollten.

Die Europäische Kommission prognostiziert nach zwei Jahren des Rückgangs in Europa für 2014 Wachstum. Aber die Zahlen sind schwach. Bedenken Sie, dass diese Prognose für Europa als Ganzes gilt. Das deutsche Wachstum wird stärker sein als der Durchschnitt, aber das bedeutet gleichzeitig, dass andere Länder unweigerlich darunter fallen werden.

Es gibt auch ein paar trübe Prognosen für den Arbeitsmarkt, und zwar dass die durchschnittliche Arbeitslosenquote 2014 ungefähr auf dem gleichen Stand sein wird wie jetzt (ca. 12 %). Diese Arbeitslosenvorhersagen – sollten sie sich als wahr erweisen (und das ist reine Spekulation) – zeigen in ein paar Krisenländern etwas Verbesserung, besonders Griechenland, Irland und Spanien. Allerdings werden die Arbeitslosenzahlen hoch bleiben und es gibt wenig oder gar keine positiven Prognosen im Hinblick auf Italien oder Frankreich.

In China wird die Kommunistische Partei Mitte November ihr drittes Plenum des 18. Zentralkomitees abhalten. Dritte Plenen zogen in der Vergangenheit immer große politische Veränderungen nach sich. In diesem Fall ist es wahrscheinlich, dass die chinesische Führung weitreichende Reformen vorschlagen wird, die auf dem „Plan 383“ basieren, der vor einiger Zeit von der Regierung verbreitet wurde und eine Reform der chinesischen Wirtschaft bis 2020 vorsieht. In einem kürzlichen „Data Flash“ gab die Deutsche Bank an, dass China seine Investmentbeschränkungen für private Anleger in Schlüsselbranchen lockern wird. China wird sich außerdem noch offener zeigen, indem es ausländischen Anlegern Zugang zu den meisten Dienstleistungsbranchen gewährt. Zusätzlich werden die staatlichen Unternehmen und Gemeinden direkten Zugriff auf die Aktien- und Anleihemärkte haben. Die Wirtschaft hat bereits begonnen, sich von einer Wirtschaft, die durch Investitionen in die Infrastruktur angetrieben wird, zu einer Wirtschaft, die von der Verbrauchernachfrage angetrieben wird, zu wandeln. Die Zukunftsaussichten dafür sind trotz der momentanen Schwäche viel besser – und das Zentralkomitee wird diese Entwicklung wohl unterstützen. Auf der anderen Seite ist es wahrscheinlich, dass viel mehr Privatbanken auf den Zug aufspringen werden, um die Gunst der Stunde zu nutzen. Corporate Governance hat in China noch nicht das Niveau erreicht, das man in anderen Ländern erhoffen oder erwarten würde, und diese Banken könnten leicht zu einer großen Verlustquelle werden. Daher sollte man sie tunlichst meiden.

In den Vereinigten Staaten von Amerika führen die Profit-Kundgebungen vieler großer Unternehmen zu positiven Überraschungen für Investoren. Folglich sind die Aktienpreise auf dem Markt insgesamt stark angestiegen. Aber nicht jedes Unternehmen kann mit höheren Gewinnen aufwarten; tatsächlich bleiben ein paar vollends auf der Strecke. Daher ist es weise, mit erfahrenen Fondsmanagern, die auf die Unterstützung kompetenter Forschungsabteilungen zählen können, zusammenzuarbeiten, um in die Unternehmen zu investieren, die das größte Gewinnpotenzial haben.

Der US-Aktienmarkt ist in den vergangenen 4 Jahren deutlich gewachsen, weshalb manche Kommentatoren zu bedenken geben, dass das Ende der Fahnenstange bald erreicht sein muss. In Wirklichkeit gibt es auf dem Markt durchaus noch Wachstumspotenzial, da die Profitabilität und das Wachstum von Unternehmen, kombiniert mit stark reduziertem Verschuldungsgrad und Inventar, zu höheren Aktienpreisen führt.

Viele konservative Investoren, sowohl institutionelle als auch private, sind der Meinung, dass ihr Geld als Einlage bei ihren Banken sicher ist. In Wirklichkeit aber schmelzen ihre Investitionen, da die Erlöse aus Regierungsschulden unter den Inflationssatz fallen. Die Frage ist nun, was, wenn keine Regierungsanleihen? Auf dem Markt mit festverzinslichen Papieren haben Unternehmensschulden von Unternehmen mit hohen Kreditratings so an Beliebtheit gewonnen, dass ihre Erträge ganz nah an das Niveau ihrer eigenen Regierungen herankommen. Hoch eingestufte Schwellenländer-Anleihen, obwohl keine Schulden in Lokalwährung, bringen höhere Erträge, gleichwohl es dort ein immerwährendes Kredit- und tatsächlich Marktrisiko gibt, wo es sich für Investoren schwierig gestalten könnte, die Wertpapiere bei umgekehrten Marktbedingungen zu verkaufen. Die besten Erträge erzielt man noch immer mit qualitativ guten Unternehmensaktien, während Gold, Kunst und Immobilien zu spekulativ, momentan sehr teuer und möglicherweise illiquide sind.

Sich wandelnde Märkte erfordern einen Wandel der traditionellen Denkweise und Investmentphilosophie. Die Investmententscheidungen, die getroffen werden, wenn man sich für eine Investition in Unternehmensaktien entscheidet, sind im Prinzip dieselben, wie wenn man in die Unternehmensschulden der gleichen Firma investiert. Allerdings sind die Erträge höher und ein Fondsmanager, der sein Handwerk versteht, kann die Erträge maximieren und gleichzeitig das Risiko minimieren.

Die Zeiten ändern sich, und damit auch die Methoden. Strategien, die früher funktionierten, führen jetzt möglicherweise zu Verlusten und das wird sich auch in den kommenden Jahren nicht ändern.

Die vergangene Performance ist keine Garantie für zukünftige Profitabilität.
John Townsend steht Kunden von Matz-Townsend Finanzplanung bei der Investment-Portfolio-Planung beratend zur Seite.
Er ist Fellow des Chartered Institute for Securities and Investment in London.
(Townsend@insure-invest.de)
Aus dem Englischen von Magdalena Adam