John Townsend’s Anlagemeinungen Februar 2017

Zirkusdirektor: „Meine Damen und Herren! Jetzt präsentieren wir Ihnen das fantastischste, großartigste, megakolossalste Spektakel überhaupt! Auf diesem winzig kleinen, unscheinbaren Ball bauen wir für Sie eine Pyramide! Nicht aus Holz, nicht aus Stein, nein! Eine Pyramide aus pompösen, pulsierenden, preisverdächtigen Prachtkerlen! Manege frei für die Elefanten.“

Präsident Trump war während des Wahlkampfes im Vorfeld der Präsidentschaftswahl ganz in seinem Element und macht jetzt den Eindruck eines Zirkusdirektors mit Zylinder, knalligem Jackett und Krawatte, der noch immer die Menschenmengen unterhalten möchte. Es ist ungewöhnlich, dass eine westliche Demokratie per Dekret regiert wird. Und noch ungewöhnlicher ist es, dass da ein Land ist, wo die Politik teilweise in den Händen zweier nichtgewählter Personen liegt, in diesem Fall sind das Stephen Bannon und Stephen Miller, die beide einen Hang zur Verbreitung „alternativer Fakten“ haben. Bei dem dünnhäutigen und paranoiden Präsidenten mit dem Ruf, Einzelheiten zu verabscheuen, eine kurze Aufmerksamkeitsspanne zu haben und nur gute und – ja, wirklich! – falsche Nachrichten, die von seinen Helfern zu ihm durchgefiltert werden, zu glauben, verfügen Herr Trumps Berater über ein ungewöhnliches Ausmaß an Macht, da er als Sprachrohr ihrer Meinungen fungiert. Wenn Präsident Trump den Mund aufmacht, ist die Kampfeslust spürbar; mit Fakten ist es dabei allerdings nicht weit her. Seine Handlungen werden zum Großteil von den beiden in Amerika gewählten Kammern des Kongresses sanktioniert werden müssen. Die bisher vorgeschlagenen Kosten für seine angestrebten Projekte erinnern an einen Verschwender, der plötzlich Zugriff auf das Geld eines Anderen hat. Herr Trumps Vergangenheit in dieser Hinsicht mit seinen Projekten in Atlantic City, die auf geliehenem Geld basieren, ist kein Musterbeispiel.

Trotz allem sind Investitionen in amerikanische Aktien zurzeit durchaus eine Überlegung wert. Nicht wegen Präsident Trump und seiner Politik (oft als Trump-Anstieg bezeichnet), sondern weil es der Wirtschaft und den Unternehmen selbst gut geht. Es ist tatsächlich so, dass die US-Wirtschaft nach den schwierigen und manchmal verwirrenden Jahren 2015 und 2016 wieder sehr positiv dasteht. Die Trump-Wahl hat eine Markterholung in den amerikanischen Aktienmärkten mit sich gebracht, die allerdings wahrscheinlich verpuffen würde, wäre da nicht die zugrundeliegende wirtschaftliche Stärke.

Präsident Trump hat Steuerreformen einschließlich starker Verminderungen der Unternehmenszinssätze und wirtschaftliche Stimuli einschließlich größerer (und bitter nötiger) Investitionen in die Infrastruktur von bis zu 1 TRILLION US-Dollar versprochen (Zur Verdeutlichung: Das sind eine Million Million Dollar). Das kommt zu den 54 Billionen US-Dollar, die er in die US-Streitmacht stecken möchte, hinzu. Die zuletzt genannte Summe klingt beeindruckend, bis man sich erinnert, dass Präsident Obama bereits weitere 38 Billionen US-Dollar für den Verteidigungssektor beantragt hat. Die größere Summe scheint eine willkürliche Zahl zu sein, die einfach deshalb ausgewählt wurde, weil sie den Plan des Vorgängers übertrifft. Präsident Trump besteht außerdem auf dem Bau einer Mauer entlang der mexikanischen Grenze, die über 3000 Kilometer lang ist. Zum Vergleich: Die Berliner Mauer war grade mal 160 Kilometer lang. Laut aktuellen Schätzungen könnte Trumps Mauer über 21 Billionen US-Dollar kosten. Es ist unklar, ob diese Wahlversprechen erfüllt werden bzw. erfüllt werden können. Aber sollte das der Fall sein, werden besonders die großen Bauunternehmen davon profitieren.

Auf einer anderen Ebene hat die US-Notenbank bereits signalisiert, dass sie bis zu drei Zinserhöhungen für 2017 plant. Die US-Notenbank ist von Natur aus unabhängig von der US-Regierung und es ist durchaus wahrscheinlich, dass es zu diesen Erhöhungen kommt. Maßnahmen wie diese werden ein gewisses Maß an Inflation zurückbringen und der finanziellen Repression, die wir bisher in den USA und Europa haben, ein Ende setzen.

Niedrige Zinssätze weltweit, die keine oder sogar negative Erträge zur Folge haben, führten zu einer weitverbreiteten Ausschüttung von Unternehmensanleihen. Jetzt ist die Nachfrage da, um diese Anleihen in großen Mengen zu kaufen. Die ausstellenden Unternehmen müssen natürlich eine Risikomarge zusätzlich zu dem Basissatz für ihre neuen Anleihen zahlen, aber diese ist vergleichsweise gering. Internationale Einrichtungen haben ein Problem mit der Tatsache, dass die Anleihen der Regierung größtenteils einen negativen Ertrag bringen; die Treuhänder der Versicherungsunternehmen erlauben es ihnen nicht, in große Mengen von Aktien zu investieren; stattdessen müssen sie Anleihen finden, um ihren Investmentanforderungen gerecht zu werden. Interessanterweise sind die Margen zwischen AA- und BBB-Anleihen sehr zusammengeschmolzen. Eigentlich nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass die Säumnisbeträge im Investmentsektor im Allgemeinen sehr niedrig sind.

Der Ölpreis ist gestiegen, wenn auch langsam. Der Anstieg von einem sehr niedrigen Niveau hat sich eindeutig auf die berichtete Inflation ausgewirkt, aber es ist wichtig  zu erkennen, dass der Inflationsanstieg bis Ende 2017 verpuffen wird. Wenn jemand so lange warten möchte, deuten die Wirtschaftswissenschaftler von Flossbach von Storch an, dass der Preis von Öl pro Barrel in ca. 5 Jahren 80 US-Dollar erreichen könnte. Das ist natürlich für diejenigen Länder, die von Ölexporten abhängig sind, nicht gerade förderlich, aber für die Ölimporteure ist es tragbar.

In Europa sind die Märkte für paneuropäische Aktien momentan recht schwach. Tatsächlich gibt es gute und profitable Unternehmen in Europa, aber die wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten beunruhigen die Investoren. So geben eine Präsidentschaftswahl in Frankreich, deren Ergebnis ein Präsident sein könnte, der dem europäischen Traum gegenüber negativ eingestellt ist, eine Parlamentswahl in den Niederlanden, aus der ein ähnlich populistischer, anti-europäisch eingestellter Gewinner hervorgehen könnte, und die (quasi) sichere Tatsache, dass das Vereinigte Königreich gemäß Artikel 50 des Vertrags von Lissabon aus der Europäischen Union austreten wird (ein Brexit), Anlass zur Besorgnis. Griechenland ist noch immer ein großes Problem, aber die Bereitschaft europäischer Führungsgestalten und Bürokraten, Griechenland aus seiner wirtschaftlichen Strangulation und den einschränkenden Schulden zu befreien, bedeutet, dass noch mehr Geld, in genau dieses Fass ohne Boden fließen wird.

Die britische Wirtschaft steht gut da und verfügt insgesamt über ein höheres Wachstum als der Europa-Durchschnitt. Deutschland und die nordeuropäischen Länder blühen wirtschaftlich auf, Dank einer Eurowährung, die zu schwach für ihre jeweiligen Länder und gleichzeitig zu stark für die südlichen Länder ist. Seitens der herrschenden europäischen Mächte (nicht der Führung, derer mangelt es) ist keine Bereitschaft da, derartige Probleme zu diskutieren. Deshalb ist jetzt ein guter Moment, um in deutsche und damit verbundene Aktien zu investieren.

Japan leidet seit mehr als zwei Jahrzehnten unter den wirtschaftlichen Erschütterungen, die von einer geplatzten Vermögenspreisblase und fragwürdigen Krediten ausgehen, die auf einem Unternehmens- und Sozialsystem basiert, dem blind gefolgt wurde. Dieser Zusammenbruch führte auch zu einem starken Selbstvertrauensverlust bei Unternehmen, Banken und ihren Angestellten. Trotz hoher nationaler Schulden erlauben niedrige globale Zinssätze wieder Investitionen. Die drei Pfeile der Abenomics, die Japans chronisch niedrige Inflation reduzieren und die niedrige Arbeiterproduktivität bekämpfen sollen, wenn man sie mit Industrieländern und den Ausgaben einer alternden Population vergleicht, greifen jetzt langsam in einem Land, in dem Veränderungen mit tiefer Skepsis begegnet wird. Heute scheint wieder ein guter Zeitpunkt zu sein, um Investitionen in japanische Aktien zu erneuern.

In China hat sich das wirtschaftliche Wachstum auf ungefähr 6,8 % pro Jahr verlangsamt, besser als erwartet. Obwohl die chinesischen Nationalschulden hoch sind, werden die meisten davon vom privaten Sektor getragen. Das könnte dem sehr großen sekundären Finanzsektor Probleme bringen, aber die chinesische Industrie erscheint stark und bietet viele Möglichkeiten.

Ein recht neuer Sektor für Investoren liegt in den Neuen Grenzmärkten.  Das sind Länder, die kleiner sind als die Schwellenmärkte, aber über wirtschaftliches Potenzial verfügen. Die Risiken, sowohl politisch als auch wirtschaftlich, sind höher und es bedarf einer aufwendigen Analyse, um die daraus resultierenden Risiken zu verstehen und zu managen. Für gute Analysten sind die möglichen Belohnungen allerdings hoch. Es wird nicht lange dauern, bis schlechte Analysten von großen Fonds-Manager-Firmen den Sektor für sich entdecken und unannehmbare Risiken in Kauf nehmen. Daher sollten Investoren die ursprünglichen guten Analysten im Auge behalten und sich davor hüten, sich von neuer Konkurrenz, die sich noch nicht bewährt hat, zu waghalsigen Unternehmungen verführen zu lassen.

Abschließend kann man sagen, dass die Aktienmärkte stärker werden, besonders in den Vereinigten Staaten von Amerika und Nordeuropa, weil die wirtschaftliche Unterstützung für die großen US-Unternehmen wächst, die jetzt bereits an Profitabilität zulegen. Auch deutsche Unternehmen sind in einer starken Position. Die Aktienmärkte werden immer schwanken – die Natur kennt keine geraden Linien, mit Investorengefühl ist das nicht anders – aber der Trend ist ausschlaggebend. Die Märkte mit festverzinslichen Wertpapieren sollten außerhalb den Notwendigkeiten eines diversifizierten ausgeglichenen Portfolios so weit wie möglich gemieden werden, bis sie viel höhere Erträge erzielen.