John Townsend’s Anlagemeinungen September 2022

Der Tag ist kurz, aber es gibt viel Arbeit und die Arbeiter sind faul, aber die Belohnung ist großartig und der Meister drängt. Es besteht keine Pflicht, das Werk zu beenden, doch steht es dir nicht frei, es liegen zu lassen.

Rabbi Tarphon in der Mischna. Pirkei Avot Kapitel 2 (Ethik der Väter)

Die russische Invasion in der Ukraine, die auf die Covid-Pandemie folgt und die Preisinflation weiter anheizt, hat zu einer tiefen Verunsicherung auf den Anlagemärkten geführt. In Zeiten großer Unsicherheit besteht die instinktive Reaktion unerfahrener Anleger darin, so viele ihrer Anlagen in den betroffenen Bereichen wie möglich zu verkaufen, insbesondere die Positionen, die mit geliehenem Geld gekauft wurden. Gegenwärtig suchen institutionelle Anleger den sicheren Hafen der US-Märkte auf, um in Staatsanleihen und Aktien großer Unternehmen zu investieren.

Die Politiker im Westen haben versucht, bei der Verteidigung der Ukraine zusammenzuhalten, obwohl einige Stimmen, insbesondere in Italien und bei einigen großen deutschen Unternehmen, versucht haben, auf eine friedliche Lösung zu drängen, bei der die Ukraine ihr Territorium aufgeben sollte, wodurch die Russen eine Belohnung für ihre Aggression erhielten und das Kriegsrisiko für den Rest Europas zumindest vorübergehend verringert würde.

Die russische Wirtschaft ist schwach und wurde durch die Invasion weiter geschwächt. Die Drohungen aus Moskau werden immer blutiger und spiegeln die zunehmende Schwäche ihrer Position wider, bis hin zum Einsatz taktischer (d. h. kleiner) Atomwaffen gegen die Ukraine selbst, auch wenn sie wahrscheinlich bluffen. Die Drohungen richten sich eher an ein inländisches Publikum, das keine alternativen Informationsquellen hat, aber die Opfer unter seinen Söhnen bemerkt, die in den Schmelzofen eines Krieges geworfen worden sind. Derzeit gibt es in Russland keine lebensfähige Opposition, die nicht bereits eingesperrt ist, so dass alternative Nachrichten schwer und gefährlich zu bekommen sind. Die Propaganda aus Moskau mag offensichtlich falsch sein, ja sie mag sogar das genaue Gegenteil der Realität sein, aber sie ist übertrieben und soll das heimische Publikum ermutigen und die Schwachen im Rest der Welt entmutigen.

Russland profitiert von den hohen Preisen, die es für seine Energieexporte auf den Märkten erzielen kann, die noch bereit sind, sein Öl und Gas zu kaufen, z. B. Indien, anstelle seiner Exporte nach Europa. Russland versucht auch, sich durchzusetzen, indem es die Gaslieferungen, die normalerweise über die Ostseepipeline Nord Stream 1 erfolgen, abstellt und so die europäischen Regierungen und ihre Volkswirtschaften unter Druck setzt. Westeuropa, das sich mit der mangelnden Diversifizierung der Gaslieferungen abgefunden hat, wurde durch diesen Schritt, der die Gaspreise bis zum Zehnfachen des vorherigen Niveaus ansteigen ließ, plötzlich erschüttert. Diese Entwicklung wird nicht von langer Dauer sein, aber sie gibt Anlass zur Sorge. Die daraus resultierende Panik und die Suche nach alternativen Energiequellen, um das Problem zu umgehen, wird zu mehr Rivalität und weniger Konzentration auf die wirklichen Probleme führen. In einigen politischen Kreisen wird Druck ausgeübt, die Ukraine aufzugeben und dankbar wieder russisches Gas zu beziehen. Es wäre sicher besser, einigen europäischen Ländern die Versuchung zu nehmen, zu kapitulieren und dem Druck nachzugeben, und stattdessen einfach große Löcher in die Nord Stream 1-Pipeline und das bereits fertig gestellte, aber noch nicht in Betrieb genommene Schwesterprojekt Nord Stream 2 zu sprengen, das ohnehin ein Eitelkeitsprojekt eines früheren deutschen Bundeskanzlers war, das seine Nachfolger nicht den Mut hatten, abzubrechen, wodurch sie als Hindernis bei der Suche nach einer logischeren und längerfristigen Lösung für ein diversifiziertes Energieversorgungsproblem wegfallen.

Der Höhepunkt der Aktienmarktinvestitionen wurde im Dezember 2021 erreicht, nach einer Phase erhöhter Volatilität. Die kleineren europäischen Unternehmen (mit einer Marktkapitalisierung zwischen 300 Millionen und 2 Milliarden Euro) litten stark unter der Suche nach Qualität und der Deckung von Short-Positionen. Meiner Meinung nach wurde der Tiefpunkt des Marktes wahrscheinlich im September 2022 erreicht, aber im Gegensatz zur raschen Erholung nach der Covid-Angst im März 2020 gibt es immer noch viel Raum für Panik und Abwärtsschübe, und die Erholung wird dieses Mal wahrscheinlich viel langsamer verlaufen.

Steigende Energiekosten tragen dazu bei, die Inflation in den Haushalten und in der Industrie anzuheizen, die ihrerseits unter Kontrolle gebracht werden muss. Nachdem die westlichen Zentralbanken die Märkte während der Covid-Krise mit zusätzlicher Liquidität und quantitativer Lockerung gestützt haben, kehren sie nun ihre Maßnahmen um, indem sie die Zinssätze anheben und die Anleihekäufe, mit denen sie die Märkte mit Liquidität versorgt haben, langsam abbauen. Es besteht immer die Gefahr, dass die schwierigen Zeiten, die jetzt auf den verschiedenen Märkten herrschen, gefühlsmäßig in die Zukunft extrapoliert werden, obwohl sie wahrscheinlich nicht von Dauer sind.

Eine Rezession in den USA hat wahrscheinlich bereits begonnen, und eine Rezession in Europa wird wahrscheinlich bis Ende 2022 folgen. Die Beschäftigungszahlen in den USA sind jedoch ermutigend und deuten auf einen kurzfristigen Anstieg der Nachfrage hin. Die starken Boomjahre, die wir gerade erlebt haben, haben die Lager mit Beständen gefüllt, die verkauft werden müssen, um Platz zu schaffen.  Die wirtschaftliche Erholung nach dem Covid-Shutdown wird jedoch bedeuten, dass die Rezession recht mild ausfallen wird. Dies ist der richtige Zeitpunkt, um auf den Märkten nach Werten zu suchen, anstatt sich auf die Unternehmen zu konzentrieren, die so lange ein Gewinnwachstum erzielt haben. In der Tat können einige Unternehmen in beide Lager fallen. Es braucht einen kompetenten Fondsmanager mit einem guten Analyseteam, um die richtigen Qualitätsinvestitionen zu finden.

Eine Rezession, selbst eine kurzfristige, wirkt sich auf das tägliche Leben eines jeden aus. Aktien können ihren Wert verlieren oder einfach stagnieren, bis eine Erholung einsetzt. In der Zwischenzeit werden die Immobilienpreise von ihrem bereits sehr hohen Niveau fallen, da es schwieriger wird, Geld für den Kauf von Immobilien zu leihen, und die Verbraucher beginnen, sich Sorgen über ihre Fähigkeit zu machen, ihre Schulden zu bedienen. Es wird sich jedoch wahrscheinlich um eine milde Rezession handeln, und die Unannehmlichkeiten werden wahrscheinlich nur von kurzer Dauer sein.

In China hat sich der Versuch einer „Null-Covid-Politik“ durch die Abriegelung ganzer Städte negativ auf das geplante Wirtschaftswachstum ausgewirkt. Im Jahr 2021 wuchs die chinesische Wirtschaft um 8,08 %, was weit über das zentral geplante Ziel hinausging. Im Jahr 2022 wird diese Wachstumsrate nach Angaben des IWF mit 3,3 % den niedrigsten Wert seit mehr als 40 Jahren erreichen und im Jahr 2023 voraussichtlich auf 4,6 % steigen. Die Binnen- und Industrienachfrage in China wird weiterhin auf einem niedrigeren Niveau als in der Vergangenheit liegen, aber die Wirtschaft ist riesig und liegt nur hinter der der USA. China ist nach wie vor eine Investitionschance und bringt Investitionen in anderen südostasiatischen Volkswirtschaften mit sich.

Die fünf Phasen der Trauer sind Verleugnung, Wut, Verhandeln, Depression und Akzeptanz. Dies lässt sich auch auf dem aktuellen Anlagemarkt beobachten. Das Feilschen war im Sommer 2022 zu beobachten, als die Anleger darauf hofften, dass die Zentralbanken mit den ohnehin unvermeidlichen Leitzinserhöhungen nachsichtig sein würden. Das war nicht der Fall, und so befinden sich die Anleger nun irgendwo zwischen Depression und Akzeptanz. Die Zentralbanken der Industrieländer haben offenbar konzertierte Programme zur Straffung der Geldpolitik durchgeführt, wobei die Leitzinsen in Schritten von 0,75 % statt der üblichen sanften 0,25 % angehoben wurden. Die Federal Reserve hat deutlich gemacht, dass sie bereit ist, die Zinssätze erforderlichenfalls noch weiter anzuheben, was sich auch auf die Aktienanleger dämpfend auswirkt. Die Technologiewerte, die Anfang 2022 so schnell wuchsen und die Hauptstütze des MSCI World Index bildeten, profitierten von fremdfinanzierten Anlegern, die nun die Hauptlast der abnehmenden Kreditverfügbarkeit tragen und unter Zwangsliquidationen leiden.

Die sagenumwobenen FAANG-Aktien, die wichtige Bestandteile des MSCI World Index sind und zusammen ein Akronym bilden, das nach den US-Technologieunternehmen Facebook, Amazon, Apple, Netflix und Google benannt wurde, sind jetzt MANTA-Aktien, also Microsoft, Amazon, Nvidia, Tesla und Alphabet. Facebook, jetzt Meta, wurde in seiner Bedeutung zurückgestuft, ebenso wie Apple. Diese Aktien fanden bei den Anlegern Anklang und wurden eifrig gekauft. Der unvermeidliche übermäßige Enthusiasmus konnte nicht in die Zukunft extrapoliert werden, und wie die holländische Tulpenmanie des 17. Jahrhunderts implodierte sie, als der gesunde Menschenverstand die Oberhand gewann. Diese Unternehmen haben natürlich ihren Wert und ihre Logik, nur nicht zu den überhöhten Preisen, die sie während der Begeisterung erreichten.

Die Anleger sollten nicht in Panik verfallen und vor allem in dieser Zeit investiert bleiben. Die Anlagemärkte haben die kommende wirtschaftliche Rezession zumindest teilweise bereits eingepreist. Wenn die Anleger investiert bleiben, werden sie in die letzte Phase des Trauerprozesses eintreten und akzeptieren, dass sich die Boom-Märkte des letzten Jahres in naher Zukunft nicht wiederholen werden. Die Nachricht ist unangenehm, aber kein Grund zur Panik. Kompetente Fondsmanager, die über langjährige Erfahrungen mit dem Auf und Ab wirtschaftlicher und politischer Umwälzungen verfügen, werden ihre Portfolios wieder stabilisieren und wieder rentabel investieren, wenn auch auf einem niedrigeren Niveau als in der jüngsten Vergangenheit. Eine breite Risikostreuung wird auch für stabile Renditen in den Portfolios sorgen.

Anleger sollten auch der Versuchung widerstehen, in schnell reich werdende Sektoren wie Kryptowährungen und andere ähnliche Produkte zu investieren. Die jüngste Geschichte hat gezeigt, dass es durchaus möglich ist, einen Großteil oder die gesamte Investition bei diesem Glücksspiel zu verlieren. In den kommenden Jahren wird es zwar immer noch Gewinnmöglichkeiten geben, aber nicht mehr in dem extravaganten Ausmaß wie in der Vergangenheit.

Die Devise lautet nach wie vor: Bleiben Sie investiert, aber streuen Sie das Risiko sorgfältig und vermeiden Sie eine übermäßige Konzentration auf einen bestimmten Sektor.

Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Hinweis auf die künftige Rentabilität und kann diese nicht garantieren. Der Wert von Anlagen und die damit erzielten Erträge können sowohl steigen als auch fallen, und die Anleger erhalten möglicherweise nicht die ursprünglich investierten Beträge zurück. Alle Anlagen sind mit Risiken verbunden, einschließlich des Risikos eines möglichen Kapitalverlusts.

John Townsend berät die Kunden von Matz-Townsend Finanzplanung bei ihren Anlageportfolios. Er ist ein Mitglied des Chartered Institute for Securities and Investment in London. (Townsend@insure-invest.de)

Anlagemeinungen Dezember 2017

„Ich habe eiserne Prinzipien. Wenn sie Ihnen nicht gefallen, habe ich auch noch andere.“ Groucho Marx

 

Präsident Trump hat endlich die erste Maßnahme seiner Präsidentschaft auf den Weg gebracht, das Steuerreformgesetz. In seiner Welt der Superlative handelt es sich dabei selbstredend um die größte und beste Steuersenkung schlechthin. Die Wirklichkeit sieht anders aus; es hat andere größere Steuersenkungen gegeben, aber das ist jetzt auch egal. Die aktuelle Steuerkürzung, die auf geliehenem Geld basiert, ist gefährlich und ein Beweis dafür, dass weder der Präsident noch seine ihn umgebenden Kriecher Ahnung von der wirtschaftlichen Realität haben. Die neue Maßnahme wird als Weihnachtsgeschenk für alle Amerikaner bezeichnet; vielleicht sollte noch etwas in Klammern hinzugefügt werden, und zwar “Amerikaner wie Herr Trump”. Bedauerlicherweise haben die meisten Mittelschicht-Amerikaner keine Ahnung, ob sie 2018 besser wegkommen werden, da die Kürzungen ihrer Steuerabgaben alles andere als transparent sind. Die anderen Erfolge von Herrn Trump lagen darin, grundsätzlich alles rückgängig zu machen, was mit dem Namen Obama verbunden ist, gleichgültig ob es den Bürgern der Vereinigten Staaten zugute kam oder nicht. Wir müssen uns ständig daran erinnern, dass er der gesetzlich gewählte Präsident des Landes ist, und bis sich das ändert, ist das der Preis, den wir für die Demokratie bezahlen müssen. Der Einfluss Amerikas auf globaler Ebene hat sowohl im wirtschaftlichen wie auch im diplomatischen Bereich schwer gelitten.

Für Anleger war 2017 ein profitables Jahr, wenn auch kaum vorhersehbar und mit sehr hohem Schwankungsgrad. Die niedrigen, eigentlich nahezu bei Null befindlichen Zinssätze in den Vereinigten Staaten von Amerika und Europa haben Aktiengesellschaften dazu verleitet, sich und jegliche Erträge ihrer Investitionen durch Kredite zu finanzieren. Solch eine Nachfrage führt bei den Investoren dazu, dass sie bei der Qualität viel größere Abstriche machen als früher, was wiederum zu einer Reihe irrationaler Finanzblasen (besonders mit Ramschanleihen und ertragsstarken Anleihen) führt. Die vielleicht offensichtlichste Blasen-Investition ist Bitcoin, dessen Preis von 1.000 US-Dollar im Januar auf etwa 19.000 US-Dollar im November stieg und jetzt bei ca. 11.000 US-Dollar liegt. Dieser massive Preisanstieg des Bitcoin ist seltsam, da es sich beim Bitcoin-Markt um einen gänzlich unregulierten Markt ohne Substanz und ohne Aufsichtsorgan, das darauf achtet, dass kein Missbrauch betrieben wird, handelt. Das erinnert an die Londoner Südseeblase oder den Amsterdamer Tulpen- und Blumenzwiebel-Boom. Ursprünglich war der Bitcoin als alternative Währung gedacht, was in der Panik aber untergegangen ist. Die wichtigsten Bitcoin-Produzenten (genannt “Miner”, zu deutsch: “Bergarbeiter”) sitzen in Russland und der Ukraine. Bei der Produktion von Bitcoins handelt es sich um ein teures und hochgradig technisches System. Kontrolle gibt es trotz vieler Bemühungen keine. Es gibt in den USA jetzt einen neuen Terminmarkt für Bitcoins, was in der Vergangenheit in der Regel der Vorbote für Marktkatastrophen war. Die Investoren beglückwünschen sich im Moment vielleicht gerade gegenseitig zu den hohen Preisen ihrer Bitcoins, aber wenn der Markt schwächer wird, werden sie keine Käufer dafür finden, so dass ihre Investition rasch wertlos wird. Die älteren Semester unter Ihnen erinnern sich sicher noch an die Dotcom-Zeit. Der einzig richtige Ratschlag ist wirklich, die Finger davon zu lassen, außer man legt es darauf an, sein Geld in Märkten anzulegen, die riskanter sind als chinesische Pferderennen.

Andere seltsame Bereiche sind ETFs. Darüber habe ich schon geschrieben. Der Markt für börsennotierte Fonds (engl.: exchange traded funds) begann, den Kapitalanlegern zu erlauben, nach Belieben Aktieninvestitionen schnell zu erhöhen oder zu verkaufen. Seither ist der Markt explodiert und sogar Privatanleger wurden in Produkte hineingezogen, die sie nicht verstehen und auch nicht verstehen können und von denen sie vage vernommen haben, dass wenig Kosten auf sie zukommen werden. In Wirklichkeit hinken ETFs den Märkten, denen sie eigentlich folgen sollten, hinterher und da ihre Investitionen im Grunde nicht zielgerichtet sind, verfügen sie weder über eine Unternehmensanalyse oder -führung, noch über einen erfahrenen Manager, der eine Risikoverteilung vornimmt. Dieser Markt, auch wenn er nicht ganz so schlecht ist wie der Bitcoin-Markt, ist ein Himmelfahrtskommando für private Investoren, wenn sie sich nicht gut beraten lassen.

Wir können die Blaseninvestitionen im Technologie-Sektor sehen. Unternehmen wie Tesla stellen vielleicht sehr interessante Produkte her, aber zu einem Preis, der viel höher ist, als der, zu dem sie ihre Autos verkaufen können. Gerade haben sie wieder einen Rekordverlust bekanntgegeben und eingestanden, dass sie mit der Produktion ordentlich hinterherhinken. Dabei handelt es sich noch immer um ein gutes Unternehmen im Vergleich zu anderen, die gerade großen Anklang bei den Anlegern finden. Tatsächlich gibt es gute und profitable Technologie-Unternehmen im FANG-Sektor (FANG = Facebook, Amazon, Netflix und Google), aber es gibt auch eine ganze Menge Unrat, welcher seine Anleger recht sicher im Regen stehen lässt, sobald die Begeisterung nachlässt.

Die Zinssätze weltweit werden wohl nicht mehr viel weiter fallen. Das Ende des Quantitative-Easing-Programms (QE-Programm) wird in den Vereinigten Staaten und Europa spürbar. Die amerikanischen Zinssätze haben etwas zu steigen begonnen und das QE-Programm wird langsam zurückgefahren, aber die amerikanische Unternehmensprofitabilität und -effizienz sollte das in ihrer aktuellen Form gut wegstecken können, so dass nicht davon auszugehen ist, dass die Aktienpreise davon beeinträchtigt werden. In Europa hat der Chef der Europäischen Zentralbank Herr Draghi allerdings ein Problem. Er weiß, dass das QE-Programm zurückgeschraubt werden muss, um die Bilanz der Zentralbank zu verringern, und dass die Zinssätze anfangen müssen zu steigen. Allerdings weiß Herr Draghi – als guter Italiener – auch, dass die leistungsschwache italienische Wirtschaft und die ineffizienten italienischen Banken in Kombination mit den massiven Staatsschulden keine höheren Zinssätze verkraften können. Diese müssen also so gut wie möglich niedrig gehalten werden. Jedoch sieht es nicht danach aus, dass Italien effizienter oder disziplinierter wird und seine Schulden zurückzahlt, so dass in naher Zukunft die nächste Krise bereits vorprogrammiert ist.

Der Anstieg an den Aktienmärkten basiert hauptsächlich auf der Tatsache, dass die meisten dieser Märkte vor zehn Jahren starke Rückgänge sehen ließen. Die meisten gewinnbringenden Unternehmen blieben profitabel und bei den gegenwärtig künstlich niedrigen Zinssätzen warten die Investoren vergeblich auf positive Erträge.

Die amerikanischen Aktienmärkte sind im Moment stark, da sie die notwendigen Schritte zur Verbesserung ihrer Effizienz unternommen haben. Die Trump-Maßnahmen zur Steuerminderung haben natürlich ihren Teil dazu beigetragen, aber diese wurden im Allgemeinen abgezogen. Der amerikanische Technologie-Sektor boomt und der Hausbau hat erneut das Vertrauen dahingehend gestärkt, dass mit einem Lohnzuwachs in allen Bereichen von den niedrigeren bis zu den höheren Einkommen zu rechnen ist. Dazu kommt, dass amerikanische Aktien schon immer an sich hoch im Kurs standen verglichen mit Aktien anderswo auf der Welt; ihren aktuellen Niveaus sollte nicht zu viel Bedeutung beigemessen werden, besonders da viele amerikanische Rentenfonds und Institutionen ausschließlich in ihre heimischen Märkte investieren.

Europa boomt auch, besonders Nordeuropa. Hier kann man von einem Goldlöckchen-Zustand sprechen, in dem sich alles “gerade richtig” anfühlt, und viele Unternehmen sind profitabel und wachsen. Die Wirtschaftssysteme von Frankreich und Spanien verfügen auch über Anzeichen von Stärke, obwohl Südosteuropa noch immer deutlich von der Großzügigkeit seiner nördlicheren Nachbarn abhängig ist. Solange Investoren sich auf Fondsmanager verlassen, die profitable Unternehmen aus den nordeuropäischen Staaten herauspicken können, ist Europa nach wie vor ein solider Platz für Investitionen.

Ein Jahrzehnt voller Anreize hat den asiatischen Märkten geholfen, schließlich ihren Schwung wiederzufinden, hat aber auch zu Spekulationen geführt. Japan hat jetzt begonnen, neues Vertrauen in sowohl die Computer- als auch die kleinen Unternehmenssektoren zu fassen, die ausländische Investoren nur zögerlich für sich genutzt haben. Das hat sich jetzt geändert, besonders weil genau diese ausländischen Anleger einen Gewinn aus dem Geld generieren müssen, das sich in ihrer Kontrolle befindet. Der japanische Markt sieht sehr vielversprechend aus. Indien entwickelt sich auch immer mehr zu einer profitablen Investition. Von den ursprünglichen BRIC-Ländern (BRIC = Brasilien, Russland, Indien und China) sehen Indien und China am besten aus, Indien vielleicht ein wenig besser als China. Von den anderen beiden sollte man besser die Finger lassen, bedenkt man wie gebeutelt sie von Korruption und versagender Unternehmensführung sind.

Manche Immobilienmärkte befinden sich mehr oder weniger im Aufschwung, die australischen Hauspreise sind auf sehr niedrige Zinssätze zurückzuführen, wobei im Laufe der letzten fünf Jahre Sydneys Hauspreise um fast 70 Prozent und Melbournes um 57 Prozent gestiegen sind. Es gibt alle Anzeichen für eine Blase, die spätestens dann platzt, wenn die Zinssätze zu steigen beginnen und die Nachfrage durch chinesische Anleger wegfällt. Das Gleiche gilt für die Immobilienmärkte in Hongkong, wo die Preise für Wohnungen seit 2008 um über 180 Prozent gestiegen sind. Die chinesische Zentralbank geht resolut gegen übermäßige Kreditvergabe durch Banken aus der zweiten Reihe vor und die Fähigkeit der normalen chinesischen Investoren, in der Monopolwelt von Hongkong mitzumischen, wird drastisch verringert, etwas, das noch verschlimmert wird, wenn die US-Dollar-Zinssätze wieder steigen.

Der fast verzweifelte Kampf, Erlöse aus Investitionen zu erzielen, hat dazu geführt, dass viele Banken, Institutionen und Fonds höhere Risiken eingegangen sind und in Schulden von Unternehmen und Ländern investiert haben, die sie andernfalls niemals in Betracht gezogen hätten. Reichlich Liquidität ist die einzige Antwort; dieser Meinung sind nicht nur die traditionellen Märkte, sondern auch der chinesische Finanzsektor. Vernünftige Kreditvergabe und wahrscheinlich wohlüberlegte Reserve-Positionen werden ignoriert, so dass die Anleger ihre Fondsmanager wieder genau beobachten müssen, um zu sehen, welche von ihnen risikoarme Strategien verfolgen und welche lediglich auf Erträge auf Kosten von Qualität aus sind. Es sollte erwähnt werden, dass die Zunahme an ertragsstarken Anleihen (in den 1980ern als Schrottanleihen bekannt) recht wahrscheinlich zu den ersten Opfern eines neuen Realismus gehören wird.

Der Markt für Multi-Vermögenswert-Investitionen hat begonnen, sich zu bewähren, besonders zu einer Zeit, in der Aktienschwankungen und dadurch die enthaltenen Risiken gestiegen sind. Die zunehmende Inflation und die steigenden Zinssätze, wenngleich nur langsam steigend, machen es für Investoren notwendig, neue Möglichkeiten zur Diversifikation aufzutun. Fonds, die in Aktien investieren, aber auch in Schulden mit festem oder schwankendem Zinssatz, Rohstoffe und Währungen, gehören alle in diese Kategorie, solange Fondsmanager in der Vergangenheit bewiesen haben, dass sie mit solchen Strategien umgehen können. Manche Ansätze, besonders solche, die nicht transparent sind, haben bedauerlicherweise komplett versagt – und genau deshalb ist es so wichtig, seinen Fondsmanager genau unter die Lupe zu nehmen.

2018 wird es in Deutschland Steueränderungen geben, die sich ein klein wenig auf Privatanleger auswirken werden, aber welche zusammen mit den neuen MiFID-II-Regelungen die Menge und Klarheit der Informationen, die von Zwischenhändlern und Fondsmanagern herausgegeben werden müssen, steigern werden. Das ist nichts, was einem Sorgen machen müsste, und wird hoffentlich die Gefahren von Fehl-Verkäufen an unguten Investitionen etwas abmildern. Die Tage von Fehl-Verkäufen an die alten und doofen (‘A&D’) Kunden durch deutsche Banken im Besonderen sind glücklicherweise gezählt.

Die globalen Aktienmärkte bergen noch immer ordentlich Potential, solange Investitionen vorsichtig und mit der angebrachten Bedacht und Analyse erfolgen. Diese Märkte werden zunehmend Schwankungen unterliegen, da die Institutionen nervös werden. Man kann einen plötzlichen Atomkrieg oder eine andere heftige Unstimmigkeit, zum Beispiel zwischen den USA und Nordkorea nicht aus der Rechnung herausnehmen, der unter den unerfahrenen “16-jährigen institutionellen Händlern” finanzielle Unstimmigkeiten hervorrufen würde, aber Krisen bei Bitcoin, Blockchain und den Technologie-Aktien werden eher nicht für einen folgenschweren Überraschungsmoment sorgen und eine totale Panik wie in 2007/2008 auslösen. Es zahlt sich aus, achtsam und vorsichtig zu sein.

Die vergangene Performance ist keine Garantie für zukünftige Profitabilität.

 Für Matz-Townsend Finanzplanung steht John Townsend Kunden bei der Planung ihrer Investmentportfolios beratend zur Seite.

Er ist ein Fellow (FCSI) des Chartered Institute of Securities and Investment in London.

(Townsend@insure-invest.de)

Aus dem Englischen von Magdalena Mandl

Anlagemeinungen Dezember 2017

„Ich habe eiserne Prinzipien. Wenn sie Ihnen nicht gefallen, habe ich auch noch andere.“ Groucho Marx

Präsident Trump hat endlich die erste Maßnahme seiner Präsidentschaft auf den Weg gebracht, das Steuerreformgesetz. In seiner Welt der Superlative handelt es sich dabei selbstredend um die größte und beste Steuersenkung schlechthin. Die Wirklichkeit sieht anders aus; es hat andere größere Steuersenkungen gegeben, aber das ist jetzt auch egal. Die aktuelle Steuerkürzung, die auf geliehenem Geld basiert, ist gefährlich und ein Beweis dafür, dass weder der Präsident noch seine ihn umgebenden Kriecher Ahnung von der wirtschaftlichen Realität haben. Die neue Maßnahme wird als Weihnachtsgeschenk für alle Amerikaner bezeichnet; vielleicht sollte noch etwas in Klammern hinzugefügt werden, und zwar “Amerikaner wie Herr Trump”. Bedauerlicherweise haben die meisten Mittelschicht-Amerikaner keine Ahnung, ob sie 2018 besser wegkommen werden, da die Kürzungen ihrer Steuerabgaben alles andere als transparent sind. Die anderen Erfolge von Herrn Trump lagen darin, grundsätzlich alles rückgängig zu machen, was mit dem Namen Obama verbunden ist, gleichgültig ob es den Bürgern der Vereinigten Staaten zugute kam oder nicht. Wir müssen uns ständig daran erinnern, dass er der gesetzlich gewählte Präsident des Landes ist, und bis sich das ändert, ist das der Preis, den wir für die Demokratie bezahlen müssen. Der Einfluss Amerikas auf globaler Ebene hat sowohl im wirtschaftlichen wie auch im diplomatischen Bereich schwer gelitten.

Für Anleger war 2017 ein profitables Jahr, wenn auch kaum vorhersehbar und mit sehr hohem Schwankungsgrad. Die niedrigen, eigentlich nahezu bei Null befindlichen Zinssätze in den Vereinigten Staaten von Amerika und Europa haben Aktiengesellschaften dazu verleitet, sich und jegliche Erträge ihrer Investitionen durch Kredite zu finanzieren. Solch eine Nachfrage führt bei den Investoren dazu, dass sie bei der Qualität viel größere Abstriche machen als früher, was wiederum zu einer Reihe irrationaler Finanzblasen (besonders mit Ramschanleihen und ertragsstarken Anleihen) führt. Die vielleicht offensichtlichste Blasen-Investition ist Bitcoin, dessen Preis von 1.000 US-Dollar im Januar auf etwa 19.000 US-Dollar im November stieg und jetzt bei ca. 11.000 US-Dollar liegt. Dieser massive Preisanstieg des Bitcoin ist seltsam, da es sich beim Bitcoin-Markt um einen gänzlich unregulierten Markt ohne Substanz und ohne Aufsichtsorgan, das darauf achtet, dass kein Missbrauch betrieben wird, handelt. Das erinnert an die Londoner Südseeblase oder den Amsterdamer Tulpen- und Blumenzwiebel-Boom. Ursprünglich war der Bitcoin als alternative Währung gedacht, was in der Panik aber untergegangen ist. Die wichtigsten Bitcoin-Produzenten (genannt “Miner”, zu deutsch: “Bergarbeiter”) sitzen in Russland und der Ukraine. Bei der Produktion von Bitcoins handelt es sich um ein teures und hochgradig technisches System. Kontrolle gibt es trotz vieler Bemühungen keine. Es gibt in den USA jetzt einen neuen Terminmarkt für Bitcoins, was in der Vergangenheit in der Regel der Vorbote für Marktkatastrophen war. Die Investoren beglückwünschen sich im Moment vielleicht gerade gegenseitig zu den hohen Preisen ihrer Bitcoins, aber wenn der Markt schwächer wird, werden sie keine Käufer dafür finden, so dass ihre Investition rasch wertlos wird. Die älteren Semester unter Ihnen erinnern sich sicher noch an die Dotcom-Zeit. Der einzig richtige Ratschlag ist wirklich, die Finger davon zu lassen, außer man legt es darauf an, sein Geld in Märkten anzulegen, die riskanter sind als chinesische Pferderennen.

Andere seltsame Bereiche sind ETFs. Darüber habe ich schon geschrieben. Der Markt für börsennotierte Fonds (engl.: exchange traded funds) begann, den Kapitalanlegern zu erlauben, nach Belieben Aktieninvestitionen schnell zu erhöhen oder zu verkaufen. Seither ist der Markt explodiert und sogar Privatanleger wurden in Produkte hineingezogen, die sie nicht verstehen und auch nicht verstehen können und von denen sie vage vernommen haben, dass wenig Kosten auf sie zukommen werden. In Wirklichkeit hinken ETFs den Märkten, denen sie eigentlich folgen sollten, hinterher und da ihre Investitionen im Grunde nicht zielgerichtet sind, verfügen sie weder über eine Unternehmensanalyse oder -führung, noch über einen erfahrenen Manager, der eine Risikoverteilung vornimmt. Dieser Markt, auch wenn er nicht ganz so schlecht ist wie der Bitcoin-Markt, ist ein Himmelfahrtskommando für private Investoren, wenn sie sich nicht gut beraten lassen.

Wir können die Blaseninvestitionen im Technologie-Sektor sehen. Unternehmen wie Tesla stellen vielleicht sehr interessante Produkte her, aber zu einem Preis, der viel höher ist, als der, zu dem sie ihre Autos verkaufen können. Gerade haben sie wieder einen Rekordverlust bekanntgegeben und eingestanden, dass sie mit der Produktion ordentlich hinterherhinken. Dabei handelt es sich noch immer um ein gutes Unternehmen im Vergleich zu anderen, die gerade großen Anklang bei den Anlegern finden. Tatsächlich gibt es gute und profitable Technologie-Unternehmen im FANG-Sektor (FANG = Facebook, Amazon, Netflix und Google), aber es gibt auch eine ganze Menge Unrat, welcher seine Anleger recht sicher im Regen stehen lässt, sobald die Begeisterung nachlässt.

Die Zinssätze weltweit werden wohl nicht mehr viel weiter fallen. Das Ende des Quantitative-Easing-Programms (QE-Programm) wird in den Vereinigten Staaten und Europa spürbar. Die amerikanischen Zinssätze haben etwas zu steigen begonnen und das QE-Programm wird langsam zurückgefahren, aber die amerikanische Unternehmensprofitabilität und -effizienz sollte das in ihrer aktuellen Form gut wegstecken können, so dass nicht davon auszugehen ist, dass die Aktienpreise davon beeinträchtigt werden. In Europa hat der Chef der Europäischen Zentralbank Herr Draghi allerdings ein Problem. Er weiß, dass das QE-Programm zurückgeschraubt werden muss, um die Bilanz der Zentralbank zu verringern, und dass die Zinssätze anfangen müssen zu steigen. Allerdings weiß Herr Draghi – als guter Italiener – auch, dass die leistungsschwache italienische Wirtschaft und die ineffizienten italienischen Banken in Kombination mit den massiven Staatsschulden keine höheren Zinssätze verkraften können. Diese müssen also so gut wie möglich niedrig gehalten werden. Jedoch sieht es nicht danach aus, dass Italien effizienter oder disziplinierter wird und seine Schulden zurückzahlt, so dass in naher Zukunft die nächste Krise bereits vorprogrammiert ist.

Der Anstieg an den Aktienmärkten basiert hauptsächlich auf der Tatsache, dass die meisten dieser Märkte vor zehn Jahren starke Rückgänge sehen ließen. Die meisten gewinnbringenden Unternehmen blieben profitabel und bei den gegenwärtig künstlich niedrigen Zinssätzen warten die Investoren vergeblich auf positive Erträge.

Die amerikanischen Aktienmärkte sind im Moment stark, da sie die notwendigen Schritte zur Verbesserung ihrer Effizienz unternommen haben. Die Trump-Maßnahmen zur Steuerminderung haben natürlich ihren Teil dazu beigetragen, aber diese wurden im Allgemeinen abgezogen. Der amerikanische Technologie-Sektor boomt und der Hausbau hat erneut das Vertrauen dahingehend gestärkt, dass mit einem Lohnzuwachs in allen Bereichen von den niedrigeren bis zu den höheren Einkommen zu rechnen ist. Dazu kommt, dass amerikanische Aktien schon immer an sich hoch im Kurs standen verglichen mit Aktien anderswo auf der Welt; ihren aktuellen Niveaus sollte nicht zu viel Bedeutung beigemessen werden, besonders da viele amerikanische Rentenfonds und Institutionen ausschließlich in ihre heimischen Märkte investieren.

Europa boomt auch, besonders Nordeuropa. Hier kann man von einem Goldlöckchen-Zustand sprechen, in dem sich alles “gerade richtig” anfühlt, und viele Unternehmen sind profitabel und wachsen. Die Wirtschaftssysteme von Frankreich und Spanien verfügen auch über Anzeichen von Stärke, obwohl Südosteuropa noch immer deutlich von der Großzügigkeit seiner nördlicheren Nachbarn abhängig ist. Solange Investoren sich auf Fondsmanager verlassen, die profitable Unternehmen aus den nordeuropäischen Staaten herauspicken können, ist Europa nach wie vor ein solider Platz für Investitionen.

Ein Jahrzehnt voller Anreize hat den asiatischen Märkten geholfen, schließlich ihren Schwung wiederzufinden, hat aber auch zu Spekulationen geführt. Japan hat jetzt begonnen, neues Vertrauen in sowohl die Computer- als auch die kleinen Unternehmenssektoren zu fassen, die ausländische Investoren nur zögerlich für sich genutzt haben. Das hat sich jetzt geändert, besonders weil genau diese ausländischen Anleger einen Gewinn aus dem Geld generieren müssen, das sich in ihrer Kontrolle befindet. Der japanische Markt sieht sehr vielversprechend aus. Indien entwickelt sich auch immer mehr zu einer profitablen Investition. Von den ursprünglichen BRIC-Ländern (BRIC = Brasilien, Russland, Indien und China) sehen Indien und China am besten aus, Indien vielleicht ein wenig besser als China. Von den anderen beiden sollte man besser die Finger lassen, bedenkt man wie gebeutelt sie von Korruption und versagender Unternehmensführung sind.

Manche Immobilienmärkte befinden sich mehr oder weniger im Aufschwung, die australischen Hauspreise sind auf sehr niedrige Zinssätze zurückzuführen, wobei im Laufe der letzten fünf Jahre Sydneys Hauspreise um fast 70 Prozent und Melbournes um 57 Prozent gestiegen sind. Es gibt alle Anzeichen für eine Blase, die spätestens dann platzt, wenn die Zinssätze zu steigen beginnen und die Nachfrage durch chinesische Anleger wegfällt. Das Gleiche gilt für die Immobilienmärkte in Hongkong, wo die Preise für Wohnungen seit 2008 um über 180 Prozent gestiegen sind. Die chinesische Zentralbank geht resolut gegen übermäßige Kreditvergabe durch Banken aus der zweiten Reihe vor und die Fähigkeit der normalen chinesischen Investoren, in der Monopolwelt von Hongkong mitzumischen, wird drastisch verringert, etwas, das noch verschlimmert wird, wenn die US-Dollar-Zinssätze wieder steigen.

Der fast verzweifelte Kampf, Erlöse aus Investitionen zu erzielen, hat dazu geführt, dass viele Banken, Institutionen und Fonds höhere Risiken eingegangen sind und in Schulden von Unternehmen und Ländern investiert haben, die sie andernfalls niemals in Betracht gezogen hätten. Reichlich Liquidität ist die einzige Antwort; dieser Meinung sind nicht nur die traditionellen Märkte, sondern auch der chinesische Finanzsektor. Vernünftige Kreditvergabe und wahrscheinlich wohlüberlegte Reserve-Positionen werden ignoriert, so dass die Anleger ihre Fondsmanager wieder genau beobachten müssen, um zu sehen, welche von ihnen risikoarme Strategien verfolgen und welche lediglich auf Erträge auf Kosten von Qualität aus sind. Es sollte erwähnt werden, dass die Zunahme an ertragsstarken Anleihen (in den 1980ern als Schrottanleihen bekannt) recht wahrscheinlich zu den ersten Opfern eines neuen Realismus gehören wird.

Der Markt für Multi-Vermögenswert-Investitionen hat begonnen, sich zu bewähren, besonders zu einer Zeit, in der Aktienschwankungen und dadurch die enthaltenen Risiken gestiegen sind. Die zunehmende Inflation und die steigenden Zinssätze, wenngleich nur langsam steigend, machen es für Investoren notwendig, neue Möglichkeiten zur Diversifikation aufzutun. Fonds, die in Aktien investieren, aber auch in Schulden mit festem oder schwankendem Zinssatz, Rohstoffe und Währungen, gehören alle in diese Kategorie, solange Fondsmanager in der Vergangenheit bewiesen haben, dass sie mit solchen Strategien umgehen können. Manche Ansätze, besonders solche, die nicht transparent sind, haben bedauerlicherweise komplett versagt – und genau deshalb ist es so wichtig, seinen Fondsmanager genau unter die Lupe zu nehmen.

2018 wird es in Deutschland Steueränderungen geben, die sich ein klein wenig auf Privatanleger auswirken werden, aber welche zusammen mit den neuen MiFID-II-Regelungen die Menge und Klarheit der Informationen, die von Zwischenhändlern und Fondsmanagern herausgegeben werden müssen, steigern werden. Das ist nichts, was einem Sorgen machen müsste, und wird hoffentlich die Gefahren von Fehl-Verkäufen an unguten Investitionen etwas abmildern. Die Tage von Fehl-Verkäufen an die alten und doofen (‘A&D’) Kunden durch deutsche Banken im Besonderen sind glücklicherweise gezählt.

Die globalen Aktienmärkte bergen noch immer ordentlich Potential, solange Investitionen vorsichtig und mit der angebrachten Bedacht und Analyse erfolgen. Diese Märkte werden zunehmend Schwankungen unterliegen, da die Institutionen nervös werden. Man kann einen plötzlichen Atomkrieg oder eine andere heftige Unstimmigkeit, zum Beispiel zwischen den USA und Nordkorea nicht aus der Rechnung herausnehmen, der unter den unerfahrenen “16-jährigen institutionellen Händlern” finanzielle Unstimmigkeiten hervorrufen würde, aber Krisen bei Bitcoin, Blockchain und den Technologie-Aktien werden eher nicht für einen folgenschweren Überraschungsmoment sorgen und eine totale Panik wie in 2007/2008 auslösen. Es zahlt sich aus, achtsam und vorsichtig zu sein.

Die vergangene Performance ist keine Garantie für zukünftige Profitabilität.

Für Matz-Townsend Finanzplanung steht John Townsend Kunden bei der Planung ihrer Investmentportfolios beratend zur Seite.

Er ist ein Fellow (FCSI) des Chartered Institute of Securities and Investment in London.

(Townsend@insure-invest.de)

 Aus dem Englischen von Magdalena Mandl

John Townsends Anlagemeinungen September 2016

Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens – Friedrich Schiller, deutscher Dramatiker (1759 – 1805)

Im globalen Wirtschaftsmarkt ist allerhand los. Vieles ist von Bedeutung, aber nur wenig wirkt sich unmittelbar auf die Art und Weise aus, wie institutionelle Händler denken und handeln.

In China entwickelt sich die Wirtschaft von einer durch Investitionen in die Infrastruktur getriebenen in eine verbraucherbasierte Wirtschaft. Die wirtschaftliche Wachstumsrate geht zurück und Kredite von regulären und kleineren Banken sind sehr gefragt. Dass das ehemals unglaublich hohe Wirtschaftswachstum sinkt, ist nichts Neues. Viele halten die Daten für unglaubwürdig, da die Zahlen von der Regierung vorgegeben werden. Allerdings gibt es auch mit einem realen Wachstum von 3 % anstelle der offiziellen 6 % noch immer viele Investmentmöglichkeiten im Inland außerhalb des Regierungssektors mit guter Unternehmensführung. Ein guter Fondsmanager macht diese ausfindig und meidet die Banken, von denen sich viele durch ungeschickte Kreditvergaben auf dem Weg der Selbstzerstörung zu befinden scheinen, weil sie fälschlicherweise davon ausgegangen sind, dass der Staat ihnen aus der Patsche helfen würde. Chinas Importverhalten verändert sich auch, da die Importe verbraucherabhängig erfolgen und nicht mehr hauptsächlich Baumaterial und Rohstoffe eingeführt werden. Es ist nicht so, dass die Nachfrage nach Stahl, Energie und Rohstoffen versiegen wird, sondern eher so, dass die Nachfrage danach zugunsten anderer Importe zurückgeht.

Nachdem der Brexit zwei Tage lang zu Unsicherheit an den Anlagenmärkten geführt hatte, waren seine Auswirkungen bald nicht mehr spürbar. Die Lage beruhigte sich schnell wieder. Die Botschaft der Wortführer der schwächeren Länder und der Bürokraten, die faktisch das Heft der Europäischen Union in der Hand halten, Großbritannien solle schnell und leise austreten – und sich damit ins eigene Fleisch schneiden – wurde ignoriert. Europa hat jetzt die Gelegenheit, Veränderungen innerhalb der Union durchzusetzen, allerdings immer die Tatsache vor Augen, dass es unwahrscheinlich ist, zu einer Entscheidung zu kommen. Dass das passiert, ist unwahrscheinlich. Bei dem kürzlich stattgefundenen Treffen in Bratislava, wo die Zukunft Europas diskutiert wurde, wurden einige Vorschläge gemacht. Einer überstrahlt alles als erschreckend opportunistisches und deprimierend unrealistisches Beispiel. Frankreich schlägt vor, ein vereintes europäisches Hauptquartier zu haben (vermutlich in Frankreich), das eine europäische Militärstreitmacht befehligt, die die europäische Regierung unterstützen würde. Das ist natürlich ein interessanter Vorschlag von dem einzigen europäischen Land, das ein modernes Heer aufstellen kann, und nach dem Austritt des Vereinigten Königreichs (neben Griechenland und Polen) einem der drei verbleibenden Länder, das den Mindestausgaben von 2 % des BIP für die Verteidigung entsprochen hat. Das Hauptproblem bei dieser Idee ist, dass jegliche gesamteuropäische Entscheidung, einschließlich eines Militäreinsatzes, so viel Zeit beanspruchen würde, dass jeder Krieg längst verloren wäre, bevor überhaupt erst einmal die Entscheidung zum Kampf gefallen wäre. Solch eine Kraft verliert ihre Bedeutung, weil ihre politischen Anführer, jeder seine eigenen politischen Interessen im Blick, niemals freiwillig einer schlüssigen Entscheidung zustimmen würden. Die Reformvorschläge, die in Gliederungsform in Bratislava vorgebracht wurden, sind dafür ein wunderbares Beispiel. Es ist unwahrscheinlich, dass sich alle Länder diesbezüglich einigen werden, daher sind sie faktisch sinnlos.

Unter den europäischen Staaten herrscht noch immer ein deutliches Ungleichgewicht. Da sind die nördlichen Staaten mit Deutschland an der Spitze, für die der Euro als Währung zu schwach ist, und die südlichen Staaten mit Frankreich an der Spitze, für die der aktuelle Euro gegenüber den Weltwährungen wegen der jeweiligen internen Probleme und der daraus resultierenden wirtschaftlichen Schwäche zu stark ist. Das kann langfristig nicht weiter so durchgewurstelt werden und das Ergebnis wird ein zweigeteiltes Europa mit unterschiedlichen Währungen und unterschiedlichen wirtschaftlichen Strategien sein. Wenn man eine schnelle Maßnahme möchte, und nicht nur einen schnellen Brexit, sollte man einen klaren und schnellen Nord-Süd-Schnitt in Struktur und Politik der Wirtschaftsunion vornehmen. Eine Entfernung sich überschneidender Bürokratieangelegenheiten könnte einen zusätzlichen Vorteil bringen.

Auch in Deutschland ist die Bürokratie spürbar. Die ehemalige deutsche Gesundheitsministerin Andrea Fischer stellte fest, dass sie ein Problem mit den vier permanenten Ministerialräten bzw. -rätinnen ihres Ministeriums hatte, als sie 1998 ihr Amt antrat. Sie entließ schnell drei von ihnen, aber in einer kürzlichen Rede gab sie an, dass die verbliebene Person ihr Tun genauso bestimmte, wie es die anderen drei getan hätten. Sie legte ihr Amt 2001 nieder. Es ist klar, dass die Marotten einer ungewählten Bürokratie, ohne Bezug zu den politischen Entscheidern, die Ausführung der deutschen Politik prägen. Dies zieht sich kreuz und quer durch die deutsche Gesellschaft und es liegt dann bei den deutschen Gerichten zu entscheiden, welche Politik beabsichtigt war und was die Gesetze tatsächlich bedeuten.

In den USA steht die Präsidentenwahl an. Beide Kandidaten sind sehr unbeliebt bei der Bevölkerung; das macht diese Wahl besonders interessant. Wahrscheinlich wird der weniger unbeliebte Kandidat gewinnen. Es gibt die Vermutung, dass es gegenüber beiden Kandidaten so viel Abneigung gibt, dass viel mehr unentschiedene Wähler als üblich zum Wählen gehen werden.

Unter der demokratischen Kandidatin wird es wahrscheinlich nur sehr wenige Veränderungen der aktuellen Politik geben. Der republikanische Kandidat dagegen hat weitreichende Veränderungen versprochen, wobei nicht alle ehrlich, logisch oder machbar sind. Man muss sich klar sein, dass in Amerika die Bürokratie, genauso wie in Deutschland, die Umsetzung der Politik verwässern oder verändern kann.

Die US-Wirtschaft erholt sich und amerikanische Unternehmen legen an Profitabilität zu. Jetzt scheint ein sehr guter Zeitpunkt zu sein, um von europäischen Aktien in die US-Märkte zu wechseln. Bis allerdings der Ausgang der US-Wahl feststeht, sollte man sich im Moment besser noch gedulden.

Risiko und der richtige Umgang damit ist jetzt absolut essentiell. Dort, wo die traditionellen Märkte mit festverzinslichen Papieren negative Renditen hervorbringen, ist es verlockend, in bisher unbekannte Bereiche wie die Schwellenmärkte und Unternehmensanleihen mit viel niedrigeren Risiko-Ratings zu diversifizieren, als die meisten Anleger vorher erlebt bzw. in Erwägung gezogen hatten. Tatsächlich können viele Unternehmen Anleihen unterm Strich ohne Kosten ausgeben und machen das in aller Seelenruhe. Diejenigen, die in solche Anleihen investieren, werden aber nicht für das Risiko, das sie eingehen, belohnt. Es besteht die Gefahr zu glauben, dass die Situation immer so bleibt, und dass daher entsprechend gehandelt bzw. nicht gehandelt wird. Das wird nicht der Fall sein. Das alte Sprichwort „Die Zeit bleibt nicht stehen“ wird sich definitiv irgendwann bewahrheiten. Fondsmanager mit Analysten, die geringere Risiken einschätzen können und entsprechende Entscheidungen treffen, können die unausweichlichen künftigen Probleme mit Anleihen von Unternehmen, die auf der Strecke bleiben, umschiffen.

Es spricht allerdings viel dafür, in die Aktien derselben hochkarätigen Unternehmen zu investieren, wo die Erträge, zusammengesetzt aus Preissteigerungen und Dividenden am Aktienmarkt, zumindest eine annehmbare Rendite liefern. Auch hier sind das Können des Management-Teams und eine breite Risikoverteilung immens wichtig.

Blickt man in die Zukunft, sieht man Branchen, die nach einem langen weltweiten wirtschaftlichen Rückgang wieder aufblühen. Denken Sie nur zum Beispiel an die effizienten Förderer von Öl und Rohstoffen. Ein gesteigertes Verbrauchervertrauen zieht eine gesteigerte Nachfrage nach sogenannten Ressourcen der nächsten Generation nach sich, wie Lithium, Akkuherstellung, erneuerbare Energie sowie Beschichtungs- und Verpackungsunternehmen. Das sind hochspezialisierte Betriebe und bedürfen einer gründlichen kompetenten Analyse. Aber sie bergen großes Potenzial.

Die Hauptopfer der wirtschaftlichen Veränderungen und der Null- oder Negativzinssätze sind die Banken, die mit ihrer Kreditvergabe keinen Profit erwirtschaften können, wenn die Konkurrenz aus anderen Kreditgebern die Zinsraten auf effektiv Null drückt. Viele Fonds der größeren Fondsmanagementunternehmen hatten und haben noch immer einen Puffer aus Bankaktien. Sie leiden gerade sehr und der gesamte Sektor lechzt nach einer Generalüberholung. Es wird bereits ein Rettungsplan für mindestens eine italienische Bank entwickelt, auch wenn das den europäischen Regelungen widerspricht. In Italien werden Regelungen, denen in den nördlichen Ländern normalerweise strikt entsprochen wird, (fast ungestraft) so hingebogen, wie es gerade nötig ist, um die jeweiligen politischen und wirtschaftlichen Bedürfnisse zu erfüllen.

Japanische und westliche Zentralbanken halten an ihren Zinssätzen (dem Satz, zu dem die Zentralbank kommerziellen Banken Geld leiht) von Null Prozent seit beträchtlicher Zeit fest. Diese Maßnahme begann in Japan 1992 und wurde dann 2008 auch von der amerikanischen Zentralbank ergriffen, um den wirtschaftlichen Kollaps abzuwenden. In Europa zog die EZB im März 2016 nach. Der Null-Zinssatz sollte ursprünglich als Notfallmaßnahme zur Erhaltung der Liquidität der Banken dienen. Wie das so oft der Fall ist mit Notfallmaßnahmen, klammert man sich sehr fest an sie, auch wenn sie ihre Schuldigkeit getan haben. Gleichzeitig gibt es von der US-Notenbank, der EZB, der Schweiz, Schweden und der Bank of England Maßnahmen zur quantitativen Lockerung (Quantitative Easing Programs), im Zuge derer Anleihen hoher Qualität von den kommerziellen Banken gekauft werden, um mehr Geld in die jeweiligen Konjunkturen zu pumpen. Solche Cash-Spritzen sollten die Investitions-Nachfrage in die Höhe treiben und die Inflationsraten von gegenwärtig fast Null auf gesündere zwei Prozent anheben. Dieser Effekt blieb aus und hat bei den Zentralbanken zu aufgeblasenen Bilanzen und häufig fragwürdigen Vermögenswerten geführt. Die Hoffnung, die Konjunkturen damit in die richtige Richtung zu lenken, wurde enttäuscht. Was bleibt, ist die Furcht vor der Unsicherheit unter den Anlegern. Die Notmaßnahmen wurden fortgesetzt und werden unvermindert fortgesetzt werden, bis jemand irgendwo mit einer besseren Idee aufwarten kann.

Das Ergebnis ist, dass Investitionen in festverzinsliche Wertpapiere, die von so vielen Einrichtungen gebraucht werden, um ihre Verpflichtungen in Zukunft erfüllen zu können, jetzt einen Ertrag von Null oder sogar im Negativbereich haben. Versicherungsunternehmen müssen dafür zahlen, ihren Verpflichtungen nachzukommen und können das bei dem aktuellen Tiefstand und den faktisch negativen Erträgen bei ihren Investitionen nicht. Investoren, sowohl institutionelle als auch im Einzelhandelsbereich, müssen bei ihren Investitionen mehr Risiko eingehen, um höhere Erträge zu erzielen. Die Befürchtung ist wieder einmal, dass viele Anleger nicht wirklich verstehen, was es bedeutet, höhere Risiken einzugehen. Ihre nervöse Reaktion auf schlechte Nachrichten an den Märkten bedeutet, dass Anleihen und, zu einem geringeren Ausmaß, Aktien plötzlich in großen Mengen abgestoßen werden, fast egal zu welchem Preis, wenn Computer, die nicht dazu programmiert sind, Risiken zu verstehen, eine Verkaufsaufforderung anzeigen.

Was bedeutet das für den privaten Investor? Die sicheren Anlage-Häfen von einst gibt es nicht mehr. Nicht nur werden einige Lebensversicherungsunternehmen ihre garantierten Zahlungen nicht mehr leisten können und vielleicht werden sie auch Zahlungen gemäß den Policen mit garantierten Zinsraten nicht nachkommen können; die um sich greifende Massenflucht in bislang unbekannte Anlagemärkte, wie die Schwellenmärkte, in dem Versuch, die Erträge zu verbessern, hat außerdem zu weit verbreitet niedrigen Anleihepreisen in diesem Sektor geführt. Einige gut verwaltete Fonds, wie die von Nordea, haben einen massiven Zufluss aus institutionellen und andere Geldern in Form von Fondsgeld gesehen und mussten weiteren Investitionen einen Riegel vorschieben. Die Tatsache, dass es sich dabei um „Hot Money“ handelt und schnell wieder verschwinden könnte, wie das mit den Immobilienfonds in Deutschland 2011 passiert ist, sollte klar sein.

Es gibt keine realistische Alternative zur Investition in Aktien (entweder durch Kapitalfonds oder als Teil von Mischfonds). Das Ziel muss der Aufbau eines sorgfältig diversifizierten Portfolios aus gut verwalteten Fonds sein, um für die vielen Veränderungen, die unweigerlich in der nahen und mittelfristigen Zukunft eintreten werden, gewappnet zu sein.

Für Matz-Townsend Finanzplanung steht John Townsend Kunden bei der Planung ihrer Investmentportfolios beratend zur Seite.

Er ist ein Fellow (FCSI) des Chartered Institute of Securities and Investment in London.

(Townsend@insure-invest.de)

 

Aus dem Englischen von Magdalena Mandl

BREXIT meine Reaktion

Brexit: Reaktion auf den unerwarteten Ausgang des Referendums am 24. Juni 2016 im Vereinigten Königreich

Die Fremdenfeindlichkeit der älteren Mitglieder der britischen Bevölkerung hat sich durchgesetzt. Es waren einfach nicht genügend gebildete jüngere Wähler da, um sich gegen diese geballte Ignoranz zu behaupten.

Das Vereinigte Königreich hat mit knapper Mehrheit für den Austritt aus der Europäischen Union gestimmt, wobei eine Abneigung gegen Brüssels Bürokraten im Allgemeinen und Jean-Claude Juncker im Besonderen angeführt wird, außerdem die europäische Ineffizienz, weil man offensichtlich unfähig sei, Entscheidungen zu treffen, die südeuropäische Korruption und die Einwanderung (obwohl nicht aus Nordafrika, sondern vielmehr aus Osteuropa). Das Ergebnis des britischen Referendums war nicht eindeutig, aber angesichts des im Vereinigten Königreich geltenden Mehrheitswahlrechts, reichte es aus, um eine Entscheidung herbeizuführen. Die Clowns, die die „Leave“-Kampagne angeführt haben, zermartern sich offensichtlich jetzt den Kopf, wie es weitergehen soll, da sie nicht weiter als bis zum Referendum gedacht haben und vielleicht überhaupt nicht damit gerechnet haben, zu gewinnen; inzwischen scheinen sie in Deckung gegangen zu sein. Es gibt Stimmen, die den Exit aus dem Brexit verlangen.

Die Investment- und Währungsmärkte haben, wie erwartet, sofort auf das Ergebnis reagiert, indem es eine ganze Reihe grausamer Ausreißer nach unten gab und in der Folge das Pfund im Vergleich zum Euro stark gefallen ist und der Euro seinerseits im Vergleich zum US-Dollar und dem Yen große Einbußen verzeichnen musste. Die Aktienmärkte fielen stark und die institutionelle Flucht in Richtung Qualität führte zu zahlreichen Käufen von US-Dollar- und japanischen Regierungsanleihen.

Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass der Handel zwischen dem Vereinigten Königreich und dem Rest Europas auf kurze Sicht überhaupt beeinträchtigt wird und wahrscheinlich noch nicht einmal mittelfristig. Londons Position als globaler Finanzdrehpunkt könnte leiden, jedoch wohl hauptsächlich zu Gunsten von Dublin, wo die Finanzbelegschaft wenigstens keine andere Sprache lernen müsste. Die Hoffnung, dass Paris und Frankfurt davon profitieren könnten, wird wahrscheinlich zunichte gemacht werden. Die europäischen Regierungen verlangen einen schnellen Brexit. Dabei scheinen sie aber zu vergessen, dass es dann das erste Mal in der modernen europäischen Geschichte wäre, dass irgendeine Maßnahme schnell umgesetzt würde.

Was bedeutet das für den privaten Investor?

Es wird sich mindestens die nächsten zwei Jahre nicht viel ändern. Während die Investmentmärkte im Moment der Unsicherheit wegen vor Angst zittern, werden – nüchtern betrachtet – gute europäische Fondsmanager noch immer viele hervorragende Unternehmen finden, in die man investieren kann, sowohl auf dem europäischen Festland als auch im Vereinigten Königreich. Der Sektor, der am meisten leiden wird, sind die Banken, aber nur wenige Fondsmanager haben Anlagen in Bankaktien, und Bankemissionen können nur an Ertrag hinzugewinnen.

So mancher mag überrascht sein, aber es gibt eine große Welt außerhalb von Europa und dem Vereinigten Königreich.

Die US-Märkte werden jetzt in Portfolios von Anlegern eine größere Rolle spielen, sowohl in Form von US-Aktien als auch Darlehensfonds. Gute Fondsmanager werden viele Möglichkeiten finden, mithilfe von seriösen Unternehmen Gewinne zu machen. Die Kunst wird sein, diese guten, ja fürwahr hervorragenden, Fondsmanager zu finden.

Die Energiemärkte sind wieder einmal in Mode, mit neuer Disziplin im Bereich der produzierenden Unternehmen. Im selben Zug sehen aufsteigende Märkte, die aufgrund ihrer eigenen politischen Probleme unattraktiv geworden waren, jetzt teilweise wieder profitabler aus. Manche Märkte, wie Russland, bleiben uninteressant und mit hohem Risiko behaftet, aber China ist, wie immer, eine Überlegung wert. Trotz der aktuellen Flucht in den Yen, sollten Anleger vorsichtig sein. Die Probleme, die durch Premierminister Abes Drei-Pfeile-Politik verursacht wurden, wo der dritte Pfeil sein Ziel verfehlt hat, bleiben bestehen und beeinträchtigen die Unternehmensprofitabilität.

Jetzt ist genau die richtige Zeit für Investitionen, während die Märkte unsicher und die Preise so wunderbar niedrig sind.

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Er ist ein Fellow (FCSI) des Chartered Institute of Securities and Investment in London.
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Aus dem Englischen von Magdalena Mandl

Die chinesische Grippe kann ansteckend sein

Hört auf, China die Schuld zu geben; wir haben es den Chinesen schließlich vorgemacht. – Tom Galey, Professor der Wirtschaftswissenschaften

Die chinesische Grippe kann ansteckend sein

An den Aktienmärkten spielt oft die Marktstimmung eine genauso große Rolle wie die Logik. Die Stimmung dort in den letzten Tagen war panisch – oder zumindest nahe daran. Das hat kaum oder gar nichts mit Griechenland oder der bevorstehenden Zinssatzerhöhung der US-Notenbank zu tun, sondern es ist eher so, dass die chinesische Regierung Emotionen ausgelöst hat, die vollkommen unerwartet und unbeabsichtigt waren.

Die chinesische Zentralbank hat – ermutigt durch den internationalen Währungsfonds und somit der US-Regierung – begonnen, die chinesische Währung, den Renmimbi Yuan bzw. RMBY frei floaten zu lassen. Das bedeutete unweigerlich, dass der RMBY-Wert zunächst gegenüber anderen internationalen Währungen fiel; das Ergebnis ist eine große Angst unter den Anlegern. Die Chinesen möchten, dass der RMBY eine Reservewährung wird, wie der US-Dollar, der Schweizer Franken und (teilweise) der Euro. Dieses Streben hat meiner Meinung nach mehr mit Prestige als Logik zu tun.

Gleichzeitig verzeichneten die Aktien, die auf den chinesischen Inlandsaktienmärkten in Shanghai und Shenzhen gehandelt werden (die „A“-Aktien), große Kurseinbrüche. Inländische chinesische Investoren – die einzigen, die in diese Aktien investieren durften – hatten Aktien häufig mit Margins gekauft, bei denen der Restbetrag des Kaufpreises als Darlehen aufgenommen wurde. In einem aufsteigenden Markt kann das positiv sein, bei absteigenden Märkten dagegen verheerend. Die chinesische Zentralbank ist dazu übergegangen, die extravagante Verleihpraxis an ihre Inlandskunden zu verringern, war allerdings jetzt gezwungen die Zinssätze zu senken als Zeichen dafür, dass sie die Binnenwirtschaft unterstützt. Außerdem diente diese Aktion dazu, die Neuigkeit zu verbreiten, dass die chinesische Wirtschaft 2015 vermutlich „nur“ um ca. 6 % wachsen wird.

Auch so reduziertes Wachstum würde unter anderen Umständen als gut empfunden werden; aber der wackelige Markt, den die Veränderungen innerhalb Chinas nicht im Geringsten verstehen, hat kalte Füße bekommen.

Infolgedessen hat der internationale chinesische Aktienmarkt (die „H“-Aktien), deren Aktien in Hongkong gehandelt werden, Verluste erlitten, allzu oft durch panische Investoren aus Übersee, die den Unterschied zwischen den beiden Märkten nicht verstehen.

China entwickelt sich bewusst von einer Wirtschaft, die durch Investitionen in die Infrastruktur angetrieben wird, in eine Wirtschaft, deren Motor die Verbrauchernachfrage ist. Das ist nachvollziehbar und richtig, aber die Veränderung an sich wird, bevor sie abgeschlossen ist, zu einem anderen Wachstumsmuster der Wirtschaft führen.

Die Belastungen, die von China ausgehen, haben auch die internationalen Aktienmärkte beeinträchtigt. Es besteht die Angst, dass die Exporteure aus dem Westen und aus den aufsteigenden Märkten, die große Vertriebe in China aufgebaut haben, leiden werden, wie auch deren Zulieferer. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass die Realität mittel- oder langfristig gesehen genau gegenteilig aussieht, weil chinesische Verbraucher noch mehr Gelegenheit bekommen werden, selbst zu wählen, welche internationalen oder inländischen Waren sie kaufen. Das gilt im Großen und Ganzen auch für Energie, industrielle Produkte und Agrarrohstoffe. Im Klartext heißt das, dass die Chinesen weiterhin Importe tätigen werden müssen.

Außerdem ist es so, dass die Zinssätze in den meisten westlichen Ländern fast auf Null gefallen sind. Das ist für diejenigen, die sich Geld leihen, wunderbar und sie werden so viel billiges Geld leihen wie nur möglich; doch vergessen sie dabei, dass solch hohe Schulden schwer zurückzuzahlen sind, wenn die Zinssätze wieder steigen.

Die US-Notenbank hat verlauten lassen, dass sie die Zinssätze im September 2015 wieder ein klein wenig anheben will – unter dem Vorbehalt, dass es keine zu Verzögerungen führenden Katastrophen gibt. Das Augenmerk lag zunächst auf den US-amerikanischen Arbeitsmärkten, aber diese scheinen stabil genug zu sein. Die Frage ist nun, ob die Unruhe in den internationalen Aktienmärkten eine Verzögerung zur Folge haben könnte. Der Erfahrung nach nicht, aber das Ruder befindet sich in neuer Hand.

Die Aufmerksamkeit gilt nicht länger Griechenland, was schade ist, weil dort noch nichts geregelt ist und noch viel schiefgehen kann. Die Tsipras-Regierung hat abgedankt und zu Neuwahlen aufgerufen in dem Versuch, mehr Unterstützung im griechischen Parlament zu bekommen. Dreißig Parlamentsmitglieder des linken Flügels verließen prompt die Partei, um ihre eigene separate Bewegung zu bilden. Wozu das schlussendlich führt, steht in den Sternen. Ich bin noch immer der Meinung, dass Griechenland versuchen wird, eine Reduzierung seiner schrecklich hohen Schulden zu erreichen, indem es den Euro aufgibt und eine Reduzierung der Schulden fordert (durch einen Schuldenschnitt von 50 % oder mehr). Das ist reine Spekulation, aber ein anderer Ausweg ist schwer vorstellbar.

Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um in die großen Aktienmärkte zu investieren, während die Kurse so künstlich niedrig gehalten werden. Vielleicht widerstrebt einem diese Aktion, sie ist aber nicht zwangsläufig über Gebühr riskant.

Die vergangene Leistung ist keine Garantie für zukünftige Profitabilität.

Für Matz-Townsend Finanzplanung steht John Townsend Kunden bei der Planung ihrer Investmentportfolios beratend zur Seite. Er ist ein Fellow (FCSI) des Chartered Institute of Securities and Investment in London (Townsend@insure-invest.de).

Aus dem Englischen von Magdalena Mandl

Anlagemeinungen- Oktober 2013

John Townsend’s Anlagemeinungen – Oktober 2013

Der Grund, warum es uns solches Vergnügen bereitet, andere Leute zu enträtseln, ist der, daß dadurch die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit von dem unsrigen abgelenkt wird. – Oscar Wilde 1854-1900, britischer Dramatiker und Dichter

Letzten Monat sorgte die Tatsache, dass die amerikanische NSA elektronische Kommunikation anderer Länder untereinander aufzeichnet, für viel Aufregung. Selbst diejenigen, die sich selbst zu den Freunden der Amerikaner zählen, blieben davon nicht verschont.

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass diese Beschwerden nichts als Heuchelei sind. Jedes Land muss wissen, was die Staatsoberhäupter – und somit Entscheider – anderer Länder denken. Früher wurden solche Informationen mithilfe von Gesprächen gesammelt, die Diplomaten mit Einzelpersonen innerhalb der Regierung und Branche oder mit ihren Pendants innerhalb der ausländischen Abteilungen führten. Die Budgetkürzungen, die die CIA unter Clinton hinnehmen musste, führten zu einer Verschiebung des Schwerpunkts bei der Informationsbeschaffung hin zur elektronischen Informationsbeschaffung und weg von Human Intelligence („HUMINT“), die Gewinnung von geheimen Informationen mit menschlichen Quellen), was folglich die Interpretation der gesammelten Informationen erschwerte. Die elektronische Datensammlung, einmal begonnen, wurde raffinierter und weitläufiger, so dass sich heute jeder Spitzenpolitiker und erfolgreiche Unternehmer genau überlegen muss, wie er kommuniziert. Sehr problematisch ist, ob die Wissenschaftler, die diese elektronischen Abhörsysteme entwickeln und einsetzen, ihrerseits in irgendeiner Form überwacht werden.

Man mag vorsichtig sein, wenn es darum geht, von den Russen oder den Chinesen abgehört zu werden, aber wenige Menschen geben zu, Bedenken hinsichtlich der Informationssammlung seitens Amerika in den Bereichen Militär, Politik, Wirtschaft oder Industrie zu haben, besonders da die Briten und Franzosen so bewandert darin sind, genau dasselbe zu tun. Das elfte Gebot „Du sollst dich nicht erwischen lassen“ kommt einem in den Sinn. Die meisten europäischen Länder, und auch diejenigen außerhalb Europas, sammeln Informationen über ihre Verbündeten und Konkurrenten und sehr häufig teilen sie diese miteinander, entweder innerhalb ihrer jeweiligen Branche oder möglicherweise sogar mit Nord- und Südamerika.

In der Eurozone erholt sich die Wirtschaft nur qualvoll langsam und schwankend, besonders in den südlichen Ländern. In Deutschland schreitet die Wirtschaft von einer starken Entwicklung zur nächsten und es ist offensichtlich, dass die Polarisierung innerhalb Europas immer schlechter zu verbergen ist. Niedrige Zinssätze und ein schwacher Euro helfen dem deutschen Exportgeschäft außerhalb der Eurozone, sogar wenn die Exporte in die konjunkturschwachen Mittelmeerländer zurückgehen sollten.

Die Europäische Kommission prognostiziert nach zwei Jahren des Rückgangs in Europa für 2014 Wachstum. Aber die Zahlen sind schwach. Bedenken Sie, dass diese Prognose für Europa als Ganzes gilt. Das deutsche Wachstum wird stärker sein als der Durchschnitt, aber das bedeutet gleichzeitig, dass andere Länder unweigerlich darunter fallen werden.

Es gibt auch ein paar trübe Prognosen für den Arbeitsmarkt, und zwar dass die durchschnittliche Arbeitslosenquote 2014 ungefähr auf dem gleichen Stand sein wird wie jetzt (ca. 12 %). Diese Arbeitslosenvorhersagen – sollten sie sich als wahr erweisen (und das ist reine Spekulation) – zeigen in ein paar Krisenländern etwas Verbesserung, besonders Griechenland, Irland und Spanien. Allerdings werden die Arbeitslosenzahlen hoch bleiben und es gibt wenig oder gar keine positiven Prognosen im Hinblick auf Italien oder Frankreich.

In China wird die Kommunistische Partei Mitte November ihr drittes Plenum des 18. Zentralkomitees abhalten. Dritte Plenen zogen in der Vergangenheit immer große politische Veränderungen nach sich. In diesem Fall ist es wahrscheinlich, dass die chinesische Führung weitreichende Reformen vorschlagen wird, die auf dem „Plan 383“ basieren, der vor einiger Zeit von der Regierung verbreitet wurde und eine Reform der chinesischen Wirtschaft bis 2020 vorsieht. In einem kürzlichen „Data Flash“ gab die Deutsche Bank an, dass China seine Investmentbeschränkungen für private Anleger in Schlüsselbranchen lockern wird. China wird sich außerdem noch offener zeigen, indem es ausländischen Anlegern Zugang zu den meisten Dienstleistungsbranchen gewährt. Zusätzlich werden die staatlichen Unternehmen und Gemeinden direkten Zugriff auf die Aktien- und Anleihemärkte haben. Die Wirtschaft hat bereits begonnen, sich von einer Wirtschaft, die durch Investitionen in die Infrastruktur angetrieben wird, zu einer Wirtschaft, die von der Verbrauchernachfrage angetrieben wird, zu wandeln. Die Zukunftsaussichten dafür sind trotz der momentanen Schwäche viel besser – und das Zentralkomitee wird diese Entwicklung wohl unterstützen. Auf der anderen Seite ist es wahrscheinlich, dass viel mehr Privatbanken auf den Zug aufspringen werden, um die Gunst der Stunde zu nutzen. Corporate Governance hat in China noch nicht das Niveau erreicht, das man in anderen Ländern erhoffen oder erwarten würde, und diese Banken könnten leicht zu einer großen Verlustquelle werden. Daher sollte man sie tunlichst meiden.

In den Vereinigten Staaten von Amerika führen die Profit-Kundgebungen vieler großer Unternehmen zu positiven Überraschungen für Investoren. Folglich sind die Aktienpreise auf dem Markt insgesamt stark angestiegen. Aber nicht jedes Unternehmen kann mit höheren Gewinnen aufwarten; tatsächlich bleiben ein paar vollends auf der Strecke. Daher ist es weise, mit erfahrenen Fondsmanagern, die auf die Unterstützung kompetenter Forschungsabteilungen zählen können, zusammenzuarbeiten, um in die Unternehmen zu investieren, die das größte Gewinnpotenzial haben.

Der US-Aktienmarkt ist in den vergangenen 4 Jahren deutlich gewachsen, weshalb manche Kommentatoren zu bedenken geben, dass das Ende der Fahnenstange bald erreicht sein muss. In Wirklichkeit gibt es auf dem Markt durchaus noch Wachstumspotenzial, da die Profitabilität und das Wachstum von Unternehmen, kombiniert mit stark reduziertem Verschuldungsgrad und Inventar, zu höheren Aktienpreisen führt.

Viele konservative Investoren, sowohl institutionelle als auch private, sind der Meinung, dass ihr Geld als Einlage bei ihren Banken sicher ist. In Wirklichkeit aber schmelzen ihre Investitionen, da die Erlöse aus Regierungsschulden unter den Inflationssatz fallen. Die Frage ist nun, was, wenn keine Regierungsanleihen? Auf dem Markt mit festverzinslichen Papieren haben Unternehmensschulden von Unternehmen mit hohen Kreditratings so an Beliebtheit gewonnen, dass ihre Erträge ganz nah an das Niveau ihrer eigenen Regierungen herankommen. Hoch eingestufte Schwellenländer-Anleihen, obwohl keine Schulden in Lokalwährung, bringen höhere Erträge, gleichwohl es dort ein immerwährendes Kredit- und tatsächlich Marktrisiko gibt, wo es sich für Investoren schwierig gestalten könnte, die Wertpapiere bei umgekehrten Marktbedingungen zu verkaufen. Die besten Erträge erzielt man noch immer mit qualitativ guten Unternehmensaktien, während Gold, Kunst und Immobilien zu spekulativ, momentan sehr teuer und möglicherweise illiquide sind.

Sich wandelnde Märkte erfordern einen Wandel der traditionellen Denkweise und Investmentphilosophie. Die Investmententscheidungen, die getroffen werden, wenn man sich für eine Investition in Unternehmensaktien entscheidet, sind im Prinzip dieselben, wie wenn man in die Unternehmensschulden der gleichen Firma investiert. Allerdings sind die Erträge höher und ein Fondsmanager, der sein Handwerk versteht, kann die Erträge maximieren und gleichzeitig das Risiko minimieren.

Die Zeiten ändern sich, und damit auch die Methoden. Strategien, die früher funktionierten, führen jetzt möglicherweise zu Verlusten und das wird sich auch in den kommenden Jahren nicht ändern.

Die vergangene Performance ist keine Garantie für zukünftige Profitabilität.
John Townsend steht Kunden von Matz-Townsend Finanzplanung bei der Investment-Portfolio-Planung beratend zur Seite.
Er ist Fellow des Chartered Institute for Securities and Investment in London.
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Aus dem Englischen von Magdalena Adam