John Townsend’s Anlagemeinungen April 2021

Alles, was ich sagen kann, ist, dass es auf dieser Erde Pestilenzen gibt und es gibt Opfer – und man muss sich so weit wie möglich weigern, auf der Seite der Pestilenz zu stehen. – Albert Camus, Die Pest

Im Jahr 2020/21 haben bisher eine Reihe wichtiger Faktoren auf die Anleger eingewirkt. Diese werden langanhaltende Auswirkungen haben. Die COVID19-Pandemie, bei der inkompetente populistische Politiker mit totaler politischer Lähmung viele ihrer Landsleute leichtfertig zu unnötigem Leid verdammen, ist der Druck, der derzeit am meisten in den Nachrichten ist. In den USA ist die Ära der Inkompetenz, der Verantwortungsscheu und der Beschimpfungen zu Ende gegangen und der neue Präsident schlägt ernsthafte Gesetze vor, die dem Volk und der US-Infrastruktur helfen sollen und nicht nur einigen wenigen Parteispendern. Eine aggressive Strategie in der Politik und der Fiskalpolitik werden dem Land zu einer führenden Position in Sachen Wirtschaftswachstum verhelfen.

Die Welt geht trotz der Pandemie weiter. Menschen erkranken und sterben an anderen Krankheiten oder Unfällen, Volkswirtschaften florieren oder wanken und Investoren versuchen, eine Rendite auf ihr Kapital zu erzielen und gehen weiterhin Risiken ein, die sie nicht erkennen können.

In Großbritannien hat die Ernennung eines kompetenten Verwalters, der die Leitung des Impfprogramms übernommen hat, zu bemerkenswerten Ergebnissen geführt, mit einem schnellen Impfprogramm, dass eine lebensrettende Abdeckung bietet. Dies hat jedoch dazu geführt, dass führungs- und richtungslose Politiker ihre Gewohnheit fortsetzen, sich gegenseitig in den Rücken zu fallen, ihr Wort gegenüber ihren eigenen Landsleuten und gegenüber Ausländern zu brechen und die private Geschäftemacherei mit Verträgen und Verbindungen auf eine deprimierend undifferenzierte Weise fortzusetzen. Das ist ein weiteres Zeichen für eine Malaise, die letztlich Investitionen und Arbeitsplätze aus dem Land treiben wird.

Europäische Länder, die weltbeste Ingenieure, Wissenschaftler und Philosophen hervorgebracht haben, sind in einem bürokratischen Sumpf versunken, der zu einem völligen Mangel an Syllogismus führt, und waren daher nicht in der Lage, dynamische Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie zu entwickeln, was zu unzähligen unnötigen Todesfällen geführt hat. Zu viele Kommentatoren versuchen nun halbwegs durchdachtes politisches Kapital zu schlagen, indem sie sich gegen den Rat von Wissenschaftlern und Ärzten aussprechen und eine sofortige Lockerung der lebensrettenden Abschottungsmaßnahmen fordern. Wenn man genau hinschaut, findet man immer irgendeinen so genannten Experten oder Professor, normalerweise von einer weniger bekannten Institution, der zitiert werden kann und der versucht, jede beliebige Meinungsrichtung zu belegen. Solche Idiotismen sind schwer zu vermeiden.

Lassen Sie uns klarstellen, dass es keine Freiheit von der Pandemie geben wird, zumindest nicht in ihrer jetzigen Form, bis jeder in der Welt und auch in unseren eigenen Ländern gegen die Pandemie geimpft worden ist. Der Einzelne sollte nicht die Freiheit haben, sich gegen eine Impfung zu entscheiden, nur weil er aufgrund der Tatsache, dass andere sie haben, nicht geimpft werden muss. Die langfristige Erholung und die Wiedereröffnung von Geschäften, Konzerthallen, Sportveranstaltungen und Märkten hängen davon ab, dass die Impfungen jetzt und, falls erforderlich, auch in Zukunft wiederholt durchgeführt werden. Jegliche Beschwerden über eine Verzögerung der Wiedereröffnung sollten den inkompetenten Bürokraten und den Politikern, die sich hinter ihnen verstecken, angelastet werden, nicht den Gemeindeleitern, die versuchen, ihre Bürger zu schützen.

Die anfängliche finanzielle Rezession im März 2020, die eine Reaktion auf die Pandemie war, konnte dank der konzertierten Aktionen der internationalen Zentralbanken, die die Zinssätze senkten und Unternehmen sowie privaten Verbrauchern finanzielle Liquidität zur Verfügung stellten, um einen Einbruch der Nachfrage sowie des industriellen Angebots zu begrenzen, schnell überwunden werden.

Die Zentralbanken haben die Tatsache akzeptiert, dass die Überschwemmung ihrer heimischen Märkte mit Liquidität zu Inflation führen wird. Das Niveau, auf das die Inflation steigen wird, kann derzeit nicht gemessen werden. Im Allgemeinen werden 2 % in einem normalen Umfeld als gesund angesehen, obwohl die Zentralbanken unaufrichtig sind, wenn sie behaupten, dass dieses Niveau als langfristiger Durchschnitt angesehen werden sollte. Kurzfristig ist mit einem Anstieg der Inflation auf über 5 % zu rechnen, bevor sie wieder zurückgeht. Das unvermeidliche Ergebnis sehr niedriger oder negativer Zinssätze wird die Bildung von Finanzblasen sein. Wir sehen bereits einen sprunghaften Anstieg der Hauspreise, da die Käufer davon ausgehen, dass sie mit großen, aber niedrig verzinsten Hypothekenkrediten zurechtkommen. Die Gefahr, wenn nicht gar die Gewissheit, ist, dass Käufe, die in diesem Umfeld getätigt wurden, stark an Wert verlieren werden, wenn die normale Wirtschaft und die normalen Zinssätze wieder einsetzen.

Während sich die westlichen Volkswirtschaften auf die Pandemie und ihre Auswirkungen konzentrierten und konzentrieren, geht es in China, wo die ersten Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie ergriffen wurden, mit einer starken Wirtschaft weiter. Die Chinesen konzentrieren sich wieder auf die Deckung der internen Nachfrage nach Investitionen in langlebige Gebrauchsgüter und diskretionäre Konsumausgaben, während sie gleichzeitig immer mehr Waren für den Export in den Rest der Welt produzieren.

Ökonomen sind sich unschlüssig, ob das chinesische Binnenwachstum, das zu einem großen Teil aus dem Produktionswachstum und den Lohnausgaben stammt, im Jahr 2021 6 %, 8 % oder sogar 10 % betragen und 2022 auf einem ähnlichen Niveau bleiben wird. Einig sind sich jedoch alle in der Tatsache, dass die chinesische Wirtschaft boomt und auch die Volkswirtschaften in den Nachbarländern belebt und stützt, ähnlich wie es die USA vor einigen Jahrzehnten taten. Wir treten wirklich in eine chinesisch dominierte asiatische Ära ein.

In der westlichen Populärkultur führt diese chinesische Wirtschaftskraft zu Wahrnehmungsproblemen. China wird nun als Bedrohung für seine Nachbarn gesehen. Die chinesische Behandlung der eigenen Minderheiten sorgt für Unzufriedenheit im Westen. Man ist der Ansicht, dass China sich so verhalten sollte, wie es die westlichen Länder jetzt tun, und vergisst dabei, dass das chinesische Handeln heute die Art und Weise widerspiegelt, wie die Kolonialmächte, einschließlich der USA, ihre Minderheiten noch vor wenigen Jahrzehnten behandelt haben, als das westliche Wirtschaftswachstum stattfand. Es mag uns nicht gefallen, aber wir können nicht leugnen, dass auch wir in der Vergangenheit ähnliche Maßnahmen zum Aufbau unserer Volkswirtschaften ergriffen haben.

Ein neuer globaler Wirtschaftszyklus hat begonnen. Er ist radikal anders und potenziell anfälliger als jeder Zyklus, den wir bisher erlebt haben. Er wurde durch die Schwere der Pandemie ausgelöst, ist aber auch anfällig für ein erneutes Auftreten des Virus in einer anderen und unerwarteten Form, für die wir derzeit keine Lösung haben.

Die Bremsen für das internationale Wirtschaftssystem kommen aus verschiedenen Quellen. Zum einen gibt es einen Fachkräftemangel, bei dem zu viele Menschen ungelernt oder falsch ausgebildet sind. Die produzierenden und dienstleistenden Unternehmen können die neuen Anforderungen an sie nicht erfüllen. China hat auch einen Mangel an hochwertigem Stahl. Es wird viel über den Export von chinesischem Stahl zu Dumpingpreisen geredet, doch die Realität ist, dass China dringend Qualitätsstahl benötigt, den es derzeit nicht in ausreichender Menge selbst produzieren kann, und dass das Land nicht den gesamten minderwertigen Stahl verwenden kann, den es produziert.

Auch Rohstoffe haben ihre Engpässe. Ich habe oft argumentiert, dass Kupfer ein Glockenrohstoff ist, der zeigt, wie es um die industrielle Produktion in fast jeder Form bestellt ist. Auch Energie, einschließlich der Verwendung von Holz und Biomethan als Brennstoff für Kraftwerke und Häuser, steht im Fokus. Man muss sich auch der Transportkosten bewusst sein, wie man an den Preisen für die Containerschifffahrt sieht. Der gerade angekündigte Green Deal der Europäischen Union zielt darauf ab, die Kohlendioxidproduktion bis 2050 auf Null zu reduzieren. 73 % der Kohlendioxid-Produktion sind auf die derzeitige Energieerzeugung zurückzuführen, aber auch hier sind politische Aspekte im Spiel. Vor allem in Deutschland gibt es eine emotionale Gegenreaktion auf die Stromerzeugung mit Atomkraftwerken. Dies ist nach wie vor eine ökologisch effiziente Energiequelle und ihre Nutzung wird von einigen Ländern akzeptiert und von anderen abgelehnt.

Auch die Europäische Union hat sich eine Reihe von Nachhaltigkeitsvorschriften für die Geldanlage auferlegt, insbesondere unter den Paragraphen 6, 8 und 9 der Europäischen Öko-Initiative. Das politische Ziel ist es, die Investmentbranche zu mehr ökologischem Bewusstsein zu zwingen. Wenn es gelingt, die Fondsgesellschaften selbst am „Greenwashing“ und an der Falschetikettierung ihrer Fonds zu hindern, wird dies zweifellos eine größere Wirkung haben. Im Moment sieht es nach einem Triumph der Hoffnung über die Realität aus.

Es gibt keine Alternative zu Investitionen in die asiatischen und US-amerikanischen Aktienmärkte, mit einigen ausgezeichneten europäischen Vermögenswerten für eine gute Mischung beigefügt. Dennoch ist es absolut notwendig, eine sehr breite Streuung der Vermögenswerte zu haben, für den Fall, dass eine neue Version der Pandemie zuschlägt. Mit festverzinslichen Anlagen ist wenig zu gewinnen, außer dass sie eine Quelle der Stabilität für ein Portfolio darstellen; sie werfen nur sehr wenig ab, ohne dass der Anleger unnötige Risiken eingehen muss. Fonds, die in Wandelanleihen investieren, können eine wertvolle Quelle der Risikoverteilung sein. Kryptowährungen sind ein Desaster, das nach einem Ort sucht, an dem es passieren kann, und obwohl sie derzeit in Mode sind, sollten sie am besten ehrgeizigen Studenten überlassen werden, die noch lernen müssen, was es bedeutet, unnötige und unerwartete Verluste zu erleiden.

Die Performance der Vergangenheit ist keine Garantie für die zukünftige Rentabilität.

John Townsend berät für Matz-Townsend Finanzplanung Kunden bei deren Anlageportfolios. Er ist ein Fellow der Chartered Institute for Securities and Investment in London. (Townsend@insure-invest.de)

John Townsend’s Anlagemeinungen Dezember 2020

Ich ärgere mich nicht darüber, dass du mich angelogen hast, ich ärgere mich darüber, dass ich dir von nun an nicht mehr glauben kann.“ Friedrich Nietzsche

Die Veränderungen, die das neue Jahr 2021 mit sich bringt, sind nun offensichtlich.

Erstens wurde die chaotische Ein-Mann-Regierung der Vereinigten Staaten abgewählt und soll durch eine neue, hoffentlich effektivere und zuverlässigere Führung ersetzt werden, die damit beginnen kann, den Schaden zu reparieren, der dem Land seit 2016 in Bezug auf das Image, das Vertrauen in Übersee und die Wirtschaft zugefügt wurde. Es scheint, dass die russische Einflussnahme auf den amerikanischen Präsidenten ihren gewünschten Effekt, wirtschaftliches und politisches Chaos zu verursachen, bewirkt hat und die westliche Welt in einer viel schwächeren politischen Situation als vor 2016 zurückgelassen hat.

Präsident Trump lässt sich von seiner klaren Wahlniederlage nicht von seiner Wahrheit oder der Eigenwerbung abhalten. Man fühlt sich (als jemand, der im Vereinigten Königreich aufgewachsen ist) an Siebenjährige erinnert, die Kricket spielen und, wenn sie ausgekegelt oder gefangen werden, ihre Schläger hinwerfen und ein „Das ist nicht fair“ rufen. In Wahrheit scheint es so, dass der scheidende Präsident, der mit beeindruckenden persönlichen Schulden konfrontiert ist, solange es noch geht, so viel Geld wie möglich von seinen Anhängern sammelt. Als Showman peitscht er seine Anhänger auf, obwohl es keinerlei Beweise dafür gibt, dass irgendetwas an der Präsidentschaftswahl nicht in Ordnung war. Um Adolf Hitler zu zitieren: „Wenn man eine große Lüge erzählt und sie oft genug wiederholt, dann werden die Leute sie am Ende glauben.“ Einige Studenten der modernen Geschichte sehen Parallelen zwischen der Propaganda in Washington DC heute und der, die in Deutschland in den 1930er und 40er Jahren verbreitet wurde.

Nachdem der US-Präsident das bestehende Abkommen der Trans-Pazifik-Partnerschaft (TPP), das von den USA selbst im Februar 2016 unterzeichnet wurde, für beendet erklärt hatte, zog China die Mitglieder dieses Abkommens ohne die USA zusammen und vereinbarte einen neuen Pakt mit der Bezeichnung Regional Comprehensive Economic Partnership oder RCEP. Die Ziele sind weitgehend die gleichen wie zuvor, allerdings mit der Gefahr, dass die chinesische Belt and Road Initiative (BRI) gestärkt wird. Es gab keine wirkliche Logik, aus der TPP auszusteigen, außer um wirtschaftliches Chaos zu verursachen. Das ist etwas, das wirklich nur der russischen Regierung nützt.

Russland ist kein wirtschaftliches Kraftpaket und kann sich den Wettbewerb nicht leisten, den die großen Ausgaben anderer Länder erzeugen. Es kann nur durch Verwirrung und Chaos konkurrieren. Wie sie die Handlungen des gegenwärtigen US-Präsidenten kontrollieren konnten, der die Schutzmaßnahmen, die das russische Computer-Hacking von US-Regierungsstellen hätten verhindern können, effektiv zerlegt hat, wird vielleicht nie bekannt werden, aber die von Präsident Trump geschaffene Dysfunktion hat die wirtschaftlichen Interessen der Vereinigten Staaten schwer geschädigt und die Beziehungen zu den traditionellen Verbündeten und Handelspartnern der USA geschwächt. Dies kann wiederaufgebaut werden, wird aber Zeit brauchen und wird nie wieder so vertrauensvoll und stark sein, wie es einmal war.

Auch die Position der Vereinigten Staaten im Weltgefüge wird nicht mehr dieselbe sein.  Der US-Dollar, in der Vergangenheit die wichtigste Safe-Haven-Währung, hat gegenüber anderen wichtigen Währungen wie dem Euro an Wert verloren und zeigt keine Anzeichen einer Erholung.

Das vielgeschmähte China ist wirtschaftlich gestärkt worden, gerade zu dem Zeitpunkt, als die Vision seiner Führung in Frage gestellt wurde. China ist weit davon entfernt, geschwächt worden zu sein, und es wird nun erwartet, dass es bis 2028 die größte Volkswirtschaft der Welt wird. Die gesamte asiatische Region dürfte von dieser Position profitieren, auch wenn die Gefahr von Selbstüberschätzung und Korruption in den kleineren Staaten allgegenwärtig ist und dort zu wirtschaftlichen Verwerfungen führen könnte.

Indien, Chinas traditionellem Konkurrenten, wird ein Wirtschaftswachstum prognostiziert, dass es bis 2028 zur drittgrößten Volkswirtschaft der Welt machen wird. Indien ist jedoch weniger zielstrebig als China und obwohl es ein wirtschaftliches Kraftpaket ist, kann politisch noch viel schiefgehen, was das Wirtschaftswachstum behindern könnte.

Der Corona-Virus fordert seinen Tribut von den Volkswirtschaften der Länder rund um den Globus. Dass sich die Anleger nicht so besorgt zeigen, wie man es vielleicht erwartet hätte, liegt daran, dass sich die Nachfrage der Verbraucher und der Industrie auf Sicht von zwei oder drei Jahren erholt haben dürfte und die derzeitige Schwäche in naher Zukunft positive Wachstumschancen bieten wird. Einige Impfstoffe sind bereits zugelassen und einige weitere sind in der Pipeline. Wie lange sie Schutz bieten werden, ist noch unklar, aber sie bringen die Hoffnung mit sich, die die Märkte brauchen. Die Schwellenländer werden wahrscheinlich als letzte von den Impfstoffen profitieren und daher wahrscheinlich länger unter der Pandemie leiden.

Das Vereinigte Königreich steht nun kurz vor dem endgültigen Austritt aus der Europäischen Gemeinschaft. Diese selbstverschuldete Verletzung wird eine wirtschaftliche Schwäche im Inneren mit sich bringen, mit dem Ruin von Schottland und Wales, deren Interessen von den London-zentrierten Politikern geopfert wurden, die aber eine gute Geschichte über den Schutz des gesamten Vereinigten Königreichs erzählen. Auch die Interessen eines der größten Finanzzentren der Welt, der City of London, welches auch eine der wichtigsten externen Einnahmequellen für das Land ist, sind geschwächt worden, vor allem weil die jetzige britische Regierung die Bedeutung dieses Marktes einfach nicht versteht und die politische Kraft der Menschen nicht erkennt.

Der Europäischen Gemeinschaft fällt es schwer, mit einer Stimme zu sprechen und in eine einheitliche Richtung zu gehen, da Länder wie Ungarn und Polen entschlossen sind, ihre eigene Innenpolitik gegen die Wünsche der übrigen Mitglieder durchzusetzen. Die großen Zahlmeister, Deutschland und Frankreich, sind nicht in der Lage, genügend Druck auf ihre widerspenstigen Kollegen auszuüben, um die europäische Einheit aufrechtzuerhalten und riskieren daher eine politische Lähmung. Es gibt noch einige hervorragende Unternehmen in Europa, aber die Gefahr einer wirtschaftlichen Schwäche in der Region gibt mittelfristig Anlass zur Sorge.

Die Zinssätze wurden von den internationalen Zentralbanken auf Null und darunter gesenkt, die dafür gesorgt haben, dass in den globalen Volkswirtschaften mehr als ausreichend Liquidität vorhanden ist. Die US-Notenbank zum Beispiel kauft jeden Monat Vermögenswerte im Wert von 20 Milliarden Dollar auf und zeigt keine Anzeichen für eine Verlangsamung. Es ist ein Balanceakt, die Wirtschaft zu stützen und gleichzeitig eine zu starke Inflation zu vermeiden. Es ist unwahrscheinlich, dass die Zinssätze in absehbarer Zeit steigen werden, es ist einfach zu viel Liquidität vorhanden. Das bedeutet auch, dass mit Investitionen in Staatsanleihen nur wenig zu verdienen ist, außer als stabilisierende Position in einem größeren Anlageportfolio.

 

Was bedeutet das für Investoren im Jahr 2021?

Die Anlagemärkte werden wahrscheinlich ruhiger sein als im Jahr 2020, mit mehr Optimismus und einem Gefühl der Sicherheit.  Der Optimismus wird ein stärkeres Wirtschaftswachstum mit sich bringen, wenn auch mit geringeren realen Renditen in den Anlagen als in der Vergangenheit verdient wurden.

Der chinesische Wettbewerb mit den USA in fast allen Sektoren wird die Entwicklung in den globalen Lieferketten fördern und mehr Effizienz bei der Lieferung von physischen Gütern und auch Finanzdienstleistungen bringen. Die Schwellenländer werden wahrscheinlich davon profitieren, dass sie die wachsende Nachfrage nach ihren Waren bedienen können. Eine neue US-Regierung wird den Druck auf China nicht verringern, auch wenn die Botschaft weniger schrill und die Aktionen geschickter sein werden als in der unmittelbaren Vergangenheit. Die Chinesen werden im Wettbewerb mit den USA ebenfalls nicht nachlassen und um die Vorherrschaft bei der Versorgung der Schwellenländer mit hochwertigen chinesischen Gütern kämpfen.

In den Vereinigten Staaten sehen wir bereits einen Anstieg der Zahl der „Zombie“-Unternehmen, bei denen die Einnahmen mindestens in den letzten drei Jahren die Zinszahlungen nicht überstiegen haben. Die Schulden dieser Unternehmen bieten den Anlegern oberflächlich betrachtet höhere Renditen, aber diese Unternehmen werden unweigerlich scheitern und wie die Junk-Bond-Märkte der 1980er Jahre das Geld der Anleger mitnehmen. Die Vereinigten Staaten sind nun eine tief gespaltene Nation, sowohl wirtschaftlich als auch politisch. Der Heilungsprozess wird wahrscheinlich Jahre dauern. Die Auswirkung des Corona-Virus und dessen inkompetente Behandlung durch die Regierung gleicht einer Naturkatastrophe mit sehr schweren Schäden, die tiefe Narben hinterlassen werden und von denen sich vielleicht auch eine Generation erholen muss.

Lassen Sie uns klarstellen, dass es absolut keine Alternative zur Anlage in Aktien gibt. Die Veränderungen, die wir bei den Marktbedingungen und -chancen gesehen haben und sehen werden, können nur denjenigen Unternehmen zugutekommen, die in der Lage sind, effizient zu arbeiten. Man muss bei den Aktien und bei den Fonds, die in diese Aktien investieren, auf Qualität achten. Einem Index mit ETFs einfach nur zu folgen, reicht nicht aus. Die Banken, insbesondere die europäischen, haben sich vor den Veränderungen gedrückt, die sie schon vor Jahren hätten vornehmen müssen. Sie können nicht an ihren traditionellen Ertragsquellen verdienen und werden gezwungen sein, zu fusionieren oder zu scheitern.

Die Performance der Vergangenheit ist keine Garantie für die zukünftige Rentabilität.

John Townsend berät für Matz-Townsend Finanzplanung Kunden bei deren Anlageportfolios. Er ist Fellow der Chartered Institute for Securities and Investment in London. (Townsend@insure-invest.de)

 

John Townsend’s Anlagemeinungen Juni 2020

Intelligente Menschen lernen von allem und jedem, Durchschnittsmenschen von ihren Erfahrungen. Die Dummen haben bereits alle Antworten.“ Sokrates

Die Finanzkrise begann damit, dass sich die Reaktionen auf die globale Coronavirus-Pandemie so schnell beruhigten, wie sie begonnen hatte. Die Panik, die dazu führte, dass sowohl institutionelle als auch Privatanleger versuchten, jeden Vermögenswert, den sie besaßen, unabhängig vom Preis zu verkaufen, endete fast so schnell, wie sie begann, als vor allem Institutionen auftauchten und in das kalte Licht der Realität blickten. Die Stimmung, die eine massive Panik auslöste, wirkt nun in die andere Richtung und führt in Verbindung mit der Unterstützung der Regierung dazu, dass Anleger wieder investieren. Dies wird oft als „Bärenmarktrallye“ bezeichnet. Das Hauptproblem dabei ist, dass eine solche Stimmung zerbrechlich ist und leicht wieder negativ werden könnte. Wenn, wie erwartet, am Ende des Sommers eine zweite Welle von Coronainfektionen auftaucht werden die Kurse wieder fallen, sollte sich ein zweiter Pandemieanstieg abzeichnen,  werden sie dann ihren langsamen und mühsamen Weg nach oben wieder aufnehmen.

Während sich viele Aktien stark erholt haben, haben einige auf Anleihen basierende Vermögenswerte noch einen weiten Weg vor sich, da die Zinssätze inzwischen auf Null und daruntergefallen sind. Es wird wahrscheinlich mindestens zwei Jahre dauern, bis die traumhaften Niveaus von 2019 wieder erreicht werden. In der Zwischenzeit werden nervöse Anleger in den kommenden Monaten noch mehr Schocks erleben und möglicherweise mit weniger Angst als zuvor reagieren, werden aber dennoch geneigt sein, einige ihrer Vermögenswerte zu verkaufen. Langfristig orientierte Anleger könnten diese Phase als Zeit nutzen, um zu den niedrigeren Preisen zu kaufen.

Die Krise hat viele geographische Gebiete unterschiedlich behandelt. Das entwickelte Asien hat diszipliniert auf die Pandemie reagiert und erholt sich nun. In Europa versagten die Systeme, die zur Bewältigung von Pandemierisiken entwickelt worden waren, und die inneren und äußeren geographischen Grenzen wurden geschlossen. Diese Systeme müssen nun wieder aufgebaut werden, zumal das Virus, dass so viele Todesopfer forderte, nicht besiegt werden konnte. Die Reaktion in den USA, die von den Launen eines Mannes abhing, der versuchte, die Tatsachen zu korrigieren, um seine Wiederwahl zu erleichtern, kam tragischerweise unzureichend und zu spät.

Um die Volkswirtschaften zu stützen und den wirtschaftlichen Zusammenbruch von Banken und systemrelevanten Arbeitgebern zu verhindern, haben die westlichen Zentralbanken und ihre Regierungen in der Zwischenzeit massive Schuldenerhöhungen angekündigt. Diese werden sowohl in Form von Zuschüssen als auch in Form von zinsgünstigen Darlehen weitergegeben. Ob dies ausreichen wird und ob mit dieser Unterstützung tatsächlich die richtigen Ziele erreicht werden, bleibt zu hoffen.

Weltweit hat es bereits über 400.000 COVID-19-bezogene Todesfälle gegeben. Diese Zahl ist wahrscheinlich zu niedrig, da einige Länder über ihre Zahlen aus politischen und doktrinären Gründen einfach lügen oder die Todesfälle überhaupt nicht erfassen. Die Zahl der Todesopfer wird zweifellos steigen, da das politische Possenreißen in den USA, in einigen Teilen Südamerikas und auch im Vereinigten Königreich unentschuldigt und unkontrolliert weitergeht.  Eine Studie des Imperial College London legt nahe, dass die Gesamtzahl der Todesopfer in Europa ohne eine strenge Abriegelung um mindestens 3 Millionen höher gewesen wäre. Das Virus wird mit der Zeit eingedämmt, aber nie eliminiert werden. Es wird auf einen Impfstoff gehofft und an einem Impfstoff gearbeitet, der aber wahrscheinlich nicht vor Ende 2020 zur Verfügung stehen wird.

Zwar haben die Aktienmärkte begonnen, sich zu erholen, doch ist die anfängliche Erholungsphase zum Teil auf die Erkenntnis zurückzuführen, dass die Märkte während der ersten Welle der Krise im März 2020 viel zu schnell gefallen sind. Der tiefste Punkt des finanziellen Zusammenbruchs war der 23. März, aber die politische Reaktion in den USA beruhte zunächst auf der Hoffnung, dass das Problem auf wundersame Weise verschwinden würde, wenn es lange genug ignoriert würde. Selbst jetzt ist noch unklar, wie die Politik der US-Regierung tatsächlich aussehen wird.

Die US-Notenbank hat mitgeteilt, dass sie eine Erhöhung der Verschuldung um bis zu 3.000 Milliarden US-Dollar für notwendig hält, aber die kürzlich bekannt gegebenen Arbeitslosenzahlen, die viel besser als erwartet ausfielen, könnten zu einer Revision dieser Zahl führen. Diese Statistiken selbst lassen Zweifel aufkommen.

Die USA haben eine Geschichte der Revision von statistische Daten, nachdem sie angekündigt wurden und die Schlagzeilen gemacht wurden. Die vorliegenden Zahlen scheinen den derzeitigen Präsidenten politisch zu unterstützen.

Die Europäische Zentralbank hat unter der Überschrift TINA (There Is No Alternative) einen Plan zur Unterstützung der Finanzmärkte in ganz Europa in Höhe von 1.250 Milliarden Euro ausgearbeitet. Die „genügsamen“ Staaten Österreich, Niederlande, Schweden und Dänemark könnten das Paket noch blockieren oder reduzieren, aber ihre Regierungen sind sich der Krise, mit der die Region konfrontiert ist, sehr wohl bewusst. Jetzt ist nicht die Zeit, Griechenland, Italien, Ungarn oder die südosteuropäischen Staaten zu verprügeln.

Da so viel mehr Schulden auf die Märkte drängen, gibt es ein massives Überangebot an Schuldverschreibungen, ebenso wie die Zinssätze entweder nahe Null liegen oder in einigen Fällen negativ sind. Einige Institutionen, insbesondere Pensionsfonds, werden in dieses Papier investieren müssen, weil sie aufgrund ihrer Treuhandvereinbarungen keine Wahl haben. Andere werden auf die Aktienmärkte umsteigen. Die Abhängigkeit von qualifizierten Kreditanalysten bei der Unterscheidung zwischen gesunden Unternehmen in verschiedenen Sektoren und „Zombie“-Unternehmen, die nur durch hohe Verschuldung am Leben erhalten werden, ist akut geworden und wird noch zunehmen, da Investoren mit hochverzinslichen Schulden nach positiven Renditen für ihre Portfolios suchen. In den letzten 30 Jahren gab es nichts mit dem man die aktuelle Situation vergleichen könnte. Analysten werden originelle Denker werden müssen! Die durchschnittlichen Unternehmensgewinne in den USA scheinen seit Beginn der Krise um etwa 20% gefallen zu sein, aber die Anleger sollten gewarnt werden, dass was ein Vorsprung zu sein scheint der den Fall stoppen könnte, bei einer zweiten Welle der Pandemie zusammenbrechen könnte.

Das COVID-19-Virus (oder Coronavirus SARS-CoV-2, um seinen offiziellen Namen zu nennen) weiß weder, noch kümmert es sich darum, ob Staaten oder Einzelpersonen Vorkehrungen dagegen treffen. Die Chancen für eine zweite Welle stehen bestenfalls 50:50, wie auch immer man es betrachtet. Eine zweite Welle wird auf die Erfahrungen treffen, die die Gesellschaft im Kampf gegen die erste Welle gesammelt hat, so dass die Reaktionen wahrscheinlich nicht ganz so stark ausfallen werden. Die Wirkung einer zweiten Welle wird jedoch darin bestehen, dass sie eine wirtschaftliche Erholung verlangsamt. Viele angekündigte Maßnahmen der Regierung sind eher darauf ausgerichtet, Bereitschaft zu zeigen, als ein echtes wirtschaftliches Bedürfnis zu befriedigen. Die angekündigte sechsmonatige Senkung der Mehrwertsteuer um 3% in Deutschland wird in Wahrheit nur minimale Auswirkungen haben, aber es sieht gut aus.

Es wird anhaltende Veränderungen in der globalen Wirtschaftsentwicklung geben, so dass die Erholung länger dauern wird als erhofft. Die chinesische Wirtschaft hat sich wieder für die Wirtschaft geöffnet, aber mit dem Wiederaufflammen eines eher politisch als wirtschaftlich motivierten Handelskrieges vor den nächsten US-Präsidentschaftswahlen wird es dort keine großen Aktivitätsfortschritte oder Vorteile für den Welthandel geben. Die Welt hat China in den vergangenen Jahren relativ nachsichtig behandelt, in der Hoffnung, einen gewissen wirtschaftlichen Nutzen zu erzielen. Dies hat nun ein Ende und chinesische Unternehmen wie Huawei werden sehr genau unter die Lupe genommen werden.

Die Banken als Ganzes müssen effizienter werden. Eine aktuelle Schätzung geht davon aus, dass bis zu 20% der Arbeitsplätze in den Banken weltweit ganz verschwinden werden, wobei die Digitalisierung etwa 40% der Verwaltungsstellen ersetzen wird. Dies wird zweifelsohne Unzufriedenheit unter den ineffizienten deutschen Banken hervorrufen, die ohnehin unter Fusionsdruck stehen.

Der europäische Wirtschaftsaufschwung wird, auch ohne eine zweite Welle, von den Realitäten des häuslichen Lebens beeinflusst werden. Einige Menschen werden zu Hause bleiben müssen, weil die Schulen noch nicht wieder vollständig geöffnet sind und sich jemand um die Kinder kümmern muss. Die „neue Normalität“ wird darauf warten müssen, dass die Realität die Oberhand gewinnt.

Einige Unternehmen, wie z.B. die deutschen Automobilhersteller und andere Maschinenbauunternehmen, werden über die geringere Nachfrage nach ihren bestehenden Produkten nachdenken und überlegen müssen, wie sie neue Kunden gewinnen können.

Die Presse und viele Experten vermuten die Form einer Erholung in Form von Buchstaben des Alphabets. Eine „V“-Form, bei der die Preise ebenso stark steigen wie fallen, ist unwahrscheinlich. Eine „U“-Form, bei der die Preise nach einer Denkpause stark ansteigen, ist ebenfalls unwahrscheinlich. Dann gibt es eine „L“-Form, bei der die Preise nach einem Preisrückgang überhaupt nicht mehr steigen. Das Potenzial für eine zweite Welle könnte, so die Vermutung, eine „W“-Form verursachen. Es ist beruhigend, zukünftige Bewegungen in Strukturen zu beschreiben, die wir kennen, aber ich glaube nicht, dass irgendein Buchstabe des Alphabets hier hilfreich ist. Meiner Meinung nach folgte auf den panikartigen Einbruch der Investitionsmärkte, der am 23. März 2020 seinen Ausgangspunkt erreichte, ein sofortiger Aufschwung, als die Investoren merkten, dass sie zu weit gegangen waren. Die Zukunft wird wahrscheinlich einen Aufwärtstrend zeigen, der gelegentlich von Phasen negativer Bewegung begleitet sein wird. Die Aufwärtslinie wird weder steil noch gerade verlaufen.

Auch Kunden mit Bareinlagen müssen vorsichtig sein. Eine Reihe deutscher Banken, die auf die negativen Zinssätze der Zentralbanken reagiert haben, berechnen ihren Kunden nun Strafzinsen für Bareinlagen in relativ geringer Höhe oder planen, dies zu tun. Für Kunden mit einer längerfristigen Sicht auf ihre Investitionen macht es einfach keinen Sinn, große Bareinlagen zu halten. Es besteht keine Notwendigkeit, in die Aktienmärkte mit höherem Risiko zu investieren, es gibt viele andere Alternativen, die in Betracht gezogen werden können.

Insgesamt werden wir zweifellos mehr Volatilität auf den Investitionsmärkten erleben. Ich versuche, die Auswirkungen davon so weit wie möglich zu reduzieren, aber in vielen Fällen wird die Volatilität doppelt so hoch sein wie in den vergangenen Jahren.

Meine Portfolios werden weiterhin stark in Aktien investiert bleiben. Wie stark, hängt ausschließlich von der Risikoneigung meiner Kunden ab. In Wahrheit gibt es jetzt keine Alternative mehr zu einer Investition in Aktien. Monatliche regelmäßige Investitionen sollten stärker gefördert werden, da die Kostenmittelwertbildung dazu beiträgt, die Volatilität in einem Portfolio zu verringern.

Die Performance in der Vergangenheit ist keine Garantie für die zukünftige Rentabilität.

John Townsend berät für Matz-Townsend Finanzplanung Kunden bei ihren Anlageportfolios. Er ist Fellow des Chartered Institute for Securities and Investment in London. (Townsend@insure-invest.de)

John Townsend’s Anlagemeinungen Juli 2019

Die Wahrheit ist immer seltsam, Seltsamer als die Fiktion – Lord Byron

Verdorbene Politik nimmt einen unangemessenen Platz auf den Finanzmärkten ein: Die Ein-Mann und die teamlose US-Regierung von Präsident Trump (mit Unterstützung einiger weniger treuer, ehrgeiziger, aber nicht besonders fähiger Handlanger) und Boris Johnsons richtungsloser Aufstieg in die Position des Premierministers im Vereinigten Königreich tragen beide die Merkmale eines inkohärenten, disruptiven und anarchistischen Stils. Dabei laufen beide Länder Gefahr, in ein wirtschaftliches und politisches Chaos ohne klare Richtung und ohne die Fähigkeit, sich im Falle einer kohärenten Bedrohung, sei sie wirtschaftlicher oder politischer Natur, zu schützen. Herr Johnson, der einst an einer Karriere im Journalismus scheiterte, die hauptsächlich darauf abzielte, Geschichten zu erfinden, wurde von seinen früheren Herausgebern unschön beschrieben. Er hat nach allem, was man hört, nicht mehr als die moralische Richtung eines Windsacks.

Der US-Präsident, ein selbsternannter Dealmaker, führt Zölle auf seine eigenen internationalen Verbündeten mit Europa und insbesondere Japan ein, die die Hauptlast seiner neu verhängten Strafen tragen. Es gibt keine Logik für diese Tarife, außer dem Versuch von Herrn Trump, seine Muskeln im Vorfeld der nächsten US-Präsidentschaftswahlen spielen zu lassen. Die größte Gefahr seines Handelns besteht darin, dass sich die gegnerischen Länder gezwungen sehen könnten, ihre Währungen abzuwerten. Auf jeden Fall scheinen auch die Vereinigten Staaten eine Abwertung des US-Dollars zu planen, um die Wettbewerbsfähigkeit der US-Exporte zu erhöhen. Dieser Abwertungswettbewerb wäre für den gesamten westlichen Handel destruktiv.

Der vom US-Präsidenten begonnene drohende Handelskrieg mit China (weil Handelskriege scheinbar leicht zu gewinnen sind) scheint wenig Einfluss auf China gehabt zu haben. Hier ist die jährliche Wachstumsrate von 6,5% auf 6,2% gesunken, was wahrscheinlich ebenso auf interne wirtschaftspolitische Veränderungen durch die chinesische Regierung zurückzuführen ist wie auf die Auswirkungen der US-Zölle. Das Niveau von 6,2 % liegt weiterhin innerhalb der von der chinesischen Regierung vorgegebenen Grenzen von 6,0 % bis 6,5 %. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass der US-Präsident den Cashflow aus der Einführung von Zöllen missverstanden zu haben scheint, was für den US-Verbraucher zusätzliche Kosten bedeutet, nicht aber für die chinesischen Anbieter.

Die US-Wirtschaft ist derzeit florierend und die Zinsen dürften nach einem ähnlich starken Anstieg im September 2018 wieder um 0,25% sinken. Allerdings zeichnen sich konjunkturelle Wolken ab, die zu einer Schwäche der US-Wirtschaft führen könnten. Da Geld so billig zu leihen ist, gibt es viele US-Unternehmen, die durch Investitionen expandieren, aber ebenso gibt es auch viele, die sich durch hohe Kreditaufnahme über Wasser halten. Dies ist potenziell beunruhigend für die hochverzinslichen (und damit risikoreicheren) Investmentfonds, die eine zusätzliche Performance durch Investitionen in nicht Investment-Grade-Unternehmen anstreben. Sie werden stark darunter leiden, wenn die Zinsen wieder steigen und die US-Wirtschaft nachlässt. Ich habe mich entschieden, diese Fonds in meinen Kundenportfolios zu vermeiden.

Die Inflationsraten sowohl in den USA als auch in der Eurozone sind mit 1,8% bzw. 1,1% auf einem sehr niedrigen Niveau. Ebenso gering ist das Wachstum mit rund 1% pro Jahr. Angesichts der Tatsache, wieviel Geld derzeit zur Verfügung gestellt wird, ist es schwer zu erkennen, dass die Inflation deutlich oder gar nicht steigen wird. Die Zinssätze in Europa wurden ebenfalls so gestaltet, dass sie niedrig bleiben, auch nachdem Herr Draghi seine Rolle als Leiter der Europäischen Zentralbank niedergelegt hat.  Frau Lagarde wird wenig Freiheit haben, die Euro-Zinsen zu erhöhen, wenn sie die Geschäfte übernimmt. Die EU hat jedoch jetzt zwei Problemmitglieder, Italien und Polen, was die politische Stabilität beeinträchtigen könnte. Beide haben lautstarke Anti-EU-Stimmen. Niedrige Zinssätze werden Italien zweifellos helfen, sich über Wasser zu halten, ohne dass dieses Land schwierige interne wirtschaftliche Anpassungen vornehmen muss. Polen, der größte Nettoempfänger von Bargeld in der EU, zahlt keine Zinsen auf seine EU-Unterstützung und wird daher weniger von einem künftigen Anstieg der Zinssätze betroffen sein. In Wahrheit kann es sich weder der eine noch der andere leisten, die abschirmenden Flügel Europas zu verlassen, aber sie können und werden unnötige Kontroversen mit ihren Forderungen schüren, die sich an ihre lokalen Wähler richten.

Die irrationale Entscheidung des US-Präsidenten, den gemeinsamen umfassenden Aktionsplan (JCPOA), ein multilaterales Abkommen zur Begrenzung der Produktion von iranischem Kernmaterial, einseitig aufzuheben, war in Wahrheit als Aufhebung einer weiteren von Präsident Obama unterzeichneten Maßnahme gedacht, den Trump abscheulich findet. Es ist nicht klar, warum der ehemalige Präsident Obama von Herrn Trump so sehr abgelehnt wird, aber die von ihm eingeführten Maßnahmen wurden im großen Stil und ersatzlos gestrichen.

Der Iran hat ein hartnäckiges Problem, da er verschiedene interne Fraktionen hat, die um die Macht kämpfen und oft nicht miteinander reden. Es gibt die offiziell anerkannte Regierung, mit der die ausländischen Regierungen interagieren, aber es gibt auch die iranische Revolutionsgarde (IRGC) , mit dem Ausländer nicht kommunizieren, welches das Rückgrat der derzeitigen politischen Struktur ist und ein wichtiger Akteur in der iranischen Wirtschaft ist. Das IRGC hat seine eigenen gewalttätigen Schritte gegen Öltanker im Arabischen Golf und die Entführung eines britischen Schiffes in internationalen Gewässern aus Rache für die Beschlagnahme eines iranischen Schiffes voller Öl für Syrien unternommen. Die Revolutionsgarde steht nicht unter staatlicher Kontrolle, und es hat wenig Wirkung, wenn westliche Außenminister streng mit ihren iranischen Gegenparteien sprechen. Die restlichen Parteien sind hauptsächlich religiös wenn sie das iranische Volk betreffen, sind aber im internationalen Bereich relativ bedeutungslos. Es wäre viel klüger gewesen, den Vertrag unberührt zu lassen.

Saudi-Arabien und seine Verbündeten im Golf sind die unerbittlichen Feinde der Iraner. Dies hat viel mit dem sunnitischen (Saudi et al.) versus schiitischen (Iran und nordarabische Staaten) Konflikt im Islam zu tun. Die Saudis haben die Unterstützung von US-Präsident Trump und seinem Schwiegersohn erhalten und fühlen sich stark genug, um militärische und wirtschaftliche Maßnahmen ohne Rücksicht auf andere internationale Meinungen zu ergreifen. Dies trägt viele der Merkmale des Völkerbundes zwischen den beiden Weltkriegen.

Es gibt jedoch gute Nachrichten aus dem Sektor Emerging Markets, insbesondere aus dem asiatischen Raum, wo gute Fondsmanager mit leistungsfähigen Analysten inzwischen gute nachhaltige Renditen erzielen. In einem immer komplexer werdenden Investmentmarkt ist es unerlässlich, nur solche Fondsmanager einzusetzen, die über angemessene Unternehmensanalyseteams verfügen und Entscheidungen nach Bottom-up- und Top-down-Kriterien treffen können. Es gibt viele ausgezeichnete Unternehmen, in die man investieren kann. Die großen US-amerikanischen und europäischen Unternehmen werden von mehreren Analystenteams begleitet und können keinen Schritt machen, ohne eine Reaktion hervorzurufen. Kleinere, nicht-amerikanische und europäische Unternehmen haben weitaus weniger Analysten, die sie beobachten und lassen daher mehr Raum für wertvolle Research Ergebnisse.

Die japanische Wirtschaft schreitet leise auf ihrem eigenen Weg voran. Die westlichen Wirtschaftsmächte beklagen die zunehmende „Japanisierung“ ihrer Volkswirtschaften. Die japanische Zentralbank unterstützt ihre Binnenwirtschaft jedoch seit vielen Jahren mit niedrigen Zinsen und ausreichender finanzieller Liquidität. Dazu gehörten der Kauf von japanischen Staatsschulden und die Aktien vieler großer japanischer Unternehmen. Der zweitgrößte Inhaber der japanischen Staatsverschuldung ist die allgegenwärtige Hausfrau Frau Watanabe, es ist unwahrscheinlich, dass diese Investoren jemals ihre Investitionen abladen wollen, und Japanpapier wird daher, obwohl relativ wenig aufregend, eine stetige Rendite erzielen. Diese Maßnahmen haben zwar nicht zu einer hohen Wachstumsrate geführt, aber sie haben die Rentabilität der Unternehmen gefördert und die japanischen Unternehmen sind inzwischen gesund.

Die chinesische Wachstumsrate hat sich leicht auf 6,2% reduziert. Aber die chinesische Regierung arbeitet daran, die Richtung der Wirtschaft zu ändern, die Inlandsverschuldung zu reduzieren und die inländische Abhängigkeit von Krediten aus dem einregulierten Bankensektor zu verringern. Die US-Zölle haben nur eine begrenzte Wirkung, da die meisten Waren, wie z.B. Agrarrohstoffe, die die Chinesen früher in den USA gekauft haben und die jetzt Gegenstand von Rachezöllen sind, aus anderen Ländern gekauft werden. Ausländische Autokonzerne, insbesondere solche mit Fabriken in China und solchen, die billigere Modelle verkaufen, leiden jedoch stark unter der abschwächenden Nachfrage nach ihren Fahrzeugen. Ich vermute, dass dies wahrscheinlich vorübergehend sein wird, da sich die Wirtschaft an die neue Kreditpolitik des Staates gewöhnt. Auch hier liegt der Schwerpunkt auf der Investition in chinesische Unternehmensrisiken, da die Analysten sehr gut ausgebildet und erfahren sind.

Es gibt noch immer wichtige Diskussionen über den Unterschied zwischen passiven Anlagen wie ETFs, die aktiv einem realen oder künstlichen Index folgen, und aktiven Anlagen wie verwalteten Fonds. Passive Fonds haben theoretisch niedrigere Kosten, da sie keine Front-End-Gebühren und keine Managementgebühren haben, sie haben jedoch die Kosten für den Wechsel ihrer Anlagen, wenn sich die Indizes ändern, obwohl diese Kosten selten, wenn überhaupt, veröffentlicht werden. Aktiv verwaltete Fonds, insbesondere bei sorgfältiger Analyse und gutem Management, haben den Vorteil, dass sie eine positive Marge gegenüber einem Index, bekannt als Alpha, erzielen. In der Regel werden sie nach allen Gebühren und Abgaben netto verglichen. Ein kundenorientiertes Portfolio von aktiv verwalteten Fonds dürfte sich daher besser entwickeln als ein Portfolio von Supermarkt-Indexfonds. Ich glaube fest daran, mittelfristig „Alpha“ zu suchen und unkorrelierte Strategien in Portfolios mit überdurchschnittlichen Renditen zu kombinieren.

Der Schlüssel zu erfolgreichen und profitablen Investitionen auf den Fondsmärkten liegt in der vorausschauenden Planung, der Bewältigung von Finanzstürmen und der Verwendung der besten Qualitätsmanager, die konsistentes Alpha liefern und nicht alle, so weit wie möglich, in dieselben Aktien und Strategien investieren, um so eine „Bündelung“ von Risiken zu vermeiden.

Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist keine Garantie für die zukünftige Rentabilität.

John Townsend berät Kunden bei ihren Anlageportfolios für Matz-Townsend Finanzplanung. Er ist Fellow des Chartered Institute for Securities and Investment in London.

(Townsend@insure-invest.de)

John Townsend’s Anlagemeinungen 03 Januar 2019

„Wall Street Indizes prognostizierten neun der letzten fünf Rezessionen“

der verstorbene Nobelpreisträger Paul Samuelson

In den letzten drei Monaten des Jahres 2018 erlebten wir eine deutliche Korrektur an den globalen Aktien- und Anleihenmärkten. Es liegt in der Natur eines in Panik geratenen Marktes, vor allem eines, der durch das Handeln von böswilligen Politikern angeheizt wird, dass es zu schweren Überreaktionen kommen wird. Ende 2018 kam es zu einer solchen Panik, verbunden mit einem vermeidbaren Handelskrieg mit China, von dem die USA wahrscheinlich nicht profitieren werden, einer erwarteten Verlangsamung des chinesischen Wachstums von 6,6% auf „nur“ 6%, einem britischen Austritt aus der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, ohne triftigen Grund außer Fremdenfeindlichkeit und einer vagen, wenn auch möglicherweise unbegründeten Hoffnung, dass andere außereuropäische Länder eingreifen werden, um die unvermeidliche Handelslücke zu schließen. Dies führt zum langsamen Selbstmord einer einst stolzen Wirtschaft und eines politischen Systems und zu ihrem Abstieg  in relative Vergessenheit.

All dies führte trotz einer globalen Wachstumsrate von rund 3,7% im Jahr 2018 dazu, dass umkämpfte Händler, die vor allem darauf warteten, ihre Handelspositionen zu Weihnachten und zum Jahreswechsel abzuschneiden, stark überreagierten. Etwas, das 2019 zu einer Erholung führen wird.

Es wurde eine Korrektur zum Jahresende erwartet. Die entwickelten Volkswirtschaften hatten rund 10 Jahre Wachstum erlebt und ein tiefer Atemzug war angesagt. Ebenso befinden sich die Weltwirtschaften in ihren Konjunkturzyklen in einem späten Stadium, wenn auch noch nicht am Ende, basierend auf den Erfahrungen der Geschichte. Die Marktstimmung ist nicht vorhersehbar, und wenn ein unkluger US-Präsident seinem Bauchgefühl folgt, das auf den Berichten von Fox-News und nicht auf dem Rat seiner eigenen Berater beruht, führen die Aussagen, die durch unüberlegte Twitter-Ankündigungen verursacht werden, zwangsläufig zu negativen Ergebnissen.

Doch die Wirtschaft der USA und Chinas ist stark und wächst, eine Rezession ist dort vielleicht noch nicht in Sicht. In den USA trug eine umfangreiche Steuererleichterung dazu bei, die Unternehmensgewinne vorerst zu steigern, was sich jedoch nicht wiederholen dürfte. Präsident Trump macht die Erhöhung der US-Zinsen um 0,25% für eine zukünftige Wachstumsschwäche verantwortlich.  In China hat die Regierung erkannt, dass eine Entspannung der Kreditverfügbarkeit in der Vergangenheit zum Wachstum beigetragen hat  aber in Gefahr läuft, zu weit zu gehen. Es findet deshalb ein hartes Durchgreifen der Kreditvergabe im Privatsektor und durch die Sekundärbanken statt, was zu Unsicherheit auf Seiten des verarbeitenden Gewerbes führt, das sich Sorgen um die Finanzierung künftiger Handels- und Investitionstätigkeiten macht. Auch hier wird 2019 eine neue Balance gefunden.

In Europa wird die Unsicherheit nicht nur durch den Brexit verursacht. Woher künftig  die Milliarden nehmen, die das Vereinigte Königreich in der Vergangenheit an Europa gezahlt hat, um verschiedene Programme und die immer bedürftigen südlichen „Olivenöl“-Länder zu unterstützen? Auch Italien und Frankreich beginnen Anzeichen einer Konjunkturabschwächung zu zeigen. Die französische Regierung versucht, Gegenmaßnahmen zu ergreifen, wird aber mit vorhersehbaren gewalttätigen Demonstrationen konfrontiert. In Italien will eine neue populistische Regierung nicht einmal über finanzielle haushaltspolitische Geradlinigkeit diskutieren, und die italienische Wirtschaft dürfte im kommenden Jahr Anlass zur Sorge geben.

Die Schwellenländer sind in hohem Maße von der Nachfrage nach ihren Gütern aus den entwickelten Ländern abhängig. Sie arbeiten hart daran, eine gewisse Interdependenz aufzubauen, obwohl ein Rückgang der entwickelten Märkte zweifellos zu einer wirtschaftlichen Verlangsamung führen wird.

Die globalen Investmentmärkte werden sich von der aktuellen Panik erholen, weil leitende Börsenhändler  ihre Arbeit zu Beginn des Jahres wieder aufnehmen. Es wird eine Zeit der Ruhe geben, aber die Gefahr einer Rezession ist nicht mehr fern, und die Portfolios sollten durch zusätzliche Vielfalt stabilisiert werden, um den bevorstehenden Turbulenzen zu begegnen.

Deutschland ist seit einigen Jahren das Kraftpaket der europäischen Investmentmärkte, wobei sich die deutschen Aktienmärkte  jedoch weitgehend auf Maschinenbau- und Technologieunternehmen konzentriert haben. Diese beiden Sektoren haben stark gelitten, da das Vertrauen der institutionellen Anleger nachgelassen hat. Der Dieselskandal, von dem viele, wenn nicht die meisten Automobilhersteller betroffen sind  und die abnehmende Unterstützung durch die lokalen Politiker geben Anlass zur Sorge um die Rentabilität, wenn auch nicht um das tatsächliches Überleben. Technologieaktien waren aufgrund der allgemeinen Besorgnis über diesen Sektor in einem globalen Sektor betroffen. Lassen Sie mich klarstellen: Sowohl im deutschen Maschinen- als auch im Technologiesektor liegt eine sehr gute Zukunftschance  und die Investoren täten gut daran, auch hier auf ihren Händen zu sitzen, bis das Unwohlsein vorbei ist.

Fonds mit gemischten Strategien waren traditionell ein sicherer Hafen zur Risikominderung, aber gerade dieser Sektor mit gemischten Strategien hat in der vergangenen Krise auch einen unerwarteten Schlag erlitten. 2019 sollte der Anteil eines Portfolios, das auf Aktien entfällt  reduziert werden. Frühere akademische Studien haben jedoch gezeigt, dass es in einem durchschnittlichen Jahr nur etwa acht bis zehn Tage gibt, die den Investoren ein starkes Wachstum bieten. Wenn diese Tage verpasst werden, wird ein Portfolio nur minimale, aber positive Renditen aufweisen. Im gleichen Durchschnittsjahr gibt es in der Regel nur etwa fünf oder sechs Tage, an denen schwerere Schäden auftreten. Niemand kann im Voraus sagen, welche die profitablen oder verlorenen Tage sind. Die Botschaft ist, dass die Anleger investiert bleiben und Geduld haben müssen.

Auch eine Anlage in Barmittel ist langfristig nicht ratsam. Die Inflationsraten steigen und eine Investition muss mehr verdienen als die Inflationsrate, derzeit 1,8% in Deutschland, damit Anleger und Sparer die Kaufkraft ihres Geldes behalten können.

Die letzte wirtschaftliche Rezession vor Beginn des nächsten Zyklus ist nun voraussichtlich im Jahr 2020 zu erwarten, nachdem sie durch die Turbulenzen der aktuellen Marktverwerfung aufgeschoben wurde. Der Zeitpunkt ist nicht genau vorhersehbar, da das Ereignis ausführlich diskutiert wurde, was möglicherweise zu einem Schritt in Erwartung der Realität führen könnte. Einige der „Experten“, die den schweren Crash 2007/9 vorhergesagt haben, treffen auch jetzt ihre Vorhersagen, die jedoch teilweise dadurch relativiert werden sollten.  Viele Experten werden nach dem einen Ereignis beurteilt, dass sie möglicherweise vorhergesehen haben, und nicht nach dem, was sie nicht vorhergesehen haben.

Zu den Sektoren, denen man in 2019 folgen sollte, gehören diejenigen, in denen sich die Stimmung im Jahr 2018 gegen sie gewendet hat. Das sind Deutschland, China, Japan und die Technologie. Die US-Aktienmärkte sind überbewertet, was vor allem darauf zurückzuführen ist, dass sie von großen lokalen Finanzinstituten unterstützt werden. Dies bietet ihnen ein unzureichendes Preis-Leistungs-Verhältnis und eine Pufferung bei einem Abwärtstrend.

Die Schwellenländer sind darauf angewiesen, dass effiziente Unternehmen an starke Volkswirtschaften verkaufen, solange die chinesischen, europäischen und US-amerikanischen Märkte weiterhin prosperieren und auch angemessene Renditen bieten. Die New Frontier Märkte, diejenigen, in denen die Länder zu klein sind, um selbst als Schwellenländer zu gelten, können Zufalls-Renditen erzielen, aber in einem  sehr volatilen Umfeld wo die Risiken und die  geringe Liquidität ihrer Investitionen jedoch immer gefährlicher werden.

Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist keine Garantie für die zukünftige Rentabilität.

John Townsend berät Kunden bei ihren Anlageportfolios für Matz-Townsend Finanzplanung. Er ist Fellow des Chartered Institute for Securities and Investment in London.

(Townsend@insure-invest.de)

 

Anlagemeinungen Dezember 2017

„Ich habe eiserne Prinzipien. Wenn sie Ihnen nicht gefallen, habe ich auch noch andere.“ Groucho Marx

 

Präsident Trump hat endlich die erste Maßnahme seiner Präsidentschaft auf den Weg gebracht, das Steuerreformgesetz. In seiner Welt der Superlative handelt es sich dabei selbstredend um die größte und beste Steuersenkung schlechthin. Die Wirklichkeit sieht anders aus; es hat andere größere Steuersenkungen gegeben, aber das ist jetzt auch egal. Die aktuelle Steuerkürzung, die auf geliehenem Geld basiert, ist gefährlich und ein Beweis dafür, dass weder der Präsident noch seine ihn umgebenden Kriecher Ahnung von der wirtschaftlichen Realität haben. Die neue Maßnahme wird als Weihnachtsgeschenk für alle Amerikaner bezeichnet; vielleicht sollte noch etwas in Klammern hinzugefügt werden, und zwar “Amerikaner wie Herr Trump”. Bedauerlicherweise haben die meisten Mittelschicht-Amerikaner keine Ahnung, ob sie 2018 besser wegkommen werden, da die Kürzungen ihrer Steuerabgaben alles andere als transparent sind. Die anderen Erfolge von Herrn Trump lagen darin, grundsätzlich alles rückgängig zu machen, was mit dem Namen Obama verbunden ist, gleichgültig ob es den Bürgern der Vereinigten Staaten zugute kam oder nicht. Wir müssen uns ständig daran erinnern, dass er der gesetzlich gewählte Präsident des Landes ist, und bis sich das ändert, ist das der Preis, den wir für die Demokratie bezahlen müssen. Der Einfluss Amerikas auf globaler Ebene hat sowohl im wirtschaftlichen wie auch im diplomatischen Bereich schwer gelitten.

Für Anleger war 2017 ein profitables Jahr, wenn auch kaum vorhersehbar und mit sehr hohem Schwankungsgrad. Die niedrigen, eigentlich nahezu bei Null befindlichen Zinssätze in den Vereinigten Staaten von Amerika und Europa haben Aktiengesellschaften dazu verleitet, sich und jegliche Erträge ihrer Investitionen durch Kredite zu finanzieren. Solch eine Nachfrage führt bei den Investoren dazu, dass sie bei der Qualität viel größere Abstriche machen als früher, was wiederum zu einer Reihe irrationaler Finanzblasen (besonders mit Ramschanleihen und ertragsstarken Anleihen) führt. Die vielleicht offensichtlichste Blasen-Investition ist Bitcoin, dessen Preis von 1.000 US-Dollar im Januar auf etwa 19.000 US-Dollar im November stieg und jetzt bei ca. 11.000 US-Dollar liegt. Dieser massive Preisanstieg des Bitcoin ist seltsam, da es sich beim Bitcoin-Markt um einen gänzlich unregulierten Markt ohne Substanz und ohne Aufsichtsorgan, das darauf achtet, dass kein Missbrauch betrieben wird, handelt. Das erinnert an die Londoner Südseeblase oder den Amsterdamer Tulpen- und Blumenzwiebel-Boom. Ursprünglich war der Bitcoin als alternative Währung gedacht, was in der Panik aber untergegangen ist. Die wichtigsten Bitcoin-Produzenten (genannt “Miner”, zu deutsch: “Bergarbeiter”) sitzen in Russland und der Ukraine. Bei der Produktion von Bitcoins handelt es sich um ein teures und hochgradig technisches System. Kontrolle gibt es trotz vieler Bemühungen keine. Es gibt in den USA jetzt einen neuen Terminmarkt für Bitcoins, was in der Vergangenheit in der Regel der Vorbote für Marktkatastrophen war. Die Investoren beglückwünschen sich im Moment vielleicht gerade gegenseitig zu den hohen Preisen ihrer Bitcoins, aber wenn der Markt schwächer wird, werden sie keine Käufer dafür finden, so dass ihre Investition rasch wertlos wird. Die älteren Semester unter Ihnen erinnern sich sicher noch an die Dotcom-Zeit. Der einzig richtige Ratschlag ist wirklich, die Finger davon zu lassen, außer man legt es darauf an, sein Geld in Märkten anzulegen, die riskanter sind als chinesische Pferderennen.

Andere seltsame Bereiche sind ETFs. Darüber habe ich schon geschrieben. Der Markt für börsennotierte Fonds (engl.: exchange traded funds) begann, den Kapitalanlegern zu erlauben, nach Belieben Aktieninvestitionen schnell zu erhöhen oder zu verkaufen. Seither ist der Markt explodiert und sogar Privatanleger wurden in Produkte hineingezogen, die sie nicht verstehen und auch nicht verstehen können und von denen sie vage vernommen haben, dass wenig Kosten auf sie zukommen werden. In Wirklichkeit hinken ETFs den Märkten, denen sie eigentlich folgen sollten, hinterher und da ihre Investitionen im Grunde nicht zielgerichtet sind, verfügen sie weder über eine Unternehmensanalyse oder -führung, noch über einen erfahrenen Manager, der eine Risikoverteilung vornimmt. Dieser Markt, auch wenn er nicht ganz so schlecht ist wie der Bitcoin-Markt, ist ein Himmelfahrtskommando für private Investoren, wenn sie sich nicht gut beraten lassen.

Wir können die Blaseninvestitionen im Technologie-Sektor sehen. Unternehmen wie Tesla stellen vielleicht sehr interessante Produkte her, aber zu einem Preis, der viel höher ist, als der, zu dem sie ihre Autos verkaufen können. Gerade haben sie wieder einen Rekordverlust bekanntgegeben und eingestanden, dass sie mit der Produktion ordentlich hinterherhinken. Dabei handelt es sich noch immer um ein gutes Unternehmen im Vergleich zu anderen, die gerade großen Anklang bei den Anlegern finden. Tatsächlich gibt es gute und profitable Technologie-Unternehmen im FANG-Sektor (FANG = Facebook, Amazon, Netflix und Google), aber es gibt auch eine ganze Menge Unrat, welcher seine Anleger recht sicher im Regen stehen lässt, sobald die Begeisterung nachlässt.

Die Zinssätze weltweit werden wohl nicht mehr viel weiter fallen. Das Ende des Quantitative-Easing-Programms (QE-Programm) wird in den Vereinigten Staaten und Europa spürbar. Die amerikanischen Zinssätze haben etwas zu steigen begonnen und das QE-Programm wird langsam zurückgefahren, aber die amerikanische Unternehmensprofitabilität und -effizienz sollte das in ihrer aktuellen Form gut wegstecken können, so dass nicht davon auszugehen ist, dass die Aktienpreise davon beeinträchtigt werden. In Europa hat der Chef der Europäischen Zentralbank Herr Draghi allerdings ein Problem. Er weiß, dass das QE-Programm zurückgeschraubt werden muss, um die Bilanz der Zentralbank zu verringern, und dass die Zinssätze anfangen müssen zu steigen. Allerdings weiß Herr Draghi – als guter Italiener – auch, dass die leistungsschwache italienische Wirtschaft und die ineffizienten italienischen Banken in Kombination mit den massiven Staatsschulden keine höheren Zinssätze verkraften können. Diese müssen also so gut wie möglich niedrig gehalten werden. Jedoch sieht es nicht danach aus, dass Italien effizienter oder disziplinierter wird und seine Schulden zurückzahlt, so dass in naher Zukunft die nächste Krise bereits vorprogrammiert ist.

Der Anstieg an den Aktienmärkten basiert hauptsächlich auf der Tatsache, dass die meisten dieser Märkte vor zehn Jahren starke Rückgänge sehen ließen. Die meisten gewinnbringenden Unternehmen blieben profitabel und bei den gegenwärtig künstlich niedrigen Zinssätzen warten die Investoren vergeblich auf positive Erträge.

Die amerikanischen Aktienmärkte sind im Moment stark, da sie die notwendigen Schritte zur Verbesserung ihrer Effizienz unternommen haben. Die Trump-Maßnahmen zur Steuerminderung haben natürlich ihren Teil dazu beigetragen, aber diese wurden im Allgemeinen abgezogen. Der amerikanische Technologie-Sektor boomt und der Hausbau hat erneut das Vertrauen dahingehend gestärkt, dass mit einem Lohnzuwachs in allen Bereichen von den niedrigeren bis zu den höheren Einkommen zu rechnen ist. Dazu kommt, dass amerikanische Aktien schon immer an sich hoch im Kurs standen verglichen mit Aktien anderswo auf der Welt; ihren aktuellen Niveaus sollte nicht zu viel Bedeutung beigemessen werden, besonders da viele amerikanische Rentenfonds und Institutionen ausschließlich in ihre heimischen Märkte investieren.

Europa boomt auch, besonders Nordeuropa. Hier kann man von einem Goldlöckchen-Zustand sprechen, in dem sich alles “gerade richtig” anfühlt, und viele Unternehmen sind profitabel und wachsen. Die Wirtschaftssysteme von Frankreich und Spanien verfügen auch über Anzeichen von Stärke, obwohl Südosteuropa noch immer deutlich von der Großzügigkeit seiner nördlicheren Nachbarn abhängig ist. Solange Investoren sich auf Fondsmanager verlassen, die profitable Unternehmen aus den nordeuropäischen Staaten herauspicken können, ist Europa nach wie vor ein solider Platz für Investitionen.

Ein Jahrzehnt voller Anreize hat den asiatischen Märkten geholfen, schließlich ihren Schwung wiederzufinden, hat aber auch zu Spekulationen geführt. Japan hat jetzt begonnen, neues Vertrauen in sowohl die Computer- als auch die kleinen Unternehmenssektoren zu fassen, die ausländische Investoren nur zögerlich für sich genutzt haben. Das hat sich jetzt geändert, besonders weil genau diese ausländischen Anleger einen Gewinn aus dem Geld generieren müssen, das sich in ihrer Kontrolle befindet. Der japanische Markt sieht sehr vielversprechend aus. Indien entwickelt sich auch immer mehr zu einer profitablen Investition. Von den ursprünglichen BRIC-Ländern (BRIC = Brasilien, Russland, Indien und China) sehen Indien und China am besten aus, Indien vielleicht ein wenig besser als China. Von den anderen beiden sollte man besser die Finger lassen, bedenkt man wie gebeutelt sie von Korruption und versagender Unternehmensführung sind.

Manche Immobilienmärkte befinden sich mehr oder weniger im Aufschwung, die australischen Hauspreise sind auf sehr niedrige Zinssätze zurückzuführen, wobei im Laufe der letzten fünf Jahre Sydneys Hauspreise um fast 70 Prozent und Melbournes um 57 Prozent gestiegen sind. Es gibt alle Anzeichen für eine Blase, die spätestens dann platzt, wenn die Zinssätze zu steigen beginnen und die Nachfrage durch chinesische Anleger wegfällt. Das Gleiche gilt für die Immobilienmärkte in Hongkong, wo die Preise für Wohnungen seit 2008 um über 180 Prozent gestiegen sind. Die chinesische Zentralbank geht resolut gegen übermäßige Kreditvergabe durch Banken aus der zweiten Reihe vor und die Fähigkeit der normalen chinesischen Investoren, in der Monopolwelt von Hongkong mitzumischen, wird drastisch verringert, etwas, das noch verschlimmert wird, wenn die US-Dollar-Zinssätze wieder steigen.

Der fast verzweifelte Kampf, Erlöse aus Investitionen zu erzielen, hat dazu geführt, dass viele Banken, Institutionen und Fonds höhere Risiken eingegangen sind und in Schulden von Unternehmen und Ländern investiert haben, die sie andernfalls niemals in Betracht gezogen hätten. Reichlich Liquidität ist die einzige Antwort; dieser Meinung sind nicht nur die traditionellen Märkte, sondern auch der chinesische Finanzsektor. Vernünftige Kreditvergabe und wahrscheinlich wohlüberlegte Reserve-Positionen werden ignoriert, so dass die Anleger ihre Fondsmanager wieder genau beobachten müssen, um zu sehen, welche von ihnen risikoarme Strategien verfolgen und welche lediglich auf Erträge auf Kosten von Qualität aus sind. Es sollte erwähnt werden, dass die Zunahme an ertragsstarken Anleihen (in den 1980ern als Schrottanleihen bekannt) recht wahrscheinlich zu den ersten Opfern eines neuen Realismus gehören wird.

Der Markt für Multi-Vermögenswert-Investitionen hat begonnen, sich zu bewähren, besonders zu einer Zeit, in der Aktienschwankungen und dadurch die enthaltenen Risiken gestiegen sind. Die zunehmende Inflation und die steigenden Zinssätze, wenngleich nur langsam steigend, machen es für Investoren notwendig, neue Möglichkeiten zur Diversifikation aufzutun. Fonds, die in Aktien investieren, aber auch in Schulden mit festem oder schwankendem Zinssatz, Rohstoffe und Währungen, gehören alle in diese Kategorie, solange Fondsmanager in der Vergangenheit bewiesen haben, dass sie mit solchen Strategien umgehen können. Manche Ansätze, besonders solche, die nicht transparent sind, haben bedauerlicherweise komplett versagt – und genau deshalb ist es so wichtig, seinen Fondsmanager genau unter die Lupe zu nehmen.

2018 wird es in Deutschland Steueränderungen geben, die sich ein klein wenig auf Privatanleger auswirken werden, aber welche zusammen mit den neuen MiFID-II-Regelungen die Menge und Klarheit der Informationen, die von Zwischenhändlern und Fondsmanagern herausgegeben werden müssen, steigern werden. Das ist nichts, was einem Sorgen machen müsste, und wird hoffentlich die Gefahren von Fehl-Verkäufen an unguten Investitionen etwas abmildern. Die Tage von Fehl-Verkäufen an die alten und doofen (‘A&D’) Kunden durch deutsche Banken im Besonderen sind glücklicherweise gezählt.

Die globalen Aktienmärkte bergen noch immer ordentlich Potential, solange Investitionen vorsichtig und mit der angebrachten Bedacht und Analyse erfolgen. Diese Märkte werden zunehmend Schwankungen unterliegen, da die Institutionen nervös werden. Man kann einen plötzlichen Atomkrieg oder eine andere heftige Unstimmigkeit, zum Beispiel zwischen den USA und Nordkorea nicht aus der Rechnung herausnehmen, der unter den unerfahrenen “16-jährigen institutionellen Händlern” finanzielle Unstimmigkeiten hervorrufen würde, aber Krisen bei Bitcoin, Blockchain und den Technologie-Aktien werden eher nicht für einen folgenschweren Überraschungsmoment sorgen und eine totale Panik wie in 2007/2008 auslösen. Es zahlt sich aus, achtsam und vorsichtig zu sein.

Die vergangene Performance ist keine Garantie für zukünftige Profitabilität.

 Für Matz-Townsend Finanzplanung steht John Townsend Kunden bei der Planung ihrer Investmentportfolios beratend zur Seite.

Er ist ein Fellow (FCSI) des Chartered Institute of Securities and Investment in London.

(Townsend@insure-invest.de)

Aus dem Englischen von Magdalena Mandl

Anlagemeinungen Dezember 2017

„Ich habe eiserne Prinzipien. Wenn sie Ihnen nicht gefallen, habe ich auch noch andere.“ Groucho Marx

Präsident Trump hat endlich die erste Maßnahme seiner Präsidentschaft auf den Weg gebracht, das Steuerreformgesetz. In seiner Welt der Superlative handelt es sich dabei selbstredend um die größte und beste Steuersenkung schlechthin. Die Wirklichkeit sieht anders aus; es hat andere größere Steuersenkungen gegeben, aber das ist jetzt auch egal. Die aktuelle Steuerkürzung, die auf geliehenem Geld basiert, ist gefährlich und ein Beweis dafür, dass weder der Präsident noch seine ihn umgebenden Kriecher Ahnung von der wirtschaftlichen Realität haben. Die neue Maßnahme wird als Weihnachtsgeschenk für alle Amerikaner bezeichnet; vielleicht sollte noch etwas in Klammern hinzugefügt werden, und zwar “Amerikaner wie Herr Trump”. Bedauerlicherweise haben die meisten Mittelschicht-Amerikaner keine Ahnung, ob sie 2018 besser wegkommen werden, da die Kürzungen ihrer Steuerabgaben alles andere als transparent sind. Die anderen Erfolge von Herrn Trump lagen darin, grundsätzlich alles rückgängig zu machen, was mit dem Namen Obama verbunden ist, gleichgültig ob es den Bürgern der Vereinigten Staaten zugute kam oder nicht. Wir müssen uns ständig daran erinnern, dass er der gesetzlich gewählte Präsident des Landes ist, und bis sich das ändert, ist das der Preis, den wir für die Demokratie bezahlen müssen. Der Einfluss Amerikas auf globaler Ebene hat sowohl im wirtschaftlichen wie auch im diplomatischen Bereich schwer gelitten.

Für Anleger war 2017 ein profitables Jahr, wenn auch kaum vorhersehbar und mit sehr hohem Schwankungsgrad. Die niedrigen, eigentlich nahezu bei Null befindlichen Zinssätze in den Vereinigten Staaten von Amerika und Europa haben Aktiengesellschaften dazu verleitet, sich und jegliche Erträge ihrer Investitionen durch Kredite zu finanzieren. Solch eine Nachfrage führt bei den Investoren dazu, dass sie bei der Qualität viel größere Abstriche machen als früher, was wiederum zu einer Reihe irrationaler Finanzblasen (besonders mit Ramschanleihen und ertragsstarken Anleihen) führt. Die vielleicht offensichtlichste Blasen-Investition ist Bitcoin, dessen Preis von 1.000 US-Dollar im Januar auf etwa 19.000 US-Dollar im November stieg und jetzt bei ca. 11.000 US-Dollar liegt. Dieser massive Preisanstieg des Bitcoin ist seltsam, da es sich beim Bitcoin-Markt um einen gänzlich unregulierten Markt ohne Substanz und ohne Aufsichtsorgan, das darauf achtet, dass kein Missbrauch betrieben wird, handelt. Das erinnert an die Londoner Südseeblase oder den Amsterdamer Tulpen- und Blumenzwiebel-Boom. Ursprünglich war der Bitcoin als alternative Währung gedacht, was in der Panik aber untergegangen ist. Die wichtigsten Bitcoin-Produzenten (genannt “Miner”, zu deutsch: “Bergarbeiter”) sitzen in Russland und der Ukraine. Bei der Produktion von Bitcoins handelt es sich um ein teures und hochgradig technisches System. Kontrolle gibt es trotz vieler Bemühungen keine. Es gibt in den USA jetzt einen neuen Terminmarkt für Bitcoins, was in der Vergangenheit in der Regel der Vorbote für Marktkatastrophen war. Die Investoren beglückwünschen sich im Moment vielleicht gerade gegenseitig zu den hohen Preisen ihrer Bitcoins, aber wenn der Markt schwächer wird, werden sie keine Käufer dafür finden, so dass ihre Investition rasch wertlos wird. Die älteren Semester unter Ihnen erinnern sich sicher noch an die Dotcom-Zeit. Der einzig richtige Ratschlag ist wirklich, die Finger davon zu lassen, außer man legt es darauf an, sein Geld in Märkten anzulegen, die riskanter sind als chinesische Pferderennen.

Andere seltsame Bereiche sind ETFs. Darüber habe ich schon geschrieben. Der Markt für börsennotierte Fonds (engl.: exchange traded funds) begann, den Kapitalanlegern zu erlauben, nach Belieben Aktieninvestitionen schnell zu erhöhen oder zu verkaufen. Seither ist der Markt explodiert und sogar Privatanleger wurden in Produkte hineingezogen, die sie nicht verstehen und auch nicht verstehen können und von denen sie vage vernommen haben, dass wenig Kosten auf sie zukommen werden. In Wirklichkeit hinken ETFs den Märkten, denen sie eigentlich folgen sollten, hinterher und da ihre Investitionen im Grunde nicht zielgerichtet sind, verfügen sie weder über eine Unternehmensanalyse oder -führung, noch über einen erfahrenen Manager, der eine Risikoverteilung vornimmt. Dieser Markt, auch wenn er nicht ganz so schlecht ist wie der Bitcoin-Markt, ist ein Himmelfahrtskommando für private Investoren, wenn sie sich nicht gut beraten lassen.

Wir können die Blaseninvestitionen im Technologie-Sektor sehen. Unternehmen wie Tesla stellen vielleicht sehr interessante Produkte her, aber zu einem Preis, der viel höher ist, als der, zu dem sie ihre Autos verkaufen können. Gerade haben sie wieder einen Rekordverlust bekanntgegeben und eingestanden, dass sie mit der Produktion ordentlich hinterherhinken. Dabei handelt es sich noch immer um ein gutes Unternehmen im Vergleich zu anderen, die gerade großen Anklang bei den Anlegern finden. Tatsächlich gibt es gute und profitable Technologie-Unternehmen im FANG-Sektor (FANG = Facebook, Amazon, Netflix und Google), aber es gibt auch eine ganze Menge Unrat, welcher seine Anleger recht sicher im Regen stehen lässt, sobald die Begeisterung nachlässt.

Die Zinssätze weltweit werden wohl nicht mehr viel weiter fallen. Das Ende des Quantitative-Easing-Programms (QE-Programm) wird in den Vereinigten Staaten und Europa spürbar. Die amerikanischen Zinssätze haben etwas zu steigen begonnen und das QE-Programm wird langsam zurückgefahren, aber die amerikanische Unternehmensprofitabilität und -effizienz sollte das in ihrer aktuellen Form gut wegstecken können, so dass nicht davon auszugehen ist, dass die Aktienpreise davon beeinträchtigt werden. In Europa hat der Chef der Europäischen Zentralbank Herr Draghi allerdings ein Problem. Er weiß, dass das QE-Programm zurückgeschraubt werden muss, um die Bilanz der Zentralbank zu verringern, und dass die Zinssätze anfangen müssen zu steigen. Allerdings weiß Herr Draghi – als guter Italiener – auch, dass die leistungsschwache italienische Wirtschaft und die ineffizienten italienischen Banken in Kombination mit den massiven Staatsschulden keine höheren Zinssätze verkraften können. Diese müssen also so gut wie möglich niedrig gehalten werden. Jedoch sieht es nicht danach aus, dass Italien effizienter oder disziplinierter wird und seine Schulden zurückzahlt, so dass in naher Zukunft die nächste Krise bereits vorprogrammiert ist.

Der Anstieg an den Aktienmärkten basiert hauptsächlich auf der Tatsache, dass die meisten dieser Märkte vor zehn Jahren starke Rückgänge sehen ließen. Die meisten gewinnbringenden Unternehmen blieben profitabel und bei den gegenwärtig künstlich niedrigen Zinssätzen warten die Investoren vergeblich auf positive Erträge.

Die amerikanischen Aktienmärkte sind im Moment stark, da sie die notwendigen Schritte zur Verbesserung ihrer Effizienz unternommen haben. Die Trump-Maßnahmen zur Steuerminderung haben natürlich ihren Teil dazu beigetragen, aber diese wurden im Allgemeinen abgezogen. Der amerikanische Technologie-Sektor boomt und der Hausbau hat erneut das Vertrauen dahingehend gestärkt, dass mit einem Lohnzuwachs in allen Bereichen von den niedrigeren bis zu den höheren Einkommen zu rechnen ist. Dazu kommt, dass amerikanische Aktien schon immer an sich hoch im Kurs standen verglichen mit Aktien anderswo auf der Welt; ihren aktuellen Niveaus sollte nicht zu viel Bedeutung beigemessen werden, besonders da viele amerikanische Rentenfonds und Institutionen ausschließlich in ihre heimischen Märkte investieren.

Europa boomt auch, besonders Nordeuropa. Hier kann man von einem Goldlöckchen-Zustand sprechen, in dem sich alles “gerade richtig” anfühlt, und viele Unternehmen sind profitabel und wachsen. Die Wirtschaftssysteme von Frankreich und Spanien verfügen auch über Anzeichen von Stärke, obwohl Südosteuropa noch immer deutlich von der Großzügigkeit seiner nördlicheren Nachbarn abhängig ist. Solange Investoren sich auf Fondsmanager verlassen, die profitable Unternehmen aus den nordeuropäischen Staaten herauspicken können, ist Europa nach wie vor ein solider Platz für Investitionen.

Ein Jahrzehnt voller Anreize hat den asiatischen Märkten geholfen, schließlich ihren Schwung wiederzufinden, hat aber auch zu Spekulationen geführt. Japan hat jetzt begonnen, neues Vertrauen in sowohl die Computer- als auch die kleinen Unternehmenssektoren zu fassen, die ausländische Investoren nur zögerlich für sich genutzt haben. Das hat sich jetzt geändert, besonders weil genau diese ausländischen Anleger einen Gewinn aus dem Geld generieren müssen, das sich in ihrer Kontrolle befindet. Der japanische Markt sieht sehr vielversprechend aus. Indien entwickelt sich auch immer mehr zu einer profitablen Investition. Von den ursprünglichen BRIC-Ländern (BRIC = Brasilien, Russland, Indien und China) sehen Indien und China am besten aus, Indien vielleicht ein wenig besser als China. Von den anderen beiden sollte man besser die Finger lassen, bedenkt man wie gebeutelt sie von Korruption und versagender Unternehmensführung sind.

Manche Immobilienmärkte befinden sich mehr oder weniger im Aufschwung, die australischen Hauspreise sind auf sehr niedrige Zinssätze zurückzuführen, wobei im Laufe der letzten fünf Jahre Sydneys Hauspreise um fast 70 Prozent und Melbournes um 57 Prozent gestiegen sind. Es gibt alle Anzeichen für eine Blase, die spätestens dann platzt, wenn die Zinssätze zu steigen beginnen und die Nachfrage durch chinesische Anleger wegfällt. Das Gleiche gilt für die Immobilienmärkte in Hongkong, wo die Preise für Wohnungen seit 2008 um über 180 Prozent gestiegen sind. Die chinesische Zentralbank geht resolut gegen übermäßige Kreditvergabe durch Banken aus der zweiten Reihe vor und die Fähigkeit der normalen chinesischen Investoren, in der Monopolwelt von Hongkong mitzumischen, wird drastisch verringert, etwas, das noch verschlimmert wird, wenn die US-Dollar-Zinssätze wieder steigen.

Der fast verzweifelte Kampf, Erlöse aus Investitionen zu erzielen, hat dazu geführt, dass viele Banken, Institutionen und Fonds höhere Risiken eingegangen sind und in Schulden von Unternehmen und Ländern investiert haben, die sie andernfalls niemals in Betracht gezogen hätten. Reichlich Liquidität ist die einzige Antwort; dieser Meinung sind nicht nur die traditionellen Märkte, sondern auch der chinesische Finanzsektor. Vernünftige Kreditvergabe und wahrscheinlich wohlüberlegte Reserve-Positionen werden ignoriert, so dass die Anleger ihre Fondsmanager wieder genau beobachten müssen, um zu sehen, welche von ihnen risikoarme Strategien verfolgen und welche lediglich auf Erträge auf Kosten von Qualität aus sind. Es sollte erwähnt werden, dass die Zunahme an ertragsstarken Anleihen (in den 1980ern als Schrottanleihen bekannt) recht wahrscheinlich zu den ersten Opfern eines neuen Realismus gehören wird.

Der Markt für Multi-Vermögenswert-Investitionen hat begonnen, sich zu bewähren, besonders zu einer Zeit, in der Aktienschwankungen und dadurch die enthaltenen Risiken gestiegen sind. Die zunehmende Inflation und die steigenden Zinssätze, wenngleich nur langsam steigend, machen es für Investoren notwendig, neue Möglichkeiten zur Diversifikation aufzutun. Fonds, die in Aktien investieren, aber auch in Schulden mit festem oder schwankendem Zinssatz, Rohstoffe und Währungen, gehören alle in diese Kategorie, solange Fondsmanager in der Vergangenheit bewiesen haben, dass sie mit solchen Strategien umgehen können. Manche Ansätze, besonders solche, die nicht transparent sind, haben bedauerlicherweise komplett versagt – und genau deshalb ist es so wichtig, seinen Fondsmanager genau unter die Lupe zu nehmen.

2018 wird es in Deutschland Steueränderungen geben, die sich ein klein wenig auf Privatanleger auswirken werden, aber welche zusammen mit den neuen MiFID-II-Regelungen die Menge und Klarheit der Informationen, die von Zwischenhändlern und Fondsmanagern herausgegeben werden müssen, steigern werden. Das ist nichts, was einem Sorgen machen müsste, und wird hoffentlich die Gefahren von Fehl-Verkäufen an unguten Investitionen etwas abmildern. Die Tage von Fehl-Verkäufen an die alten und doofen (‘A&D’) Kunden durch deutsche Banken im Besonderen sind glücklicherweise gezählt.

Die globalen Aktienmärkte bergen noch immer ordentlich Potential, solange Investitionen vorsichtig und mit der angebrachten Bedacht und Analyse erfolgen. Diese Märkte werden zunehmend Schwankungen unterliegen, da die Institutionen nervös werden. Man kann einen plötzlichen Atomkrieg oder eine andere heftige Unstimmigkeit, zum Beispiel zwischen den USA und Nordkorea nicht aus der Rechnung herausnehmen, der unter den unerfahrenen “16-jährigen institutionellen Händlern” finanzielle Unstimmigkeiten hervorrufen würde, aber Krisen bei Bitcoin, Blockchain und den Technologie-Aktien werden eher nicht für einen folgenschweren Überraschungsmoment sorgen und eine totale Panik wie in 2007/2008 auslösen. Es zahlt sich aus, achtsam und vorsichtig zu sein.

Die vergangene Performance ist keine Garantie für zukünftige Profitabilität.

Für Matz-Townsend Finanzplanung steht John Townsend Kunden bei der Planung ihrer Investmentportfolios beratend zur Seite.

Er ist ein Fellow (FCSI) des Chartered Institute of Securities and Investment in London.

(Townsend@insure-invest.de)

 Aus dem Englischen von Magdalena Mandl

John Townsend’s Anlagemeinungen Juni 2017

Henry Ford hatte recht. Wenn eine Volkswirtschaft florieren soll, müssen die Arbeiter in der Lage sein, die Produkte, die sie produziert haben, zu kaufen. Das gilt sowohl für globale als auch nationale Volkswirtschaften. – John Sweeney

 

Trotz all der Geschehnisse auf der politischen Bühne ist gerade jetzt ein hervorragender Zeitpunkt, um in Aktien zu investieren. Die Finanzkrise ist 10 Jahre her und die Unternehmen werfen wieder Profit ab und investieren. Der internationale und inländische Handel läuft wieder und es gibt keinen Grund mehr – wirklich gar keinen – weiterhin in Märkte mit festverzinslichen Wertpapieren zu investieren oder sein Geld auf der Bank zu lassen, wo die Erträge negativ sind. Investitionen in Immobilien zum Vermieten, die sich in oder nahe großer Städte befinden, sind ungeheuer teuer geworden, unglaublich unflexibel und daher keine profitable Alternative mehr.

Der, der am Lautesten schreit, hat meist am Wenigsten zu sagen. Die Vereinigten Staaten von Amerika verlieren unter Präsident Trump rasch ihre Glaubwürdigkeit als Weltmacht. Die Russen, Chinesen und Saudi-Araber, die die Erfahrung gemacht hatten, dass man sich die Freundschaft und Aufmerksamkeit von Herrn Trump ausgesprochen erfolgreich durch Schmeichelei erwerben kann, stellten jedoch bald fest, dass der Nutzen aus solcher Schöntuerei nur sehr kurzlebig ist. Herr Trump scheint ohne Würde alt zu werden; die Geschichte der Herzkönigin aus Alice im Wunderland („Ab mit dem Kopf!“) oder des Kaisers neue Kleider von Hans Christian Anderson, wo die Höflinge zu viel Angst haben, dem Kaiser zu sagen, dass er nackt ist, passt hier gut. Und dann gibt da es noch die Tragödie von Julius Caesar (ein Stück von Shakespeare), wo der herrische und arrogante Caesar von seinen Höflingen ermordet wird. Jedes dieser Werke weist Parallelen mit dem aktuellen „Hofstaat“ von Trump auf. Die Auswirkungen davon auf die Außenwelt sind allerdings nur gering.

Herr Trumps Ankündigung, die Vereinigten Staaten von Amerika beabsichtigten aus dem Pariser Klimaabkommen auszusteigen, hat viel damit zu tun, dass diese Vereinbarung von seinem Vorgänger Obama verhandelt und unterzeichnet wurde. Es ergibt wirtschaftlich und sozial überhaupt keinen Sinn, aus dem Abkommen auszutreten; ganz im Gegenteil, dieser Schritt lässt zu, dass andere Länder die Lücke, die wirtschaftlich und führungstechnisch durch den US-amerikanischen Austritt entsteht, ausfüllen.

Der US-Präsident hat seine Wahl dem Populismus zu verdanken. Das Ergebnis ist enttäuschenderweise alles andere als populistisch; von den bisher vorgeschlagenen Maßnahmen profitiert ausschließlich die amerikanische Elite. Die nächste große Frage ist, wie die Wahlen in der Mitte seiner Amtszeit die Unterstützung für oder den Druck gegen diesen Präsidenten beeinflussen werden und ob die US-Politiker die Gelegenheit ergreifen und schon vorher auf einen Wechsel an der Spitze bestehen.

Innerhalb des mittelalterlichen Hofstaats des Präsidenten in Washington scheint es insofern Chaos zu geben, dass vom Präsidenten spontan per Twitter politische Aussagen getroffen werden, auch wenn diese den Aussagen und Anstrengungen seiner Minister genau widersprechen. Viele der höheren Regierungspositionen bleiben unbesetzt und es gibt zahlreiche Geschichten über Wutanfälle und Ausraster in den Führungsetagen. Die Politik wird nicht im Weißen Haus gemacht. Einzelne Mitglieder des Senats müssen einfach den richtigen Moment erwischen, um ihre Maßnahmen dem Präsidenten oder seinem Zirkel enger Berater zu präsentieren. Letztendlich passiert allerdings nur wenig oder gar nichts.

Präsident Trump hat in seiner Amtszeit noch keine einzige Erfolgsgeschichte vorzuweisen. Sein Ziel scheint in erster Linie zu sein, die Maßnahmen seines Vorgängers Präsident Obama rückgängig zu machen. Dafür braucht er allerdings die Unterstützung der gesamten Republikanischen Partei – und die hat er schlichtweg nicht. Im Ausland scheint der Höhepunkt gewesen zu sein, als Donald Trump nach seiner Ankunft in Saudi-Arabien vom saudischen König eine große glänzende Medaille verliehen wurde. Anschließend wurde im Prinzip eine Vereinbarung für einen 10-jährigen Waffenvertrag im Wert von 110 Milliarden Dollar unterzeichnet, der gegenwärtig vom Ausschuss für ausländische Beziehungen des Senats blockiert wird, der seine Zustimmung verweigert.

Letztendlich zählt für Investoren nur die Tatsache, dass die US-Wirtschaft gut dasteht und die US-Unternehmen Profit abwerfen. Es hat circa 10 Jahre gedauert, bis die Industrie und der Bankensektor sich von der Marktpanik von 2007 bis 2009 erholt hatten.

Die Niederlage des sogenannten Islamischen Staats oder Daesh in Syrien und dem Irak hat wenig wirtschaftliche Auswirkung, aber es sind mehr Emotionen im Spiel. Im Jahr 2013 wurde in Mossul von Abu Bakr al-Baghdadi – das ist das Pseudonym von Ibrahim Awad Ibrahim al-Badri – ein Kalifat (oder Territorium unter einem islamischen Verwalter) ausgerufen, mit sich selbst als Kalif. Vor seiner endgültigen Niederlage befahl Al-Baghdadi den Daesh-Anhängern, ihre eigenen Kalifate bestehend aus ein, zwei oder drei Personen zu gründen, wo immer sie sich auf der Welt auch befänden. Diesen wurde der Befehl erteilt, Gesellschaft dort, wo sie sich befinden, zu zerstören. Als Waffe ist alles erlaubt, was zur Hand ist. Speziell erwähnt wurden Fahrzeuge, Bomben und Messer. Es werden nur sehr wenige junge Männer und Frauen dem Aufruf folgen, aber manche haben es schon getan und andere werden es noch tun, und die Sicherheitskräfte werden alle Hände voll zu tun haben, besondere Ziele zu überwachen; im Übrigen ist das Hauptziel, die westliche Gesellschaft empfindlich zu treffen.

Der Mythos der arabischen Bruderschaft in der Golfregion wird in Katar offensichtlich, wo das Land von seinen konservativen sunnitischen Nachbarn unter Führung von Saudi-Arabien isoliert und unter Druck gesetzt wird. Ziel ist es, Katar dazu zu zwingen, die Kommunikation mit dem schiitischen Iran abzubrechen und die Freiheit der mehr oder weniger unabhängigen Presse einzuschränken. Die Saudis wurden ermutigt durch die Rückendeckung, die ihnen, wie sie glauben, vom US-Präsidenten mit Unterstützung seines Schwiegersohnes Jared Kushner versprochen wurde, wie kurzlebig diese auch sein mag.

Auch in Europa bietet die Wirtschaft ein positives Bild. Trotz Brexit weisen viele europäische und britische Unternehmen eine erhöhte Profitabilität auf, expandieren und schütten sogar Dividenden aus, was noch besser ist, um die Nachfrage der Investoren nach Risikoaktiva mit positiven Erträgen zu befriedigen. Es gibt wieder wirtschaftliches Wachstum, wenn auch nur teilweise in Deutschland, und in Frankreich ist es unter dem neuen Präsidenten Macron zu erwarten. Unternehmerische Effizienz verbessert sich, wobei die Kosten gering gehalten werden. Das gegenteilige Extrem ist in Italien und Griechenland zu beobachten: Der Druck nach oben bei Gehaltskosten verstärkt die schlechte Konkurrenzposition der Länder zusätzlich. Des Weiteren sind die Bankensysteme von Italien und Spanien in einem sehr prekären Zustand. Diese schwierige Situation kann nur durch eine zweigeteilte europäische Wirtschaft mit zwei separaten Währungen gelöst werden. Außerdem sorgt die anstehende italienische Wahl für Unsicherheit, wo eine populistische und anti-europäische Partei an Stärke gewinnt und nicht ignoriert werden kann.

Im Vereinigten Königreich steht die gegenwärtig regierende konservative Partei nach einer sinnlosen und unglaublich schlecht durchgeführten vorgezogenen Parlamentswahl mit einer Minderheitsregierung da, die im Moment von einer kleinen nordirischen Partei unterstützt wird. Die aktuelle Premierministerin Frau May hat sich gründlich ins eigene Bein geschossen und wird vermutlich nicht mehr viel länger als bis zur Parteiversammlung im Herbst im Amt sein, wo von ihr erwartet werden wird, „das Richtige zu tun“. Und das ist nicht alles: Die aktuelle Regierung ist voll von Charakteren, die man eigentlich im Kindergarten erwarten würde. Auf der anderen Seite wäre es eine Katastrophe, dem Anführer der linksgerichteten Labour Party zu erlauben, das Land mit populistischen Botschaften, die überhaupt keinen wirtschaftlichen Sinn ergeben und sich auf nicht existentes Geld zu gründen scheinen, zu lenken. Frau May hat das Land mit ihrer erstaunlichen Talentfreiheit ins Chaos gestürzt – und zwar zu einer Zeit, wo es sich darauf konzentrieren sollte, wenigstens einen halbherzigen Ausstieg aus der EU zu verhandeln.

Die konservative britische Regierung muss nun die britische Industrie und den Finanzsektor unterstützen – etwas, das sie bei ihren politischen Machenschaften bisher ignoriert hat. Die britische Wirtschaft ist noch immer überraschend stark, aber bei der bedauerlich schwachen Regierung besteht trotzdem Grund zur Sorge.

In China vollziehen sich kleine aber wichtige Veränderungen. Die chinesische Zentralbank geht rigoros dagegen vor, dass Kapital zum Zweck von Auslandsinvestitionen exportiert wird. Gleichzeitig übt sie Druck auf die inländischen sekundären Finanzmärkte aus. Es wird ein Wachstum des chinesischen BIP von zwischen 6,5 und 6,7 % im aktuellen Jahr erwartet.

In der chinesischen Politik gibt es zwei wichtige Entwicklungen. Die erste ist die „Belt and Road“-Initiative, eine Entwicklungsstrategie, die 2013 vom chinesischen Präsidenten Xi Jinping vorgeschlagen wurde. Der Wirtschaftsgürtel Seidenstraße und die maritime Seidenstraße konzentrieren sich auf die wirtschaftlichen Verbindungen zwischen Europa und Asien sowie die über die Ozeane führenden Lieferrouten, Chinas Quelle für notwendige Importe. „Belt and Road“ ist ein langfristiges Projekt und ist Dank der chinesischen Tradition des langfristigen Führungsstils möglich.

Die Infrastruktur-Initiative umfasst hauptsächlich Asien und Europa, aber auch Australasien und Ostafrika; es sollen bis zu 8 Billionen US-Dollar investiert werden und wird sicherstellen, dass China die notwendigen Rohstoffe für seinen Industriesektor importieren kann und die notwendigen Transportmöglichkeiten hat, seine Industrieprodukte zu exportieren. Politik beiseite, die chinesische Industrie hat eine positive Zukunft vor sich.

Die Wirtschaftskrise von 2007 bis 2009 ist vorbei, die globale Wirtschaft hat sich erholt und Unternehmen florieren aus gutem Grund. Es ist absolut nicht sinnvoll, in Regierungsanleihen zu investieren oder sein Geld bei den Banken zu lassen, die entweder negative oder nur sehr geringe Zinssätze zahlen, nicht kundenfreundlich sind und reformiert gehören. Die einzige wirkliche Alternative für private Anleger ist, in sehr sorgfältig ausgewählte Aktien zu investieren, mit der Hilfe von Fondsmanagern, die sich in den Bereichen Risikomanagement und sinnvoller Märktediversifizierung bewährt haben.

Die vergangene Performance ist keine Garantie für zukünftige Profitabilität.

John Townsend’s Anlagemeinungen Februar 2017

Zirkusdirektor: „Meine Damen und Herren! Jetzt präsentieren wir Ihnen das fantastischste, großartigste, megakolossalste Spektakel überhaupt! Auf diesem winzig kleinen, unscheinbaren Ball bauen wir für Sie eine Pyramide! Nicht aus Holz, nicht aus Stein, nein! Eine Pyramide aus pompösen, pulsierenden, preisverdächtigen Prachtkerlen! Manege frei für die Elefanten.“

Präsident Trump war während des Wahlkampfes im Vorfeld der Präsidentschaftswahl ganz in seinem Element und macht jetzt den Eindruck eines Zirkusdirektors mit Zylinder, knalligem Jackett und Krawatte, der noch immer die Menschenmengen unterhalten möchte. Es ist ungewöhnlich, dass eine westliche Demokratie per Dekret regiert wird. Und noch ungewöhnlicher ist es, dass da ein Land ist, wo die Politik teilweise in den Händen zweier nichtgewählter Personen liegt, in diesem Fall sind das Stephen Bannon und Stephen Miller, die beide einen Hang zur Verbreitung „alternativer Fakten“ haben. Bei dem dünnhäutigen und paranoiden Präsidenten mit dem Ruf, Einzelheiten zu verabscheuen, eine kurze Aufmerksamkeitsspanne zu haben und nur gute und – ja, wirklich! – falsche Nachrichten, die von seinen Helfern zu ihm durchgefiltert werden, zu glauben, verfügen Herr Trumps Berater über ein ungewöhnliches Ausmaß an Macht, da er als Sprachrohr ihrer Meinungen fungiert. Wenn Präsident Trump den Mund aufmacht, ist die Kampfeslust spürbar; mit Fakten ist es dabei allerdings nicht weit her. Seine Handlungen werden zum Großteil von den beiden in Amerika gewählten Kammern des Kongresses sanktioniert werden müssen. Die bisher vorgeschlagenen Kosten für seine angestrebten Projekte erinnern an einen Verschwender, der plötzlich Zugriff auf das Geld eines Anderen hat. Herr Trumps Vergangenheit in dieser Hinsicht mit seinen Projekten in Atlantic City, die auf geliehenem Geld basieren, ist kein Musterbeispiel.

Trotz allem sind Investitionen in amerikanische Aktien zurzeit durchaus eine Überlegung wert. Nicht wegen Präsident Trump und seiner Politik (oft als Trump-Anstieg bezeichnet), sondern weil es der Wirtschaft und den Unternehmen selbst gut geht. Es ist tatsächlich so, dass die US-Wirtschaft nach den schwierigen und manchmal verwirrenden Jahren 2015 und 2016 wieder sehr positiv dasteht. Die Trump-Wahl hat eine Markterholung in den amerikanischen Aktienmärkten mit sich gebracht, die allerdings wahrscheinlich verpuffen würde, wäre da nicht die zugrundeliegende wirtschaftliche Stärke.

Präsident Trump hat Steuerreformen einschließlich starker Verminderungen der Unternehmenszinssätze und wirtschaftliche Stimuli einschließlich größerer (und bitter nötiger) Investitionen in die Infrastruktur von bis zu 1 TRILLION US-Dollar versprochen (Zur Verdeutlichung: Das sind eine Million Million Dollar). Das kommt zu den 54 Billionen US-Dollar, die er in die US-Streitmacht stecken möchte, hinzu. Die zuletzt genannte Summe klingt beeindruckend, bis man sich erinnert, dass Präsident Obama bereits weitere 38 Billionen US-Dollar für den Verteidigungssektor beantragt hat. Die größere Summe scheint eine willkürliche Zahl zu sein, die einfach deshalb ausgewählt wurde, weil sie den Plan des Vorgängers übertrifft. Präsident Trump besteht außerdem auf dem Bau einer Mauer entlang der mexikanischen Grenze, die über 3000 Kilometer lang ist. Zum Vergleich: Die Berliner Mauer war grade mal 160 Kilometer lang. Laut aktuellen Schätzungen könnte Trumps Mauer über 21 Billionen US-Dollar kosten. Es ist unklar, ob diese Wahlversprechen erfüllt werden bzw. erfüllt werden können. Aber sollte das der Fall sein, werden besonders die großen Bauunternehmen davon profitieren.

Auf einer anderen Ebene hat die US-Notenbank bereits signalisiert, dass sie bis zu drei Zinserhöhungen für 2017 plant. Die US-Notenbank ist von Natur aus unabhängig von der US-Regierung und es ist durchaus wahrscheinlich, dass es zu diesen Erhöhungen kommt. Maßnahmen wie diese werden ein gewisses Maß an Inflation zurückbringen und der finanziellen Repression, die wir bisher in den USA und Europa haben, ein Ende setzen.

Niedrige Zinssätze weltweit, die keine oder sogar negative Erträge zur Folge haben, führten zu einer weitverbreiteten Ausschüttung von Unternehmensanleihen. Jetzt ist die Nachfrage da, um diese Anleihen in großen Mengen zu kaufen. Die ausstellenden Unternehmen müssen natürlich eine Risikomarge zusätzlich zu dem Basissatz für ihre neuen Anleihen zahlen, aber diese ist vergleichsweise gering. Internationale Einrichtungen haben ein Problem mit der Tatsache, dass die Anleihen der Regierung größtenteils einen negativen Ertrag bringen; die Treuhänder der Versicherungsunternehmen erlauben es ihnen nicht, in große Mengen von Aktien zu investieren; stattdessen müssen sie Anleihen finden, um ihren Investmentanforderungen gerecht zu werden. Interessanterweise sind die Margen zwischen AA- und BBB-Anleihen sehr zusammengeschmolzen. Eigentlich nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass die Säumnisbeträge im Investmentsektor im Allgemeinen sehr niedrig sind.

Der Ölpreis ist gestiegen, wenn auch langsam. Der Anstieg von einem sehr niedrigen Niveau hat sich eindeutig auf die berichtete Inflation ausgewirkt, aber es ist wichtig  zu erkennen, dass der Inflationsanstieg bis Ende 2017 verpuffen wird. Wenn jemand so lange warten möchte, deuten die Wirtschaftswissenschaftler von Flossbach von Storch an, dass der Preis von Öl pro Barrel in ca. 5 Jahren 80 US-Dollar erreichen könnte. Das ist natürlich für diejenigen Länder, die von Ölexporten abhängig sind, nicht gerade förderlich, aber für die Ölimporteure ist es tragbar.

In Europa sind die Märkte für paneuropäische Aktien momentan recht schwach. Tatsächlich gibt es gute und profitable Unternehmen in Europa, aber die wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten beunruhigen die Investoren. So geben eine Präsidentschaftswahl in Frankreich, deren Ergebnis ein Präsident sein könnte, der dem europäischen Traum gegenüber negativ eingestellt ist, eine Parlamentswahl in den Niederlanden, aus der ein ähnlich populistischer, anti-europäisch eingestellter Gewinner hervorgehen könnte, und die (quasi) sichere Tatsache, dass das Vereinigte Königreich gemäß Artikel 50 des Vertrags von Lissabon aus der Europäischen Union austreten wird (ein Brexit), Anlass zur Besorgnis. Griechenland ist noch immer ein großes Problem, aber die Bereitschaft europäischer Führungsgestalten und Bürokraten, Griechenland aus seiner wirtschaftlichen Strangulation und den einschränkenden Schulden zu befreien, bedeutet, dass noch mehr Geld, in genau dieses Fass ohne Boden fließen wird.

Die britische Wirtschaft steht gut da und verfügt insgesamt über ein höheres Wachstum als der Europa-Durchschnitt. Deutschland und die nordeuropäischen Länder blühen wirtschaftlich auf, Dank einer Eurowährung, die zu schwach für ihre jeweiligen Länder und gleichzeitig zu stark für die südlichen Länder ist. Seitens der herrschenden europäischen Mächte (nicht der Führung, derer mangelt es) ist keine Bereitschaft da, derartige Probleme zu diskutieren. Deshalb ist jetzt ein guter Moment, um in deutsche und damit verbundene Aktien zu investieren.

Japan leidet seit mehr als zwei Jahrzehnten unter den wirtschaftlichen Erschütterungen, die von einer geplatzten Vermögenspreisblase und fragwürdigen Krediten ausgehen, die auf einem Unternehmens- und Sozialsystem basiert, dem blind gefolgt wurde. Dieser Zusammenbruch führte auch zu einem starken Selbstvertrauensverlust bei Unternehmen, Banken und ihren Angestellten. Trotz hoher nationaler Schulden erlauben niedrige globale Zinssätze wieder Investitionen. Die drei Pfeile der Abenomics, die Japans chronisch niedrige Inflation reduzieren und die niedrige Arbeiterproduktivität bekämpfen sollen, wenn man sie mit Industrieländern und den Ausgaben einer alternden Population vergleicht, greifen jetzt langsam in einem Land, in dem Veränderungen mit tiefer Skepsis begegnet wird. Heute scheint wieder ein guter Zeitpunkt zu sein, um Investitionen in japanische Aktien zu erneuern.

In China hat sich das wirtschaftliche Wachstum auf ungefähr 6,8 % pro Jahr verlangsamt, besser als erwartet. Obwohl die chinesischen Nationalschulden hoch sind, werden die meisten davon vom privaten Sektor getragen. Das könnte dem sehr großen sekundären Finanzsektor Probleme bringen, aber die chinesische Industrie erscheint stark und bietet viele Möglichkeiten.

Ein recht neuer Sektor für Investoren liegt in den Neuen Grenzmärkten.  Das sind Länder, die kleiner sind als die Schwellenmärkte, aber über wirtschaftliches Potenzial verfügen. Die Risiken, sowohl politisch als auch wirtschaftlich, sind höher und es bedarf einer aufwendigen Analyse, um die daraus resultierenden Risiken zu verstehen und zu managen. Für gute Analysten sind die möglichen Belohnungen allerdings hoch. Es wird nicht lange dauern, bis schlechte Analysten von großen Fonds-Manager-Firmen den Sektor für sich entdecken und unannehmbare Risiken in Kauf nehmen. Daher sollten Investoren die ursprünglichen guten Analysten im Auge behalten und sich davor hüten, sich von neuer Konkurrenz, die sich noch nicht bewährt hat, zu waghalsigen Unternehmungen verführen zu lassen.

Abschließend kann man sagen, dass die Aktienmärkte stärker werden, besonders in den Vereinigten Staaten von Amerika und Nordeuropa, weil die wirtschaftliche Unterstützung für die großen US-Unternehmen wächst, die jetzt bereits an Profitabilität zulegen. Auch deutsche Unternehmen sind in einer starken Position. Die Aktienmärkte werden immer schwanken – die Natur kennt keine geraden Linien, mit Investorengefühl ist das nicht anders – aber der Trend ist ausschlaggebend. Die Märkte mit festverzinslichen Wertpapieren sollten außerhalb den Notwendigkeiten eines diversifizierten ausgeglichenen Portfolios so weit wie möglich gemieden werden, bis sie viel höhere Erträge erzielen.

 

Die Präsidentschaftswahl in den USA im November 2016 und ihre Auswirkungen auf die Zukunft

 

Zu viel von was Gutem kann wundervoll sein – Mae West

Die Vereinigten Staaten von Amerika haben ihren Präsidenten gewählt und der Gewinner, entgegen den Hoffnungen und Erwartungen der meisten, ist Donald Trump.

Als ordentlich gewählter Präsident einer großen Nation muss Herr Trump mit dem Respekt, der dem Inhaber eines solchen Amtes gebührt, behandelt werden. Deshalb gehört es sich, dass wir zumindest versuchen, den Nebel des politischen Schlachtfeldes und des übertriebenen Geredes zu durchdringen, um zu sehen, wo der neue Präsident Trump und sein mutmaßliches Team möglicherweise etwas bewirken werden und was das dann wiederum für den Rest der Welt bedeutet. Der Wettkampf-Slogan „Make America great again“ (zu Deutsch in etwa: „Mach Amerika wieder großartig“) hat Amerika definitiv einen Bärendienst erwiesen. Denn Amerika ist seit jeher großartig und läuft im Moment Gefahr, diesen Status aufgrund politischer Inkompetenz zu verlieren.

Allem voran wird in Wahlkämpfen grundsätzlich maßlos übertrieben. Herr Trump selbst hatte schon immer mehr Interesse an der Jagd und Eroberung (ob in Bezug auf Frauen oder geschäftlich) als am Management. Man muss zwischen abgedroschenen Wahlkampfphrasen bzw. ‑reden und dem tatsächlichen Regieren klar unterscheiden. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass Trumps Interesse rasch nachlässt – jetzt, wo es ans Eingemachte geht. Es ist zum Beispiel unwahrscheinlich, dass tatsächlich eine Mauer zwischen den USA und Mexiko errichtet wird. Es gibt bereits einen Zaun über die gesamte Strecke. Es ist genauso unwahrscheinlich, dass einige oder die meisten Mexikaner, legal oder illegal, nach Mexiko zurückgeschickt werden; wer würde dann das Obst und Gemüse in Kalifornien und Florida ernten? Die Landbesitzer sind sowieso hauptsächlich Republikaner, wie George W. Bush feststellte, als er ähnliche aufmerksamkeitserregende Gedanken äußerte. Des Weiteren ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass NAFTA oder andere Handelsabkommen im großen Stil neu verhandelt werden. Es ist möglich, dass kleinere Änderungen vorgenommen werden, um das Gesicht zu wahren, aber der angedrohte kategorische Rücktritt aus NAFTA würde US-amerikanische Unternehmen mit Betrieben in Mexiko, wie Ford und Wal-Mart, empfindlich treffen.

Ein weiteres Lieblingsthema während des Wahlkampfes war China; bedenken Sie aber, dass chinesische Verbraucher für US-amerikanische Unternehmen wie Apple einen sehr großen Absatzmarkt darstellen. Jegliche Sanktionen würden die USA vermutlich mehr treffen als China, das bereits begonnen hat, sein Interessengebiet über die USA hinaus auf die ganze Welt auszuweiten. Es gibt den Vorschlag, dass die neue US-Regierung den chinesischen Stahl mit Sanktionen belegen soll, dessen Überproduktion darauf zurückzuführen ist, dass das Wachstum der chinesischen Wirtschaft nicht länger auf Industrie-Investitionen sondern jetzt auf Verbraucherausgaben beruht; jedenfalls bieten die Chinesen nun Stahl von niedriger Qualität auf den Weltmärkten an.

Der künftige Präsident Trump wird zuhause vor weiteren Problemen stehen, aber auch hier werden sich sein übertriebenes Gerede und seine Unwahrheiten wahrscheinlich nicht in der verwässerten Realität widerspiegeln. Die versprochene Rückkehr zur Beschäftigung im „Rust Belt“ der USA kann kaum in der Form eintreten, wie die Wähler sich das erhofft haben. Es ist gut möglich, dass mehr technologische Aktivitäten unterstützt werden, aber es ist unwahrscheinlich, dass die Minen- und Metallarbeiter ohne Ausbildung oder moderne Fertigkeiten davon profitieren werden. Es gibt außerhalb der USA wahrscheinlich weniger kostspielige Optionen für die technische Herstellung als innerhalb.

Herr Trump wird seinen Kampf mit den großen amerikanischen Unternehmen fortführen, deren führende Kräfte ihn nie als einen von sich gesehen haben und obwohl die Hedgefonds-Manager ihn bei jeder Kursänderung vor der Wahl kritisiert haben, werden sie sich vor dem Trump Tower wahrscheinlich zum Deppen machen, in der Hoffnung dadurch einen Vorteil zu bekommen. Herr Trump hat Steuerkürzungen für die Industrie und grundlegende Infrastrukturausgaben versprochen. Das soll anscheinend der US-amerikanischen Industrie sehr entgegenkommen.

 

BBC berichtet, dass in Washington unter den ca. 4,000 Mitarbeitern Beerdigungsstimmung herrscht. Alle sehen sich damit konfrontiert, wahrscheinlich ihren Job zu verlieren und sich einer erneuten Auswahl stellen zu müssen. Die Konsequenz ist, dass viele der Fähigkeiten, die diese Mitarbeiter über Jahrzehnte erworben haben, verloren gehen könnten, und es wird einige Zeit dauern, ein neues funktionierendes Verwaltungssystem aufzubauen. Das Trump-Versprechen, in Washington den „Sumpf trocken zu legen“, könnte gut und gern ein führungsloses Land zur Folge haben.

Herr Trumps oft berichteter Mangel an Detailinteresse (anders als vielleicht an seinem Privatjet) bedeutet, dass er viele Entscheidungen delegieren muss. Momentan erscheint die Situation etwas chaotisch, aber falls ein kompetentes Team zusammengestellt wird, mag sich das ändern.

Außenpolitik wird wahrscheinlich, entgegen den Wahlkampfreden, eine viel weniger wichtige Rolle in der künftigen Regierung einnehmen. Viele der Wahlversprechen, wie die Überarbeitung der Verteidigungsabkommen mit Japan und Südkorea, können schlicht und einfach nicht erfüllt werden. Damals hat sich das gut angehört. Israel hofft, dass die neue Regierung einen stärkeren jüdischen Staat unterstützen wird. Die politische Realität allerdings wird vermutlich so aussehen, dass dieser Traum platzt und die jüdischen Wähler innerhalb der Vereinigten Staaten enttäuscht sein werden. Trotzdem wurde Herr Trump gewählt und die nächste Wahl ist gefühlt eine Ewigkeit entfernt.

Was bedeutet das alles für Investoren? Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich die US-amerikanische Industrie, besonders die vielen modernen Technologie- und Pharmaunternehmen, gut entwickelt. Wahrscheinlich wird diesen Unternehmen untersagt, an chinesische Investoren verkauft zu werden, aber ihre Geschäfte werden trotzdem florieren.

Die Zinssätze waren ungeachtet des Wahlergebnisses am Steigen, die Anleihemärkte werden vermutlich einen Trend in Richtung höhere Inflation mit höheren Erträgen verzeichnen und neue Probleme werden preislich wahrscheinlich weniger aggressiv abgestraft als in den vergangenen Monaten.

Jetzt ist es an der Zeit, US-amerikanische Aktien sehr genau unter die Lupe zu nehmen, Unternehmen werden in absehbarer Zukunft florieren und es gibt einige sehr gute Unternehmen, die disziplinierte Analysten in Betracht ziehen sollten.

Ein mit Bedacht zusammengestelltes gemischtes Portfolio aus US-amerikanischen Vermögenswerten wird ein gutes Ertragspotenzial haben – ohne die nachteiligen Schwankungen reiner Aktien. Jetzt, wo die Unsicherheit ein Ende hat, sollten Anleger zumindest in Betracht ziehen, ihre Portfolios insofern zu diversifizieren, dass sie nicht ausschließlich europäische Aktien enthalten, und die US-amerikanischen Aktienmärkte (besonders Large- und Mid-Cap-Fonds) mit wachsamem Auge verfolgen, um die Diversität ihrer Portfolios zu vergrößern.

Für Matz-Townsend Finanzplanung steht John Townsend Kunden bei der Planung ihrer Investmentportfolios beratend zur Seite.

Er ist ein Fellow (FCSI) des Chartered Institute of Securities and Investment in London.

(Townsend@insure-invest.de)

 

Aus dem Englischen von Magdalena Mandl