Die Griechische Tragödie (Teil eins)

Die griechische Tragödie scheint sich allmählich zuzuspitzen. Das Wort „Tragödie“ an sich hat verschiedene Quellen; Aristoteles zum Beispiel war der Meinung, dass es aus einer alten griechischen Hymne stammt, die zu Ehren des Weingottes Dionysos gesungen wurde, in der mit dem Lied der Ziegen Bezug auf den Chor der Satyrn genommen wird. Jane Ellen Harrison dagegen meinte, der Begriff stamme aus der Ode zur Vergärung von Gerste (oder Dinkel) in der Bierherstellung und wurde erst kürzlich im Zuge der Luxussanierung Griechenlands auf die Weinproduktion abgeändert. Wie auch immer, die Bedeutung scheint auf das, was sich in Athen abspielt, zu passen.

Gleichzeitig sehen wir ungeschickte Verhandlungsversuche, nämlich Politik ganz nach Manier der Mafia oder von Kindern nach dem Motto „Wenn du mir dein Geld nicht gibst, ist alles Schlimme, das ab jetzt passiert, deine Schuld!“. Das kann doch wohl nicht wahr sein!

Ich denke, dass wir – endlich – zur richtigen Entscheidung kommen – und zwar einer, die schon lange überfällig ist. Griechenland sollte die Eurozone verlassen, in die es von Anfang an nicht hineingehört hat. Das wird für das griechische Volk natürlich schwierig sein. Es hat eine unerfahrene politische Partei gewählt, die versprach, dass sie es von den Problemen, die aus der Inkompetenz der früheren Regierung und der Korruption entstanden, befreien würde. Trotz der Spieltheorie von Herr Varoufakis und dem Gepolter von Herr Tsipras konnte die neu gewählte Regierung nicht halten, was sie versprochen hatte, und hat die Lage nur weiter verschlimmert.

Dieses Wochenende soll das griechische Volk gefragt werden, ob es das europäische Angebot annehmen möchte, wobei die aktuelle Regierung sich klar für ein „Nein“ ausspricht. Tatsächlich wird der Ausgang des Referendums höchstwahrscheinlich zeigen, ob das griechische Volk innerhalb der Währungsunion bleiben möchte oder nicht. Man muss annehmen (oder hoffen), dass eine Entscheidung für Europa gleichzeitig die Abdankung der gegenwärtigen Regierung bedeutet. Eine negative Entscheidung hingegen wird keinen Platz für erneute Verhandlungen lassen; sie wird einfach den Ausstieg Griechenlands aus der Währungsunion zur Folge haben.

Die wohlhabenderen Griechen sind bereits ausgewandert und haben ihr Geld außer Landes geschafft; nur die Mittel- und Arbeiterschicht (soweit die Menschen überhaupt Arbeit haben) werden die volle Wucht der Steuererhöhungen und Kürzungen zu spüren bekommen.

Investmentmärkte mögen keine Unsicherheit. Wenn es also ungewöhnliche Veränderungen gibt, wird schnell und manchmal im großen Stil verkauft, wenn die unerfahrenen 16-jährigen Händler (oder vielleicht die computergenerierten Handelsprogramme) ihre Anlagepositionen dezimieren. Die Märkte außerhalb von Athen werden rasch zu alter Form zurückkehren; Teil der Varoufakis-Spieltheorie war wohl, dass solch eine Schwankung europäische Regierungen einschüchtern würde. Jetzt ist jedoch der richtige Zeitpunkt, mehr Investitionen in Aktien vorzunehmen. Es ist bereits eine Flucht von Anlegern hin zu Regierungsanleihen – besonders deutschen – zu beobachten. Vom Standpunkt der Qualität ist dieser Fluchtversuch vielleicht verständlich. Allerdings bringen Regierungsanleihen keine Rendite, ganz im Gegenteil: Ihre Erträge rutschen wahrscheinlich sehr bald in den negativen Bereich ab.

Die Zukunft für kurz-, mittel- und langfristige Anlagen liegt in Aktien. Die europäischen Märkte – außerhalb von Griechenland – verfügen über einige herausragende, profitable Unternehmen, die Aktionäre mit attraktiven Renditen belohnen. Auch in den Vereinigten Staaten von Amerika gibt es Wachstum, wenn auch nicht ganz so stark wie in Europa. Anleger, die Unternehmen selbst analysieren können, können das natürlich tun, der Rest von uns muss sich auf die Fähigkeiten der vielen, sehr effizienten Fondsmanager und ihre Unternehmen verlassen.

Empfehlungen:
1. Lassen Sie sich von der griechischen Regierung nicht verunsichern! Andere Märkte sind stark und sollten schnell zu alter Form zurückfinden.
2. Jetzt ist es an der Zeit, in Aktien zu investieren, besonders in Europa und (mit größerer Vorsicht) in den USA.
3. Meiden Sie die Märkte mit festverzinslichen Anleihen; sie werden genauso schnell verkauft, wie sie gestiegen sind. Bedenken Sie, dass eine 10-jährige deutsche Regierungsanleihe pro 1 % Ertragsanstieg 7 % ihres Kurswerts verliert.

Die vergangene Performance ist keine Garantie für zukünftige Profitabilität.
John Townsend steht Kunden von Matz-Townsend Finanzplanung bei der Investment-Portfolio-Planung beratend zur Seite.

Er ist Fellow des Chartered Institute for Securities and Investment in London.

(Townsend@insure-invest.de)